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Irrungen,Wirrungen / Das Bild meines Vaters / Tuch und Locke


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Rezension von

Ragan Tanger

Irrungen,Wirrungen / Das Bild meines Vaters / Tuch und Locke Weltliteratur zum Nachhören Dass sieben CDs so groß sein können wie eine handelsübliche CD im schmucklosen Plastikformat, mag man sich zwar nicht vorstellen können, es ist aber trotzdem so. Man nehme die sieben Silberscheiben, umhülle sie mit zartem Papier samt Klarsichtfolie und umfasse das Ganze mit leichter Pappe. Ein dezentes Cover, in grün gehalten, einfach den Namen des Autors (Theodor Fontane) und die drei Titel mit dazu (Irrungen, Wirrungen; Das Bild meines Vaters; Tuch und Locke), rückseitig ein paar kurze Informationen zu eben dem, was auf der Vorderseite angekündigt wird, und schon haben wir den praktischsten und platzsparendsten Hörbuchhaushalt aller Zeiten akquiriert. So ist es dann nur nachvollziehbar, dass die drei Highlights für unter zehn Euro zu haben sind und als Klassiker to go (was man so alles to go machen kann) vom Hörverlag Steinbach Sprechende Bücher fürs Volk prädestiniert werden. Fürs belesene und intellektuelle Volk, aber auch für diejenigen, die bislang einen weiten Bogen um derlei Literatur gemacht haben, weil sie diese zum falschen Zeitpunkt (mitten in der Pubertät) erstmals vorgesetzt bekommen haben. Theodor Fontane, ein waschechter Preuße Zeit seines Lebens, gilt gemeinhin als bedeutendster deutscher Vertreter des poetischen Realismus. Was sich nach hoher Kunst anhört (und es auch ist), kann man aber auch gut und gerne in einfachen Sätzen zusammenfassen: Fontane verstand es schlichtweg meisterlich Geschichten aus dem wirklichen Leben zu erzählen und sich mit Details der realen Umgebung sowie wirklichen Persönlichkeiten, Institutionen und Traditionen auseinanderzusetzen, gerne auch mit seiner eigenen, wie die hier vorliegende Geschichte Das Bild meines Vaters zeigt. Dort beschreibt er minutiös das Leben seiner Eltern und zwar so, wie es sich tatsächlich zugetragen hat, samt seiner ihm eigenen Emotionen, die sich darauf beziehen. Für diese nüchternen und offenen Beschreibungen hat sich der Verlag drei Sprecher ausgesucht (Friedrich Schoenfelder, Klaus-Dieter König, Karlheinz Gabor), die alle mit der sonoren, beruhigenden und strikten Monotonie der Stimme just jene Geschichten untermalen. Kein Pathos, kein Pomp, kein Glanz, noch nicht einmal ein Ansatz von Ekstase. Das mag den Büchner-Joyce-Verne-Fantasten seltsam vorkommen, aber als historische, literarische und poetische Echtzeitstudie eignet sich diese Unterhaltung ganz vorzüglich. Vor allen Dingen wenn man bedenkt, dass diese Offenheit bei seinen Zeitgenossen noch auf böse Ablehnung stieß. Der Roman Irrungen, Wirrungen, der von einer nicht-standesgemäßen Liebe erzählt, stieß bei den Zeitgenossen auf Ablehnung, weil angeblich Hurerei glorifiziert und thematisiert wurde. Hurerei meint hier schlichtweg, herzliche Gefühle für einen Menschen, der nicht im gleichen Stand geboren ist, wie der andere. Fazit: Ein sicheres Paket hochwertiger Kunst, das auch ohne die entsprechende äußere Verzierung just jenen Ton trifft, den Fontane vorgegeben hat. Das mag Zufall sein, denn auch andere Klassiker to go werden so feilgeboten, aber hier passt es wie die Faust aufs Auge. Darüber hinaus darf man sich ruhig an den Sprechern ergötzen, die wie ein Phantom aus dem Off des Aufnahmestudios sprechen. Keine Geräusche, keine Untermalung, nicht einmal eine besonders hochwertige Abmischung. Der reine vorlesende Ton, Fontane hätte das selbst nicht besser hinbekommen können. Also, die Pubertät ist vorbei, ran an den goldenen Speck deutscher Literatur.

Weltliteratur zum Nachhören

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Dass sieben CDs so groß sein können wie eine handelsübliche CD im schmucklosen Plastikformat, mag man sich zwar nicht vorstellen können, es ist aber trotzdem so. Man nehme die sieben Silberscheiben, umhülle sie mit zartem Papier samt Klarsichtfolie und umfasse das Ganze mit leichter Pappe. Ein dezentes Cover, in grün gehalten, einfach den Namen des Autors (Theodor Fontane) und die drei Titel mit dazu (Irrungen, Wirrungen; Das Bild meines Vaters; Tuch und Locke), rückseitig ein paar kurze Informationen zu eben dem, was auf der Vorderseite angekündigt wird, und schon haben wir den praktischsten und platzsparendsten Hörbuchhaushalt aller Zeiten akquiriert.

So ist es dann nur nachvollziehbar, dass die drei Highlights für unter zehn Euro zu haben sind und als Klassiker to go (was man so alles to go machen kann) vom Hörverlag Steinbach Sprechende Bücher fürs Volk prädestiniert werden. Fürs belesene und intellektuelle Volk, aber auch für diejenigen, die bislang einen weiten Bogen um derlei Literatur gemacht haben, weil sie diese zum falschen Zeitpunkt (mitten in der Pubertät) erstmals vorgesetzt bekommen haben.

Theodor Fontane, ein waschechter Preuße Zeit seines Lebens, gilt gemeinhin als bedeutendster deutscher Vertreter des poetischen Realismus. Was sich nach hoher Kunst anhört (und es auch ist), kann man aber auch gut und gerne in einfachen Sätzen zusammenfassen: Fontane verstand es schlichtweg meisterlich Geschichten aus dem wirklichen Leben zu erzählen und sich mit Details der realen Umgebung sowie wirklichen Persönlichkeiten, Institutionen und Traditionen auseinanderzusetzen, gerne auch mit seiner eigenen, wie die hier vorliegende Geschichte Das Bild meines Vaters zeigt. Dort beschreibt er minutiös das Leben seiner Eltern und zwar so, wie es sich tatsächlich zugetragen hat, samt seiner ihm eigenen Emotionen, die sich darauf beziehen.

Für diese nüchternen und offenen Beschreibungen hat sich der Verlag drei Sprecher ausgesucht (Friedrich Schoenfelder, Klaus-Dieter König, Karlheinz Gabor), die alle mit der sonoren, beruhigenden und strikten Monotonie der Stimme just jene Geschichten untermalen. Kein Pathos, kein Pomp, kein Glanz, noch nicht einmal ein Ansatz von Ekstase. Das mag den Büchner-Joyce-Verne-Fantasten seltsam vorkommen, aber als historische, literarische und poetische Echtzeitstudie eignet sich diese Unterhaltung ganz vorzüglich.

Vor allen Dingen wenn man bedenkt, dass diese Offenheit bei seinen Zeitgenossen noch auf böse Ablehnung stieß. Der Roman Irrungen, Wirrungen, der von einer nicht-standesgemäßen Liebe erzählt, stieß bei den Zeitgenossen auf Ablehnung, weil angeblich Hurerei glorifiziert und thematisiert wurde. Hurerei meint hier schlichtweg, herzliche Gefühle für einen Menschen, der nicht im gleichen Stand geboren ist, wie der andere.

Fazit:

Ein sicheres Paket hochwertiger Kunst, das auch ohne die entsprechende äußere Verzierung just jenen Ton trifft, den Fontane vorgegeben hat. Das mag Zufall sein, denn auch andere Klassiker to go werden so feilgeboten, aber hier passt es wie die Faust aufs Auge. Darüber hinaus darf man sich ruhig an den Sprechern ergötzen, die wie ein Phantom aus dem Off des Aufnahmestudios sprechen. Keine Geräusche, keine Untermalung, nicht einmal eine besonders hochwertige Abmischung. Der reine vorlesende Ton, Fontane hätte das selbst nicht besser hinbekommen können. Also, die Pubertät ist vorbei, ran an den goldenen Speck deutscher Literatur.

geschrieben am 25.05.2012 | 501 Wörter | 2969 Zeichen

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