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Muzungu


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Rezension von

Alexander Muehlen

Muzungu Afrika ist für deutschsprachige Verfasser von Kriminalromanen seit eh und je ein „schwarzer Fleck“ auf der Landkarte. Die Ausnahme bildet der schwedische Afrikafreund Henning Mankell, der Elend, Gewalt und Tod dem Zauber des Kontinents gegenüber stellt. Hinzu kommen eine Handvoll Briten, meist mit Wurzeln oder Wohnsitz im südlichen Afrika, und einige wenige Autochthone; diese greifen jedoch mehr zu historisch-moralischen (Kampf gegen die Folgen des Kolonialismus, Korruption) als zu Wer-war-der-Täter-Szenarien. Für afrikanische Leser gilt: Wen das tägliche Ringen um Frieden und Fortexistenz beherrscht, der greift nicht zu Literatur, bei der es um kriminalistischen Spürsinn geht. Für Leser deutscher Sprache, die eine Alternative zu Ruhrgebiet-, Sankt-Pauli- und Vorarlberg-Krimis suchen, gibt es aber jetzt Abhilfe – vorausgesetzt, sie finden Interesse an Nix! Christoph Nix, Tausendsassa: Jurist, doppelt promoviert, Zirkusclown, Theatermacher, GTZ-Experte und Afrika-Bummler, hat seinen zweiten Roman „Muzungu“ dem Ziel gewidmet, eine Handlung zu Papier zu bringen, die gehobenen Krimi-Ansprüchen genügt. Und das Tolle ist – sie spielt in Uganda, einem Land, in dem ich selbst vier Jahre als Diplomat verbracht habe. Ich hatte das Privileg, Herrn Nix in vollem Nutz als Leiter einer Theatergruppe von 12 – 15-jährigen Insassen des Jugendgefängnisses in Kampala zu erleben; hierbei strahlte er eine Fröhlichkeit aus, die ansteckend und motivierend auf die Pubertierenden wirkte. Zum Roman: Er zielt auf eine Klientel, welche nicht unbedingt FAZ, TAZ und Bartholomäus Grill liest. Das Interesse an Afrika muss nicht mit Detailwissen unterfüttert sein: Orte und Zeiten der Geschehnisse werden den Erfordernissen der Handlung „angepasst“. Beispiele: Der Rebellenführer Joseph Kony tritt noch zu einer Zeit mordend in Aktion, in der er sich in Realität bereits weit entfernt in einem „sicheren Drittland“ befindet. Kindersoldaten , das war nie ein Thema. Die Rollenverteilung zwischen Schwarz und Weiß entspricht der Auffassung, nach der es zwei Sorten von Afrikanern gibt, die armen, unterdrückten Massen und die korrupten Eliten, und drei Sorten von Muzungus (Fremden), die Ausbeuter, eine Mehrheit von Desinteressierten und eine Elite ethisch sauberer Helfer und Aufklärer. Letztere befinden sich in ständiger Lebensgefahr; dies gilt insbesondere für die Zentralfigur Liv Utstedt, Ärztin und Polit-Aktivistin, die ermordet wird, nachdem sie (der Handlung zuliebe?) sämtliche Vorsichtsregeln investigativer Tätigkeit außer Acht gelassen hat. Sie ist einer der wenigen Schwachpunkte des Buches: Neben ihrem Leichtsinn in Sachen eigener Sicherheit wird nicht plausibel, wieso sie sich vor vielen Jahren in Stockholm auf eine Affäre mit dem künftigen Präsidenten Ugandas eingelassen hat. Im Kontrast dazu ist die Idee, Geschehnisse in Afrika mit dem gewaltsamen Tod des Friedenssuchers Olof Palme in eine von Geheimdiensten gesteuerte Verbindung zu bringen, so genial, fast könnte es die Wahrheit sein. Die übrigen Akteure werden mit Liebe am Detail, z.t. ebenfalls „drehbuchkonform“, beschrieben: von der korrupten/evangelikal beeinflussten Ersten Familie des Landes über den undurchschaubaren deutschen Botschafter bis zu den armseligen, aber liebenswürdigen Mitgliedern des lokalen Mordkommissariats. Ein weiterer Schwede, der früh verstorbene Krimi-Millionen-Autor Stieg Larsson („Verblendung“), wird mehrfach zitiert und ist erkennbar Pate des Geschehens. Mit dessen Zeiten- und Szenenwechseln versucht unser Autor erfolgreich mitzuhalten. Ein spannender Roman, auf den ich Nix kommen lasse.

Afrika ist für deutschsprachige Verfasser von Kriminalromanen seit eh und je ein „schwarzer Fleck“ auf der Landkarte. Die Ausnahme bildet der schwedische Afrikafreund Henning Mankell, der Elend, Gewalt und Tod dem Zauber des Kontinents gegenüber stellt. Hinzu kommen eine Handvoll Briten, meist mit Wurzeln oder Wohnsitz im südlichen Afrika, und einige wenige Autochthone; diese greifen jedoch mehr zu historisch-moralischen (Kampf gegen die Folgen des Kolonialismus, Korruption) als zu Wer-war-der-Täter-Szenarien. Für afrikanische Leser gilt: Wen das tägliche Ringen um Frieden und Fortexistenz beherrscht, der greift nicht zu Literatur, bei der es um kriminalistischen Spürsinn geht. Für Leser deutscher Sprache, die eine Alternative zu Ruhrgebiet-, Sankt-Pauli- und Vorarlberg-Krimis suchen, gibt es aber jetzt Abhilfe – vorausgesetzt, sie finden Interesse an Nix!

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Christoph Nix, Tausendsassa: Jurist, doppelt promoviert, Zirkusclown, Theatermacher, GTZ-Experte und Afrika-Bummler, hat seinen zweiten Roman „Muzungu“ dem Ziel gewidmet, eine Handlung zu Papier zu bringen, die gehobenen Krimi-Ansprüchen genügt. Und das Tolle ist – sie spielt in Uganda, einem Land, in dem ich selbst vier Jahre als Diplomat verbracht habe. Ich hatte das Privileg, Herrn Nix in vollem Nutz als Leiter einer Theatergruppe von 12 – 15-jährigen Insassen des Jugendgefängnisses in Kampala zu erleben; hierbei strahlte er eine Fröhlichkeit aus, die ansteckend und motivierend auf die Pubertierenden wirkte.

Zum Roman: Er zielt auf eine Klientel, welche nicht unbedingt FAZ, TAZ und Bartholomäus Grill liest. Das Interesse an Afrika muss nicht mit Detailwissen unterfüttert sein: Orte und Zeiten der Geschehnisse werden den Erfordernissen der Handlung „angepasst“. Beispiele: Der Rebellenführer Joseph Kony tritt noch zu einer Zeit mordend in Aktion, in der er sich in Realität bereits weit entfernt in einem „sicheren Drittland“ befindet. Kindersoldaten , das war nie ein Thema.

Die Rollenverteilung zwischen Schwarz und Weiß entspricht der Auffassung, nach der es zwei Sorten von Afrikanern gibt, die armen, unterdrückten Massen und die korrupten Eliten, und drei Sorten von Muzungus (Fremden), die Ausbeuter, eine Mehrheit von Desinteressierten und eine Elite ethisch sauberer Helfer und Aufklärer. Letztere befinden sich in ständiger Lebensgefahr; dies gilt insbesondere für die Zentralfigur Liv Utstedt, Ärztin und Polit-Aktivistin, die ermordet wird, nachdem sie (der Handlung zuliebe?) sämtliche Vorsichtsregeln investigativer Tätigkeit außer Acht gelassen hat. Sie ist einer der wenigen Schwachpunkte des Buches: Neben ihrem Leichtsinn in Sachen eigener Sicherheit wird nicht plausibel, wieso sie sich vor vielen Jahren in Stockholm auf eine Affäre mit dem künftigen Präsidenten Ugandas eingelassen hat. Im Kontrast dazu ist die Idee, Geschehnisse in Afrika mit dem gewaltsamen Tod des Friedenssuchers Olof Palme in eine von Geheimdiensten gesteuerte Verbindung zu bringen, so genial, fast könnte es die Wahrheit sein. Die übrigen Akteure werden mit Liebe am Detail, z.t. ebenfalls „drehbuchkonform“, beschrieben: von der korrupten/evangelikal beeinflussten Ersten Familie des Landes über den undurchschaubaren deutschen Botschafter bis zu den armseligen, aber liebenswürdigen Mitgliedern des lokalen Mordkommissariats.

Ein weiterer Schwede, der früh verstorbene Krimi-Millionen-Autor Stieg Larsson („Verblendung“), wird mehrfach zitiert und ist erkennbar Pate des Geschehens. Mit dessen Zeiten- und Szenenwechseln versucht unser Autor erfolgreich mitzuhalten. Ein spannender Roman, auf den ich Nix kommen lasse.

geschrieben am 29.01.2018 | 502 Wörter | 3130 Zeichen

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