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Schwarzbuch: Schwarzbuch Öl – Eine Geschichte von Gier, Krieg, Macht und Geld


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Rezension von

Gérard Bökenkamp

Schwarzbuch Öl – Eine Geschichte von Gier, Krieg, Macht und Geld Die Journalisten Thomas Seifert und Klaus Werner beschreiben in ihrem "Schwarzbuch Öl", wie schon der Titel nahe legt, den Zusammenhang zwischen der internationalen Ölindustrie und den dunklen Seiten der internationalen Politik wie Diktatur, Armut, Umweltverschmutzung und Krieg. Nun ist die Erkenntnis, dass es eine Verbindung zwischen den Öl-Interessen der USA und der Intervention im Irak gibt, nicht gerade spektakulär, sondern gehört zum Gemeinplatz jedes Friedensaktivisten zwischen New York und Berlin. Es muss daher positiv herausgestellt werden, dass die Autoren nicht in die antiamerikanische Kerbe schlagen. Das "Schwarzbuch" zeichnet sich vielmehr dadurch aus, dass es die Interessen aller Öl-Importeure und Produzenten in einer Gesamtschau kritisch unter die Lupe nimmt. Alle Weltregionen, in denen Öl produziert wird, kommen ins Blickfeld: Der nahe Osten, Gaddafis Libyen, Putins Russland, das neue "Große Spiel" in Zentralasien, Lateinamerika und Schwarzafrika. Nicht nur die Politik der USA, auch Frankreichs, Chinas und Deutschlands fragwürdige Praktiken kommen zur Sprache. Im Fall der Bundesrepublik wird die starke Abhängigkeit von russischen Rohstofflieferungen hervorgehogen. Das und die enge Konzernverpflechtung, Ruhrgas ist der größte Aktienhalter des russischen Gaskonzerns Gazprom, haben hier zu Lande sicher nicht wenig dazu beigetragen, dass der Tschetschenienkrieg anders als der Irakkrieg kaum Proteste hervogerufen hat. Im Jahr 2004 ging ein Viertel der russischen Gasexporte nach Deutschland und Experten glauben, dass sich dieser Trend noch weiter verstärken wird. Um die Misere der Dritten Welt zu erklären, verwenden die Autoren die Begriffe "Petro-Diktatur" und "Holländische Krankheit." Die Autoren beschreiben ein Paradox. Einnahmen aus dem Ölgeschäft fördern nicht etwa Wohlstand und damit indirekt die Demokratie. Sie machen Despoten von Steuereinnahmen weitgehend unabhängig. Dadurch wird der altbekannte Mechanismus, dass Besteuerung zur Forderung nach demokratischer Partizipation führt, ausgehebelt. Mit wachsender Abhängigkeit eines Staates vom Öl steigt statistisch zu dem sein Bürgerkriegsrisiko, was die Autoren dazu verleitet, religiöse und kulturelle Faktoren oder etwa eine historische Gegebenheit wie den israelisch-palästinensischen Konflikt als Ursachen von Gewalt und Terrorismus zu vernachlässigen. Der Ausdruck "Holländische Krankheit" entstand, nachdem in den sechziger Jahren in den Niederlanden Gasvorkommen entdeckt worden waren. Diese verteuerten den Wechselkurs, was den Export anderer Sektoren schädigte, die Entwicklung dieser Sektoren behinderte und zu gleich zur Ausweitung des staatlichen Sektors führte. Mit den Ausnahmen Norwegens und der USA ist es keinem Staat gelungen, die Gewinne aus dem Ölgeschäft zur Entwicklung einer modernen Industrie zu nutzen. Der "Fluch der Ressourcen" ist für Seifert und Werner eine Art "Midas-Geschenk", das Bürgerkrieg, Diktatur und Armut nicht beseitigt, sondern wahrscheinlicher macht. Interessant sind auch einige historische Fußnoten, die in den Text eingestreut sind. Etwa, dass eine Allianz von Automobil- und Ölkonzernen in den dreißiger Jahren das amerikanische Straßenbahnnetz aufkaufte, um dieses abzuwickelt und den Aufstieg des Automobils zu fördern. Oder, dass im Algerienkrieg der italienische Ölkonzern ENI die algerische Befreiungsfront FLN finanzierte, um später Förderkonzessionen zu erhalten. Im letzten Kapitel beschäftigen sich die Autoren mit der Endlichkeit der Ressource Öl und der Möglichkeit der "Öl-Falle" zu entkommen. An vielen Stellen würde man sich wünschen, die Autoren würden mehr in die Tiefe gehen. Etwa, wenn sie einen direkten Zusammenhang herstellen zwischen der Energieproduktion und dem Weltmachtstatus der "Kohle-Großmächte" Deutschland und England im 19. Jahrhundert und der "Erdöl-Großmächte" USA und UdSSR im 20. Jahrhundert. Das ist ein sehr interessanter Ansatz, der von ihnen aber nicht hinreichend ausgeführt wird. Trotz der Vielzahl von Einzelinformationen bleibt das Buch in den bekannten Bahnen der Diskussion und konfrontiert den Leser nicht mit völlig neuen Deutungen, die ihm aus den Medien nicht schon bekannt sein könnten.

Die Journalisten Thomas Seifert und Klaus Werner beschreiben in ihrem "Schwarzbuch Öl", wie schon der Titel nahe legt, den Zusammenhang zwischen der internationalen Ölindustrie und den dunklen Seiten der internationalen Politik wie Diktatur, Armut, Umweltverschmutzung und Krieg. Nun ist die Erkenntnis, dass es eine Verbindung zwischen den Öl-Interessen der USA und der Intervention im Irak gibt, nicht gerade

spektakulär, sondern gehört zum Gemeinplatz jedes Friedensaktivisten zwischen New York und Berlin. Es muss daher positiv herausgestellt werden, dass die Autoren nicht in die antiamerikanische Kerbe schlagen. Das "Schwarzbuch" zeichnet sich vielmehr dadurch aus, dass es die Interessen aller Öl-Importeure und Produzenten in einer Gesamtschau kritisch unter die Lupe nimmt. Alle Weltregionen, in denen Öl produziert wird, kommen ins Blickfeld: Der nahe Osten, Gaddafis Libyen, Putins Russland, das neue "Große Spiel" in Zentralasien, Lateinamerika und Schwarzafrika. Nicht nur die Politik der USA, auch Frankreichs, Chinas und Deutschlands fragwürdige Praktiken kommen zur Sprache. Im Fall der Bundesrepublik wird die starke Abhängigkeit von russischen Rohstofflieferungen hervorgehogen. Das und die enge Konzernverpflechtung, Ruhrgas ist der größte Aktienhalter des russischen Gaskonzerns Gazprom, haben hier zu Lande sicher nicht wenig dazu beigetragen, dass der Tschetschenienkrieg anders als der Irakkrieg kaum Proteste hervogerufen hat. Im Jahr 2004 ging ein Viertel der russischen Gasexporte nach Deutschland und Experten glauben, dass sich dieser Trend noch weiter verstärken wird.

Um die Misere der Dritten Welt zu erklären, verwenden die Autoren die Begriffe "Petro-Diktatur" und "Holländische Krankheit." Die Autoren beschreiben ein Paradox. Einnahmen aus dem Ölgeschäft fördern nicht etwa Wohlstand und damit indirekt die Demokratie. Sie machen Despoten von Steuereinnahmen weitgehend unabhängig. Dadurch wird der altbekannte Mechanismus, dass Besteuerung zur Forderung nach demokratischer Partizipation führt, ausgehebelt. Mit wachsender Abhängigkeit eines Staates vom Öl steigt statistisch zu dem sein Bürgerkriegsrisiko, was die Autoren dazu verleitet, religiöse und kulturelle Faktoren oder etwa eine historische Gegebenheit wie den israelisch-palästinensischen Konflikt als Ursachen von Gewalt und Terrorismus zu vernachlässigen.

Der Ausdruck "Holländische Krankheit" entstand, nachdem in den sechziger Jahren in den Niederlanden Gasvorkommen entdeckt worden waren. Diese verteuerten den Wechselkurs, was den Export anderer Sektoren schädigte, die Entwicklung dieser Sektoren behinderte und zu gleich zur Ausweitung des staatlichen Sektors führte. Mit den Ausnahmen Norwegens und der USA ist es keinem Staat gelungen, die Gewinne aus dem Ölgeschäft zur Entwicklung einer modernen Industrie zu nutzen. Der "Fluch der Ressourcen" ist für Seifert und Werner eine Art "Midas-Geschenk", das Bürgerkrieg, Diktatur und Armut nicht beseitigt, sondern wahrscheinlicher macht.

Interessant sind auch einige historische Fußnoten, die in den Text eingestreut sind. Etwa, dass eine Allianz von Automobil- und Ölkonzernen in den dreißiger Jahren das amerikanische Straßenbahnnetz aufkaufte, um dieses abzuwickelt und den Aufstieg des Automobils zu fördern. Oder, dass im Algerienkrieg der italienische Ölkonzern ENI die algerische Befreiungsfront FLN finanzierte, um später Förderkonzessionen zu erhalten. Im letzten Kapitel beschäftigen sich die Autoren mit der Endlichkeit der Ressource Öl und der Möglichkeit der "Öl-Falle" zu entkommen.

An vielen Stellen würde man sich wünschen, die Autoren würden mehr in die Tiefe gehen. Etwa, wenn sie einen direkten Zusammenhang herstellen zwischen der Energieproduktion und dem Weltmachtstatus der "Kohle-Großmächte" Deutschland und England im 19. Jahrhundert und der "Erdöl-Großmächte" USA und UdSSR im 20. Jahrhundert. Das ist ein sehr interessanter Ansatz, der von ihnen aber nicht hinreichend ausgeführt wird.

Trotz der Vielzahl von Einzelinformationen bleibt das Buch in den bekannten Bahnen der Diskussion und konfrontiert den Leser nicht mit völlig neuen Deutungen, die ihm aus den Medien nicht schon bekannt sein könnten.

geschrieben am 20.02.2006 | 568 Wörter | 3616 Zeichen

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