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Libri Mortis: Flüsternde Schatten


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Informationen zum Buch
  ISBN
  Autor
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Martina Meier

Libri Mortis: Flüsternde Schatten Spannung in Reinkultur, Gänsehautfeeling – mit diesen wenigen Worten lässt sich wahrscheinlich das Buch „Libri Mortis: Flüsternde Schatten“ von Peter Schwindt am besten charakterisieren und umschreiben. Für schwache Nerven, das sei an dieser Stelle vorab schon einmal angemerkt, aber ist dieses hervorragende Buch nicht geeignet, denn es verlangt von seinen jungen Lesern ab 14 Jahren schon einiges ab. Dabei beginnt die Erzählung zunächst einmal ganz harmlos, denn Rosalies 16. Geburtstag steht an. Das ist eigentlich ein Grund zum Feiern, doch dieser ganz besondere Ehrentag des Mädchens ist für sie auch immer mit schmerzlichen Erinnerungen verbunden. Am Tag ihrer Geburt vor 16 Jahren fiel Rosalies Mutter in ein Koma, das bis heute andauert. Inzwischen ist sie ein mehr als bemitleidenswertes Geschöpf, das regungs- und anteilslos in einem Krankenhauszimmer vegetiert, von der Außenwelt abgeschirmt und fast vergessen. Nur Rosalies Vater und die Mutter der Kranken sowie die Tochter selbst besuchen sie regelmäßig. Rosalie lebt mit ihren Vater, einem viel beschäftigten Psychologen, alleine in einer großen Pariser Wohnung. Vater und Großmutter sind zerstritten, weil sie sich über das Schicksal von Rosalies Mutter nicht einigen können. Während der Ehemann am Zustand seiner Frau nicht rütteln möchte, lässt ihre Mutter per Gerichtsentscheid das Abschalten der vermeintlich lebenserhaltenden Geräte durchsetzen. Sie möchte nach diesem jahrelangen Martyrium, den eigenen Tod durch eine Krebserkrankung vor Augen, der Tochter das Leid verkürzen und auch ihr endlich das Sterben ermöglichen. Denn der Tod ist in den Augen der Mutter humaner als dieses langsame Sterben der Tochter. Das ist die Rahmenhandlung, die sich für jeden Leser nachvollziehbar in Paris abspielt. Über der Erde. Aber das ist nicht die Handlung, die das Buch tatsächlich ausmacht. Denn diese spielt sich in ganz anderen Gefilden ab: Im Untergrund der Weltstadt Paris, die seit Jahrhunderten untergraben ist von Tunneln und Gängen – den unterirdischen Katakomben, die schon dem „Phantom der Oper“ in Andrew Lloyd Webbers Musical Heimat geworden waren. Genau in diese andere Welt zieht es nämlich das Mädchen Rosalie. Kaum hat sie das 16. Lebensjahr vollendet, da ändert sich ihr Leben schlagartig, denn sie beginnt Figuren zu sehen, die außer ihr niemand sehen kann, sie beginnt Stimmen zu hören, die außer ihr niemand hören kann. Aus den Erzählungen der Großmutter und ihres Vaters weiß Rosalie, dass auch ihre Mutter mit diesen besonderen Gaben „gesegnet“ ist. Rosalie beginnt an ihren eigenen Verstand zu zweifeln. Sollte sie das gleiche Schicksal erleiden wie einstmals ihre Mutter, die irgendein ungeklärtes Geheimnis mit sich herumträgt? Doch Rosalie kann sich nicht wehren. Mehr und mehr erliegt sie ihren fantastischen Eingebungen und muss ihnen einfach auf den Grund gehen. Dabei hat sie nur einen Vertrauten: ihren Freund Ambrose. Der aber hat wenig Verständnis für das Ansinnen der jungen Frau, die Pariser Katakomben erforschen zu wollen, und versucht immer wieder, sie davon abzuhalten. Vergeblich! Denn das gelingt dem jungen Mann nicht. Zu sehr ist Rosalie von der Idee besessen, dort unten Erklärungen für ihre eigenen Fantasien zu finden. Und sie ist fest davon überzeugt, dass sie dort, in der geheimnisvollen Unterwelt, auch mehr über das Schicksal ihrer Mutter erfahren wird. Bei ihrer Suche nach Informationen über die Katakomben und jene Menschen, Kataphile genannt, die sich magisch von ihnen angezogen fühlen, lernt Rosalie Quentin Pylart kennen, einen Mann in den besten Jahren, der als Kenner des Pariser Untergrunds gilt und Kontakt zu den einflussreichsten Männern und Frauen des Landes hat. Bei einer Party, zu der Pylart das 16-jährige Mädchen einlädt, entdeckt Rosalie in der Bibliothek des Mannes Bücher mit zweifelhaftem Inhalt über bekannte Persönlichkeiten und schnell wird dem Mädchen klar: Pylart verdient sein Geld mit Erpressung. Dann aber fällt Rosalie das Buch des alten Hausmeisters ihrer Schule in die Hände. Dieser Mann verschwand vor 16 Jahren wie vom Erdboden und wurde seitdem von keinem Menschen mehr gesehen. Mit einer Ausnahme: Er war die Person, die Rosalie schon mehrfach wahrgenommen hatte – ohne dass ein anderer ihn hatte sehen können. Das Dossier über den Hausmeister nimmt das Mädchen an sich - und auch mit nach Hause. Bei der Lektüre aber geschehen unheimliche Dinge: Plötzlich lebt Rosalie das Leben dieses Mannes, empfindet seine Gefühle, denkt seine Gedanken – und weiß plötzlich, wo sie ihn suchen muss: In den Pariser Katakomben. Es beginnt eine Reise in die Unterwelt, die Rosalie nie mehr vergessen wird. Schwindts „Libri Mortis“, Bücher des Todes, sind sicher mit das Beste, was die deutschen Kinder- und Jugendbuchverlage im Jahr 2006 auf den Markt gebracht haben. Knisternde Spannung von der ersten bis zur letzten Zeile, ein Geheimnis, das gelüftet werden möchte und die ganze Erzählung hindurch schwirrend in der Luft liegt, eine Unterwelt, die dem Leser unbekannt ist und doch existiert und die er sich nach und nach gemeinsam mit der Protagonistin erobert! Was möchte man mehr? Inhaltliche Tiefe? Auch das bieten die „Flüsternden Schatten“ mit der lebendigen Diskussion um die Sterbehilfe für Rosalies Mutter. Kann man einem Menschen solch ein Leid, wie sie es ertragen muss, über Jahrzehnte hinweg zumuten? Was ist in diesem Fall human? Die Einstellung des Ehemannes, der die geliebte Frau am Leben erhalten möchte? Die Einstellung der Mutter, die das Leid der Tochter nicht mehr ertragen kann? Argumente beider Seiten werden aufgearbeitet, ohne dass die Diskussion um das Thema Sterbehilfe je oberflächlich wirkt. Hier spürt man, dass sich der Autor Peter Schwindt tiefgreifende Gedanken zu einem Thema gemacht hat, das Menschen weltweit immer und immer wieder bewegt, wie unlängst ein Fall in Italien wieder einmal bewiesen hat. In Schwindts Roman ist es Rosalie, die schließlich über das Schicksal ihrer Mutter entscheidet – und damit unwillkürlich auch die Verantwortung für deren Leben übernimmt. Wird sich nun das Verhältnis der jungen Frau zu ihrer Mutter wandeln, das bislang eher distanziert war, da Rosalie sie ja nie als „lebende“ Person kennen gelernt hat? Denn nach dem Abstellen der Geräte passiert das Unglaubliche: Rosalies Mutter atmet selbständig weiter. Das Buch endet so geheimnisvoll wie es beginnt, und lässt viele Fragen unbeantwortet. Deshalb ist es natürlich toll, dass die Libri Mortis-Reihe dreibändig angelegt wurde. Sicherlich darf man nun auf den zweiten Teil gespannt sein, der mit dem Frühjahrsprogramm 2007 des Loewe-Verlages erscheint. Wenn dieses zweite Buch die Spannung des ersten halten kann und sich auch der dritte Band als ebenbürtig erweist, dann hat Schwindt sicherlich einen Platz unter den besten Kinder- und Jugendbuchautoren Deutschlands verdient!

Spannung in Reinkultur, Gänsehautfeeling – mit diesen wenigen Worten lässt sich wahrscheinlich das Buch „Libri Mortis: Flüsternde Schatten“ von Peter Schwindt am besten charakterisieren und umschreiben. Für schwache Nerven, das sei an dieser Stelle vorab schon einmal angemerkt, aber ist dieses hervorragende Buch nicht geeignet, denn es verlangt von seinen jungen Lesern ab 14 Jahren schon einiges ab.

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Dabei beginnt die Erzählung zunächst einmal ganz harmlos, denn Rosalies 16. Geburtstag steht an. Das ist eigentlich ein Grund zum Feiern, doch dieser ganz besondere Ehrentag des Mädchens ist für sie auch immer mit schmerzlichen Erinnerungen verbunden. Am Tag ihrer Geburt vor 16 Jahren fiel Rosalies Mutter in ein Koma, das bis heute andauert. Inzwischen ist sie ein mehr als bemitleidenswertes Geschöpf, das regungs- und anteilslos in einem Krankenhauszimmer vegetiert, von der Außenwelt abgeschirmt und fast vergessen. Nur Rosalies Vater und die Mutter der Kranken sowie die Tochter selbst besuchen sie regelmäßig.

Rosalie lebt mit ihren Vater, einem viel beschäftigten Psychologen, alleine in einer großen Pariser Wohnung. Vater und Großmutter sind zerstritten, weil sie sich über das Schicksal von Rosalies Mutter nicht einigen können. Während der Ehemann am Zustand seiner Frau nicht rütteln möchte, lässt ihre Mutter per Gerichtsentscheid das Abschalten der vermeintlich lebenserhaltenden Geräte durchsetzen. Sie möchte nach diesem jahrelangen Martyrium, den eigenen Tod durch eine Krebserkrankung vor Augen, der Tochter das Leid verkürzen und auch ihr endlich das Sterben ermöglichen. Denn der Tod ist in den Augen der Mutter humaner als dieses langsame Sterben der Tochter.

Das ist die Rahmenhandlung, die sich für jeden Leser nachvollziehbar in Paris abspielt. Über der Erde. Aber das ist nicht die Handlung, die das Buch tatsächlich ausmacht. Denn diese spielt sich in ganz anderen Gefilden ab: Im Untergrund der Weltstadt Paris, die seit Jahrhunderten untergraben ist von Tunneln und Gängen – den unterirdischen Katakomben, die schon dem „Phantom der Oper“ in Andrew Lloyd Webbers Musical Heimat geworden waren. Genau in diese andere Welt zieht es nämlich das Mädchen Rosalie.

Kaum hat sie das 16. Lebensjahr vollendet, da ändert sich ihr Leben schlagartig, denn sie beginnt Figuren zu sehen, die außer ihr niemand sehen kann, sie beginnt Stimmen zu hören, die außer ihr niemand hören kann. Aus den Erzählungen der Großmutter und ihres Vaters weiß Rosalie, dass auch ihre Mutter mit diesen besonderen Gaben „gesegnet“ ist. Rosalie beginnt an ihren eigenen Verstand zu zweifeln. Sollte sie das gleiche Schicksal erleiden wie einstmals ihre Mutter, die irgendein ungeklärtes Geheimnis mit sich herumträgt?

Doch Rosalie kann sich nicht wehren. Mehr und mehr erliegt sie ihren fantastischen Eingebungen und muss ihnen einfach auf den Grund gehen. Dabei hat sie nur einen Vertrauten: ihren Freund Ambrose. Der aber hat wenig Verständnis für das Ansinnen der jungen Frau, die Pariser Katakomben erforschen zu wollen, und versucht immer wieder, sie davon abzuhalten. Vergeblich! Denn das gelingt dem jungen Mann nicht. Zu sehr ist Rosalie von der Idee besessen, dort unten Erklärungen für ihre eigenen Fantasien zu finden. Und sie ist fest davon überzeugt, dass sie dort, in der geheimnisvollen Unterwelt, auch mehr über das Schicksal ihrer Mutter erfahren wird.

Bei ihrer Suche nach Informationen über die Katakomben und jene Menschen, Kataphile genannt, die sich magisch von ihnen angezogen fühlen, lernt Rosalie Quentin Pylart kennen, einen Mann in den besten Jahren, der als Kenner des Pariser Untergrunds gilt und Kontakt zu den einflussreichsten Männern und Frauen des Landes hat. Bei einer Party, zu der Pylart das 16-jährige Mädchen einlädt, entdeckt Rosalie in der Bibliothek des Mannes Bücher mit zweifelhaftem Inhalt über bekannte Persönlichkeiten und schnell wird dem Mädchen klar: Pylart verdient sein Geld mit Erpressung.

Dann aber fällt Rosalie das Buch des alten Hausmeisters ihrer Schule in die Hände. Dieser Mann verschwand vor 16 Jahren wie vom Erdboden und wurde seitdem von keinem Menschen mehr gesehen. Mit einer Ausnahme: Er war die Person, die Rosalie schon mehrfach wahrgenommen hatte – ohne dass ein anderer ihn hatte sehen können. Das Dossier über den Hausmeister nimmt das Mädchen an sich - und auch mit nach Hause. Bei der Lektüre aber geschehen unheimliche Dinge: Plötzlich lebt Rosalie das Leben dieses Mannes, empfindet seine Gefühle, denkt seine Gedanken – und weiß plötzlich, wo sie ihn suchen muss: In den Pariser Katakomben. Es beginnt eine Reise in die Unterwelt, die Rosalie nie mehr vergessen wird.

Schwindts „Libri Mortis“, Bücher des Todes, sind sicher mit das Beste, was die deutschen Kinder- und Jugendbuchverlage im Jahr 2006 auf den Markt gebracht haben. Knisternde Spannung von der ersten bis zur letzten Zeile, ein Geheimnis, das gelüftet werden möchte und die ganze Erzählung hindurch schwirrend in der Luft liegt, eine Unterwelt, die dem Leser unbekannt ist und doch existiert und die er sich nach und nach gemeinsam mit der Protagonistin erobert! Was möchte man mehr?

Inhaltliche Tiefe? Auch das bieten die „Flüsternden Schatten“ mit der lebendigen Diskussion um die Sterbehilfe für Rosalies Mutter. Kann man einem Menschen solch ein Leid, wie sie es ertragen muss, über Jahrzehnte hinweg zumuten? Was ist in diesem Fall human? Die Einstellung des Ehemannes, der die geliebte Frau am Leben erhalten möchte? Die Einstellung der Mutter, die das Leid der Tochter nicht mehr ertragen kann?

Argumente beider Seiten werden aufgearbeitet, ohne dass die Diskussion um das Thema Sterbehilfe je oberflächlich wirkt. Hier spürt man, dass sich der Autor Peter Schwindt tiefgreifende Gedanken zu einem Thema gemacht hat, das Menschen weltweit immer und immer wieder bewegt, wie unlängst ein Fall in Italien wieder einmal bewiesen hat. In Schwindts Roman ist es Rosalie, die schließlich über das Schicksal ihrer Mutter entscheidet – und damit unwillkürlich auch die Verantwortung für deren Leben übernimmt. Wird sich nun das Verhältnis der jungen Frau zu ihrer Mutter wandeln, das bislang eher distanziert war, da Rosalie sie ja nie als „lebende“ Person kennen gelernt hat? Denn nach dem Abstellen der Geräte passiert das Unglaubliche: Rosalies Mutter atmet selbständig weiter.

Das Buch endet so geheimnisvoll wie es beginnt, und lässt viele Fragen unbeantwortet. Deshalb ist es natürlich toll, dass die Libri Mortis-Reihe dreibändig angelegt wurde. Sicherlich darf man nun auf den zweiten Teil gespannt sein, der mit dem Frühjahrsprogramm 2007 des Loewe-Verlages erscheint. Wenn dieses zweite Buch die Spannung des ersten halten kann und sich auch der dritte Band als ebenbürtig erweist, dann hat Schwindt sicherlich einen Platz unter den besten Kinder- und Jugendbuchautoren Deutschlands verdient!

geschrieben am 15.01.2007 | 1041 Wörter | 5801 Zeichen

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