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Der Pionier. Commodore Cornelius Vanderbilt


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Rezension von

Gérard Bökenkamp

Der Pionier. Commodore Cornelius Vanderbilt Der Mythos vom Tellerwäscher, der zum Millionär wird, hat wohl seinen Ursprung in der brutalen Frühphase der Industrialisierung als Männer wie John D. Rockefeller, Andrew Carnegie, Jay Gould aus kleinen Verhältnissen zu unvorstellbarem Reichtum gelangten. Doch der Aufstieg des Cornelius Vanderbilt, Sohn eines Bauen, der mit 16 Jahren ein kleines Segelboot erwarb und seinen Erben ein Vermögen von 100 Millionen Dollar (bis dahin ein in den USA noch nie erreichtes Privatvermögen) hinterließ, stellt diese alle in den Schatten. Udo Hielscher hat eine spannende Biographie vorgelegt, die sich vor allem auf den wirtschaftlichen Aufstieg des „Commodore“ konzentriert. Der Titel der Biographie ist eigentlich irreführend, da mit dem Begriff „Pionier“ nicht der Kern des Vanderbiltschen Wirkens beschrieben wird. So schreibt Hielscher: „Vanderbilts Möglichkeiten und seine Stärken lagen weniger in der visionären Prioniertat als in der Organisation und der Koordinierung von Einfluss.“ Sein Aufstieg hatte „weniger mit Eisenbahntechnik zu tun, denn die Eisenbahnen konstruierten und bauten andere, als vielmehr mit der Technik der Macht.“ Die Beschreibung dieser „Technik der Macht“ ist eine der Stärken des Buches. Vanderbilts Methode war, zu den bereits vorhandenen Dampfschifffahrtslinien „Discountangebote“ zu machen und die alteingesessenen Reeder dazu zu zwingen, den aggressiven Konkurrenten schließlich auszubezahlen. Preiskriege und Kartellverträge haben den Aufstieg Vanderbilts zum größten Dampfschifffahrtsreeder der USA in den 1840er Jahren, seinen Einstieg in das Eisenbahngeschäft zu Beginn des amerikanischen Bürgerkrieges und die Erringung der Vormachtsstellung in diesem Bereich begleitet. Besonders interessant sind die Kapitel über den Krieg in Nicaragua und den „Erie-Krieg.“ In beiden Fällen ging es um Auseinandersetzungen Vanderbilts mit konkurrierenden Gesellschaftern, die eine politische und in Nicaragua auch eine militärische Dimension gewannen. Im Erie-Krieg wurde diese Konflikte mit bestochenen Richtern und Politikern, in Nicaragua sogar mit Privatarmeen und gekauften Regierungen ausgetragen. Der Leser lernt so auch einiges über die anarchische Phase des amerikanischen Kapitalismus, in der Führer von Wirtschaftsimperien fast wie Staatsmänner agieren konnten. Hielscher, der von Hause aus kein Historiker sondern Professor für Betriebswirtschaft ist, hat in dem Buch gezeigt, dass Wirtschaftsgeschichte mehr ist als nur „Strukturgeschichte.“ Sie kann auch geschrieben werden als die Geschichte „großer Männer.“

Der Mythos vom Tellerwäscher, der zum Millionär wird, hat wohl seinen Ursprung in der brutalen Frühphase der Industrialisierung als Männer wie John D. Rockefeller, Andrew Carnegie, Jay Gould aus kleinen Verhältnissen zu unvorstellbarem Reichtum gelangten. Doch der Aufstieg des Cornelius Vanderbilt, Sohn eines Bauen, der mit 16 Jahren ein kleines Segelboot erwarb und seinen Erben ein Vermögen von 100 Millionen Dollar (bis dahin ein in den USA noch nie erreichtes Privatvermögen) hinterließ, stellt diese alle in den Schatten.

Udo Hielscher hat eine spannende Biographie vorgelegt, die sich vor allem auf den wirtschaftlichen Aufstieg des „Commodore“ konzentriert. Der Titel der Biographie ist eigentlich irreführend, da mit dem Begriff „Pionier“ nicht der Kern des Vanderbiltschen Wirkens beschrieben wird. So schreibt Hielscher: „Vanderbilts Möglichkeiten und seine Stärken lagen weniger in der visionären Prioniertat als in der Organisation und der Koordinierung von Einfluss.“ Sein Aufstieg hatte „weniger mit Eisenbahntechnik zu tun, denn die Eisenbahnen konstruierten und bauten andere, als vielmehr mit der Technik der Macht.“

Die Beschreibung dieser „Technik der Macht“ ist eine der Stärken des Buches. Vanderbilts Methode war, zu den bereits vorhandenen Dampfschifffahrtslinien „Discountangebote“ zu machen und die alteingesessenen Reeder dazu zu zwingen, den aggressiven Konkurrenten schließlich auszubezahlen. Preiskriege und Kartellverträge haben den Aufstieg Vanderbilts zum größten Dampfschifffahrtsreeder der USA in den 1840er Jahren, seinen Einstieg in das Eisenbahngeschäft zu Beginn des amerikanischen Bürgerkrieges und die Erringung der Vormachtsstellung in diesem Bereich begleitet.

Besonders interessant sind die Kapitel über den Krieg in Nicaragua und den „Erie-Krieg.“ In beiden Fällen ging es um Auseinandersetzungen Vanderbilts mit konkurrierenden Gesellschaftern, die eine politische und in Nicaragua auch eine militärische Dimension gewannen. Im Erie-Krieg wurde diese Konflikte mit bestochenen Richtern und Politikern, in Nicaragua sogar mit Privatarmeen und gekauften Regierungen ausgetragen. Der Leser lernt so auch einiges über die anarchische Phase des amerikanischen Kapitalismus, in der Führer von Wirtschaftsimperien fast wie Staatsmänner agieren konnten. Hielscher, der von Hause aus kein Historiker sondern Professor für Betriebswirtschaft ist, hat in dem Buch gezeigt, dass Wirtschaftsgeschichte mehr ist als nur „Strukturgeschichte.“ Sie kann auch geschrieben werden als die Geschichte „großer Männer.“

geschrieben am 04.07.2006 | 342 Wörter | 2202 Zeichen

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