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Pure Anarchie


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Thierry Elsen

Pure Anarchie Nun sind es doch einige Jahre her, dass mir das orangenfarbene Bändchen mit dem schönen Titel „Pure Anarchie“ in meine bücherheischenden Finger fiel. Ich bin mir heute nicht mehr sicher, ob es der Name des Paradeneurotikers Woody Allen, der mittlerweile zu seinem eigenen intellektuellen Denkmal wurde, oder der anregende Titel des Buches waren, die mich zu einem Kauf des Kurzgeschichtenbandes ermunterte. Oder war es die Verheißung kurzweiliger Unterhaltung durch gute Kurzgeschichten, ein Genre in dem es Autor*innen amerikanischer Zunge wie Dorothy Parker oder Raymond Carver zur Exzellenz brachten? Es ist allgemein anerkannt, dass Woody Allen als Veteran des Filmbusiness und der Literatur durchaus für Qualität und einen hohen Unterhaltungswert bürgt. Allen publizierte immer wieder seine Storys über die letzten Jahrzehnte in der angesehenen Zeitschrift „New Yorker“. 10 von den 18 Storys waren also schon veröffentlicht. Vorweg kann gesagt werden, dass die „G\'schichterln“, die der Meister aus Manhatten den Leser*innen widmet, durchaus mit dem Prädikat:“unterhaltsam“ versehen werden können – zumindest für Menschen, die auf Kalauer und Konsorten stehen. Denn Woody Allen ist um keinen Kalauer verlegen. Würde Karl May Pate stehen, der Autor hätte seinen Storyband wahrscheinlich „Auf durchs wilde Absurdistan“ getauft – und so verwundert es nicht, dass eine der Geschichten „Also aß Zarathustra“ und eine andere „Vorsicht, Mogulpackung“ heißen. Hier scheint der Übersetzer Malte Krutzsch ganze Arbeit geleistet zu haben, denn Sie können sich vorstellen, dass die Übersetzung von Wortwitz und Kalauer nicht gerade die einfachste Aufgabe ist. Neben dem Kalauer, der auf fast jeder Seite des Buches zu finden ist, besteht einer seiner „Schmähs“ in der Komposition von Dingen, die einfach nicht zusammen passen. Ich sage nur: Reinigungsdame, die unentgeltlich weiter arbeitet und vorher als Pferdeflüsterin ihren Lebensunterhalt bestritt, bis eines der Pferde zurück flüsterte. Und Schmäh ist auch das absolut richtige Stichwort. Das Buch weist einen zweimaligen Österreichbezug auf. Zum einen in der Form von B. J. Sgmnd (kein Tippfehler) einem „armen Österreicher, der bei einem Bootsunglück sämtliche Vokale seines Namens verloren hatte“ und für den zweifelsohne der Vorname „Sigmund“ - und somit der Mann aus der Berggasse Pate stand. Zum anderen schickt Allen eine Geschichte ins Rennen, die den wunderbaren Namen „Singt, ihr Sachertorten“ trägt. Diese Geschichte dreht um den Versuch eines glücksritternden Produzenten ein Musical, das Leben und Lieben von Alma Mahler-Werfel wenig geschichtstreu als Musical auf die Bühne bringen möchte. Ob sich der Autor hier doch ein wenig bei Joshua Sobols und Paulus Mankers „Alma – A Show Biz ans Ende.“ inspirierte? Der österreichische Germanist Wendeln Schmidt-Dengler bezeichnete einst das mittlerweile angestaubte „enfant terrible“ der österreichischen Literatur Thomas Bernhard als einen „Übertreibungskünstler“. Dieses Prädikat verdient sich Woody Allen zweifelsohne auf die ihm besondere Weise, wenn auch in ganz anderer Weise und mit einer ganz anderen Technik. Allein der Titel ist schon eine pure Übertreibung. Das Buch hat mit Anarchie so gut wie gar nichts zu tun. Alltägliche Mücken werden zu Elefanten aufgeblasen, Absonderlichkeiten, Verballhornungen und Absurditäten wie die Perlen einer Kette lose aufgefädelt und das Ganze ergibt ein Potpourri, über das sich die Geister scheiden. Parodistischen Wert hat dieser Cocktail allemal. Woody zeigt die Chauvinismen des Kunst, - und Filmbetriebs und zeigt, dass der kleine Gott von Manhatten nur der schnöde Mammon ist, dem die meisten seiner Protagonisten hinterherhecheln. Ich bin mit nicht sicher ob Herr Allen bei diesem Buch zur Hochform auflief. Ein guter Einstieg in sein Oeuvre ist es allemal.

Nun sind es doch einige Jahre her, dass mir das orangenfarbene Bändchen mit dem schönen Titel „Pure Anarchie“ in meine bücherheischenden Finger fiel. Ich bin mir heute nicht mehr sicher, ob es der Name des Paradeneurotikers Woody Allen, der mittlerweile zu seinem eigenen intellektuellen Denkmal wurde, oder der anregende Titel des Buches waren, die mich zu einem Kauf des Kurzgeschichtenbandes ermunterte. Oder war es die Verheißung kurzweiliger Unterhaltung durch gute Kurzgeschichten, ein Genre in dem es Autor*innen amerikanischer Zunge wie Dorothy Parker oder Raymond Carver zur Exzellenz brachten?

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Es ist allgemein anerkannt, dass Woody Allen als Veteran des Filmbusiness und der Literatur durchaus für Qualität und einen hohen Unterhaltungswert bürgt. Allen publizierte immer wieder seine Storys über die letzten Jahrzehnte in der angesehenen Zeitschrift „New Yorker“. 10 von den 18 Storys waren also schon veröffentlicht. Vorweg kann gesagt werden, dass die „G\'schichterln“, die der Meister aus Manhatten den Leser*innen widmet, durchaus mit dem Prädikat:“unterhaltsam“ versehen werden können – zumindest für Menschen, die auf Kalauer und Konsorten stehen. Denn Woody Allen ist um keinen Kalauer verlegen. Würde Karl May Pate stehen, der Autor hätte seinen Storyband wahrscheinlich „Auf durchs wilde Absurdistan“ getauft – und so verwundert es nicht, dass eine der Geschichten „Also aß Zarathustra“ und eine andere „Vorsicht, Mogulpackung“ heißen. Hier scheint der Übersetzer Malte Krutzsch ganze Arbeit geleistet zu haben, denn Sie können sich vorstellen, dass die Übersetzung von Wortwitz und Kalauer nicht gerade die einfachste Aufgabe ist. Neben dem Kalauer, der auf fast jeder Seite des Buches zu finden ist, besteht einer seiner „Schmähs“ in der Komposition von Dingen, die einfach nicht zusammen passen. Ich sage nur: Reinigungsdame, die unentgeltlich weiter arbeitet und vorher als Pferdeflüsterin ihren Lebensunterhalt bestritt, bis eines der Pferde zurück flüsterte. Und Schmäh ist auch das absolut richtige Stichwort. Das Buch weist einen zweimaligen Österreichbezug auf. Zum einen in der Form von B. J. Sgmnd (kein Tippfehler) einem „armen Österreicher, der bei einem Bootsunglück sämtliche Vokale seines Namens verloren hatte“ und für den zweifelsohne der Vorname „Sigmund“ - und somit der Mann aus der Berggasse Pate stand. Zum anderen schickt Allen eine Geschichte ins Rennen, die den wunderbaren Namen „Singt, ihr Sachertorten“ trägt. Diese Geschichte dreht um den Versuch eines glücksritternden Produzenten ein Musical, das Leben und Lieben von Alma Mahler-Werfel wenig geschichtstreu als Musical auf die Bühne bringen möchte. Ob sich der Autor hier doch ein wenig bei Joshua Sobols und Paulus Mankers „Alma – A Show Biz ans Ende.“ inspirierte?

Der österreichische Germanist Wendeln Schmidt-Dengler bezeichnete einst das mittlerweile angestaubte „enfant terrible“ der österreichischen Literatur Thomas Bernhard als einen „Übertreibungskünstler“. Dieses Prädikat verdient sich Woody Allen zweifelsohne auf die ihm besondere Weise, wenn auch in ganz anderer Weise und mit einer ganz anderen Technik. Allein der Titel ist schon eine pure Übertreibung. Das Buch hat mit Anarchie so gut wie gar nichts zu tun. Alltägliche Mücken werden zu Elefanten aufgeblasen, Absonderlichkeiten, Verballhornungen und Absurditäten wie die Perlen einer Kette lose aufgefädelt und das Ganze ergibt ein Potpourri, über das sich die Geister scheiden. Parodistischen Wert hat dieser Cocktail allemal. Woody zeigt die Chauvinismen des Kunst, - und Filmbetriebs und zeigt, dass der kleine Gott von Manhatten nur der schnöde Mammon ist, dem die meisten seiner Protagonisten hinterherhecheln. Ich bin mit nicht sicher ob Herr Allen bei diesem Buch zur Hochform auflief. Ein guter Einstieg in sein Oeuvre ist es allemal.

geschrieben am 16.04.2011 | 556 Wörter | 3259 Zeichen

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