ISBN | 3446250794 | |
Autor | John Chambers | |
Verlag | Hanser | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 96 | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Extras | - |
Schon der Stil auf dem Deckblatt ist unverkennbar: Katja Gehrmann hat für ein neues Kinderbuch im Hanser Verlag den Pinsel geschwungen, nachdem sie schon in „Katzenaugen-Grüne-Trauben-Blitzer-Glitzer-Geistergrün“ für stimmungsvolle und witzige Bebilderungen gesorgt hatte. In diesem Buch von John Chambers haben nun zwei junge Damen das Sagen, die noch die Kita besuchen: Helene und Alannah. Trotz des Umfangs von fast 100 Seiten sind die einzelnen Geschichten – zwölf sind es an der Zahl – recht schnell vorgelesen, sodass auch die Aufmerksamkeitsspanne der Zielgruppe nicht überschritten wird. Gedacht ist das Buch für Kinder zwischen drei und sechs Jahren, also genau denjenigen, die sich mit den Gepflogenheiten der Kita bestens auskennen und die Geschichten genau reflektieren und bewerten können.
Helene und Alannah sind nicht nur Freundinnen, sondern die besten Freundinnen. Das wird in nahezu jeder Geschichte betont, was auf Dauer für die Vorlesenden etwas nervig ist. Nicht nur dies ist eine Redundanz im Text, bei der man sich fragt, ob die Geschichten mglw. als Kolumnen mit großem zeitlichen Abstand verfasst worden sind. Auch die Person Sive, Alannahs ältere Schwester, oder die ständige Betonung des nichts kapierenden Michael, quasi der Pekka in Alannahs Kita, werden stets aufs Neue und identisch umschrieben. Ansonsten aber gibt es an dem Buch wenig auszusetzen.
Vielmehr schafft es Chambers, genau die typische Erlebnis- und Gedankenwelt der Kinder abzubilden, die in ihrer bisweilen undurchschaubaren Eigenheit den Erwachsenen so fern bleibt und die man nur mit stillem Grinsen bewundern kann. Recht klassisch geht es zum Beispiel um Vorlieben beim Essen, um Begehrlichkeiten, etwa um das gelbe Blumenkostüm, um Trotzphasen, die aber auch vorübergehen, um Rollentausch, um schusselige Erwachsene, die an einem Tag auf das Tragen einer Wollmütze bestehen, an dem gar kein Kita-Besuch ansteht. Ganz grandios sind die Geschichten inklusive der graphischen Umsetzung dann, wenn es um die Gedankenwelt der Kinder geht. Etwa die dunkle Stimmungswolke, die über Alannah schwebt, weil Helene (angeblich) nicht mehr ihre Freundin sei und die auf alle anderen überspringt. Oder wenn es darum geht, ob jemand real ist, weil man ihn träumt. Oder auch, wie glücksberauschend es sein kann, mit der besten Freundin die gesamte Hofpause im Gleichklang durchzuschaukeln.
Mir hat das Buch – abgesehen von den sprachlichen Kritikpunkten – sehr gut gefallen und die testweise Lektüre von Kindern verschiedener Altersstufen hat ebenfalls ein positives Ergebnis erbracht. Gerade wenn am Ende einer Geschichte ein Lacher steht, der eben aus typisch kindlichem Verhalten resultiert, ist der Identifikationsfaktor am größten. Insofern: klare Empfehlung für dieses neue und absolut kindergartentaugliche Kinderbuch.
geschrieben am 01.03.2016 | 412 Wörter | 2433 Zeichen
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