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Mind Control


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Thomas Stumpf

Mind Control Mit „Mind Control“ führt King seine als Trilogie angelegte Krimireihe um den ehemaligen und inzwischen pensionierten Detective Bill Hodges zum Abschluss. Das unwahrscheinliche Ermittlerteam Hodges, Holly und Jerome, das mit „Mr. Mercedes“ seinen Anfang nahm, muss ein letztes Mal gegen Brady Hartsfield antreten. Kurze Zusammenfassung: In „Mr. Mercedes“ begeht Hartsfield zu Beginn des Buches eine abscheuliche Tat, indem er mit einem gestohlenen Mercedes in eine Gruppe arbeitsloser Menschen rast, die in aller Frühe vor einer Jobbörse ausharren. Es gibt acht Tote und viele Schwerverletzte. Hodges nimmt die Ermittlungen auf und tut sich mit der psychisch labilen Holly und seinem Nachbarsjungen Jerome zusammen, um den Täter zu stellen. Dieser plant einen weiteren Anschlag auf die jugendlichen Besucher eines Popkonzerts, wird aber in letzter Sekunde von Holly mit einem schweren Schlag auf den Schädel mattgesetzt. Seitdem vegetiert Brady in einem Krankenhaus vor sich hin. Im zweiten Band „Finderlohn“ hat Hodges zusammen mit Holly die Privatdetektei Finders Keepers gegründet. Das Buch beginnt mit der Eröffnungsszene des ersten Bandes, erzählt aus einer anderen Perspektive und erzählt die Geschichte des jungen Peter, dessen Vater bei der Amokfahrt schwerstverletzt wurde. Auch hier jagt das Ermittlerteam einen gefährlichen Mörder. Am Ende werfen wir einen kleinen Blick auf Hartsfield, der noch immer mit schweren Hirnverletzungen im Krankenhaus liegt. Es gibt Gerüchte, dass er mit reiner Gedankenkraft Wasserhähne öffnen und Gegenstände bewegen könne. Nun kommt es zum Finale. Erweisen sich die ersten beiden Bände als reine Krimis, öffnet King nunmehr doch noch die Tür ins Phantastische und greift inhaltlich ein Thema auf, das er bereits in seinem ersten Welterfolg „Carrie“ zugrunde gelegt hatte: Psychokinese. Brady Hartsfield ist es gelungen, seine Geisteskräfte zu erholen, was auch daran liegt, dass sein behandelnder Arzt illegal nicht zugelassene Medikamente an ihm ausprobiert. Brady kann mit seiner Gedankenkraft in den Verstand zugänglicher Menschen eindringen und dann die Kontrolle über sie übernehmen. Eine Fähigkeit, die er zunächst nur zufällig entdeckt, dann aber bis zur Perfektion trainiert. Für seinen Wirtskörper hat das böse Folgen, denn mit jeder geistigen Übernahme wird ein Teil der Persönlichkeit des Opfers abgetötet. Durch seine Wirte ist es Brady möglich, in fremden Körpers sein Krankenzimmer zu verlassen und in der Außenwelt aktiv zu sein. Dabei nutzt er auch die intellektuellen Fähigkeiten seiner Wirte. Er heckt einen teuflischen Plan aus: Er manipuliert Spielekonsolen (den „Zappit“) so, dass seine Nutzer, wenn sie die Demoversion eines bestimmten Spiels (Fishing Hole) anschauen, quasi hypnotisiert werden. Somit öffnet er einen Weg in den Verstand des Betroffenen. Sein Ziel: die Betroffenen sollen Selbstmord begehen. Brady hat hunderte dieser Konsolen an Jugendliche verteilen lassen. Viele waren dereinst Besucher auf dem Popkonzert, auf welches er seinen Bombenanschlag ausüben wollte. Zudem hat er eine Webpage installiert, die ähnlich manipuliert wurde und mit welcher Landesweit Tausende Jugendliche in den Selbstmord getrieben werden sollen. Hodges, Holly und Jerome bleibt nicht viel Zeit, die Selbstmordwelle aufzuhalten. Brady ist in den fremden Körpers kaum zu fassen, und dann stirbt er auch noch (also, sein eigener Körper). Aber auch Hodges´ eigene Uhr tickt, denn er ist schwer krank. Erzählerisch nimmt King auch in diesem Band wieder die Eröffnungsszene aus „Mr. Mercedes“ als Aufhänger und schildert diese ein weiteres Mal, wieder aus einer anderen Perspektive. Eine tolle Idee, die sich bereits in „Finderlohn“ bewährt hatte. „Mind Control“ ist etwas seitenstärker als seine beiden Vorgänger, hat aber keine Längen. Man kann das Buch auch lesen, ohne die beiden ersten Teile zu kennen, denn es finden sich immer wieder ein paar erläuternde Sätze, wie alles zusammenhängt. Richtig Sinn und Spaß macht es aber natürlich erst, wenn man alle drei Bücher in der richtigen Reihenfolge liest. „Mind Control“ ist der deutsche Titel des Buchs und liefert einen ganz starken Hinweis auf den Inhalt, denn es geht um Verstandeskontrolle. Im Original heißt das Buch „End of watch“. Das ist amerikanischer Polizeijargon und kann etwa übersetzt werden mit „Ende der Wache“ oder „Ende der Patrouille“. Das meint das Ende der Laufbahn eines Polizisten, der in den Ruhestand geht. Auch das ist ein deutlicher inhaltlicher Hinweis auf Hodges. Apropos Hinweis: Einen weiteren deutlichen Hinweis gibt King bereits in seiner interessanten Widmung. Diese gilt nämlich Thomas Harris, dem berühmten Autor der Romane „Roter Drache“ und „Das Schweigen der Lämmer“. Gerade zu Letzterem kann man Parallelen ziehen: Wie Hannibal Lecter ist auch Brady Hartsfield in seiner persönlichen Zelle isoliert (das Krankenzimmer, sein eigener Körper). Dennoch kann er aus dieser heraus sein Gedankengut verbreiten, Menschen beeinflussen und manipulieren. Der Unterschied ist aber ebenso deutlich: Brady Hartsfield bedient sich übernatürlicher Fähigkeiten, gepaart mit technischem Know-How, während Dr. Lecter sich ausschließlich auf seinen Intellekt stützt. Nun also im letzten Band doch das phantastische Element. Nicht sehr stark ausgeprägt, aber doch ein wichtiger Aspekt im Buch. Ob es das gebraucht hätte, darüber kann man trefflich streiten. Die feindliche geistige Übernahme kennt man etwa aus Filmen wie „Die Körperfresser kommen“. Gegenstand ist das in Dan Simmons´ überragendem Horrorroman „Kraft des Bösen“, wo es um drei „Gedankenvampire“ geht, die durch reine Geisteskraft vollständige Kontrolle über Menschen übernehmen und sich gegenseitig bekriegen (Unbedingt zu empfehlen! Aber das Buch ist nur noch schwer zu bekommen.) Bei King dient dies im vorliegenden Buch aber nur als Werkzeug, als Mittel zum Zweck für seine Botschaft. Zentrales Anliegen ist ihm die erschreckend hohe Selbstmordrate in den USA und vielen anderen Ländern der Welt, vor allem in hoch entwickelten Industrienationen. Im Nachwort macht er hier ein paar kurze Ausführungen und es sind Telefonservicenummern von speziellen Suizidpräventionsdiensten abgedruckt (für Deutschland, natürlich). Das war dem Autor ein wichtiges Anliegen. Durch die Einbindung von Spielekonsolen und Webseiten in seine Geschichte macht King auf die Verstärkung dieses Problems durch soziale Netzwerke und bedenkliche Homepages aufmerksam. Es gibt massenhaft Suizidseiten, wo sich vor allem junge Menschen darüber austauschen, wie man sich am besten und sichersten selbst tötet. Ein wenig Kritik steckt natürlich auch darin, dass die Leute nur noch auf ihre Spielekonsolen starren und nicht mehr wahrnehmen, was um sie herum geschieht. Ein Thema, dass King – speziell für Handys – bereits in „Puls“ ausgiebig bearbeitet hatte. Das Suizidthema fand sich bereits in „Mr. Mercedes“, auch hier hatte Hartsfield bereits Menschen in den Selbstmord getrieben, und er hatte es auch bei Bill Hodges versucht. In „Mind Control“ räumt King dem nun mehr Raum und ein größeres Forum ein. Mit dem persönlichen Schicksal des an Krebs erkrankten Bill Hodges bleibt sich King thematisch ebenfalls treu. Er selbst wird nächstes Jahr seinen siebzigsten Geburtstag feiern und das Thema Altern ist seit Jahren bereits zu einem Kernthema seiner Bücher geworden (siehe zuletzt auch z.B. „Revival“ oder die Kurzgeschichtensammlung „Basar der bösen Träume“). Seine Protagonisten altern mit ihm, könnte man sagen.

Mit „Mind Control“ führt King seine als Trilogie angelegte Krimireihe um den ehemaligen und inzwischen pensionierten Detective Bill Hodges zum Abschluss. Das unwahrscheinliche Ermittlerteam Hodges, Holly und Jerome, das mit „Mr. Mercedes“ seinen Anfang nahm, muss ein letztes Mal gegen Brady Hartsfield antreten.

weitere Rezensionen von Thomas Stumpf

#
rezensiert seit
Buchtitel
1
05.12.2022
2
04.10.2022
3
02.09.2022
4
07.10.2021
5
17.05.2021

Kurze Zusammenfassung: In „Mr. Mercedes“ begeht Hartsfield zu Beginn des Buches eine abscheuliche Tat, indem er mit einem gestohlenen Mercedes in eine Gruppe arbeitsloser Menschen rast, die in aller Frühe vor einer Jobbörse ausharren. Es gibt acht Tote und viele Schwerverletzte. Hodges nimmt die Ermittlungen auf und tut sich mit der psychisch labilen Holly und seinem Nachbarsjungen Jerome zusammen, um den Täter zu stellen. Dieser plant einen weiteren Anschlag auf die jugendlichen Besucher eines Popkonzerts, wird aber in letzter Sekunde von Holly mit einem schweren Schlag auf den Schädel mattgesetzt. Seitdem vegetiert Brady in einem Krankenhaus vor sich hin.

Im zweiten Band „Finderlohn“ hat Hodges zusammen mit Holly die Privatdetektei Finders Keepers gegründet. Das Buch beginnt mit der Eröffnungsszene des ersten Bandes, erzählt aus einer anderen Perspektive und erzählt die Geschichte des jungen Peter, dessen Vater bei der Amokfahrt schwerstverletzt wurde. Auch hier jagt das Ermittlerteam einen gefährlichen Mörder. Am Ende werfen wir einen kleinen Blick auf Hartsfield, der noch immer mit schweren Hirnverletzungen im Krankenhaus liegt. Es gibt Gerüchte, dass er mit reiner Gedankenkraft Wasserhähne öffnen und Gegenstände bewegen könne.

Nun kommt es zum Finale. Erweisen sich die ersten beiden Bände als reine Krimis, öffnet King nunmehr doch noch die Tür ins Phantastische und greift inhaltlich ein Thema auf, das er bereits in seinem ersten Welterfolg „Carrie“ zugrunde gelegt hatte: Psychokinese. Brady Hartsfield ist es gelungen, seine Geisteskräfte zu erholen, was auch daran liegt, dass sein behandelnder Arzt illegal nicht zugelassene Medikamente an ihm ausprobiert. Brady kann mit seiner Gedankenkraft in den Verstand zugänglicher Menschen eindringen und dann die Kontrolle über sie übernehmen. Eine Fähigkeit, die er zunächst nur zufällig entdeckt, dann aber bis zur Perfektion trainiert. Für seinen Wirtskörper hat das böse Folgen, denn mit jeder geistigen Übernahme wird ein Teil der Persönlichkeit des Opfers abgetötet. Durch seine Wirte ist es Brady möglich, in fremden Körpers sein Krankenzimmer zu verlassen und in der Außenwelt aktiv zu sein. Dabei nutzt er auch die intellektuellen Fähigkeiten seiner Wirte. Er heckt einen teuflischen Plan aus: Er manipuliert Spielekonsolen (den „Zappit“) so, dass seine Nutzer, wenn sie die Demoversion eines bestimmten Spiels (Fishing Hole) anschauen, quasi hypnotisiert werden. Somit öffnet er einen Weg in den Verstand des Betroffenen. Sein Ziel: die Betroffenen sollen Selbstmord begehen. Brady hat hunderte dieser Konsolen an Jugendliche verteilen lassen. Viele waren dereinst Besucher auf dem Popkonzert, auf welches er seinen Bombenanschlag ausüben wollte. Zudem hat er eine Webpage installiert, die ähnlich manipuliert wurde und mit welcher Landesweit Tausende Jugendliche in den Selbstmord getrieben werden sollen. Hodges, Holly und Jerome bleibt nicht viel Zeit, die Selbstmordwelle aufzuhalten. Brady ist in den fremden Körpers kaum zu fassen, und dann stirbt er auch noch (also, sein eigener Körper). Aber auch Hodges´ eigene Uhr tickt, denn er ist schwer krank.

Erzählerisch nimmt King auch in diesem Band wieder die Eröffnungsszene aus „Mr. Mercedes“ als Aufhänger und schildert diese ein weiteres Mal, wieder aus einer anderen Perspektive. Eine tolle Idee, die sich bereits in „Finderlohn“ bewährt hatte. „Mind Control“ ist etwas seitenstärker als seine beiden Vorgänger, hat aber keine Längen.

Man kann das Buch auch lesen, ohne die beiden ersten Teile zu kennen, denn es finden sich immer wieder ein paar erläuternde Sätze, wie alles zusammenhängt. Richtig Sinn und Spaß macht es aber natürlich erst, wenn man alle drei Bücher in der richtigen Reihenfolge liest. „Mind Control“ ist der deutsche Titel des Buchs und liefert einen ganz starken Hinweis auf den Inhalt, denn es geht um Verstandeskontrolle. Im Original heißt das Buch „End of watch“. Das ist amerikanischer Polizeijargon und kann etwa übersetzt werden mit „Ende der Wache“ oder „Ende der Patrouille“. Das meint das Ende der Laufbahn eines Polizisten, der in den Ruhestand geht. Auch das ist ein deutlicher inhaltlicher Hinweis auf Hodges. Apropos Hinweis: Einen weiteren deutlichen Hinweis gibt King bereits in seiner interessanten Widmung. Diese gilt nämlich Thomas Harris, dem berühmten Autor der Romane „Roter Drache“ und „Das Schweigen der Lämmer“. Gerade zu Letzterem kann man Parallelen ziehen: Wie Hannibal Lecter ist auch Brady Hartsfield in seiner persönlichen Zelle isoliert (das Krankenzimmer, sein eigener Körper). Dennoch kann er aus dieser heraus sein Gedankengut verbreiten, Menschen beeinflussen und manipulieren. Der Unterschied ist aber ebenso deutlich: Brady Hartsfield bedient sich übernatürlicher Fähigkeiten, gepaart mit technischem Know-How, während Dr. Lecter sich ausschließlich auf seinen Intellekt stützt.

Nun also im letzten Band doch das phantastische Element. Nicht sehr stark ausgeprägt, aber doch ein wichtiger Aspekt im Buch. Ob es das gebraucht hätte, darüber kann man trefflich streiten. Die feindliche geistige Übernahme kennt man etwa aus Filmen wie „Die Körperfresser kommen“. Gegenstand ist das in Dan Simmons´ überragendem Horrorroman „Kraft des Bösen“, wo es um drei „Gedankenvampire“ geht, die durch reine Geisteskraft vollständige Kontrolle über Menschen übernehmen und sich gegenseitig bekriegen (Unbedingt zu empfehlen! Aber das Buch ist nur noch schwer zu bekommen.) Bei King dient dies im vorliegenden Buch aber nur als Werkzeug, als Mittel zum Zweck für seine Botschaft. Zentrales Anliegen ist ihm die erschreckend hohe Selbstmordrate in den USA und vielen anderen Ländern der Welt, vor allem in hoch entwickelten Industrienationen. Im Nachwort macht er hier ein paar kurze Ausführungen und es sind Telefonservicenummern von speziellen Suizidpräventionsdiensten abgedruckt (für Deutschland, natürlich). Das war dem Autor ein wichtiges Anliegen. Durch die Einbindung von Spielekonsolen und Webseiten in seine Geschichte macht King auf die Verstärkung dieses Problems durch soziale Netzwerke und bedenkliche Homepages aufmerksam. Es gibt massenhaft Suizidseiten, wo sich vor allem junge Menschen darüber austauschen, wie man sich am besten und sichersten selbst tötet. Ein wenig Kritik steckt natürlich auch darin, dass die Leute nur noch auf ihre Spielekonsolen starren und nicht mehr wahrnehmen, was um sie herum geschieht. Ein Thema, dass King – speziell für Handys – bereits in „Puls“ ausgiebig bearbeitet hatte. Das Suizidthema fand sich bereits in „Mr. Mercedes“, auch hier hatte Hartsfield bereits Menschen in den Selbstmord getrieben, und er hatte es auch bei Bill Hodges versucht. In „Mind Control“ räumt King dem nun mehr Raum und ein größeres Forum ein.

Mit dem persönlichen Schicksal des an Krebs erkrankten Bill Hodges bleibt sich King thematisch ebenfalls treu. Er selbst wird nächstes Jahr seinen siebzigsten Geburtstag feiern und das Thema Altern ist seit Jahren bereits zu einem Kernthema seiner Bücher geworden (siehe zuletzt auch z.B. „Revival“ oder die Kurzgeschichtensammlung „Basar der bösen Träume“). Seine Protagonisten altern mit ihm, könnte man sagen.

geschrieben am 12.12.2016 | 1095 Wörter | 6388 Zeichen

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