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Interviews

Heftromane und Crossover-Fiction


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Der vss-Verlag ist ein neuer, BoD-Verlag, der allerdings einen seltenen Weg einschlägt, denn es werden hauptsächlich Heftromane veröffentlicht. Hermann Schladt ist der Gründer des vss-Verlages und der Vater einer neuer Programmreihe: Crossover-Fiction nennt er sie. Das war Grund genug, dass sich Florian Wendland für webcritics.de mit Herrn Schladt unterhält.

Florian Wendland: Guten Tag Herr Schladt, fangen wir gleich an. Stellen Sie doch bitte unseren Lesern den vss-Verlag vor. Welche Art Literatur verlegen Sie?

Hermann Schladt: Für die Literatur, die ich vertreibe habe ich den Begriff Crossover-Fiction geprägt. Crossover-Fiction? Die Reihen und Serien von vss lassen sich nur schwer in eine bestimmte Kategorie einordnen. Sie bestehen aus einer Mischung von Fantastik, Science-Fiction, Fantasy und Abenteuer. Hierzulande verlangt man aber immer nach einer „Schublade“, in die alles einzuordnen ist. Also habe ich die passende Schublade selbst kreiert.

Florian Wendland: Wie sind Sie denn überhaupt auf die Idee gekommen einen Heftroman-Verlag zu gründen? Die meisten Kleinverlage bieten eher „normale“ Literatur an, also Taschenbücher – oder Hardcover. Warum also einen Heftroman-Verlag?

Hermann Schladt: Nun, ganz so allein am Markt bin ich damit nicht. So hat z.B. Hary-Production weit über 100 Heftromantitel in mehreren Reihen im Angebot und auch andere Kleinverlage führen Heftromane. Meine Gründe, Heftromane zu verlegen, sind eher emotionaler Art. Ich bin in den 60er Jahren über Heftromane zur Science-Fiction und zur Phantastik allgemein gekommen. Dass das Angebot im Laufe der Jahre immer dünner wurde, habe ich stets bedauert. Jetzt habe ich mir meinen Traum erfüllt und verlege, wenn auch in einem ganz bescheidenen Rahmen, meine eigenen Hefte.

Florian Wendland: Ein Heftroman-Verlag auf Book-on-Demand-Basis ist ja recht ungewöhnlich. Warum sind Sie nicht den (gewöhnlichen) Weg eines traditionellen Buchverlags gegangen?

Hermann Schladt: Das hat zwei Gründe. Zunächst der eher negative: als Klein- und Nischenverlag erreiche ich kaum Stückzahlen, die eine wirtschaftliche Erstellung der Hefte im herkömmlichen Druckverfahren erlauben. Der eher positive ist, das beim Print on Demand verfahren die Titel immer lieferbar sind, eine ausverkaufte Auflage, ein „vergriffen“ gibt es da nicht.

Florian Wendland: Welche Reihe hat den bislang die größte Akzeptanz gefunden?

Hermann Schladt: Am besten hat bisher die Reihe „Shogun“ eingeschlagen, aber es ist noch zu früh, etwas Endgültiges zu sagen. Sehr gespannt bin ich auf die Reihe „Artefakte“, die im Oktober starten wird.

Florian Wendland: In den letzten Jahren sind ja zahlreiche Kleinverlage mit großen Ambitionen an den Start gegangen, die dann jedoch schnell wieder von der Bildfläche verschwanden. Wir wird das Konzept bislang denn von den Lesern angenommen?

Hermann Schladt: Der vss-verlag befindet sich noch immer in der Startphase, die ja immer recht kritisch ist. Im Moment zahle ich noch kräftig drauf. Aber die bisherige Entwicklung gibt zu der Hoffnung Anlass, dass sich der Verlag in absehbarer Zeit selbst tragen und am Markt etablieren wird. Dieser Hoffnung gebe ich auch dadurch Ausdruck, dass ich im Herbst noch zusätzlich mit einer eigenen ebook-Abteilung an den Start gehen werde.

Florian Wendland: Denken Sie daran, in Zukunft eventuell auch Prosatexte, also Taschenbücher oder Paperbacks, ins Programm mit aufzunehmen?

Hermann Schladt: Ja, und es gibt da auch schon ein erstes Projekt. Das muss aber gut überlegt sein und zunächst muss sich auch der vss-verlagt am Markt etabliert haben, den mit der Herausgabe von Büchern kommen ganz andere finanzielle Herausforderungen und Risiken auf mich zu.

Florian Wendland: Momentan sind die Hefte über das Internet zu beziehen. Um eine möglichst große Kundenzahl anzusprechen, wird es Zwangsläufig auf eine Auslieferung an Kioske oder Zeitungsläden hinauslaufen. Haben Sie solche Szenarien bereits im Hinterkopf oder ist dieser Vertriebsweg für sie (noch) kein Thema?

Hermann Schladt: Dieser Vertriebsweg ist derzeit und wahrscheinlich auch auf Dauer kein Thema für mich. Als Kleinverlag muss man eigene Wege gehen. So habe ich gerade für den vss-verlag ein Partnerprogramm gestartet, zu dem sich jeder Inhaber einer Website anmelden kann (www.vss-verlag.de Menüpunkt Partnerprogramm). Wer da mitmachen möchte, setzt ein Banner oder einen Textlink mit einem bestimmten Identifizierungscode auf seine Homepage. Für alle User, die über diesen Link zum vss-shop kommen und einen Kauf tätigen, erhält der Partner dann eine Provision. Mit Veras Buchladen in Leipzig ist jetzt auch eine weitere Verkaufsstelle hinzugekommen (www.veras-buchladen.de), bei der man die Produkte des vss-verlags beziehen kann.

Florian Wendland: Welche bekannten (oder unbekannten) Autoren schreibend derzeit für Ihre Heftreihen? Gibt es Stammautoren oder wechselt der Schreiberling von Heft zu Heft?

Hermann Schladt: Zu meiner großen Überraschung haben gleich zum Start einige bekannte Autoren Interesse an einer Mitarbeit bei vss gezeigt. So schreibt der Kelter-Autor Lothar Gräner die Reihe „Ken Norton“ und der in der Heftromanszene allseits bekannte O. Birner (z.B. Zeitkugel und Erde 2000) wird bei der im Oktober startenden Reihe „Artefakte“ vertreten sein. Der Profi-Autor Gunter Arentzen hat einen Band der Shogun-Reihe verfasst. Mit Stefanie Rafflenbeul – von der man in Zukunft sicherlich noch einiges hören wird – und Harald Jakobsen sind bei mir zwei Autoren vertreten, die auf dem Sprung zum Profi-Autoren stehen. Die Anderen sind entweder in der Szene bereit etablierte oder junge und neue Amateurautoren, die aber alle viel Talent mitbringen. Welche Autorinnen und Autoren sich neben Lothar zum Stammautor entwickeln wird, ist jetzt noch nicht abzusehen.

Florian Wendland: Welche Bedingungen stellen Sie an die Autoren, oder anders herum: Was muss ein Autor beachten, um für den vss-Verlag zu schreiben?

Hermann Schladt: Die Autorinnen und Autoren sollten einfach eine gute Schreibe haben. Darüber hinaus muss das, was sie schreiben auch in das vss-Programm passen. Aber mit dem Start der ebook-edition werde ich da noch flexibler werden. Heimat- und Liebesschnulzen z. B. werden aber auch in Zukunft keinen Platz bei vss finden. Ich erwarte auch, dass sich die Autoren ein wenig Mühe bei der Manuskriptgestaltung geben und das die Orthografie und der Schreibstil ordentlich sind, wobei ich aber gerade bei jungen unerfahrenen Autorinnen und Autoren meinen Lektoren auch schon mal etwas mehr Arbeit zumute. Ich habe mir ja gerade die Förderung junger Autoren auf die Fahnen geschrieben. Ich bin da z.B. gerade in Kontakt zu einer erst 13-jährigen Autorin, die aber für ihr Alter ganz erstaunliche Schreibleistungen zustande bringt. Ein solches Talent zu fördern macht mir einen wahnsinnigen Spaß.

Florian Wendland: Denken Sie selber daran für Ihr Programm zu schreiben?

Hermann Schladt: Mit dem Fantasy-Story-Band „Die Welt der Geistkrieger“ ist schon ein Werk von mir im eigenen Verlag erschienen und ich möchte und werde auch in Zukunft im eigenen Verlag veröffentlichen. Der Pferdefuß bei der ganzen Verlagsgeschichte ist aber, dass ich kaum noch Zeit finde, selbst zu schreiben. Und die muss ich jetzt erst dazu nutzen, Verpflichtungen zu erfüllen, die ich anderen Verlagen gegenüber noch habe.

Florian Wendland: Abschließend würde ich Sie bitten eine kleine Zukunftsvision zu ersinnen. Wo sehen Sie den vss-verlag in 2 – 5 Jahren?

Hermann Schladt: Ich will da meine Erwartungen nicht zu hoch stecken. Wen es mir gelingt, den vss-verlag irgendwann Kosten deckend zu betreiben und fest in der Kleinverlagsszene zu etablieren, bin ich schon zufrieden.

Florian Wendland: Ein Wort zu Ihnen. Was lesen Sie persönlich denn am liebsten bzw. welche Autoren können Sie in ihren Bann ziehen?

Hermann Schladt: Ich lese alles gerne, was sich unter dem Begriff Phantastik zusammenfassen lässt. Dabei kommt es mir immer auf die Story an, Autorenvorlieben habe ich keine. Aber auch hier gilt zurzeit das, was ich zum selbst schreiben gesagt habe: ich finde kaum noch Zeit, das zu lesen, was ich möchte, sondern lese überwiegen die Manuskripte, die mir eingesandt werden. Zum Glück macht mir das bei den Meisten großes Vergnügen, es kommen aber auch immer wieder unsägliche „Werke“ herein, durch die man sich wirklich durchquälen muss. Aber wen man sich die Förderung junger und neuer Autoren/innen auf die Fahnen geschrieben hat, muss man möglichst alles lesen, um herauszufinden ob sich auch in einem schlechten Manuskript nicht doch etwas Brauchbares verbirgt und um dem Autor ein paar Tipps geben zu können. Bisher habe ich erst ein Manuskript nach der Hälfte weggelegt, weil ein Weiterlesen einfach nicht mehr zu ertragen gewesen wäre.

Florian Wendland: Ich bedanke mich für dieses Gespräch und wünsche Ihnen und dem vss-Verlag viel Erfolg für die Zukunft.

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