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Die Maschinen


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Rezension von

Thomas Stumpf

Die Maschinen Don´t judge a book by its cover, lautet ein bekanntes englisches Sprichwort und dennoch tun wir das immer wieder, sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinn. Und das Cover dieses Buches verspricht so einiges. Bereits das Artwork des gesplitteten Maschinenkopfes gemahnt an Hard-SF und Cyberpunk, der deutsche Titel „Die Maschinen“ verstärkt diesen Eindruck erheblich. Und dann all die Awards, die das Buch abgeräumt hat: Arthur C. Clarke Award, Hugo Award, Nebula Award – die wichtigsten Auszeichnungen des Genres. Den Rest gibt uns dann der Klappentext: Breq, eine Kämpferin in Form einer perfekt konstruierten Maschine sinnt auf einem einsamen Planeten auf Rache und unternimmt eine Suche nach Freiheit quer durch die Galaxis, um den unbesiegbaren Herrscher zu vernichten. Welcher Science-Fiction-Fan greift da nicht zu? Aber die Ernüchterung folgt alsbald und am Ende ist man schwer enttäuscht. Breq ist keine Maschine, sondern eine organische Hilfseinheit eines Raumschiffs und nur ein operativer Teil eine kollektiven Bewusstseins der Raumschiff-KI, versehen mit High-Tech-Implantaten. Das Buch ist alles andere als Hard-SF, denn es mangelt vollständig an harten wissenschaftlich-technischen Ausführungen. Breq sinnt nicht auf Rache. Sie sucht auch keine Freiheit. Eine Reise quer durch die Galaxis findet so gut wie gar nicht statt, jedenfalls nicht in diesem Teil der als Trilogie geplanten Space-Opera (ja, auch davon war ich überrascht: das hier ist erst der Auftakt). Und der Titel ist ebenfalls nur eine falsche Fährte, jedenfalls in der deutschen Übersetzung. Im Original lautet er „Ancillary Justice“, was ich an dieser Stelle in Hinblick auf die Story und den Kontext mit „Hilfseinheiten Gerechtigkeit“ übersetzen möchte. Das passt dann doch eher zum Inhalt, wenn es auch als Titel natürlich nicht schmissig ist. Zur Story in aller Kürze ohne zu viel zu verraten: Breq ist eine ausgegliederte organische Hilfseinheit, die zuvor Teil eines Kollektivs war, nämlich eines Raumschiffs mit dem Namen „Gerechtigkeit der Torren“. Sie ist eigentlich nur eine von vielen von der Raumschiff-KI ferngesteuerten Untereinheiten, die das digitale Bewusstseins des Schiffs teilen. Sie ist bereits 2.000 Jahre als und hat die Gestalt einer menschlichen Frau. Sie ist Teil des Radch-Imperiums und von den Menschen entwickelt worden, um fremde Planetensysteme zu annektieren und die „Zivilisation“ zu verbreiten. Zu Beginn sitzt Breq (der Name taucht erstmals nach ca. 100 Seiten auf) auf einem Schneeplaneten fest. Dort findet sie den verletzten Schiffsoffizier Seivarden Vendaai, den sie den Rest des Buches mit sich rumschleppt. Er gesundet zwar alsbald wieder, leidet aber unter den Wirkungen einer langen Drogenabhängigkeit. Handlungstechnisch spielt er quasi keine Rolle, die gesamte Figur ist, jedenfalls in diesem Buch, ohne echte Relevanz. Nach und nach erfährt man mehr über das Schicksal der Gerechtigkeit der Torren und wie es dazu kam, dass eine seiner Hilfseinheiten nunmehr isoliert auf einem Planeten festsitzt. Das Schiff wurde zerstört und zwar mithilfe von hochentwickelten verbotenen Waffen einer außerirdischen Rasse. Da die Waffen an Bord des Schiffes an allen Scannern vorbei geschmuggelt worden waren, geht man zunächst von einer Verschwörung oder einer Rebellion gegen die Radch aus. Als Breq die Wahrheit erfährt, hat sie nur noch ein Ziel: den unbesiegbaren Herrscher des Radch zu vernichten mit eben einer jener außerirdischen Waffen. Sie macht sich auf die Reise, um zum einen eine dieser mächtigen Waffen aufzutreiben (was sie auf den Schneeplaneten geführt hat) und zum anderen, um den Herrscher zu konfrontieren. Wie sich irgendwann herausstellt, tut sie das allerdings nicht aus freiem Willen heraus, sondern weil eine entsprechende Programmierung vorgenommen wurde. Fragt sich nur, von wem und zu welchem Zweck. Mehr möchte ich wegen der Spoiler-Gefahr nicht verraten. Die Story ist also in zwei Handlungsstränge aufgeteilt. Der erste spielt in der Gegenwart und beschreibt Breqs Suche nach der Vernichtungswaffe, der zweite zeigt rückblickend, wie es dazu gekommen ist. Das klingt eigentlich ziemlich spannend und interessant. Ist es aber nicht. Denn das ist die gesamte Handlung und sie wird auf 540 Seiten gestreckt und es passiert unglaublich wenig. Es ist erstaunlich, dass man derart wenig Handlung auf so vielen Seiten unterbringen kann. Die größten Abschnitte des Buches sind hochtrabende, arg gestelzte und aufgeblähte Dialoge. Es wird versucht, die Kultur des jeweiligen Planeten darzustellen, was allerdings nur sporadisch und abstrakt bleibt. Immer wieder wird wortreich hervorgehoben, wie wichtig, sensibel und kompliziert die Sprache sei. Darüber wird wiederholt ausführlich schwadroniert. Allein die tatsächlich verwendete Sprache ist dann doch eher banal. So wird etwa die einfache Beantwortung einer Frage mit der Replik „Schwer zu sagen“ als eloquente Höchstleistung hofiert. Breq ist zwar kein Mensch, gibt aber auf ihrer 20jährigen Suche vor, einer zu sein. Dabei tut sie sich zuweilen sehr schwer. Man könnte seitenweise Passagen herausnehmen, ohne dass es irgendeinen Einfluss auf die Handlung hätte. Das ist ein schlechtes Zeichen. Die Erzählung schreitet nur schleppend und sehr zähflüssig voran. Es passiert seitenweise nichts. Die Dialoge sind meistens nicht relevant für die Handlung und oft noch nicht einmal für den Background der Geschichte. An dieser Stelle muss man auf die sprachliche Besonderheit dieses Buches hinweisen: generisch wird alles in der weiblichen Form geschrieben. Breq bezeichnet alle Lebewesen und Personen, mit denen sie zu tun hat, generisch als feminin. Auf die Schwierigkeiten, die das verursacht weist schon das sehr interessante Vorwort des deutschen Übersetzers, Bernhard Kempen, hin. So heißt es „Leutnantin“ und „Kapitänin“ oder „Soldatin“ und „Bürgerin“. Zwar gewöhnt man sich irgendwann daran, hat aber, jedenfalls erging es mir so, ständig bei jeder handelnden Person zunächst immer eine Frau vor Augen, auch wenn es tatsächlich ein männliches Wesen ist. Der mit der Story herbeigeführte Grund ist, dass die Radchai keinen Unterschied im Geschlecht machen. Tatsächlich versucht die Autorin das Gendermainstreaming auf die Spitze zu treiben. Mit der Handlung lässt sich dieser Sprachgebrauch meiner Meinung nach nicht rechtfertigen, es ist sogar unlogisch. Breq ist eine 2.000 Jahre alte High-Tech Hochleistungs-KI, die stets sämtliche Daten über alles abrufen und verwerten kann, sogar Emotionen kann sie algorithmisch berechnen. Auch bei den Radchai, ihren Konstrukteuren, gibt es Männer und Frauen. Sie haben Kinder. Bei allen anderen Lebensformen, auf die sie trifft, verhält es sich genau so. Sie kann durch den Hyperraum reisen und wenn sie tausend Meter in die Tiefe stürzt, ist sie in der Lage, in Sekundenbruchteilen dutzende Variablen und Optionen berechnen, aber der biologische Unterschied zwischen Mann und Frau soll ihr nicht bekannt sein? Unglaubwürdig. Für den Leser ist es dann entweder eine interessant-verwirrende oder völlig frustrierende Erfahrung, wenn man sich ständig fragt: ist die gerade agierende Person nun männlich oder weiblich? Und irgendwann ist es egal. Vielleicht soll das gerade das Ziel der Autorin sein. Okay, akzeptiert. Eine spannende Handlung wäre mir dennoch lieber gewesen. Das Buch bemüht sich arg, komplex zu sein und das ist sehr anstrengend. Ein rechter Lesefluss will sich nicht einstellen, alles klingt sehr konstruiert und gewollt. Auch Actionsequenzen gibt es, abgesehen vom eigentlich verheißungsvollen Auftakt, so gut wie keine. Die besten Momente hat das Buch, wenn Breq – oder besser ihre KI – zeitgleich in der Ich-Form zwischen ihrer Raumschiff-KI im Orbit und ihren einzelnen ausgegliederten auf dem Planeten agierenden Hilfseinheiten hin und her switcht und alles gleichzeitig geschieht. Dann kommt endlich mal Dynamik in die furchtbar träge Erzählung. Leider geschieht das nur einmal im gesamten Buch und das Potenzial, die Handlung lebendig aus den verschiedenen Perspektiven der in Einzelteile aufgespaltenen KI zu gestalten, wird leider nicht ausgeschöpft. Ein weiteres Manko und ein weiterer Grund für nicht aufkommende Spannung ist, dass die Handlung in lediglich zwei Strängen erzählt wird, noch dazu beide linear. Beide Handlungsstränge spielen sich die ganze Zeit über auf jeweils einem einzigen Planeten ab, was für eine Space-Odyssee extrem statisch ist. Bis wir wissen, warum Breq tut, was sie tut und endlich zu ihrer Reise aufbricht, sind schon 300 Seiten vorbei. Danach passiert dann auch nicht mehr viel. Grundsätzlich hat das Buch gute Ansätze, wie die sich selbst bekämpfende, zwiegespaltene KI und Raumschiffe mit eigenem Bewusstsein. Würde man das Buch entschlacken, den Umfang halbieren und etwas mehr Zug reinbringen, hätte das eine gute Novelle werden können. Ich werde die Fortsetzung nicht lesen.

Don´t judge a book by its cover, lautet ein bekanntes englisches Sprichwort und dennoch tun wir das immer wieder, sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinn. Und das Cover dieses Buches verspricht so einiges. Bereits das Artwork des gesplitteten Maschinenkopfes gemahnt an Hard-SF und Cyberpunk, der deutsche Titel „Die Maschinen“ verstärkt diesen Eindruck erheblich. Und dann all die Awards, die das Buch abgeräumt hat: Arthur C. Clarke Award, Hugo Award, Nebula Award – die wichtigsten Auszeichnungen des Genres. Den Rest gibt uns dann der Klappentext: Breq, eine Kämpferin in Form einer perfekt konstruierten Maschine sinnt auf einem einsamen Planeten auf Rache und unternimmt eine Suche nach Freiheit quer durch die Galaxis, um den unbesiegbaren Herrscher zu vernichten. Welcher Science-Fiction-Fan greift da nicht zu?

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Aber die Ernüchterung folgt alsbald und am Ende ist man schwer enttäuscht. Breq ist keine Maschine, sondern eine organische Hilfseinheit eines Raumschiffs und nur ein operativer Teil eine kollektiven Bewusstseins der Raumschiff-KI, versehen mit High-Tech-Implantaten. Das Buch ist alles andere als Hard-SF, denn es mangelt vollständig an harten wissenschaftlich-technischen Ausführungen. Breq sinnt nicht auf Rache. Sie sucht auch keine Freiheit. Eine Reise quer durch die Galaxis findet so gut wie gar nicht statt, jedenfalls nicht in diesem Teil der als Trilogie geplanten Space-Opera (ja, auch davon war ich überrascht: das hier ist erst der Auftakt). Und der Titel ist ebenfalls nur eine falsche Fährte, jedenfalls in der deutschen Übersetzung. Im Original lautet er „Ancillary Justice“, was ich an dieser Stelle in Hinblick auf die Story und den Kontext mit „Hilfseinheiten Gerechtigkeit“ übersetzen möchte. Das passt dann doch eher zum Inhalt, wenn es auch als Titel natürlich nicht schmissig ist.

Zur Story in aller Kürze ohne zu viel zu verraten: Breq ist eine ausgegliederte organische Hilfseinheit, die zuvor Teil eines Kollektivs war, nämlich eines Raumschiffs mit dem Namen „Gerechtigkeit der Torren“. Sie ist eigentlich nur eine von vielen von der Raumschiff-KI ferngesteuerten Untereinheiten, die das digitale Bewusstseins des Schiffs teilen. Sie ist bereits 2.000 Jahre als und hat die Gestalt einer menschlichen Frau. Sie ist Teil des Radch-Imperiums und von den Menschen entwickelt worden, um fremde Planetensysteme zu annektieren und die „Zivilisation“ zu verbreiten. Zu Beginn sitzt Breq (der Name taucht erstmals nach ca. 100 Seiten auf) auf einem Schneeplaneten fest. Dort findet sie den verletzten Schiffsoffizier Seivarden Vendaai, den sie den Rest des Buches mit sich rumschleppt. Er gesundet zwar alsbald wieder, leidet aber unter den Wirkungen einer langen Drogenabhängigkeit. Handlungstechnisch spielt er quasi keine Rolle, die gesamte Figur ist, jedenfalls in diesem Buch, ohne echte Relevanz. Nach und nach erfährt man mehr über das Schicksal der Gerechtigkeit der Torren und wie es dazu kam, dass eine seiner Hilfseinheiten nunmehr isoliert auf einem Planeten festsitzt. Das Schiff wurde zerstört und zwar mithilfe von hochentwickelten verbotenen Waffen einer außerirdischen Rasse. Da die Waffen an Bord des Schiffes an allen Scannern vorbei geschmuggelt worden waren, geht man zunächst von einer Verschwörung oder einer Rebellion gegen die Radch aus. Als Breq die Wahrheit erfährt, hat sie nur noch ein Ziel: den unbesiegbaren Herrscher des Radch zu vernichten mit eben einer jener außerirdischen Waffen. Sie macht sich auf die Reise, um zum einen eine dieser mächtigen Waffen aufzutreiben (was sie auf den Schneeplaneten geführt hat) und zum anderen, um den Herrscher zu konfrontieren. Wie sich irgendwann herausstellt, tut sie das allerdings nicht aus freiem Willen heraus, sondern weil eine entsprechende Programmierung vorgenommen wurde. Fragt sich nur, von wem und zu welchem Zweck. Mehr möchte ich wegen der Spoiler-Gefahr nicht verraten. Die Story ist also in zwei Handlungsstränge aufgeteilt. Der erste spielt in der Gegenwart und beschreibt Breqs Suche nach der Vernichtungswaffe, der zweite zeigt rückblickend, wie es dazu gekommen ist.

Das klingt eigentlich ziemlich spannend und interessant. Ist es aber nicht. Denn das ist die gesamte Handlung und sie wird auf 540 Seiten gestreckt und es passiert unglaublich wenig. Es ist erstaunlich, dass man derart wenig Handlung auf so vielen Seiten unterbringen kann. Die größten Abschnitte des Buches sind hochtrabende, arg gestelzte und aufgeblähte Dialoge. Es wird versucht, die Kultur des jeweiligen Planeten darzustellen, was allerdings nur sporadisch und abstrakt bleibt. Immer wieder wird wortreich hervorgehoben, wie wichtig, sensibel und kompliziert die Sprache sei. Darüber wird wiederholt ausführlich schwadroniert. Allein die tatsächlich verwendete Sprache ist dann doch eher banal. So wird etwa die einfache Beantwortung einer Frage mit der Replik „Schwer zu sagen“ als eloquente Höchstleistung hofiert. Breq ist zwar kein Mensch, gibt aber auf ihrer 20jährigen Suche vor, einer zu sein. Dabei tut sie sich zuweilen sehr schwer. Man könnte seitenweise Passagen herausnehmen, ohne dass es irgendeinen Einfluss auf die Handlung hätte. Das ist ein schlechtes Zeichen. Die Erzählung schreitet nur schleppend und sehr zähflüssig voran. Es passiert seitenweise nichts. Die Dialoge sind meistens nicht relevant für die Handlung und oft noch nicht einmal für den Background der Geschichte. An dieser Stelle muss man auf die sprachliche Besonderheit dieses Buches hinweisen: generisch wird alles in der weiblichen Form geschrieben. Breq bezeichnet alle Lebewesen und Personen, mit denen sie zu tun hat, generisch als feminin. Auf die Schwierigkeiten, die das verursacht weist schon das sehr interessante Vorwort des deutschen Übersetzers, Bernhard Kempen, hin. So heißt es „Leutnantin“ und „Kapitänin“ oder „Soldatin“ und „Bürgerin“. Zwar gewöhnt man sich irgendwann daran, hat aber, jedenfalls erging es mir so, ständig bei jeder handelnden Person zunächst immer eine Frau vor Augen, auch wenn es tatsächlich ein männliches Wesen ist. Der mit der Story herbeigeführte Grund ist, dass die Radchai keinen Unterschied im Geschlecht machen. Tatsächlich versucht die Autorin das Gendermainstreaming auf die Spitze zu treiben. Mit der Handlung lässt sich dieser Sprachgebrauch meiner Meinung nach nicht rechtfertigen, es ist sogar unlogisch. Breq ist eine 2.000 Jahre alte High-Tech Hochleistungs-KI, die stets sämtliche Daten über alles abrufen und verwerten kann, sogar Emotionen kann sie algorithmisch berechnen. Auch bei den Radchai, ihren Konstrukteuren, gibt es Männer und Frauen. Sie haben Kinder. Bei allen anderen Lebensformen, auf die sie trifft, verhält es sich genau so. Sie kann durch den Hyperraum reisen und wenn sie tausend Meter in die Tiefe stürzt, ist sie in der Lage, in Sekundenbruchteilen dutzende Variablen und Optionen berechnen, aber der biologische Unterschied zwischen Mann und Frau soll ihr nicht bekannt sein? Unglaubwürdig. Für den Leser ist es dann entweder eine interessant-verwirrende oder völlig frustrierende Erfahrung, wenn man sich ständig fragt: ist die gerade agierende Person nun männlich oder weiblich? Und irgendwann ist es egal. Vielleicht soll das gerade das Ziel der Autorin sein. Okay, akzeptiert. Eine spannende Handlung wäre mir dennoch lieber gewesen. Das Buch bemüht sich arg, komplex zu sein und das ist sehr anstrengend. Ein rechter Lesefluss will sich nicht einstellen, alles klingt sehr konstruiert und gewollt. Auch Actionsequenzen gibt es, abgesehen vom eigentlich verheißungsvollen Auftakt, so gut wie keine. Die besten Momente hat das Buch, wenn Breq – oder besser ihre KI – zeitgleich in der Ich-Form zwischen ihrer Raumschiff-KI im Orbit und ihren einzelnen ausgegliederten auf dem Planeten agierenden Hilfseinheiten hin und her switcht und alles gleichzeitig geschieht. Dann kommt endlich mal Dynamik in die furchtbar träge Erzählung. Leider geschieht das nur einmal im gesamten Buch und das Potenzial, die Handlung lebendig aus den verschiedenen Perspektiven der in Einzelteile aufgespaltenen KI zu gestalten, wird leider nicht ausgeschöpft. Ein weiteres Manko und ein weiterer Grund für nicht aufkommende Spannung ist, dass die Handlung in lediglich zwei Strängen erzählt wird, noch dazu beide linear. Beide Handlungsstränge spielen sich die ganze Zeit über auf jeweils einem einzigen Planeten ab, was für eine Space-Odyssee extrem statisch ist. Bis wir wissen, warum Breq tut, was sie tut und endlich zu ihrer Reise aufbricht, sind schon 300 Seiten vorbei. Danach passiert dann auch nicht mehr viel. Grundsätzlich hat das Buch gute Ansätze, wie die sich selbst bekämpfende, zwiegespaltene KI und Raumschiffe mit eigenem Bewusstsein. Würde man das Buch entschlacken, den Umfang halbieren und etwas mehr Zug reinbringen, hätte das eine gute Novelle werden können. Ich werde die Fortsetzung nicht lesen.

geschrieben am 19.09.2015 | 1315 Wörter | 7564 Zeichen

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