ISBN | 3899407210 | |
Autor | Orhan Pamuk | |
Verlag | DHV Der Hörverlag | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | - | |
Erscheinungsjahr | 2005 | |
Extras | - |
Orhan Pamuk gilt als einer ist der bedeutendsten Gegenwartsautoren der Türkei. Das Buch „Rot ist mein Name“ ist zwar schon 1998 erschienen, 2005 dann das Hörbuch, aber hinter der Fassade des historischen Kriminal-, Liebes- und Kulturromans findet man rasch Konfliktfelder, die auch heute noch in der Türkei virulent sind: will man sich der Tradition oder der Moderne zuwenden? wie stark dürfen religiöse Vorstellungen den Alltag bestimmen? wendet man sich dem Westen oder dem Osten zu?
Der historische Hintergrund des Werks sei knapp umrissen: Im Osmanischen Reich tobt 1591 der Bilderstreit, das Land ist im Übergang zwischen Tradition und Moderne begriffen. Bei der Arbeit an einem prachtvollen Bildband für den Sultan werden zuerst ein Vergolder, Fein Effendi, und dann ein hohes Mitglied der Buchmalerwerkstatt, Oheim Effendi, ermordet. Das Milieu dieser Kunsthandwerker ist der Schauplatz der Geschichte. Die Protagonisten sind Kara und seine Cousine Seküre, die sich seit Jugendtagen zueinander hingezogen fühlen, aber deren Verbindung als unschicklich angesehen wurde, sodass Kara Istanbul verließ, die Persischen Kriege erlebte und unter anderem bei den Buchmalern in Täbris lernte. Er kehrt zurück und soll dem Oheim, Seküres Vater, bei der Vollendung eines Bildbandes für den Sultan behilflich sein, der nicht mehr nur in der Art der traditionellen Bebilderung und Miniaturmalerei gestaltet sein, sondern den Stil der chinesischen und fränkischen Maler kopieren und den Mensch, hier den Sultan ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken soll. Als dies herauskommt, wird erst ein Vergolder ermordet, dann der Oheim selbst. Der Leiter der Buchmalerwerkstatt, der alte Osman, nimmt sich bei der Suche nach dem Mörder selbst das Augenlicht und Kara muss, um nicht selbst als Mörder zu gelten, unter den Buchmalern, die am neuen Bildband mitgewirkt haben, den Mörder suchen und finden, was ihm letzten Endes auch gelingt. Zwischendurch werden immer wieder kleine Geschichten und Erzählungen eingestreut, um den Geist der damaligen Zeit, die vorhandenen Spannungen und den kulturellen Zwiespalt zu beleuchten. Wenn dann gegen Ende ein beliebtes Kaffeehaus von Anhängern der Tradition und des wahren Glaubens dem Erdboden gleichgemacht wird, hat man wohl nicht ganz ungewollt eine sofortige Assoziation zu den heutigen Problemen bei der Konfrontation zwischen moderner westlicher und islamisch traditionell geprägter Lebensweise. Die alte Symbolfarbe Rot ist im Roman und im Hörspiel ein immer wiederkehrendes Symbol: beginnend mit dem Mord am Vergolder Fein, der fühlt, wie sich sein Mund mit dem eigenen Blut füllt, über die Fabel über die Farbe Rot, die Ermordung des Oheims mit einem Tintenfässchen aus Täbris, angefüllt mit roter Farbe, bis hin zur Hinrichtung des Mörders, der mittels eines roten Schwertes enthauptet wird.
Jedes Kapitel beginnt aus der Sicht einer anderen Person und durch die entsprechende Einleitung „Ich bin…“ kann sich der Hörer sofort orientieren. Die Hörspielfassung erfasst die mehrperspektivische Sichtweise gut, gerade durch die vielen und markanten Sprecher. Die echte Umsetzung als Hörspiel mit Geräuschen und Musik ist ambitioniert, aber manchmal zu dominant gegenüber den Sprechparts, gerade was die Lautstärke und die Intensität angeht. Dennoch ist die Zusammenfassung des über 500 Seiten starken Romans auf ein Hörspiel auf 2 CDs auch eine enorme gestalterische Leistung der Verantwortlichen.
Das Booklet enthält eine ausführliche Zeittafel mit historischen Hintergründen zu der Zeit, in der das Hörbuch spielt. Daneben gibt es einen detaillierten Überblick über die künstlerischen Strömungen im 16. Jahrhundert im osmanischen Reich.
2003 wurde Pamuk für dieses Buch mit dem internationalen Literaturpreis IMPAC ausgezeichnet. Dazu wurde Pamuk mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels 2005 ausgezeichnet.
geschrieben am 18.07.2013 | 561 Wörter | 3347 Zeichen
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