ISBN | 3867177325 | |
Autor | Johan Theorin | |
Verlag | DHV Der Hörverlag | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | - | |
Erscheinungsjahr | 2009 | |
Extras | - |
„Hörgenuss mit Gänsehaut“, wie es auf dem CD-Cover versprochen wird, kann man dem Hörbuch sicher nicht unterstellen, aber ein handwerklich solide gemachter Krimi mit Mystery-Anteil ist es und insbesondere für Autofahrten passabel geeignet.
Worum geht es? Auf der schwedischen Insel Öland steht ein alter Hof, in den eine junge Familie, die Familie Vestin, zieht. Der Erwerb des Hofes ist dabei von Vorbelastungen geprägt: Auf dem Hof wohnte einst auch die Mutter der Ehefrau, Mirja Rambe, samt ihrer eigenen Mutter Torun zur Untermiete und erlebte dort Schlimmes, gerade im Zusammenhang mit einem so genannten Nebelsturm, der ein örtliches Wetterphänomen ist und auch der jungen Familie Vestin zwar nicht zum Verhängnis werden, aber doch für Komplikationen sorgen wird. Zudem birgt der Hof Legenden und geisterhafte Vorgänge, wurde er doch einst aus Treibholz aus einem Schiffsunglück errichtet, das für den Bau einer Kirche gedacht war. Auch die junge Familie Vestin kommt mit psychischen Hypotheken: der Vater hat gerade seinen Job gekündigt, die älteste Tochter ist eigentlich die Tochter der bereits verstorbenen drogensüchtigen älteren Schwester des Ehemannes, die natürlich prompt noch als Geist auf dem Hof auftreten wird. Und nach kurzer Zeit, noch in der Phase des Abschiednehmens vom Festland und des Neuankommens auf der Insel ereilt die junge Ehefrau Katrine Vestin ein gewaltsamer Tod, der immerhin erst am Ende des Buches aufgeklärt wird. Daneben treten noch lokale Polizisten mit allerlei internen Verstrickungen, eine Diebesbande und ein rüstiger Rentner auf, die allesamt zu einer komplexen, aber keineswegs unübersichtlichen Szenerie beitragen. Am Ende gibt es dann noch ein paar Tote mehr und eine Art Happy End, wenn man davon bei einer getöteten Ehefrau und Mutter sprechen kann.
Was an dem Buch konzeptionell stört, ist der fehlende emotionale Tiefgang des Protagonisten Joakim Vestin. Der Ehemann und Vater wird zwar ansatzhalber emotional handelnd beschrieben, als er vom Tod der Ehefrau erfährt und als er hinter das spukhafte Geheimnis der alten Scheune kommt. Aber insgesamt ist das Ganze zu flach und unglaubwürdig, um die unheimliche Stimmung, die erzeugt werden soll, wirklich auszufüllen. Der Charakter agiert einfach zu hölzern und zu wenig nachvollziehbar, gerade im Schlussshowdown, wenn er sich irgendwann am Ende daran erinnert, dass er ja einmal nach seinen bis dahin alleine im Haus schlafenden Kindern sehen könnte. Gleiches gilt für die Szene, als er den Mörder der Schwester und seiner Ehefrau „überführt“: die Coolness ist unglaubwürdig. Aber auch die Großmutter, die einst auf der Insel lebte, ist trotz gelungener Ansätze zu wenig psychologisch ausgearbeitet, um das Interesse des Hörers maßgeblich entfachen zu können. Gut aufgegriffen wurden die örtlichen Besonderheiten der schwedischen Insel und gerade des Naturphänomens des Nebelsturms. Insgesamt ausgewogen erscheinen auch die Anteile zwischen Krimi und Geistergeschichte, wenngleich es immer wieder zum Spannungsabfall beim Hören kommt.
Die Sprecher der Geschichte sind gut ausgewählt und fügen sich in das Urteil „solide, aber nicht begeisternd“ ein. Immerhin musste Johannes Steck diesmal keine Frauenstimmen lesen und die Tagebuchpassagen kommen durch die verschiedenen weiblichen Stimmen gut zur Geltung.
geschrieben am 12.02.2013 | 488 Wörter | 2878 Zeichen
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