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Westfälische Erinnerungsorte


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Rezension von

Hiram Kümper

Westfälische Erinnerungsorte Dieser Band ist ein ungewöhnlicher. Ungewöhnlich nicht so sehr seiner Grundkonzeption nach: Spätestens seit Etienne François und Hagen Schulze das auf Pierre Nora zurückgehende Konzept der „lieux de mémoire“ mit ihren „Deutschen Erinnerungsorten“ auch hierzulande einem breiten Publikum nahegebracht haben, ist der Begriff fester Bestandteil des kulturwissenschaftlichen Jargons. Viel verwunderlicher als ein Buch über Westfälische Erinnerungsorte mag also die Frage sein, warum es eigentlich nicht schon längst mehr solcher Bücher gibt. Denn insbesondere die Region wird ja evident über geteilte Erinnerung geradezu mit erzeugt. Ungewöhnlich an diesem Band ist also nicht so sehr Thema, wohl aber seine Entstehung. Denn neben einigen Gastautorinnen und -autoren haben vor allem Studierende den Band gestaltet. Die Herausgeberin hat das im Rahmen von zwei Münsteraner Projektseminaren offenbar vorbildlich betreut. In einer ausführlichen Einleitung legt sich verständig und verständlich die Idee der Erinnerungsorte, den Zugriff auf den gar nicht so ganz eindeutigen Raum „Westfalen“ sowie die Entstehung des Bandes dar. Nun ist der Begriff der Erinnerungsorte an sich schon ein dehnbarer. Neben konkrete physische Orte treten da regelmäßig Gegenstände, Bräuche und Praktiken, Ereignisse, ja manchmal sogar Personen. All diese bunte Vielfalt der Begriffsverwendung findet sich auch im vorliegenden Band wieder. Und so ist auch ein ziemliches Potpourri dabei herausgekommen – aber ein lesenswertes. Dass dabei jede(r) Leser(in) das eine oder andere vermissen wird, was er oder sie für ganz besonders westfälisch hält, liegt auf der Hand und kann einem solchen Projekt kaum angelastet werden. Dafür ist das Konzept der „lieux de mémoire“ einfach zu offen. Das einzige, was man wohl bemerken wird, ist ein leichter Münster-Zentrismus oder wenigstens doch Münster-Überhang in den behandelten Erinnerungsorten, der sicher auch nicht ganz von ungefähr kommt, blickt man auf die zumindest akademische Herkunft der meisten Verfasser(innen). Die insgesamt 42 jeweils zwischen 10 und 20 Seiten starken Beiträge werden in fünf Sektionen grob gruppiert. Da geht es um: (1.) Fragmentierung und Einheit, (2.) Natur und Wirtschaft, (3.) Provinz und Welt, (4.) Alltag und Kultur sowie (5.) Religion und Mythos. Neben einigermaßen erwartbare Kristallisationspunkte westfälischer Erinnerung wie der Varus-Schlacht, die Porta Westfalica oder den Westfälischen Frieden treten Kiepenkerl und Dülmener Wildpferde, der Hellweg und der Möhnesee mit seiner 1943 so verheerend bombardierten Talsperre. Die Qualität der Beiträge ebenso wie die jeweiligen Herangehensweisen (von eher narrativ bis eher dokumentarisch) variieren naturgemäß – das wäre auch in jedem anderen Sammelband so und hat nichts mit dem vorwiegend studentischen Verfasserkreis zu tun. Insgesamt ist die Qualität hoch und sind die Beiträge ausgesprochen lesenswert. Das liegt auch daran, dass sich die Verfasserinnen und Verfasser das Konzept der Erinnerungsorte wirklich zu Herzen genommen haben und stets die erinnerungskulturelle Dimension ausführlich beleuchten. Und so erscheint auch manches Altbekannte noch einmal in neuem Licht. Die Frage, warum es nicht noch mehr solche Bücher gibt, wird also durch die „Westfälischen Erinnerungsorte“ noch untermauert – denn sie zeigen, wie sehr es sich lohnt. Hoffen wir, dass sie tatsächlich auch für andere Regionen anstiftend wirken werden.

Dieser Band ist ein ungewöhnlicher. Ungewöhnlich nicht so sehr seiner Grundkonzeption nach: Spätestens seit Etienne François und Hagen Schulze das auf Pierre Nora zurückgehende Konzept der „lieux de mémoire“ mit ihren „Deutschen Erinnerungsorten“ auch hierzulande einem breiten Publikum nahegebracht haben, ist der Begriff fester Bestandteil des kulturwissenschaftlichen Jargons. Viel verwunderlicher als ein Buch über Westfälische Erinnerungsorte mag also die Frage sein, warum es eigentlich nicht schon längst mehr solcher Bücher gibt. Denn insbesondere die Region wird ja evident über geteilte Erinnerung geradezu mit erzeugt.

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Ungewöhnlich an diesem Band ist also nicht so sehr Thema, wohl aber seine Entstehung. Denn neben einigen Gastautorinnen und -autoren haben vor allem Studierende den Band gestaltet. Die Herausgeberin hat das im Rahmen von zwei Münsteraner Projektseminaren offenbar vorbildlich betreut. In einer ausführlichen Einleitung legt sich verständig und verständlich die Idee der Erinnerungsorte, den Zugriff auf den gar nicht so ganz eindeutigen Raum „Westfalen“ sowie die Entstehung des Bandes dar.

Nun ist der Begriff der Erinnerungsorte an sich schon ein dehnbarer. Neben konkrete physische Orte treten da regelmäßig Gegenstände, Bräuche und Praktiken, Ereignisse, ja manchmal sogar Personen. All diese bunte Vielfalt der Begriffsverwendung findet sich auch im vorliegenden Band wieder. Und so ist auch ein ziemliches Potpourri dabei herausgekommen – aber ein lesenswertes. Dass dabei jede(r) Leser(in) das eine oder andere vermissen wird, was er oder sie für ganz besonders westfälisch hält, liegt auf der Hand und kann einem solchen Projekt kaum angelastet werden. Dafür ist das Konzept der „lieux de mémoire“ einfach zu offen. Das einzige, was man wohl bemerken wird, ist ein leichter Münster-Zentrismus oder wenigstens doch Münster-Überhang in den behandelten Erinnerungsorten, der sicher auch nicht ganz von ungefähr kommt, blickt man auf die zumindest akademische Herkunft der meisten Verfasser(innen).

Die insgesamt 42 jeweils zwischen 10 und 20 Seiten starken Beiträge werden in fünf Sektionen grob gruppiert. Da geht es um: (1.) Fragmentierung und Einheit, (2.) Natur und Wirtschaft, (3.) Provinz und Welt, (4.) Alltag und Kultur sowie (5.) Religion und Mythos. Neben einigermaßen erwartbare Kristallisationspunkte westfälischer Erinnerung wie der Varus-Schlacht, die Porta Westfalica oder den Westfälischen Frieden treten Kiepenkerl und Dülmener Wildpferde, der Hellweg und der Möhnesee mit seiner 1943 so verheerend bombardierten Talsperre. Die Qualität der Beiträge ebenso wie die jeweiligen Herangehensweisen (von eher narrativ bis eher dokumentarisch) variieren naturgemäß – das wäre auch in jedem anderen Sammelband so und hat nichts mit dem vorwiegend studentischen Verfasserkreis zu tun. Insgesamt ist die Qualität hoch und sind die Beiträge ausgesprochen lesenswert. Das liegt auch daran, dass sich die Verfasserinnen und Verfasser das Konzept der Erinnerungsorte wirklich zu Herzen genommen haben und stets die erinnerungskulturelle Dimension ausführlich beleuchten. Und so erscheint auch manches Altbekannte noch einmal in neuem Licht.

Die Frage, warum es nicht noch mehr solche Bücher gibt, wird also durch die „Westfälischen Erinnerungsorte“ noch untermauert – denn sie zeigen, wie sehr es sich lohnt. Hoffen wir, dass sie tatsächlich auch für andere Regionen anstiftend wirken werden.

geschrieben am 04.11.2017 | 484 Wörter | 2948 Zeichen

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