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Swans Song - Nach dem Ende der Welt


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Informationen zum Buch
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  Extras

Rezension von

Thomas Stumpf

Swans Song - Nach dem Ende der Welt Das erste Wort, das mir zu diesem Roman einfällt, ist „oldschool“. Das Buch ist zwar in Deutschland erst auf den Markt gekommen, ursprünglich war es aber bereits 1987 erschienen. Und genauso liest es sich auch: wir waten knietief in den Achtzigern. Der kalte Krieg ist zu einem heißen Krieg eskaliert, es gibt rote Knöpfe und Raketensilos, USA und UdSSR führen den Dritten Weltkrieg herbei. Wer angefangen hat, weiß keiner mehr, auch nicht warum, spielt aber alles keine Rolle. Die Atombomben fallen und die beiden Länder löschen sich gegenseitig aus und schicken damit die ganze Welt ins Verderben. Abermillionen von Menschen sterben augenblicklich, viele Millionen innerhalb der nächsten paar Tage. Der thermonukleare Winter setzt ein und der radioaktive Fallout hüllt den Planeten in eine dichte Todesdecke ein. Die Temperaturen stürzen ins Bodenlose, da die Sonne nicht mehr durch den aufgewirbelten Staub in der Atmosphäre dringen kann. Alle Ressourcen und Lebensquellen sind vernichtet. Durch dieses postapokalyptische Szenario schickt Autor Robert McCammon eine Handvoll Überlebender: die neunjährige Sue Wanda, von allen Swan genannt, trifft irgendwo im Mittleren Westen Amerikas zufällig auf den schwarzen Profiwrestler Josh, der sie fortan beschützt, obgleich nicht klar ist, wer hier auf wen aufpasst. Swan verfügt über eine außergewöhnliche Gabe, die der restlichen Menschheit unvermutet Hoffnung geben kann: wo auch immer sie sich aufhält, ermöglicht sie auf magische Weise natürliches Wachstum, so dass Pflanzen zu neuem Leben erwachen können. Da ist „Sister Creep“, eine hartgesottene und willensstarke Obdachlose um die Sechzig, die Visionen von Swan hat und weiß, dass sie das Mädchen finden muss, um ihr zu helfen. Begleitet wird sie von Artie, einem alten Mann, den sie unterwegs im völlig verwüsteten New York City trifft. Sister Creep hat in den Trümmern von Tiffany´s einen aus Edelsteinen und geschmolzenem Glas bestehenden Ring gefunden, der ebenfalls über magische Kräfte verfügt, pulsiert und leuchtet, Visionen teilt und Menschen das Gute erkennen und fühlen lässt. Und da ist Roland Croninger, ein Junge von 13 Jahren, der mit seinen Eltern in einem Militärgelände namens Earth House unter Leitung von Colonel Macklin Zuflucht findet. Dieses wird aber beim Atomschlag völlig zerstört. Roland überlebt und flüchtet sich in die Phantasiewelt seines favorisierten Computerspiels und sieht sich fortan als „Ritter des Königs“ und mutiert zum intelligenten, aber ebenso furchtlosen und brutalen Vasallen des durchgeknallten Colonels. Roland verliert jeden Realitätssinn und tötet seinen eigenen Vater. Fortan zieht das infernalische Duo Roland/Colonel durch die Wüste und baut sich eine brutale Armee zusammen. Roland wird Swans Gegenpart. Und schließlich wandelt ein vielgesichtiger Dämon auf Erden, der den magischen Glasring, Sister Creep und Swan zerstören und die verbliebene Menschheit endgültig vernichten will. So viel zum Setting. Der Roman ist nur der erste Band eines Zweiteilers und endet daher recht unvermittelt, das muss man wissen, die Erzählung wird fortgesetzt. Die Kapitel sind nicht allzu lang und das Buch lässt sich zügig lesen. Zwischen den einzelnen Handlungsabschnitten wird gekonnt gewechselt, viele Kapitel enden mit einem kleinen Cliffhanger, so dass keine Langeweile aufkommt. Die einzige Person, die aber wirklich Tiefe entwickelt, jedenfalls in diesem ersten Band, ist Sister Creep. Vielleicht verschiebt sich dieser Fokus noch im Laufe des zweiten Teils, denn die titelgebende Swan spielt noch eine recht untergeordnete Rolle und sie entdeckt ihre Fähigkeiten erst. Roland und der Colonel sind auch ganz deutlich definiert und zeichnen sich beide durch planvollen Wahnsinn und Menschenverachtung aus, eine wirklich psychologische Tiefe erfahren sie jedoch nicht, abgesehen davon, dass der Colonel ständig einen „Schattensoldaten“ sieht und mit diesem Gespräche führt, die letztlich Selbstgespräche sind. Das Ganze erinnert stark an „Das letzte Gefecht“ („The Stand“) von Stephen King, ohne dessen menschliche und mystische Tiefe und erzählerische Wucht zu erreichen. Roland und der Colonel sind grausam und völlig durchgeknallt, folgen aber einem streng organisierten Überlebensplan. Sie schrecken nicht davor zurück, selbst Säuglinge zu töten. Am Ende werfen sie sich in Naziuniformen (sic!), sortieren gnadenlos die Entstellten und Verbrannten aus (unwertes, demoralisierendes Leben) und führen Massenexekutionen durch. Das hätte es nicht gebraucht und man fragt sich als Leser zu Recht: was soll das? Und ob das alles logisch und vor allem glaubwürdig ist, dahinter darf man gerne ein großes Fragezeichen setzen. Roland hat gerade den Einsturz des Bergbollwerks überlebt und schon ist er dermaßen in seinem Wahn, dass er dem eigenen Vater den Kopf wegschießt und seinen Eltern keine Träne nachweint? Und wenn man schon einen derart verkommenen und brutalen, gewissenlosen Gegenpart wie Roland und den Colonel entworfen hat, wozu braucht es dann noch eines wandelnden Dämons, der den Tod als phantastisches Element verkörpern soll? Das wirkt so als hätte sich der Autor nicht entscheiden können. Insgesamt passiert an relevanter Handlung gar nicht so viel, wie der Seitenumfang vermuten lässt. Die einzigen, die wirklich nennenswerte Fortschritte machen, sind Roland und der Colonel. Das Gute konnte sich bisher noch nicht so richtig auszeichnen. Insgesamt kein schlechtes Buch, aber auch kein wirklich gutes. Die Erzählung ist nur bedingt ein „Endzeitszenario“. Dieses bildet lediglich die Kulisse für die Story. Im Vordergrund steht der alte Kampf zwischen Gut und Böse, die letzte Entscheidungsschlacht um die Menschheit. Das ist nicht neu, macht aber nichts, denn man kann das ja auf verschiedene Art und Weise erzählen. Man hat sowas aber auch schon epischer, intensiver und ausdrucksstärker gelesen als hier. Ein ordentlicher Horrorroman mit phantastischen Elementen und einem wahrhaft bösen Bösen. Trotzdem fehlt das gewisse Etwas.

Das erste Wort, das mir zu diesem Roman einfällt, ist „oldschool“. Das Buch ist zwar in Deutschland erst auf den Markt gekommen, ursprünglich war es aber bereits 1987 erschienen. Und genauso liest es sich auch: wir waten knietief in den Achtzigern. Der kalte Krieg ist zu einem heißen Krieg eskaliert, es gibt rote Knöpfe und Raketensilos, USA und UdSSR führen den Dritten Weltkrieg herbei. Wer angefangen hat, weiß keiner mehr, auch nicht warum, spielt aber alles keine Rolle. Die Atombomben fallen und die beiden Länder löschen sich gegenseitig aus und schicken damit die ganze Welt ins Verderben.

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Abermillionen von Menschen sterben augenblicklich, viele Millionen innerhalb der nächsten paar Tage. Der thermonukleare Winter setzt ein und der radioaktive Fallout hüllt den Planeten in eine dichte Todesdecke ein. Die Temperaturen stürzen ins Bodenlose, da die Sonne nicht mehr durch den aufgewirbelten Staub in der Atmosphäre dringen kann. Alle Ressourcen und Lebensquellen sind vernichtet.

Durch dieses postapokalyptische Szenario schickt Autor Robert McCammon eine Handvoll Überlebender: die neunjährige Sue Wanda, von allen Swan genannt, trifft irgendwo im Mittleren Westen Amerikas zufällig auf den schwarzen Profiwrestler Josh, der sie fortan beschützt, obgleich nicht klar ist, wer hier auf wen aufpasst. Swan verfügt über eine außergewöhnliche Gabe, die der restlichen Menschheit unvermutet Hoffnung geben kann: wo auch immer sie sich aufhält, ermöglicht sie auf magische Weise natürliches Wachstum, so dass Pflanzen zu neuem Leben erwachen können.

Da ist „Sister Creep“, eine hartgesottene und willensstarke Obdachlose um die Sechzig, die Visionen von Swan hat und weiß, dass sie das Mädchen finden muss, um ihr zu helfen. Begleitet wird sie von Artie, einem alten Mann, den sie unterwegs im völlig verwüsteten New York City trifft. Sister Creep hat in den Trümmern von Tiffany´s einen aus Edelsteinen und geschmolzenem Glas bestehenden Ring gefunden, der ebenfalls über magische Kräfte verfügt, pulsiert und leuchtet, Visionen teilt und Menschen das Gute erkennen und fühlen lässt.

Und da ist Roland Croninger, ein Junge von 13 Jahren, der mit seinen Eltern in einem Militärgelände namens Earth House unter Leitung von Colonel Macklin Zuflucht findet. Dieses wird aber beim Atomschlag völlig zerstört. Roland überlebt und flüchtet sich in die Phantasiewelt seines favorisierten Computerspiels und sieht sich fortan als „Ritter des Königs“ und mutiert zum intelligenten, aber ebenso furchtlosen und brutalen Vasallen des durchgeknallten Colonels. Roland verliert jeden Realitätssinn und tötet seinen eigenen Vater. Fortan zieht das infernalische Duo Roland/Colonel durch die Wüste und baut sich eine brutale Armee zusammen. Roland wird Swans Gegenpart.

Und schließlich wandelt ein vielgesichtiger Dämon auf Erden, der den magischen Glasring, Sister Creep und Swan zerstören und die verbliebene Menschheit endgültig vernichten will.

So viel zum Setting.

Der Roman ist nur der erste Band eines Zweiteilers und endet daher recht unvermittelt, das muss man wissen, die Erzählung wird fortgesetzt. Die Kapitel sind nicht allzu lang und das Buch lässt sich zügig lesen. Zwischen den einzelnen Handlungsabschnitten wird gekonnt gewechselt, viele Kapitel enden mit einem kleinen Cliffhanger, so dass keine Langeweile aufkommt. Die einzige Person, die aber wirklich Tiefe entwickelt, jedenfalls in diesem ersten Band, ist Sister Creep. Vielleicht verschiebt sich dieser Fokus noch im Laufe des zweiten Teils, denn die titelgebende Swan spielt noch eine recht untergeordnete Rolle und sie entdeckt ihre Fähigkeiten erst.

Roland und der Colonel sind auch ganz deutlich definiert und zeichnen sich beide durch planvollen Wahnsinn und Menschenverachtung aus, eine wirklich psychologische Tiefe erfahren sie jedoch nicht, abgesehen davon, dass der Colonel ständig einen „Schattensoldaten“ sieht und mit diesem Gespräche führt, die letztlich Selbstgespräche sind.

Das Ganze erinnert stark an „Das letzte Gefecht“ („The Stand“) von Stephen King, ohne dessen menschliche und mystische Tiefe und erzählerische Wucht zu erreichen. Roland und der Colonel sind grausam und völlig durchgeknallt, folgen aber einem streng organisierten Überlebensplan. Sie schrecken nicht davor zurück, selbst Säuglinge zu töten. Am Ende werfen sie sich in Naziuniformen (sic!), sortieren gnadenlos die Entstellten und Verbrannten aus (unwertes, demoralisierendes Leben) und führen Massenexekutionen durch. Das hätte es nicht gebraucht und man fragt sich als Leser zu Recht: was soll das? Und ob das alles logisch und vor allem glaubwürdig ist, dahinter darf man gerne ein großes Fragezeichen setzen. Roland hat gerade den Einsturz des Bergbollwerks überlebt und schon ist er dermaßen in seinem Wahn, dass er dem eigenen Vater den Kopf wegschießt und seinen Eltern keine Träne nachweint? Und wenn man schon einen derart verkommenen und brutalen, gewissenlosen Gegenpart wie Roland und den Colonel entworfen hat, wozu braucht es dann noch eines wandelnden Dämons, der den Tod als phantastisches Element verkörpern soll? Das wirkt so als hätte sich der Autor nicht entscheiden können. Insgesamt passiert an relevanter Handlung gar nicht so viel, wie der Seitenumfang vermuten lässt. Die einzigen, die wirklich nennenswerte Fortschritte machen, sind Roland und der Colonel. Das Gute konnte sich bisher noch nicht so richtig auszeichnen.

Insgesamt kein schlechtes Buch, aber auch kein wirklich gutes. Die Erzählung ist nur bedingt ein „Endzeitszenario“. Dieses bildet lediglich die Kulisse für die Story. Im Vordergrund steht der alte Kampf zwischen Gut und Böse, die letzte Entscheidungsschlacht um die Menschheit. Das ist nicht neu, macht aber nichts, denn man kann das ja auf verschiedene Art und Weise erzählen. Man hat sowas aber auch schon epischer, intensiver und ausdrucksstärker gelesen als hier. Ein ordentlicher Horrorroman mit phantastischen Elementen und einem wahrhaft bösen Bösen. Trotzdem fehlt das gewisse Etwas.

geschrieben am 26.10.2016 | 880 Wörter | 5116 Zeichen

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