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Aus dem Bilanzbuch des zwanzigsten Jahrhunderts


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Rezension von

Thierry Elsen

Aus dem Bilanzbuch des zwanzigsten Jahrhunderts Das Linke Wort 2008 Anthologien sind im literarischen Betrieb nichts Außergewöhnliches. Sie sind sehr oft das Ergebnis einer Gemeinschaftslesung oder eines ähnlichen Projektes. Sie haben im Gegensatz zu einer Einzelpublikation den Vorteil, dass man/frau mehrere Stimmen zu ein und demselben Thema hören respektive Texte lesen kann. Ferner ist die Chance, eine Textsammlung einer breiteren Öffentlichkeit zu unterbreiten, da stets mehrere Autor/innen daran beteiligt sind, um Einiges größer als bei einem Soloprojekt. Lesereihen und kleine Literaturfestivals sind genauso wenig etwas Außergewöhnliches. Sie dienen dazu, Literatur live vor Publikum auszuprobieren oder zu „performen“ und geben den Autor/innen die singuläre Möglichkeit ihrer Literatur ein lebendes Gesicht zu verleihen und die Klappentextfotos lügen zu strafen. Die Lesereihe Das „Linke Wort“ am Wiener Volksstimmefest der KPÖ ist eine derartige Lesereihe. Und darüber hinaus eine Lesereihe mit Tradition. Seit dem Jahre 1975 findet die Veranstaltung im Wiener Prater an zwei Tagen um den 1. September herum statt. Jedes Jahr gibt es ein Thema, zu dem Beiträge geliefert werden. Ein Schwerpunkt liegt natürlich dabei auf (gesellschafts)politischen linken Themen, sei es Krieg, Faschismus, Arbeitswelt oder wie 2008 das Gedenkjahr mit den für das offizielle Österreich wichtigen Daten 1918, 1938, und 1968. Initiator des „Linken Worts“ war seinerzeit Ernst Wimmer, gefolgt von Arthur West und Helmut Rizy. Seit 2008 wird das „Linke Wort“ und die Herausgabe der Anthologie von Roman Gutsch und Christoph Kepplinger organisiert. Beide versuchen dieser Veranstaltung, die in den letzten Jahren doch etwas an Elan verlor, wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Nachdem es in den letzten Jahren keine Anthologie mehr gab, wurde dies 2008 wieder geändert. Eine weitere Änderung bestand darin, dass einer der beiden Tage von einer fixen Autor/innengruppe bestritten wurde. Der „Werkkreis Literatur und Arbeit“ gab somit eine Premiere beim „Linken Wort“ und gestaltete den ersten Veranstaltungstag mit vorwiegend frischen und jungen Texten von genauso frischen und jungen Autor/innen. Unter ihnen befand sich mit Christian Schreibmüller auch ein alter Bekannter aus Zeiten des autonomen Kulturzentrums GAsserGAsse. Allein die Änderung einen Lesetag durch eine Autor/innengruppe gestalten zu lassen, verdeutlicht das Ansinnen von Gutsch und Kepplinger neue Autor/innen und ein neues Publikum für das „Linke Wort“ zu begeistern. Die Anthologie „Aus dem Bilanzbuch des zwanzigsten Jahrhunderts“ ist als Anthologie daher auch so „bunt“ wie die Autor/innen, die Beiträge dazu lieferten. Traditionell war die Anthologie ein wichtiges Vehikel den Geist des „Linken Wortes“ zu dokumentieren und die Texte zu verbreiten. Ein formales Korsett gab und gibt es nicht. Es wechseln Lyrik mit Prosa oder Szenischem. Alteingesessene Autoren wie Rolf Schwendter und Gerhard Ruiss mischen sich mit einer neuen Generation (u.a. Fritz Babe oder Yasmine Hafedh). Alle Texte stehen gleichberechtigt nebeneinander. Sie beziehen sich entweder direkt auf das vorgegeben Thema und wurden sogar teilweise speziell für die Lesung und die Anthologie verfasst. So nennt Simone Schönett ihren Beitrag ohne Umschweife „Aus dem Bilanzbuch des zwanzigsten Jahrhunderts.“ und auch Gerhard Ruiss\' Gedichte wurden so ausgewählt, dass sie dem Thema entsprechen. Andere Beiträge, wiederum, umschiffen das gemeinsame Thema elegant, ohne deplatziert zu wirken. So befindet sich eine Art Hommage an Franz Kafka (verfasst von Anton Mantler) oder eine „Botschaft an Helmut Zenker“ (von Karin Jahn) in ein und demselben Band. Auch das macht die Lektüre dieser Anthologie so kurzweilig. Von dem etwas sperrigen Titel „Aus dem Bilanzbuch des zwanzigsten Jahrhunderts“ dürfen sich die geneigten Leser/innen eher herausgefordert, denn abgeschreckt fühlen. Last but not least ist die Anthologie ein starkes Zeichen dafür, dass politisch-linke und alternative Literatur noch immer möglich ist und gerade im großkoalitionär-harmoniesüchtigen Österreich mehr denn je ihre Berechtigung haben soll. Die Anthologie enthält Beiträge von Ruth Aspöck, Manfred Bauer, Lidio Mosca Bustamante, Manfred Chobot, Peter Clar, Judith Gruber-Rizy, Eva Jancak, Axel Karner, Güni Noggler, Helmut Rizy, Gerhard Ruiss, Stefan Schmitzer, Simone Schönett, Richard Schuberth, Rolf Schwendter, Benjamin Turecek und den AutorInnen des Werkkreises der Literatur der Arbeitswelt (Gerald Grassl, Yasmine Hafedh, Eugen Bartmer, Karin Jahn, Stephan Eibel Erzberg, Toni Mantler, Fritz Babe, Werner Lang und Christian Schreibmüller).

Das Linke Wort 2008

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Anthologien sind im literarischen Betrieb nichts Außergewöhnliches. Sie sind sehr oft das Ergebnis einer Gemeinschaftslesung oder eines ähnlichen Projektes. Sie haben im Gegensatz zu einer Einzelpublikation den Vorteil, dass man/frau mehrere Stimmen zu ein und demselben Thema hören respektive Texte lesen kann. Ferner ist die Chance, eine Textsammlung einer breiteren Öffentlichkeit zu unterbreiten, da stets mehrere Autor/innen daran beteiligt sind, um Einiges größer als bei einem Soloprojekt.

Lesereihen und kleine Literaturfestivals sind genauso wenig etwas Außergewöhnliches. Sie dienen dazu, Literatur live vor Publikum auszuprobieren oder zu „performen“ und geben den Autor/innen die singuläre Möglichkeit ihrer Literatur ein lebendes Gesicht zu verleihen und die Klappentextfotos lügen zu strafen.

Die Lesereihe

Das „Linke Wort“ am Wiener Volksstimmefest der KPÖ ist eine derartige Lesereihe. Und darüber hinaus eine Lesereihe mit Tradition. Seit dem Jahre 1975 findet die Veranstaltung im Wiener Prater an zwei Tagen um den 1. September herum statt. Jedes Jahr gibt es ein Thema, zu dem Beiträge geliefert werden. Ein Schwerpunkt liegt natürlich dabei auf (gesellschafts)politischen linken Themen, sei es Krieg, Faschismus, Arbeitswelt oder wie 2008 das Gedenkjahr mit den für das offizielle Österreich wichtigen Daten 1918, 1938, und 1968. Initiator des „Linken Worts“ war seinerzeit Ernst Wimmer, gefolgt von Arthur West und Helmut Rizy. Seit 2008 wird das „Linke Wort“ und die Herausgabe der Anthologie von Roman Gutsch und Christoph Kepplinger organisiert. Beide versuchen dieser Veranstaltung, die in den letzten Jahren doch etwas an Elan verlor, wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Nachdem es in den letzten Jahren keine Anthologie mehr gab, wurde dies 2008 wieder geändert. Eine weitere Änderung bestand darin, dass einer der beiden Tage von einer fixen Autor/innengruppe bestritten wurde. Der „Werkkreis Literatur und Arbeit“ gab somit eine Premiere beim „Linken Wort“ und gestaltete den ersten Veranstaltungstag mit vorwiegend frischen und jungen Texten von genauso frischen und jungen Autor/innen. Unter ihnen befand sich mit Christian Schreibmüller auch ein alter Bekannter aus Zeiten des autonomen Kulturzentrums GAsserGAsse. Allein die Änderung einen Lesetag durch eine Autor/innengruppe gestalten zu lassen, verdeutlicht das Ansinnen von Gutsch und Kepplinger neue Autor/innen und ein neues Publikum für das „Linke Wort“ zu begeistern.

Die Anthologie

„Aus dem Bilanzbuch des zwanzigsten Jahrhunderts“ ist als Anthologie daher auch so „bunt“ wie die Autor/innen, die Beiträge dazu lieferten. Traditionell war die Anthologie ein wichtiges Vehikel den Geist des „Linken Wortes“ zu dokumentieren und die Texte zu verbreiten. Ein formales Korsett gab und gibt es nicht. Es wechseln Lyrik mit Prosa oder Szenischem. Alteingesessene Autoren wie Rolf Schwendter und Gerhard Ruiss mischen sich mit einer neuen Generation (u.a. Fritz Babe oder Yasmine Hafedh). Alle Texte stehen gleichberechtigt nebeneinander. Sie beziehen sich entweder direkt auf das vorgegeben Thema und wurden sogar teilweise speziell für die Lesung und die Anthologie verfasst. So nennt Simone Schönett ihren Beitrag ohne Umschweife „Aus dem Bilanzbuch des zwanzigsten Jahrhunderts.“ und auch Gerhard Ruiss\' Gedichte wurden so ausgewählt, dass sie dem Thema entsprechen. Andere Beiträge, wiederum, umschiffen das gemeinsame Thema elegant, ohne deplatziert zu wirken. So befindet sich eine Art Hommage an Franz Kafka (verfasst von Anton Mantler) oder eine „Botschaft an Helmut Zenker“ (von Karin Jahn) in ein und demselben Band. Auch das macht die Lektüre dieser Anthologie so kurzweilig. Von dem etwas sperrigen Titel „Aus dem Bilanzbuch des zwanzigsten Jahrhunderts“ dürfen sich die geneigten Leser/innen eher herausgefordert, denn abgeschreckt fühlen. Last but not least ist die Anthologie ein starkes Zeichen dafür, dass politisch-linke und alternative Literatur noch immer möglich ist und gerade im großkoalitionär-harmoniesüchtigen Österreich mehr denn je ihre Berechtigung haben soll.

Die Anthologie enthält Beiträge von Ruth Aspöck, Manfred Bauer, Lidio Mosca Bustamante, Manfred Chobot, Peter Clar, Judith Gruber-Rizy, Eva Jancak, Axel Karner, Güni Noggler, Helmut Rizy, Gerhard Ruiss, Stefan Schmitzer, Simone Schönett, Richard Schuberth, Rolf Schwendter, Benjamin Turecek und den AutorInnen des Werkkreises der Literatur der Arbeitswelt (Gerald Grassl, Yasmine Hafedh, Eugen Bartmer, Karin Jahn, Stephan Eibel Erzberg, Toni Mantler, Fritz Babe, Werner Lang und Christian Schreibmüller).

geschrieben am 24.01.2009 | 650 Wörter | 3954 Zeichen

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