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Sommer bei Nacht


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Sommer bei Nacht Der neue Roman von Jan Costin Wagner bewegt sich im gewohnten Milieu und begleitet Ermittler auf dem Weg in die Untiefen menschlicher Abgründe und Verbrechen – sowohl in vergangene als auch in aktuelle, die möglichst noch verhindert werden sollen. Das Ermittlerteam Ben (Neven) und Christian (Sandner) agiert von Wiesbaden aus und wird an einem schönen Sommertag zu einer Grundschule gerufen, wo ein kleiner Junge auf unerklärliche Weise verschwunden ist, offenbar an der Hand eines unbekannten Mannes, der ihn mit einem großen Teddybär gelockt hat. Der Alptraum jeder Eltern. Im Laufe des Romans müssen sich die Ermittler und das hinter ihnen stehende Kommissariat Stück für Stück voranarbeiten, um am Ende in einem Showdown zu versuchen, den Tod des Kindes zu verhindern – und entdecken ganz nebenbei ein weiteres Verbrechen, das furchtbarerweise Parallelen zu Entdeckungen des Jahres 2019 aufzeigt. Der Roman liest sich fast wie ein Film. Dies liegt nicht nur an der Erzählstruktur, dazu gleich, sondern auch am Aufbau selbst: die Suche nach dem Täter, die nur schleppend vorangeht, mit Zufallsfunden und Zufallszeugen, mit auf einmal virulenten Parallelfällen (Stichwort „Serie“…) und einigen Wendungen, die einen Tatort-Zuschauer kaum noch überraschen, einen Buchleser aber doch eher langweilen. Es ist natürlich trotzdem ein gerade am Ende packender Krimi, aber zwischendrin hat er Längen. Im Einzelnen: wieso muss der Ermittler Ben trotz intakter Familie nicht näher erklärten pädoerotischen Neigungen nachgehen? Warum muss der Ermittler Christian einer Zufallsbegegnung, die sich später auch noch als wichtige Zeugin entpuppt, von seinen Kindheitstraumata berichten? Hat beides nichts mit dem Fall zu tun, macht die Figuren nicht plausibler. Sodann: warum wird der Ermittler Ben immer beschrieben, dass er in seinen Gedanken wie durch Nebel stochert und offenbar automatisiert doch die richtigen Dinge tut und sagt? Des Weiteren: warum braucht es den pensionierten Mentor Landmann, der doch nicht auf richtige Spuren führt, der darüber hinaus einen persönlichen Schicksalsschlag erleidet, der den Fall aber nicht weiterbringt? Auch andere Figuren werden mehr oder weniger weiter ausgeführt, ohne dass ein Eindruck von echter Kohärenz zur Story entsteht. Es liest sich natürlich nett und gut, wie immer bei Wagner, aber es zieht sich und franst aus. Hinzu kommt die Erzählstruktur. Viele kleine Kapitel, ständiger Personenwechel, alles abgehackte Einzelstücke, die sich sukzessive zu einem größeren Bild fügen sollen – es aber eben doch nicht tun, siehe oben. Dazu kommt, dass Wagners große Begabung zur Schaffung beeindruckender Sprachbilder in diesem Gewirr von Schlaglichtkapiteln völlig untergeht. Seine klugen Wendungen, großen Metaphern und ins Gehirn einsinkenden Sätze kommen nicht zur gebotenen Wirkung, weil das scheinbare Tempo der Erzählung mit den ständigen Perspektivsprüngen keine Zeit zum Verweilen lässt und auch die einzelnen Teilstücke nie genug Stoff bieten, um seine bombastische Sprachkunst raumgreifend wirken zu lassen. Wirklich schade. So habe ich am Schluss der Lektüre – trotz des gelungenen Endes der Geschichte – irgendwie das Gefühl, dass der Roman in sich nicht ganz stimmig ist.

Der neue Roman von Jan Costin Wagner bewegt sich im gewohnten Milieu und begleitet Ermittler auf dem Weg in die Untiefen menschlicher Abgründe und Verbrechen – sowohl in vergangene als auch in aktuelle, die möglichst noch verhindert werden sollen. Das Ermittlerteam Ben (Neven) und Christian (Sandner) agiert von Wiesbaden aus und wird an einem schönen Sommertag zu einer Grundschule gerufen, wo ein kleiner Junge auf unerklärliche Weise verschwunden ist, offenbar an der Hand eines unbekannten Mannes, der ihn mit einem großen Teddybär gelockt hat. Der Alptraum jeder Eltern. Im Laufe des Romans müssen sich die Ermittler und das hinter ihnen stehende Kommissariat Stück für Stück voranarbeiten, um am Ende in einem Showdown zu versuchen, den Tod des Kindes zu verhindern – und entdecken ganz nebenbei ein weiteres Verbrechen, das furchtbarerweise Parallelen zu Entdeckungen des Jahres 2019 aufzeigt.

weitere Rezensionen von Dr. Benjamin Krenberger


Der Roman liest sich fast wie ein Film. Dies liegt nicht nur an der Erzählstruktur, dazu gleich, sondern auch am Aufbau selbst: die Suche nach dem Täter, die nur schleppend vorangeht, mit Zufallsfunden und Zufallszeugen, mit auf einmal virulenten Parallelfällen (Stichwort „Serie“…) und einigen Wendungen, die einen Tatort-Zuschauer kaum noch überraschen, einen Buchleser aber doch eher langweilen. Es ist natürlich trotzdem ein gerade am Ende packender Krimi, aber zwischendrin hat er Längen.

Im Einzelnen: wieso muss der Ermittler Ben trotz intakter Familie nicht näher erklärten pädoerotischen Neigungen nachgehen? Warum muss der Ermittler Christian einer Zufallsbegegnung, die sich später auch noch als wichtige Zeugin entpuppt, von seinen Kindheitstraumata berichten? Hat beides nichts mit dem Fall zu tun, macht die Figuren nicht plausibler. Sodann: warum wird der Ermittler Ben immer beschrieben, dass er in seinen Gedanken wie durch Nebel stochert und offenbar automatisiert doch die richtigen Dinge tut und sagt? Des Weiteren: warum braucht es den pensionierten Mentor Landmann, der doch nicht auf richtige Spuren führt, der darüber hinaus einen persönlichen Schicksalsschlag erleidet, der den Fall aber nicht weiterbringt? Auch andere Figuren werden mehr oder weniger weiter ausgeführt, ohne dass ein Eindruck von echter Kohärenz zur Story entsteht. Es liest sich natürlich nett und gut, wie immer bei Wagner, aber es zieht sich und franst aus.

Hinzu kommt die Erzählstruktur. Viele kleine Kapitel, ständiger Personenwechel, alles abgehackte Einzelstücke, die sich sukzessive zu einem größeren Bild fügen sollen – es aber eben doch nicht tun, siehe oben. Dazu kommt, dass Wagners große Begabung zur Schaffung beeindruckender Sprachbilder in diesem Gewirr von Schlaglichtkapiteln völlig untergeht. Seine klugen Wendungen, großen Metaphern und ins Gehirn einsinkenden Sätze kommen nicht zur gebotenen Wirkung, weil das scheinbare Tempo der Erzählung mit den ständigen Perspektivsprüngen keine Zeit zum Verweilen lässt und auch die einzelnen Teilstücke nie genug Stoff bieten, um seine bombastische Sprachkunst raumgreifend wirken zu lassen. Wirklich schade.

So habe ich am Schluss der Lektüre – trotz des gelungenen Endes der Geschichte – irgendwie das Gefühl, dass der Roman in sich nicht ganz stimmig ist.

geschrieben am 21.02.2020 | 474 Wörter | 2744 Zeichen

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