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Die Staufer und ihre Zeit: Leben im Hochmittelalter - Ein SPIEGEL-Buch


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Rezension von

Hiram Kümper

Die Staufer und ihre Zeit: Leben im Hochmittelalter - Ein SPIEGEL-Buch Das „Staufer-Jahr“ 2010 hat uns neben einer großen Mannheimer Ausstellung und zahlreichen kleineren Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten auch eine ganze Fülle neuer Bücher beschert. Der hier vorliegende Band ist eines davon. Zunächst einmal muss die Erwartungshaltung justiert werden: das hier ist ein journalistisches Projekt. Es ist von Autorinnen und Autoren des Wochenmagazins DER SPIEGEL initiiert und in der Hauptsache auch verfasst worden. Die im Klappentext angekündigten „bekannten Historiker“ beschränken sich auf der Verfasserseite auf den nun allerdings fraglos als Staufer-Experte hinlänglich ausgewiesenen Stuttgarter Mediävisten Wolfgang Stürner; alle anderen Beiträgerinnen und Beiträger sind auf die eine oder andere Weise SPIEGEL-Mitarbeiter oder freie Journalisten. Hinzu tritt freilich noch ein Interview mit dem an der wissenschaftlichen Umsetzung des Staufer-Jahres an prominenter Stelle beteiligten Heidelberger Ordinarius Stefan Weinfurter. Das ist es dann aber auch schon mit der Fachwissenschaft gewesen. Aber das muss man ja nicht notwendig beklagen. Ein gut geschriebenes Sachbuch, das sich an einen weiten Leserkreis wenden kann, entfaltet seinen eigenen Wert. Die rund drei Dutzend teils sehr knappen Beiträge gruppieren sich in vier Teile, dessen erster mit der Überschrift „Herrscher“, der zweite als „Feinde, Rivalen, Gegenmächte“, der dritte „Alltag“ und der vierte mit „Aufbruch in neue Zeiten“ betitelt ist. Ganz unterschiedliche Themen, aber auch ganz unterschiedliche Textarten haben sich hier zusammengefunden: Essays neben Interview, belehrend wirkende Darstellungen neben Geschichtserzählungen, die bewusst auf Spannung setzen. Und Fiona Ehlers kleidet ihren Beitrag über das Palermo Friedrichs II. als „multikulturelle Metropole“ in die hübsche Rahmenhandlung einer Reisereportage, in der im Grunde nicht sie, sondern ihr Reiseführer Francesco vom friedlichen Zusammenleben der Religionen unter normannischer Herrschaft schwärmt. Gut zu lesen ist das Meiste allemal – kaum verwunderlich angesichts der entsprechend ausgewiesenen Autorenschar. Nur einem kleinen Teil der Beiträge geht es explizit um das Staufergeschlecht und ihre prominenten Vertreter, den meisten ist es eher um ein Bild der Epoche bestellt. Über einzelne Details, die aber nun gerade, so wird man pragmatisch feststellen müssen, das anvisierte Leserpublikum wenig scheren werden, wird man immer mäkeln können. Die so sperrig betitelten „Buchhinweise“ am Schluss (S. 293f.) sind selbst aus dem Sachbuchsegment reichlich willkürlich ausgewählt und – das muss man leider so sagen – nichtssagend kommentiert. Das sind aber alles Kleinigkeiten. Den einen großen Einwand jedoch, den sich auch ein Sachbuch in dieser Hinsicht wird gefallen lassen müssen, ist die Frage, ob hier nicht die eine Meistererzählung vom dunklen, konfliktreichen, bedrückenden Hochmittelalter (wenn es das denn nun ernsthaft je so gegeben hat) mit einer neuen, nur freilich ebenso wenig vollgültigen von der dynamischen Stauferepoche mit blühend-friedlichem Kulturkontakt, Wissenschaften und Künsten ersetzt wird. Dieses Bild jedenfalls bedienen zwar nicht alle, wohl aber eine große Zahl der hier versammelten Beiträge. Letztlich wird der geschichtsinteressierte Leser hier fraglos viel leicht verdaulichen, spannenden Lesestoff finden. Mit Knut Görichs nur halb so umfangreichen Staufer-Bändchen in der Beck’schen Reihe freilich kann dieser Band, wenn man dabei auch noch etwas über die Zeit mitnehmen will, ganz sicher fachlich, über weite Strecken aber auch in der Darstellung, nicht mithalten.

Das „Staufer-Jahr“ 2010 hat uns neben einer großen Mannheimer Ausstellung und zahlreichen kleineren Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten auch eine ganze Fülle neuer Bücher beschert. Der hier vorliegende Band ist eines davon.

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Zunächst einmal muss die Erwartungshaltung justiert werden: das hier ist ein journalistisches Projekt. Es ist von Autorinnen und Autoren des Wochenmagazins DER SPIEGEL initiiert und in der Hauptsache auch verfasst worden. Die im Klappentext angekündigten „bekannten Historiker“ beschränken sich auf der Verfasserseite auf den nun allerdings fraglos als Staufer-Experte hinlänglich ausgewiesenen Stuttgarter Mediävisten Wolfgang Stürner; alle anderen Beiträgerinnen und Beiträger sind auf die eine oder andere Weise SPIEGEL-Mitarbeiter oder freie Journalisten. Hinzu tritt freilich noch ein Interview mit dem an der wissenschaftlichen Umsetzung des Staufer-Jahres an prominenter Stelle beteiligten Heidelberger Ordinarius Stefan Weinfurter. Das ist es dann aber auch schon mit der Fachwissenschaft gewesen.

Aber das muss man ja nicht notwendig beklagen. Ein gut geschriebenes Sachbuch, das sich an einen weiten Leserkreis wenden kann, entfaltet seinen eigenen Wert. Die rund drei Dutzend teils sehr knappen Beiträge gruppieren sich in vier Teile, dessen erster mit der Überschrift „Herrscher“, der zweite als „Feinde, Rivalen, Gegenmächte“, der dritte „Alltag“ und der vierte mit „Aufbruch in neue Zeiten“ betitelt ist. Ganz unterschiedliche Themen, aber auch ganz unterschiedliche Textarten haben sich hier zusammengefunden: Essays neben Interview, belehrend wirkende Darstellungen neben Geschichtserzählungen, die bewusst auf Spannung setzen. Und Fiona Ehlers kleidet ihren Beitrag über das Palermo Friedrichs II. als „multikulturelle Metropole“ in die hübsche Rahmenhandlung einer Reisereportage, in der im Grunde nicht sie, sondern ihr Reiseführer Francesco vom friedlichen Zusammenleben der Religionen unter normannischer Herrschaft schwärmt. Gut zu lesen ist das Meiste allemal – kaum verwunderlich angesichts der entsprechend ausgewiesenen Autorenschar.

Nur einem kleinen Teil der Beiträge geht es explizit um das Staufergeschlecht und ihre prominenten Vertreter, den meisten ist es eher um ein Bild der Epoche bestellt. Über einzelne Details, die aber nun gerade, so wird man pragmatisch feststellen müssen, das anvisierte Leserpublikum wenig scheren werden, wird man immer mäkeln können. Die so sperrig betitelten „Buchhinweise“ am Schluss (S. 293f.) sind selbst aus dem Sachbuchsegment reichlich willkürlich ausgewählt und – das muss man leider so sagen – nichtssagend kommentiert. Das sind aber alles Kleinigkeiten. Den einen großen Einwand jedoch, den sich auch ein Sachbuch in dieser Hinsicht wird gefallen lassen müssen, ist die Frage, ob hier nicht die eine Meistererzählung vom dunklen, konfliktreichen, bedrückenden Hochmittelalter (wenn es das denn nun ernsthaft je so gegeben hat) mit einer neuen, nur freilich ebenso wenig vollgültigen von der dynamischen Stauferepoche mit blühend-friedlichem Kulturkontakt, Wissenschaften und Künsten ersetzt wird. Dieses Bild jedenfalls bedienen zwar nicht alle, wohl aber eine große Zahl der hier versammelten Beiträge.

Letztlich wird der geschichtsinteressierte Leser hier fraglos viel leicht verdaulichen, spannenden Lesestoff finden. Mit Knut Görichs nur halb so umfangreichen Staufer-Bändchen in der Beck’schen Reihe freilich kann dieser Band, wenn man dabei auch noch etwas über die Zeit mitnehmen will, ganz sicher fachlich, über weite Strecken aber auch in der Darstellung, nicht mithalten.

geschrieben am 08.01.2011 | 490 Wörter | 3095 Zeichen

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