Navigation

Seiten der Rubrik "Bücher"


Google Anzeigen

Anzeigen

Bücher

Reflexionslogische Semiotik


Statistiken
  • 3460 Aufrufe

Informationen zum Buch
  ISBN
  Autor
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Daniel Bigalke

Reflexionslogische Semiotik Auch Semiotik und Literaturwissenschaft sind mit dem Problem beschäftigt, Theorien zur Erklärung von Prozessen und zur Entstehung von Neuem zu entwickeln. Das klassische dualistische Erkenntnismodell hat sich in dieser Hinsicht als unzulänglich erwiesen. Nina Ort entwickelt nun einen Vorschlag, dieses um ein umfassenderes dreiwertiges Modell zu ergänzen, das eine angemessenere Darstellung von Prozessualität erlaube. Sie entfaltet dieses durch die nicht einfach zu absolvierende Kombination der „nicht-aristotelischen Logik“ von Gotthard Günther mit der Semiotik von Charles S. Peirce zu einer reflexionslogischen Semiotik. Mit diesem Entwurf einer reflexionslogischen Semiotik im Ausgang von Günther und Peirce wird eine Methode angeboten, die auf die verwickelte erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Situation in den Geisteswissenschaften insgesamt reagiert. Zum einen wird mit ihr ein System entwickelt, das auf einem formal geschlossenen, nicht-klassischen Erkenntnismodell basiert. Zum anderen ist damit ein Modell entstanden, mit dem die Prozessualität und Operationalität der Peirceschen Semiotik nicht nur konstatiert, sondern zugegebenermaßen logisch begründet wird. Diese reflexionslogische Semiotik möchte deshalb die seit langem drängenden Fragen nach der Modellierung prozessualer, evoluierender und lebendiger Systeme beantworten. In einem literaturanalytischen Teil wird sogar an ausgewählten Texten Kafkas nachgewiesen, daß hier Erzählstrategien entwickelt werden, die aus einer klassischen Perspektive nur als diffus, unerklärbar oder paradox bezeichnet werden können. Erst eine reflexionslogische Interpretation könne zeigen, daß und wie es in „Josefine“, „Die Sängerin“ oder das „Volk der Mäuse“ und im „Urteil“ um die Kreation von etwas jenseits der klassischen Realitätsthematiken von Sein und Reflexion geht. Daß es die Autorin fertigbringt, ihr Thema ohne Erwähnung der bisher zweibändigen „Reflexionstheoretischen Semiotik. Teil 1 Handlungstheorie" (Bouvier, Bonn, 1980) sowie „Reflexionstheoretische Semiotik. Teil 2 Sprachtheorie“ (Bouvier, Bonn, 1981) von Johannes Heinrichs abzuhandeln, ist schon eine beachtliche und erstaunliche Leistung! Vor allen Dingen ist die Semiotik Teil 1 soeben sogar neu bearbeitet erschienen als „Handlungen" (Steno, München, 2007) und wurde bei webcritics.de ausgiebig rezensiert. Diese Leistung praktizierter – ob bewußter oder unbewußter - Ignoranz wird ermöglicht durch die derzeitige Lage des so genannten Diskurses in Deutschland, die Heinrichs in seinem offenen Brief an Jürgen Habermas in „Handlungen" detailliert anprangert. Für eine nähere inhaltliche Würdigung sollte sich Heinrichs, trotz seiner Nicht-Existenz für die Autorin, vielleicht nicht zu schade sein. Er ist Kenner von Gotthard Günther und hat ihn noch persönlich kennengelernt. Davon zeugt das bei webcritics.de besprochene und Günther gewidmete Buch „Logik des Sozialen“ (Steno, München, 2005). Es ist eine Neubearbeitung von „Reflexion als soziales System" (Bouvier, Bonn, 1976). Auch mit Peirce hat Heinrichs sich recht ausführlich befaßt, wenngleich in kritischerer Form als mit Günther: Dazu sei dringend das Kapitel „Kritik der Triaden" in seinem bei webcritics.de bereits besprochenen Kant-Buch „Die Logik der Vernunftkritik" (UTB, Tübingen, 1986) empfohlen, welches neu bearbeitet als „Das Geheimnis der Kategorienlehre" (Maas, Berlin, 2004) erschien. Man darf also gespannt sein, ob und wie der für Nina Ort Nicht-Existente zu diesem erstaunlichen Produkt des Ignorierens sachlich näher Stellung nimmt. Aller weiteren Stellungnahme vorweg muß man wohl erst einmal feststellen, daß es sich hier um einen mehr oder minder leichten wissenschaftlichen Skandal handelt.

Auch Semiotik und Literaturwissenschaft sind mit dem Problem beschäftigt, Theorien zur Erklärung von Prozessen und zur Entstehung von Neuem zu entwickeln. Das klassische dualistische Erkenntnismodell hat sich in dieser Hinsicht als unzulänglich erwiesen. Nina Ort entwickelt nun einen Vorschlag, dieses um ein umfassenderes dreiwertiges Modell zu ergänzen, das eine angemessenere Darstellung von Prozessualität erlaube. Sie entfaltet dieses durch die nicht einfach zu absolvierende Kombination der „nicht-aristotelischen Logik“ von Gotthard Günther mit der Semiotik von Charles S. Peirce zu einer reflexionslogischen Semiotik.

weitere Rezensionen von Daniel Bigalke


Mit diesem Entwurf einer reflexionslogischen Semiotik im Ausgang von Günther und Peirce wird eine Methode angeboten, die auf die verwickelte erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Situation in den Geisteswissenschaften insgesamt reagiert. Zum einen wird mit ihr ein System entwickelt, das auf einem formal geschlossenen, nicht-klassischen Erkenntnismodell basiert. Zum anderen ist damit ein Modell entstanden, mit dem die Prozessualität und Operationalität der Peirceschen Semiotik nicht nur konstatiert, sondern zugegebenermaßen logisch begründet wird. Diese reflexionslogische Semiotik möchte deshalb die seit langem drängenden Fragen nach der Modellierung prozessualer, evoluierender und lebendiger Systeme beantworten.

In einem literaturanalytischen Teil wird sogar an ausgewählten Texten Kafkas nachgewiesen, daß hier Erzählstrategien entwickelt werden, die aus einer klassischen Perspektive nur als diffus, unerklärbar oder paradox bezeichnet werden können. Erst eine reflexionslogische Interpretation könne zeigen, daß und wie es in „Josefine“, „Die Sängerin“ oder das „Volk der Mäuse“ und im „Urteil“ um die Kreation von etwas jenseits der klassischen Realitätsthematiken von Sein und Reflexion geht.

Daß es die Autorin fertigbringt, ihr Thema ohne Erwähnung der bisher zweibändigen „Reflexionstheoretischen Semiotik. Teil 1 Handlungstheorie" (Bouvier, Bonn, 1980) sowie „Reflexionstheoretische Semiotik. Teil 2 Sprachtheorie“ (Bouvier, Bonn, 1981) von Johannes Heinrichs abzuhandeln, ist schon eine beachtliche und erstaunliche Leistung! Vor allen Dingen ist die Semiotik Teil 1 soeben sogar neu bearbeitet erschienen als „Handlungen" (Steno, München, 2007) und wurde bei webcritics.de ausgiebig rezensiert. Diese Leistung praktizierter – ob bewußter oder unbewußter - Ignoranz wird ermöglicht durch die derzeitige Lage des so genannten Diskurses in Deutschland, die Heinrichs in seinem offenen Brief an Jürgen Habermas in „Handlungen" detailliert anprangert.

Für eine nähere inhaltliche Würdigung sollte sich Heinrichs, trotz seiner Nicht-Existenz für die Autorin, vielleicht nicht zu schade sein. Er ist Kenner von Gotthard Günther und hat ihn noch persönlich kennengelernt. Davon zeugt das bei webcritics.de besprochene und Günther gewidmete Buch „Logik des Sozialen“ (Steno, München, 2005). Es ist eine Neubearbeitung von „Reflexion als soziales System" (Bouvier, Bonn, 1976). Auch mit Peirce hat Heinrichs sich recht ausführlich befaßt, wenngleich in kritischerer Form als mit Günther: Dazu sei dringend das Kapitel „Kritik der Triaden" in seinem bei webcritics.de bereits besprochenen Kant-Buch „Die Logik der Vernunftkritik" (UTB, Tübingen, 1986) empfohlen, welches neu bearbeitet als „Das Geheimnis der Kategorienlehre" (Maas, Berlin, 2004) erschien.

Man darf also gespannt sein, ob und wie der für Nina Ort Nicht-Existente zu diesem erstaunlichen Produkt des Ignorierens sachlich näher Stellung nimmt. Aller weiteren Stellungnahme vorweg muß man wohl erst einmal feststellen, daß es sich hier um einen mehr oder minder leichten wissenschaftlichen Skandal handelt.

geschrieben am 11.12.2007 | 489 Wörter | 3222 Zeichen

Kommentare lesen Kommentar schreiben

Kommentare zur Rezension (0)

Platz für Anregungen und Ergänzungen