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Carl Strüwe


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Rezension von

Matthias Pierre Lubinsky

Carl Strüwe Dem Bielefelder Photo-Pionier Carl Strüwe (1898–1988) wird über zwei Jahrzehnte nach seinem Tod eine Ehrung und Anerkennung zu Teil, die ihm zu Lebzeiten weitgehend versagt wurde. Die Kunsthalle Bielefeld und der Bielefelder Kunstverein zeigen mit zwei großen Ausstellungen, was dieser vielseitige Künstler der Stadt bedeutet. Mit dem Werkkomplex Formen des Mikrokosmos, die von 1926 bis 1959 entstehen, schafft Carl Strüwe ein eigenständiges künstlerisches Werk auf der Grundlage der Mikrophotographie. Er ist damit Vorreiter, hat doch noch kein Photograph vor ihm systematisch die Photographie kleinster Lebewesen und biologischer Einheiten praktiziert. Ab 1926 benutzt Strüwe ein Lichtmikroskop der Firma Winkel-Zeiss. Nachdem ihn sein Spleen gepackt hatte, verbrachte er ab Mitte der 1930er-Jahre viele Wochen seiner Freizeit in Laboratorien für Mikroskopie. Ihm ging es um die Perfektionierung der bildnerischen Qualität seiner Aufnahmen. Strüwe konnte in den 1950er-Jahren Anschluss an Avantgardisten finden, so an die Bewegung The New Landscape um György Kepes am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, USA, sowie an die Gruppierung Subjektive Fotografie um Otto Steinert in Saarbrücken. Dennoch blieb ihm größerer Ruhm verwehrt. Welche Vorbehalte der Photographie als Kunstgattung noch 1947 entgegengebracht wurden, zeigt eine Aussage des damaligen Direktors der Hamburger Kunsthalle, Carl Georg Heise, der über Strüwes Mikrophotographie urteilte: »Photographie ist nicht Kunst, ist es niemals, unter gar keinen Umständen. Und: die Werke des allmächtigen Schöpfers, die Werke der Natur, lassen sich niemals gleichsetzen mit den Werken des schöpferischen Menschengeschlechts (…) Was wir in Strüwes Aufnahmen vor uns sehen, ist nur Rohmaterial.« Auf Reisen nach Tunesien, Algerien und Italien lotete Strüwe die Möglichkeiten des neuen Mediums aus. So präsentieren die Bielefelder Ausstellungen neben dem Schwerpunkt der Mikrophotographie eine Reihe von Aufnahmen aus dem Jahr 1932, bei denen das nordafrikanische Licht ein Air von lichtübergossener Melancholie schuf. Die Photos aus dem vor-touristischen Tunesien zeigen die Beschaulichkeit und kulturelle Ursprünglichkeit vor dem einsetzenden Massentourismus. Die schauen geben einen umfangreichen retrospektiven Überblick über das gesamte Schaffen des vielseitig Begabten. Von seinem Talent zeugen bereits die frühen Zeichnungen, denen trotz aller Naivität schon der Blick für das Abstrakte anhaftet. Die Schauen präsentieren auch Entwürfe für Firmen-Logos, die der junge Lithograph anfertigte. Das Katalogbuch ist das I-Tüpfelchen zu den beiden Ausstellungen: Sämtliche ausgestellten Werke sind dokumentiert. Die herausragende Druckqualität wird insbesondere bei den Mikrophotographien deutlich. Einführende Texte veranschaulichen die unterschiedlichen Werkkomplexe und lassen auch für Laien die jeweilige Entwicklung nachvollziehbar werden. Eine Biographie und die Bibliographie machen das großformatige Buch zum Carl Strüwe-Handbuch. Eine gelungene Hommage an diesen großartigen Sohn der Stadt Bielefeld.

Dem Bielefelder Photo-Pionier Carl Strüwe (1898–1988) wird über zwei Jahrzehnte nach seinem Tod eine Ehrung und Anerkennung zu Teil, die ihm zu Lebzeiten weitgehend versagt wurde. Die Kunsthalle Bielefeld und der Bielefelder Kunstverein zeigen mit zwei großen Ausstellungen, was dieser vielseitige Künstler der Stadt bedeutet.

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Mit dem Werkkomplex Formen des Mikrokosmos, die von 1926 bis 1959 entstehen, schafft Carl Strüwe ein eigenständiges künstlerisches Werk auf der Grundlage der Mikrophotographie. Er ist damit Vorreiter, hat doch noch kein Photograph vor ihm systematisch die Photographie kleinster Lebewesen und biologischer Einheiten praktiziert. Ab 1926 benutzt Strüwe ein Lichtmikroskop der Firma Winkel-Zeiss. Nachdem ihn sein Spleen gepackt hatte, verbrachte er ab Mitte der 1930er-Jahre viele Wochen seiner Freizeit in Laboratorien für Mikroskopie. Ihm ging es um die Perfektionierung der bildnerischen Qualität seiner Aufnahmen.

Strüwe konnte in den 1950er-Jahren Anschluss an Avantgardisten finden, so an die Bewegung The New Landscape um György Kepes am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, USA, sowie an die Gruppierung Subjektive Fotografie um Otto Steinert in Saarbrücken. Dennoch blieb ihm größerer Ruhm verwehrt.

Welche Vorbehalte der Photographie als Kunstgattung noch 1947 entgegengebracht wurden, zeigt eine Aussage des damaligen Direktors der Hamburger Kunsthalle, Carl Georg Heise, der über Strüwes Mikrophotographie urteilte: »Photographie ist nicht Kunst, ist es niemals, unter gar keinen Umständen. Und: die Werke des allmächtigen Schöpfers, die Werke der Natur, lassen sich niemals gleichsetzen mit den Werken des schöpferischen Menschengeschlechts (…) Was wir in Strüwes Aufnahmen vor uns sehen, ist nur Rohmaterial.«

Auf Reisen nach Tunesien, Algerien und Italien lotete Strüwe die Möglichkeiten des neuen Mediums aus. So präsentieren die Bielefelder Ausstellungen neben dem Schwerpunkt der Mikrophotographie eine Reihe von Aufnahmen aus dem Jahr 1932, bei denen das nordafrikanische Licht ein Air von lichtübergossener Melancholie schuf. Die Photos aus dem vor-touristischen Tunesien zeigen die Beschaulichkeit und kulturelle Ursprünglichkeit vor dem einsetzenden Massentourismus.

Die schauen geben einen umfangreichen retrospektiven Überblick über das gesamte Schaffen des vielseitig Begabten. Von seinem Talent zeugen bereits die frühen Zeichnungen, denen trotz aller Naivität schon der Blick für das Abstrakte anhaftet. Die Schauen präsentieren auch Entwürfe für Firmen-Logos, die der junge Lithograph anfertigte.

Das Katalogbuch ist das I-Tüpfelchen zu den beiden Ausstellungen: Sämtliche ausgestellten Werke sind dokumentiert. Die herausragende Druckqualität wird insbesondere bei den Mikrophotographien deutlich. Einführende Texte veranschaulichen die unterschiedlichen Werkkomplexe und lassen auch für Laien die jeweilige Entwicklung nachvollziehbar werden. Eine Biographie und die Bibliographie machen das großformatige Buch zum Carl Strüwe-Handbuch.

Eine gelungene Hommage an diesen großartigen Sohn der Stadt Bielefeld.

geschrieben am 25.02.2012 | 409 Wörter | 2670 Zeichen

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