ISBN | 3804146570 | |
Autor | Kurt Reinking | |
Verlag | Werner | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 1308 | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Extras | - |
Das Handbuch von Reinking/Eggert zum Autokauf erfreut seine Nutzer und Leser als Standardwerk seit über 30 Jahren. In der mittlerweile 11. Auflage, die um etwa 100 Seiten an Umfang im Vergleich zur Vorauflage zugelegt hat, haben die Autoren trotz der ohnehin schon dichten, teilweise erschöpfenden Informationsfülle neue Akzente und Schwerpunkte gesetzt, um der Rechtsentwicklung und der neuen Rechtsprechung gerecht zu werden. Dies manifestiert sich diesmal in zahlreichen Themen zur Nacherfüllung, beispielhaft genannt sei dabei die BGH-Entscheidung zum Leistungsort, aber auch in den Bereichen Internethandel und bezüglich der Rechtsprechung zu Beweisvermutungen können die Autoren mit aktuellen Entwicklungen aufwarten. Das Fazit zu diesem Buch steht eigentlich schon von vornherein fest: Wer sich bei Rechtsfragen rund um Rechtsgeschäfte mit einem PKW solider Unterstützung versichern will, kommt bei halbwegs hohen Ansprüchen an die Tiefe und Systematik der Darstellung gar nicht am vorliegenden Werk vorbei. Für dem Praktiker gilt das ohnehin, aber sogar während der Zivil- und Rechtsanwaltsstation kann man als Referendar keinen Fehler machen, wenn man sich beizeiten einmal mit diesem Werk befasst: weit über das Verkehrsrecht hinaus kann man sein Grundwissen zum Kaufvertragsrecht und zur prozessualen Durchsetzung hervorragend schulen.
Die Gestaltung des Buches ist gut gelungen. In den intelligent untergliederten Kapiteln sind die Texte mit einer Vielzahl von Aufzählungen und Beispielen unterbrochen. Die Fußnoten sind reichhaltig und belegen die Akribie der Autoren. Die maßvoll eingesetzten Hervorhebungen leiten die Aufmerksamkeit des Bearbeiters sinnvoll. Selbst bei Aufzählung von Rechtsprechungsbeispielen wird die erforderliche Übersichtlichkeit gewahrt.
Das Buch ist in drei große Teile untergliedert, in einen für Neuwagen und einen für gebrauchte Kraftfahrzeuge und den dritten für das Leasing. Dabei nehmen die Abschnitte nicht unbedingt den gleichen Raum ein, der Gebrauchtwagenkauf dominiert die Darstellung deutlich, aber alle drei Teile sind jeweils so umfangreich gehalten, dass man keine einseitige Präferenz der Autoren befürchten muss. Im Folgenden sollen einige lesenswerte Kapitel gesondert herausgegriffen werden, um die Qualität des Werks exemplarisch zu verdeutlichen. Umfassend und lehrbuchgleich setzen sich die Autoren zum Beispiel gleich zu Beginn mit dem Vertragsschluss an sich auseinander, darunter mit diversen Gestaltungsmöglichkeiten zum Kaufpreis. Einzelne Kapitel greifen auch durchaus thematisch ineinander, sodass man sich im Kapitel zum Eigentumsvorbehalt zunächst die Ausführungen zum Rücktritt durchlesen kann, um erst danach die Erläuterungen zum Gewährleistungsrecht im Allgemeinen aufzunehmen. Denn im Rahmen der Gewährleistungsrechte ist vor allem die Rückabwicklung nach Rücktritt gut herausgearbeitet: hier werden instruktiv die wechselseitig entstehenden Ansprüche aufbereitet und mit Rechtsprechung untermauert. Die Pauschalisierung von Schadensersatzansprüchen bei unberechtigter Abnahmeverweigerung des Neufahrzeugs wird anhand des AGB-Rechts, prozessual und steuerlich erörtert. Erwartungsgemäß umfangreich sind die Kapitel und Unterkapitel zur Pflicht der mängelfreien Lieferung des Neufahrzeugs. Die Untergliederung in Fallgruppen oder auch in einzelne Funktionsstörungen ermöglicht dabei eine zielgerichtete und mandatsorientierte Lektüre. Gelungen abgerundet werden die materiell-rechtlichen Ausführungen zudem mit großen Unterkapiteln zu Verfahrens- und Vollstreckungsfragen, etwa zur Zwangsvollstreckung aus einem Zug-um-Zug-Urteil.
Im Rahmen des Gebrauchtwagenkaufs wird der Sachmängelhaftung bei Gebrauchtfahrzeugen zu Recht einiges an Aufmerksamkeit gewidmet. Hier findet der Leser alte und neue Rechtsprechung des BGH, etwa die Als-Was-Rechtsprechung im Rahmen der Beschaffenheitsvereinbarung, die Gewichtung von Äußerungen des Verkäufers sowie die Grenzen der Beweislastumkehr nach § 476 BGB. Die in der Praxis häufig umstrittene Qualifizierung von Auffälligkeiten am Fahrzeug als Verschleiß oder als Mangel ist anhand der ausführlichen Kasuistik nachzuvollziehen und die komplexe Argumentation innerhalb des § 476 BGB wird anschaulich dargestellt – für beide beteiligten Parteien. Dogmatisch selbst für den Praktiker des Weiteren interessant sind das ausführliche Kapitel zur Anspruchskonkurrenz der Gewährleistungsrechte zu Anfechtung, cic und Deliktsrecht sowie das zur Unterscheidung in kleinen und großen Schadensersatz statt der Leistung. Ebenfalls prägnant für beide Vertragsparteien abgebildet sind die Untersuchungsobliegenheiten beim Gebrauchtwagenkauf.
Im dritten Teil wird das Autoleasing – angesichts der Marktbedeutung zu Recht – gesondert ausgeführt. Die Erläuterung der Grundstrukturen des Leasingvertrages ist sogar höchst ausbildungsrelevant und auch die Geltung von Verbraucherschutzvorschriften ist ganz klassisches Schuldrecht, ein zur Lektüre unbedingt empfehlenswertes Kapitel. Sehr schön sind hier wiederum die zahlreichen Nebenaspekte eingearbeitet worden, beispielsweise Auswirkungen der Insolvenz, Fragen der Verjährung oder die Überlegungen zur Sittenwidrigkeit des Leasingvertrages.
Dieses Buch benötigt man sowohl für den Einstieg in die Materie Verkehrsrecht als auch als erfahrener Praktiker. Kein BGB-Kommentar kann beim Autokauf mit der Detaildichte und Aktualität dieses Spezialwerks mithalten. Die vielen assoziativen Unterkapitel zum Verfahrens- aber auch zum Steuerrecht machen das Buch zusätzlich wertvoll. Auch in der Neuauflage eine klare Empfehlung.
geschrieben am 25.03.2012 | 708 Wörter | 4939 Zeichen
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