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Die andere deutsche Revolution


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Rezension von

Daniel Bigalke

Die andere deutsche Revolution Wissenschaftliche Erkenntnis ist immer eine Frage der Positionierung des Verfassers bei der Methodenorientierung. So haben Erkenntnisse nur dann einen Wert, wenn sie im Bezugsrahmen der benutzten Methoden erfolgen. Der Dualismus zwischen normativer und empirischer Wissenschaft etwa – insbesondere in der Politologie – bestätigt diese Auffassung. Vertreter der empirischen Wissenschaft bezweifeln in der Regel die Wissenschaftlichkeit dessen, was Vertreter der so genannten normativen Ausrichtung betreiben; diese dagegen beklagen, die Ergebnisse der empirischen Politikwissenschaft seien praktisch-politisch irrelevant. So befindet sich auf der einen Seite eine erfahrungswissenschaftlich ausgerichtete Forschung, die das politische Geschehen möglichst genau beschreiben und seine Ursachen untersuchen will. In diesen Bezugsrahmen ordnet sich die vorliegende Schrift von Sebastian Maass ein. Sie grenzt sich wohltuend von einer Haltung ab, die sich aus einem vorgegebenen Wertesystem speist und es sich damit leicht macht, anderes Denken, so etwa auch Autoren, die politisch „rechts“ einzuordnen sind, zu diskreditieren. Dies bestätigt der Autor des Buches selbst, wenn er von einem „analytischen Vorgehen“ spricht, welches sein Forschungsobjekt in den „Kontext seiner Zeit“ einordnen möchte. Dies gelingt dem Buch über Edgar Julius Jung, der am 1. Juli 1934 im Zuge der Niederschlagung des Röhmputsches erschossen wurde, sehr gut. Mit Jung starb ein wichtiger Vertreter der jungkonservativen Richtung der Konservativen Revolution. Seine Schriften waren durch eine überaus reichhaltige metaphysische Basis gekennzeichnet. In ihr finden sich Denker wie Friedrich Nietzsche, George Sorel, Leopold Ziegler, Oswald Spengler oder Othmar Spann wieder, die bei Edgar Julius Jung den Anti-Egalitarismus, das zyklische Weltbild oder den Kampf gegen die als „inhaltsleer“ empfundene Freiheit des Individualismus weltanschaulich begründen. Jung war in der Weimarer Republik insbesondere durch seine scharfe Parlamentarismus- und Egalitarismuskritik an die Öffentlichkeit getreten. Die Studie von Maass behandelt intensiv diese Aspekte seines Denkens. Leider findet sich bei den gut abgehandelten Ideengebern von Jung nicht der Soziologe Robert Michels, durch den er maßgeblich zu der Auffassung gelangte, dass die Weimarer Republik oder der „Liberalismus“ nicht fähig sei, die Auswahl von Führungsschichten zu gewährleisten. Dies ändert aber nichts an der sonst guten ideengeschichtlichen Griffigkeit der Studie. Jungs Positionen standen jenen der NSDAP stets konträr gegenüber, weshalb er – anstelle einer Konzentration auf seinen Brotberuf als Jurist – seine Teilnahme an den politischen Auseinandersetzungen mutig vorantrieb und sich trotz aller Risiken niemals komplett in ein bürgerliches Leben zurückzog. Mit seinen Schriften legte er aus Sicht von Maass einen geistigen und praktischen Handlungsleitfaden vor, der für die politischen Entwicklungen bis 1933 eine alternative Entwicklung als diejenige der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten aufzeigte. Jung arbeitete gegen die geistige Verödung und für eine wirkliche Revolution des Geistes in Deutschland, abseits aller Aufmärsche und jenseits des ideologischen Getöses des Nationalsozialismus. Die geistigen Grundlagen einer neuen Politik sah er aber auch abseits der Weimarer Parteiprogrammatik, da diese und ihre Schlagworte nicht mehr mit Kraft und Wirklichkeitsbezug vermittelt werden konnten. Das vorliegende Buch zeigt erstmals übersichtlich im Sinne einer Monographie auf, wie und womit Edgar Julius Jung seine eigenständige Lebensanschauung für die Deutschen erarbeitete. Dies regt zur Neubeschäftigung mit dem Denker Jung an. Der Regin-Verlag bietet dafür dieses scharfgeistige Werk an. Es ist das fruchtbare Ergebnis einer Haltung, die den Bezugsrahmen des Forschungsobjektes berücksichtigt und nicht willkürlich an heutigen „demokratietheoretischen“ Maßstäben wertend vorgeht. Ende 1933 versuchte Jung und seine jungkonservativen Mitstreiter einen metapolitisch wirkenden Arbeitskreis zu errichten. Jung schrieb die Marburger Rede für Franz von Papen, die dieser am 17. Juni 1934 hielt. Reichsminister Dr. Goebbels unterband den weiteren Druck der Rede, und v. Papen erklärte seinen Rücktritt. Kurz danach wurde Jung verhaftet und im Konzentrationslager Oranienburg erschossen. Was von ihm bis heute bleibt ist die Überzeugung, daß der Drang nach Ewigkeit, begleitet von der Begrenztheit irdischen Lebens, der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist. Dieser metaphysische Raum darf auch in der Politik nicht – wie heute vielmals üblich - mit parteipolitischen Illusionen und materialistischen Ansprüchen gefüllt werden.

Wissenschaftliche Erkenntnis ist immer eine Frage der Positionierung des Verfassers bei der Methodenorientierung. So haben Erkenntnisse nur dann einen Wert, wenn sie im Bezugsrahmen der benutzten Methoden erfolgen. Der Dualismus zwischen normativer und empirischer Wissenschaft etwa – insbesondere in der Politologie – bestätigt diese Auffassung. Vertreter der empirischen Wissenschaft bezweifeln in der Regel die Wissenschaftlichkeit dessen, was Vertreter der so genannten normativen Ausrichtung betreiben; diese dagegen beklagen, die Ergebnisse der empirischen Politikwissenschaft seien praktisch-politisch irrelevant. So befindet sich auf der einen Seite eine erfahrungswissenschaftlich ausgerichtete Forschung, die das politische Geschehen möglichst genau beschreiben und seine Ursachen untersuchen will. In diesen Bezugsrahmen ordnet sich die vorliegende Schrift von Sebastian Maass ein. Sie grenzt sich wohltuend von einer Haltung ab, die sich aus einem vorgegebenen Wertesystem speist und es sich damit leicht macht, anderes Denken, so etwa auch Autoren, die politisch „rechts“ einzuordnen sind, zu diskreditieren. Dies bestätigt der Autor des Buches selbst, wenn er von einem „analytischen Vorgehen“ spricht, welches sein Forschungsobjekt in den „Kontext seiner Zeit“ einordnen möchte. Dies gelingt dem Buch über Edgar Julius Jung, der am 1. Juli 1934 im Zuge der Niederschlagung des Röhmputsches erschossen wurde, sehr gut.

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Mit Jung starb ein wichtiger Vertreter der jungkonservativen Richtung der Konservativen Revolution. Seine Schriften waren durch eine überaus reichhaltige metaphysische Basis gekennzeichnet. In ihr finden sich Denker wie Friedrich Nietzsche, George Sorel, Leopold Ziegler, Oswald Spengler oder Othmar Spann wieder, die bei Edgar Julius Jung den Anti-Egalitarismus, das zyklische Weltbild oder den Kampf gegen die als „inhaltsleer“ empfundene Freiheit des Individualismus weltanschaulich begründen. Jung war in der Weimarer Republik insbesondere durch seine scharfe Parlamentarismus- und Egalitarismuskritik an die Öffentlichkeit getreten. Die Studie von Maass behandelt intensiv diese Aspekte seines Denkens. Leider findet sich bei den gut abgehandelten Ideengebern von Jung nicht der Soziologe Robert Michels, durch den er maßgeblich zu der Auffassung gelangte, dass die Weimarer Republik oder der „Liberalismus“ nicht fähig sei, die Auswahl von Führungsschichten zu gewährleisten. Dies ändert aber nichts an der sonst guten ideengeschichtlichen Griffigkeit der Studie.

Jungs Positionen standen jenen der NSDAP stets konträr gegenüber, weshalb er – anstelle einer Konzentration auf seinen Brotberuf als Jurist – seine Teilnahme an den politischen Auseinandersetzungen mutig vorantrieb und sich trotz aller Risiken niemals komplett in ein bürgerliches Leben zurückzog. Mit seinen Schriften legte er aus Sicht von Maass einen geistigen und praktischen Handlungsleitfaden vor, der für die politischen Entwicklungen bis 1933 eine alternative Entwicklung als diejenige der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten aufzeigte. Jung arbeitete gegen die geistige Verödung und für eine wirkliche Revolution des Geistes in Deutschland, abseits aller Aufmärsche und jenseits des ideologischen Getöses des Nationalsozialismus. Die geistigen Grundlagen einer neuen Politik sah er aber auch abseits der Weimarer Parteiprogrammatik, da diese und ihre Schlagworte nicht mehr mit Kraft und Wirklichkeitsbezug vermittelt werden konnten.

Das vorliegende Buch zeigt erstmals übersichtlich im Sinne einer Monographie auf, wie und womit Edgar Julius Jung seine eigenständige Lebensanschauung für die Deutschen erarbeitete. Dies regt zur Neubeschäftigung mit dem Denker Jung an. Der Regin-Verlag bietet dafür dieses scharfgeistige Werk an. Es ist das fruchtbare Ergebnis einer Haltung, die den Bezugsrahmen des Forschungsobjektes berücksichtigt und nicht willkürlich an heutigen „demokratietheoretischen“ Maßstäben wertend vorgeht.

Ende 1933 versuchte Jung und seine jungkonservativen Mitstreiter einen metapolitisch wirkenden Arbeitskreis zu errichten. Jung schrieb die Marburger Rede für Franz von Papen, die dieser am 17. Juni 1934 hielt. Reichsminister Dr. Goebbels unterband den weiteren Druck der Rede, und v. Papen erklärte seinen Rücktritt. Kurz danach wurde Jung verhaftet und im Konzentrationslager Oranienburg erschossen. Was von ihm bis heute bleibt ist die Überzeugung, daß der Drang nach Ewigkeit, begleitet von der Begrenztheit irdischen Lebens, der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist. Dieser metaphysische Raum darf auch in der Politik nicht – wie heute vielmals üblich - mit parteipolitischen Illusionen und materialistischen Ansprüchen gefüllt werden.

geschrieben am 21.08.2010 | 626 Wörter | 4062 Zeichen

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