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Gotham Academy


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Rezension von

Thomas Stumpf

Gotham Academy „Gotham Academy“ ist ein recht außergewöhnlicher Comic. Platziert ist die Geschichte in der gleichnamigen Privatschule, deren Mäzen und Förderer kein anderer als Bruce Wayne ist. Zentrale Figur des Geschehens ist die Schülerin Olive Silverlock, deren Mutter eine Insassin des Arkham Asylum ist. Und wer hat sie dahin gebracht? Batman, natürlich, den Olive aus genau diesem Grund aus tiefstem Herzen hasst. Zusammen mit Mia Mizoguchi, genannt Maps, der kleinen Schwester von Olives Ex-Freund/Freund Kyle, geht Olive einem mysteriösen Rätsel nach: In dem alten Schulgemäuer soll ein Gespenst umhergehen. Zugleich gibt es einige High-School-typischen Nebenhandlungen, eine kleine Romanze und einen fiesen Direktor, der aussieht wie Argus Filch, der Hausmeister von Hogwarts. Und dann gibt es noch den Alten Friedhof und das für Schüler gesperrte Nordgebäude. Welche Geheimnisse lauern dort? Zugleich muss Olive gemeinsam mit einer Mitschülerin ein Referat über die Geschichte Gothams erarbeiten. Auch hier gibt es zunächst die bekannten Querelen und die ungeliebte Zimmergenossin, was sich dann aber doch auflöst. Und hier kommen wir zu dem interessantesten Ansatz des Comics. Ein Kernthema von „Gotham Academy“ ist die Historie Gothams. Damit geht die Autorin Becky Cloonan einen komplett neuen Weg, sich der Geschichte der Stadt und der Geschichte Batmans zu nähern. Im Mittelpunkt stehen die Gründerfamilien der Stadt. Daher entschließen sich die Mädchen, ein Referat über Milli Jane Cobblepot zu halten, die als Teenagerin im Gotham des neunzehnten Jahrhunderts lebte und eine Vorfahrin von Oswald Cobblepot, dem Piguin, war. Anders als der Rest ihrer Familie war sie aber gut und aufrichtig und wollte die Verbrechen ihrer Familie aufdecken und entblößen. Zu diesem Zweck schrieb Milli ein Tagebuch. Dieses wiederum fällt Olive in die Hände und es wird zum Ausgangspunkt ihres Referats, aber auch ihrer Ermittlungen in der Academy, denn es soll Milli Janes Geist sein, der durch das Schulgemäuer wandert. Dem ist – ohne zu spoilern – aber nicht so, stattdessen treffen Olive und Maps auf einen Erzfeind Batmans, der sich in der Schule verbirgt. Nur weshalb? Gegen Ende hat dann der Dunkle Ritter selbst einen Kurzauftritt und es offenbart sich, dass Olive Silverlock selbst über mächtige, beeindruckende Fähigkeiten verfügt. Was man vielleicht zunächst für einen Teenagercomic halten könnte, stellt sich als spannende Mysterystory mit liebevollen Charakteren und eine Bereicherung des Batmanuniversums heraus. Die Idee, sich über die Geschichte der einflussreichen Gründerfamilien dem Batmanmythos und der Stadthistorie anzunähern ist großartig und vor allem auch ansprechend umgesetzt. Batman spielt in diesem Band nicht wirklich eine Rolle, aber er ist unausgesprochen und in zahlreichen optischen Anspielungen allgegenwärtig. Das Tagebuch ist ein schlauer Schachzug für die Storyführung und wird gut eingesetzt. Die Geschichte ist sehr facettenreich und bietet Mystery, Spannung, High-School-Flair, Hintergrundinformationen, Action, ein wenig Romantik und psychologische Tiefe, jedenfalls bei der überaus interessanten Hauptfigur Olive Silverlock. Absoluter Sympathieträger ist die ausgesprochen clevere, coole und liebenswürdige kleine Maps, die ständig im Rollenspielerjargon spricht und die viel Elan und Humor beiträgt. Olive ist hin- und hergerissen von ihrer Familiengeschichte, befindet sich in einer emotionalen Umbruchphase, was sehr glaubwürdig dargestellt ist. Die anderen Charaktere sind eher Beiwerk und ordnen sich der Geschichte und den beiden Heldinnen unter. Das Artwork von Karl Kerschl und Mingjue Helen Chen ist großartig und liebenswert. Ganz besonders hervorheben möchte ich hier vor allem zwei Aspekte: Die wunderschöne Colorierung ist einfach phantastisch und macht einen ganz erheblichen Teil des tollen Flairs aus und fängt die düstere Stimmung in dem alten Schulgemäuer perfekt ein. Zugleich wirkt das sehr organisch. Der andere Punkt ist der außergewöhnliche Panelaufbau. Er weicht beträchtlich von den üblichen Schemen ab, die Panels gibt es in derart zahlreichen, unterschiedlichen Varianten und ungewöhnlichen Anordnungen, ob als Sequenz oder mit Bild-in-Bild-Option oder als Spreadpanels, der Aufbau ist extrem abwechslungsreich. Das ist ganz großartig gemacht. Für beides ein dickes Extralob. Gerade durch Maps und die großen und runden Augen in den fein gezeichneten Gesichtern, erhält das Artwork zudem einen leichten und sehr passenden Mangaeinschlag. Das Ganze wirkt wie ein gelungener Crossover aus Batman und Hogwarts: Das alte Schulgemäuer mit seinen Geheimgängen, die geheimnisvollen Ereignisse, denen die Schüler auf die Spur kommen, der Filch-artige Direktor, das Tagebuch, und mit dem gesperrten Nordgebäude und dem daran angegliederten Alten Friedhof hat die Academy sogar ihren eigenen „Verbotenen Wald“. Das ist eine gute Idee, die wirklich sehenswert umgesetzt ist. Ein Comic, in dem es viel zu entdecken gibt und der inhaltlich einen sehr interessanten Ansatz bietet, dabei aber nicht so dreckig und heftig ist, wie man es von „Batman“ gewohnt ist. Optisch wunderschön.

„Gotham Academy“ ist ein recht außergewöhnlicher Comic. Platziert ist die Geschichte in der gleichnamigen Privatschule, deren Mäzen und Förderer kein anderer als Bruce Wayne ist. Zentrale Figur des Geschehens ist die Schülerin Olive Silverlock, deren Mutter eine Insassin des Arkham Asylum ist. Und wer hat sie dahin gebracht? Batman, natürlich, den Olive aus genau diesem Grund aus tiefstem Herzen hasst. Zusammen mit Mia Mizoguchi, genannt Maps, der kleinen Schwester von Olives Ex-Freund/Freund Kyle, geht Olive einem mysteriösen Rätsel nach: In dem alten Schulgemäuer soll ein Gespenst umhergehen. Zugleich gibt es einige High-School-typischen Nebenhandlungen, eine kleine Romanze und einen fiesen Direktor, der aussieht wie Argus Filch, der Hausmeister von Hogwarts. Und dann gibt es noch den Alten Friedhof und das für Schüler gesperrte Nordgebäude. Welche Geheimnisse lauern dort?

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Zugleich muss Olive gemeinsam mit einer Mitschülerin ein Referat über die Geschichte Gothams erarbeiten. Auch hier gibt es zunächst die bekannten Querelen und die ungeliebte Zimmergenossin, was sich dann aber doch auflöst. Und hier kommen wir zu dem interessantesten Ansatz des Comics. Ein Kernthema von „Gotham Academy“ ist die Historie Gothams. Damit geht die Autorin Becky Cloonan einen komplett neuen Weg, sich der Geschichte der Stadt und der Geschichte Batmans zu nähern. Im Mittelpunkt stehen die Gründerfamilien der Stadt. Daher entschließen sich die Mädchen, ein Referat über Milli Jane Cobblepot zu halten, die als Teenagerin im Gotham des neunzehnten Jahrhunderts lebte und eine Vorfahrin von Oswald Cobblepot, dem Piguin, war. Anders als der Rest ihrer Familie war sie aber gut und aufrichtig und wollte die Verbrechen ihrer Familie aufdecken und entblößen. Zu diesem Zweck schrieb Milli ein Tagebuch. Dieses wiederum fällt Olive in die Hände und es wird zum Ausgangspunkt ihres Referats, aber auch ihrer Ermittlungen in der Academy, denn es soll Milli Janes Geist sein, der durch das Schulgemäuer wandert. Dem ist – ohne zu spoilern – aber nicht so, stattdessen treffen Olive und Maps auf einen Erzfeind Batmans, der sich in der Schule verbirgt. Nur weshalb? Gegen Ende hat dann der Dunkle Ritter selbst einen Kurzauftritt und es offenbart sich, dass Olive Silverlock selbst über mächtige, beeindruckende Fähigkeiten verfügt.

Was man vielleicht zunächst für einen Teenagercomic halten könnte, stellt sich als spannende Mysterystory mit liebevollen Charakteren und eine Bereicherung des Batmanuniversums heraus. Die Idee, sich über die Geschichte der einflussreichen Gründerfamilien dem Batmanmythos und der Stadthistorie anzunähern ist großartig und vor allem auch ansprechend umgesetzt. Batman spielt in diesem Band nicht wirklich eine Rolle, aber er ist unausgesprochen und in zahlreichen optischen Anspielungen allgegenwärtig. Das Tagebuch ist ein schlauer Schachzug für die Storyführung und wird gut eingesetzt. Die Geschichte ist sehr facettenreich und bietet Mystery, Spannung, High-School-Flair, Hintergrundinformationen, Action, ein wenig Romantik und psychologische Tiefe, jedenfalls bei der überaus interessanten Hauptfigur Olive Silverlock. Absoluter Sympathieträger ist die ausgesprochen clevere, coole und liebenswürdige kleine Maps, die ständig im Rollenspielerjargon spricht und die viel Elan und Humor beiträgt. Olive ist hin- und hergerissen von ihrer Familiengeschichte, befindet sich in einer emotionalen Umbruchphase, was sehr glaubwürdig dargestellt ist. Die anderen Charaktere sind eher Beiwerk und ordnen sich der Geschichte und den beiden Heldinnen unter.

Das Artwork von Karl Kerschl und Mingjue Helen Chen ist großartig und liebenswert. Ganz besonders hervorheben möchte ich hier vor allem zwei Aspekte: Die wunderschöne Colorierung ist einfach phantastisch und macht einen ganz erheblichen Teil des tollen Flairs aus und fängt die düstere Stimmung in dem alten Schulgemäuer perfekt ein. Zugleich wirkt das sehr organisch. Der andere Punkt ist der außergewöhnliche Panelaufbau. Er weicht beträchtlich von den üblichen Schemen ab, die Panels gibt es in derart zahlreichen, unterschiedlichen Varianten und ungewöhnlichen Anordnungen, ob als Sequenz oder mit Bild-in-Bild-Option oder als Spreadpanels, der Aufbau ist extrem abwechslungsreich. Das ist ganz großartig gemacht. Für beides ein dickes Extralob. Gerade durch Maps und die großen und runden Augen in den fein gezeichneten Gesichtern, erhält das Artwork zudem einen leichten und sehr passenden Mangaeinschlag.

Das Ganze wirkt wie ein gelungener Crossover aus Batman und Hogwarts: Das alte Schulgemäuer mit seinen Geheimgängen, die geheimnisvollen Ereignisse, denen die Schüler auf die Spur kommen, der Filch-artige Direktor, das Tagebuch, und mit dem gesperrten Nordgebäude und dem daran angegliederten Alten Friedhof hat die Academy sogar ihren eigenen „Verbotenen Wald“. Das ist eine gute Idee, die wirklich sehenswert umgesetzt ist. Ein Comic, in dem es viel zu entdecken gibt und der inhaltlich einen sehr interessanten Ansatz bietet, dabei aber nicht so dreckig und heftig ist, wie man es von „Batman“ gewohnt ist. Optisch wunderschön.

geschrieben am 28.06.2017 | 735 Wörter | 4389 Zeichen

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