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Die Vierte Industrielle Revolution


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Rezension von

Dr. Sebastian Felz

Die Vierte Industrielle Revolution Klaus Schwab ist Gründer und Präsident des Weltwirtschaftsforums, jenes elitären Gipfeltreffens in Davos, das alljährlich Ökonomen, Journalisten, Politiker und Wissenschaftler aus aller Welt zusammenführt. „Industrie 4.0“ oder „Arbeiten 4.0“ sind momentane Dauerbrenner auf der Agenda der verschiedenen Interessenvertreter in Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft. Auf dem „Deutschen Juristentag“ 2016 wird die „Digitalisierung der Arbeitswelt“ ebenso diskutiert wie im Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Grün- und Weißbüchern über die Zukunft des „Arbeitens 4.0“ nachgedacht wird. Das „Deutsche Institut für Normung“ plant schon die Normierung der Zukunft (Normungs-Roadmap Industrie 4.0 und Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0). Für Schwab ist die „Vierte Industrielle Revolution“ dadurch gekennzeichnet, dass im Gegensatz zu letzten Industriellen Revolutionen (Bau von Dampfmaschinen und Eisenbahnen, Nutzung von Elektrizität und Fließbändern für die Massenproduktion und schließlich die elektronische Datennutzung durch Computer und Internet) die Veränderungsgeschwindigkeit nicht linear, sondern exponentiell verlaufe. Diese Innovationsgeschwindigkeit führe zu Veränderungen ganzer Systeme, letztlich sogar zur Veränderung des „Systems“ Mensch. Schwab nennt dazu die „Megatrends: selbstfahrende Autos, 3D-Druck, Robotik, Nanomaterialien, Internet der Dinge, Gensequenzierung. Zwar haben 1,7 Milliarden Menschen (17 Prozent) noch keinen Zugang zu Elektrizität und vier Milliarden Menschen (50 Prozent) haben keinen Internetzugang, aber während die Spindel als Symbol der ersten industriellen Revolution 120 Jahre zur außereuropäischen Verbreitung benötigt hätte, habe das Internet seinen Siegeszug um den Globus innerhalb eines Jahrzehntes bewerkstelligt. Ähnliche Geschwindigkeiten zeichnet der Autor auch im hochindustrialisierten Sektor der Weltwirtschaft nach. Die aktuellen Disruptoren (google, facebook, airbnb, uber oder alibaba) waren noch vor einigen Jahren unbekannt. Das iphone beispielsweise kam erst 2007 auf den Markt. Ende 2015 gab es zwei Milliarden Smartphone-Nutzer weltweit. Im industrialisierten Detroit des Jahres 1990 hatten die drei größten Unternehmen eine Markkapitalisierung von 36 Milliarden Dollar, einen Umsatz von 250 Milliarden Dollar und 1,2 Millionen Beschäftigte. Im Vergleich dazu haben die drei größten Unternehmer 2014 im Silicon Valley eine Markkapitalisierung von 1.09 Billionen Dollar, sie erwirtschaften einen Umsatz von 247 Milliarden Dollar mit nur 137.000 Beschäftigen. Ein handelsübliches Tablet besitzt die gleiche Rechnerleistung wie 5.000 Desktop-Computer vor 30 Jahren. Ein Gigabyte Daten zu speichern, kostet heute 0,03 Dollar im Jahr, während vor 20 Jahren noch 10.000 Dollar aufzubringen waren. Trotz dieser exponentiellen Innovationsgeschwindigkeit und Disruptionen entwickelt sich die Weltwirtschaft nicht und stagniert im sog. Produktivitätsparadox. Während die amerikanische Wirtschaft nach Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die 1980er-Jahre jährlich um 2,8 Prozent wuchs, verlangsamte sich dieses Wachstum ab 2000 auf 2,6 Prozent, und seit der Weltfinanzkrise liegt das Wachstum nur noch bei 1,3 Prozent. Diese fallenden Zahlen seien insbesondere auf die sinkende Produktivität zurückzuführen. Schwab weist aber nach, dass viele Güter und Dienstleistungen nicht von den konventionellen Kriterien erfasst werden, da sie beispielsweise der Nutzung mehrerer Nutzer zugänglich seien (nicht-rival), keine Grenzkosten haben oder über digitale Märke angeboten würden. Darüber hinaus ist Schwab sicher, dass die „Vierte Industrielle Revolution“ die Integration der Schwellen- und Entwicklungsländer ermöglichen werde, negative externe Effekte wie Kohlenstoffemissionen reduzieren werde und zu einer ungeahnten Effizienzsteigerung von Organisationen in Verwaltung, Wirtschaft und Politik führen wird. Urbane Innovationen in der „smart city“ erlauben es, durch digitale umprogrammierbare Räume, Vernetzung von Versorgungsleitungen und Mobilität auf Abruf neue Dimensionen des ressourcensparenden Zusammenlebens zu schaffen. Unsere Arbeit werde sich fundamental verändern, und durch verstärkte Automatisierung und Digitalisierung werden Arbeitsplätze verschwinden. Die Verzahnung von digitalen, physischen und biologischen Technologien werden aber auch neue Arbeitsplätze schaffen. Schwab sieht hier Wirtschaft und Staat in der Pflicht Bildungsmodelle zu entwerfen, welche die Mitarbeiter befähigen, mit immer leistungsfähigeren, stärker vernetzten und intelligenteren Maschinen zu arbeiten. Die disruptive Änderung der Lebens- und Wirtschaftsbedingungen stellt auch den Staat vor die Notwendigkeit der Neudefinition politischer Gestaltung. Bei der digitalen Verflüchtigung von Betriebsstrukturen in der On-Demand-Wirtschaft stellt sich die Frage der Möglichkeit von Besteuerung solchen Wirtschaftens. Die Anhäufung von Myriaden von Daten stellt den Datenschutz vor immensen Herausforderungen. Die Verletzlichkeit „kritischer Infrastrukturen“ und die Möglichkeit digitaler kriegerischer Auseinandersetzungen (Drohnen, Militarisierung des Weltalls und Cyberwar) stellen die Frage nach Krieg und Frieden neu. Die Entwicklung von „künstlicher Intelligenz“ und zunehmenden Schnittstellen von Mensch und Maschine werden die Fragen nach der menschlichen Natur als solcher aufwerfen. Schwab fordert eine neue Kultur und Praxis der menschlichen Intelligenz. Die „kontextuelle Intelligenz“ ermöglicht, „aufkommende Trends vorwegzunehmen und Zusammenhänge herzustellen“ sowie den „Wert verschiedener Netzwerke“ zu erkennen. „Emotionale Intelligenz“ soll der „kontextuellen Intelligenz“ ermöglichen, in Ergänzung zur „rationalen Intelligenz“, Entscheidungen hierarchiefrei zu treffen und neue Ideen sich entwickeln zu lassen. „Spirituelle“ und „physische Intelligenz“ sind nach Schwab die Kompetenz, Seele und Körper abzustimmen und ein erfülltes Leben zu führen. Die neuen Herausforderungen an den Einzelnen durch den digitalen Wandel der „Vierten Industriellen Revolution“ sollen es ermöglichen, gemeinschaftlich die Veränderungen der gegenwärtigen Zukunft zu meistern. Das Buch schließt mit einer Abwägung von positiven und negativen 23 Megatrends, die 2025 Wirklichkeit sein könnten. Schwab wägt Vor- und Nachteile von Umwälzungen wie der ersten Transplantation einer 3D-gedruckten Leber, des ersten künstlichen Gehirns eines Menschen, der Steuererhebung durch Blockchain oder einer Volkszählung durch Big-Data ab. Schwab zeigt sich am Ende seines Buches visionär: „Ich bin der festen Überzeugung, dass das neue Technologiezeitalter, wenn es reaktionsschnell und verantwortungsvoll gestaltet wird, eine neue kulturelle Renaissance auslösen kann, durch die wir uns als Teil von etwas weitaus Größerem fühlen können – einer echten globalen Gesellschaft“.

Klaus Schwab ist Gründer und Präsident des Weltwirtschaftsforums, jenes elitären Gipfeltreffens in Davos, das alljährlich Ökonomen, Journalisten, Politiker und Wissenschaftler aus aller Welt zusammenführt.

„Industrie 4.0“ oder „Arbeiten 4.0“ sind momentane Dauerbrenner auf der Agenda der verschiedenen Interessenvertreter in Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft. Auf dem „Deutschen Juristentag“ 2016 wird die „Digitalisierung der Arbeitswelt“ ebenso diskutiert wie im Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Grün- und Weißbüchern über die Zukunft des „Arbeitens 4.0“ nachgedacht wird. Das „Deutsche Institut für Normung“ plant schon die Normierung der Zukunft (Normungs-Roadmap Industrie 4.0 und Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0).

Für Schwab ist die „Vierte Industrielle Revolution“ dadurch gekennzeichnet, dass im Gegensatz zu letzten Industriellen Revolutionen (Bau von Dampfmaschinen und Eisenbahnen, Nutzung von Elektrizität und Fließbändern für die Massenproduktion und schließlich die elektronische Datennutzung durch Computer und Internet) die Veränderungsgeschwindigkeit nicht linear, sondern exponentiell verlaufe. Diese Innovationsgeschwindigkeit führe zu Veränderungen ganzer Systeme, letztlich sogar zur Veränderung des „Systems“ Mensch. Schwab nennt dazu die „Megatrends: selbstfahrende Autos, 3D-Druck, Robotik, Nanomaterialien, Internet der Dinge, Gensequenzierung.

Zwar haben 1,7 Milliarden Menschen (17 Prozent) noch keinen Zugang zu Elektrizität und vier Milliarden Menschen (50 Prozent) haben keinen Internetzugang, aber während die Spindel als Symbol der ersten industriellen Revolution 120 Jahre zur außereuropäischen Verbreitung benötigt hätte, habe das Internet seinen Siegeszug um den Globus innerhalb eines Jahrzehntes bewerkstelligt.

Ähnliche Geschwindigkeiten zeichnet der Autor auch im hochindustrialisierten Sektor der Weltwirtschaft nach. Die aktuellen Disruptoren (google, facebook, airbnb, uber oder alibaba) waren noch vor einigen Jahren unbekannt. Das iphone beispielsweise kam erst 2007 auf den Markt. Ende 2015 gab es zwei Milliarden Smartphone-Nutzer weltweit. Im industrialisierten Detroit des Jahres 1990 hatten die drei größten Unternehmen eine Markkapitalisierung von 36 Milliarden Dollar, einen Umsatz von 250 Milliarden Dollar und 1,2 Millionen Beschäftigte. Im Vergleich dazu haben die drei größten Unternehmer 2014 im Silicon Valley eine Markkapitalisierung von 1.09 Billionen Dollar, sie erwirtschaften einen Umsatz von 247 Milliarden Dollar mit nur 137.000 Beschäftigen. Ein handelsübliches Tablet besitzt die gleiche Rechnerleistung wie 5.000 Desktop-Computer vor 30 Jahren. Ein Gigabyte Daten zu speichern, kostet heute 0,03 Dollar im Jahr, während vor 20 Jahren noch 10.000 Dollar aufzubringen waren.

Trotz dieser exponentiellen Innovationsgeschwindigkeit und Disruptionen entwickelt sich die Weltwirtschaft nicht und stagniert im sog. Produktivitätsparadox. Während die amerikanische Wirtschaft nach Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die 1980er-Jahre jährlich um 2,8 Prozent wuchs, verlangsamte sich dieses Wachstum ab 2000 auf 2,6 Prozent, und seit der Weltfinanzkrise liegt das Wachstum nur noch bei 1,3 Prozent. Diese fallenden Zahlen seien insbesondere auf die sinkende Produktivität zurückzuführen. Schwab weist aber nach, dass viele Güter und Dienstleistungen nicht von den konventionellen Kriterien erfasst werden, da sie beispielsweise der Nutzung mehrerer Nutzer zugänglich seien (nicht-rival), keine Grenzkosten haben oder über digitale Märke angeboten würden. Darüber hinaus ist Schwab sicher, dass die „Vierte Industrielle Revolution“ die Integration der Schwellen- und Entwicklungsländer ermöglichen werde, negative externe Effekte wie Kohlenstoffemissionen reduzieren werde und zu einer ungeahnten Effizienzsteigerung von Organisationen in Verwaltung, Wirtschaft und Politik führen wird. Urbane Innovationen in der „smart city“ erlauben es, durch digitale umprogrammierbare Räume, Vernetzung von Versorgungsleitungen und Mobilität auf Abruf neue Dimensionen des ressourcensparenden Zusammenlebens zu schaffen.

Unsere Arbeit werde sich fundamental verändern, und durch verstärkte Automatisierung und Digitalisierung werden Arbeitsplätze verschwinden. Die Verzahnung von digitalen, physischen und biologischen Technologien werden aber auch neue Arbeitsplätze schaffen. Schwab sieht hier Wirtschaft und Staat in der Pflicht Bildungsmodelle zu entwerfen, welche die Mitarbeiter befähigen, mit immer leistungsfähigeren, stärker vernetzten und intelligenteren Maschinen zu arbeiten.

Die disruptive Änderung der Lebens- und Wirtschaftsbedingungen stellt auch den Staat vor die Notwendigkeit der Neudefinition politischer Gestaltung. Bei der digitalen Verflüchtigung von Betriebsstrukturen in der On-Demand-Wirtschaft stellt sich die Frage der Möglichkeit von Besteuerung solchen Wirtschaftens. Die Anhäufung von Myriaden von Daten stellt den Datenschutz vor immensen Herausforderungen. Die Verletzlichkeit „kritischer Infrastrukturen“ und die Möglichkeit digitaler kriegerischer Auseinandersetzungen (Drohnen, Militarisierung des Weltalls und Cyberwar) stellen die Frage nach Krieg und Frieden neu.

Die Entwicklung von „künstlicher Intelligenz“ und zunehmenden Schnittstellen von Mensch und Maschine werden die Fragen nach der menschlichen Natur als solcher aufwerfen.

Schwab fordert eine neue Kultur und Praxis der menschlichen Intelligenz. Die „kontextuelle Intelligenz“ ermöglicht, „aufkommende Trends vorwegzunehmen und Zusammenhänge herzustellen“ sowie den „Wert verschiedener Netzwerke“ zu erkennen. „Emotionale Intelligenz“ soll der „kontextuellen Intelligenz“ ermöglichen, in Ergänzung zur „rationalen Intelligenz“, Entscheidungen hierarchiefrei zu treffen und neue Ideen sich entwickeln zu lassen. „Spirituelle“ und „physische Intelligenz“ sind nach Schwab die Kompetenz, Seele und Körper abzustimmen und ein erfülltes Leben zu führen.

Die neuen Herausforderungen an den Einzelnen durch den digitalen Wandel der „Vierten Industriellen Revolution“ sollen es ermöglichen, gemeinschaftlich die Veränderungen der gegenwärtigen Zukunft zu meistern.

Das Buch schließt mit einer Abwägung von positiven und negativen 23 Megatrends, die 2025 Wirklichkeit sein könnten. Schwab wägt Vor- und Nachteile von Umwälzungen wie der ersten Transplantation einer 3D-gedruckten Leber, des ersten künstlichen Gehirns eines Menschen, der Steuererhebung durch Blockchain oder einer Volkszählung durch Big-Data ab.

Schwab zeigt sich am Ende seines Buches visionär: „Ich bin der festen Überzeugung, dass das neue Technologiezeitalter, wenn es reaktionsschnell und verantwortungsvoll gestaltet wird, eine neue kulturelle Renaissance auslösen kann, durch die wir uns als Teil von etwas weitaus Größerem fühlen können – einer echten globalen Gesellschaft“.

geschrieben am 01.10.2016 | 853 Wörter | 5970 Zeichen

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