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Angstfänger


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Rezension von

Frank Weidmann

AngstfĂ€nger Ich gebe zu, dass ich nicht unbedingt der emotionale Typ bin, wenn ich ein Buch lese. Bei guten BĂŒchern sieht das allerdings anders aus. Nicht, dass ich dann plötzlich Rotz und Wasser heulen wĂŒrde, aber ich ertappe mich dabei, dass ich mich, auch noch nach dem Zusammenklappen des Buches, gedanklich mit der Geschichte auseinander setze. So auch bei „AngstfĂ€nger“ von Jenny Kau geschehen. Ich bekam das Buch von einer Arbeitskollegin geschenkt, mit der Bemerkung, es sei nichts fĂŒr schwache Nerven. Nun gut, dachte ich. Vielleicht ist es ein intelligenter Thriller, der die Nerven kitzelt oder ein gut angelegter Krimi, der unterhaltsame Stunden verspricht. Doch es war keines von beidem. Und auch jetzt gerade ĂŒberlege ich noch, wie man das, was Jenny Kau zu Papier bringt, am besten beschreiben könnte. ZunĂ€chst einmal sind es Kurzgeschichten, zweiundzwanzig an der Zahl. Das Buch gliedert sich in dreizehn kurze und neun lange Geschichten, wobei der kĂŒrzeste Text nur knapp zwei Seiten lang ist, die lĂ€ngste Geschichte dreiundzwanzig Seiten. Sie alle eint, dass die mit Bedacht gesetzten Buchstaben dieselbe Wirkung haben: sie lassen den Leser erleben. Egal, wie kurz oder lang eine Geschichte ist, sie fĂ€ngt einen vom ersten Satz ein und lĂ€sst einen auch nicht los, wenn man zu lesen aufgehört hat. Besonders zwei der kurzen und zwei der langen Geschichten haben es mir angetan. In „Straßen der Erinnerung“ erzĂ€hlt Jenny Kau die Geschichte eines kleinen Jungen, der mit seinem Vater durch die USA reist und seine Kindheit auf den Straßen Amerikas verlebt. Es ist ein eindringlicher, sepia eingefĂ€rbter Text, der das Beschriebene unmittelbar erlebbar macht. „Dunkelbar“ dagegen, der kĂŒrzeste Text im Buch, beschreibt eine kurze Szene in einer Bar, die ein so unvermittelt dramatisches Ende nimmt, dass man als Leser erstmal völlig bestĂŒrzt und nachdenklich zurĂŒckbleibt. Auch bei der langen Geschichte „Auf leisen Schwingen“ ergibt sich ein Ende, das man erstmal hinnehmen muss und bei genauerer Betrachtung erst erkennt, wie ausweglos und dramatisch es tatsĂ€chlich ist. „KrĂ€henaugen“, die lĂ€ngste Geschichte, ist mein persönlicher Favorit. Obwohl in dem Text kaum wörtliche Rede vorkommt, ist er derart gut und eindringlich geschrieben, dass man sich kaum losreißen kann. Ein Thriller, der auf dreiundzwanzig Seiten seine ganze Grausamkeit entfaltet, ohne dabei pathetisch oder aufdringlich emotional zu wirken. Und genau das scheint mir die große StĂ€rke der Autorin zu sein. Ohne jedweden Pathos, ohne verstĂ€rkt auf die TrĂ€nendrĂŒse zu drĂŒcken, ohne den Leser kĂŒnstlich aufzustacheln, schafft es Jenny Kau, genau das bei ihrer Leserschaft zu erreichen: beim Lesen ihrer Geschichten lebt man sie. Ich bin davon ĂŒberzeugt, dass wir von Jenny Kau noch viel hören werden. In mir hat sie zumindest einen Fan gefunden.

Ich gebe zu, dass ich nicht unbedingt der emotionale Typ bin, wenn ich ein Buch lese. Bei guten BĂŒchern sieht das allerdings anders aus. Nicht, dass ich dann plötzlich Rotz und Wasser heulen wĂŒrde, aber ich ertappe mich dabei, dass ich mich, auch noch nach dem Zusammenklappen des Buches, gedanklich mit der Geschichte auseinander setze. So auch bei „AngstfĂ€nger“ von Jenny Kau geschehen.

weitere Rezensionen von Frank Weidmann

#
rezensiert seit
Buchtitel
1
18.03.2009

Ich bekam das Buch von einer Arbeitskollegin geschenkt, mit der Bemerkung, es sei nichts fĂŒr schwache Nerven. Nun gut, dachte ich. Vielleicht ist es ein intelligenter Thriller, der die Nerven kitzelt oder ein gut angelegter Krimi, der unterhaltsame Stunden verspricht. Doch es war keines von beidem. Und auch jetzt gerade ĂŒberlege ich noch, wie man das, was Jenny Kau zu Papier bringt, am besten beschreiben könnte.

ZunĂ€chst einmal sind es Kurzgeschichten, zweiundzwanzig an der Zahl. Das Buch gliedert sich in dreizehn kurze und neun lange Geschichten, wobei der kĂŒrzeste Text nur knapp zwei Seiten lang ist, die lĂ€ngste Geschichte dreiundzwanzig Seiten. Sie alle eint, dass die mit Bedacht gesetzten Buchstaben dieselbe Wirkung haben: sie lassen den Leser erleben. Egal, wie kurz oder lang eine Geschichte ist, sie fĂ€ngt einen vom ersten Satz ein und lĂ€sst einen auch nicht los, wenn man zu lesen aufgehört hat.

Besonders zwei der kurzen und zwei der langen Geschichten haben es mir angetan.

In „Straßen der Erinnerung“ erzĂ€hlt Jenny Kau die Geschichte eines kleinen Jungen, der mit seinem Vater durch die USA reist und seine Kindheit auf den Straßen Amerikas verlebt. Es ist ein eindringlicher, sepia eingefĂ€rbter Text, der das Beschriebene unmittelbar erlebbar macht.

„Dunkelbar“ dagegen, der kĂŒrzeste Text im Buch, beschreibt eine kurze Szene in einer Bar, die ein so unvermittelt dramatisches Ende nimmt, dass man als Leser erstmal völlig bestĂŒrzt und nachdenklich zurĂŒckbleibt.

Auch bei der langen Geschichte „Auf leisen Schwingen“ ergibt sich ein Ende, das man erstmal hinnehmen muss und bei genauerer Betrachtung erst erkennt, wie ausweglos und dramatisch es tatsĂ€chlich ist.

„KrĂ€henaugen“, die lĂ€ngste Geschichte, ist mein persönlicher Favorit. Obwohl in dem Text kaum wörtliche Rede vorkommt, ist er derart gut und eindringlich geschrieben, dass man sich kaum losreißen kann. Ein Thriller, der auf dreiundzwanzig Seiten seine ganze Grausamkeit entfaltet, ohne dabei pathetisch oder aufdringlich emotional zu wirken.

Und genau das scheint mir die große StĂ€rke der Autorin zu sein. Ohne jedweden Pathos, ohne verstĂ€rkt auf die TrĂ€nendrĂŒse zu drĂŒcken, ohne den Leser kĂŒnstlich aufzustacheln, schafft es Jenny Kau, genau das bei ihrer Leserschaft zu erreichen: beim Lesen ihrer Geschichten lebt man sie. Ich bin davon ĂŒberzeugt, dass wir von Jenny Kau noch viel hören werden. In mir hat sie zumindest einen Fan gefunden.

geschrieben am 18.03.2009 | 436 Wörter | 2437 Zeichen

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Kommentare zur Rezension (1)

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19.03.2009 10:16:38 Susanne Borrack schrieb:
Treffender hätte ich es auch nicht formulieren können! Auch ich bin inzwischen ein Fan von Frau Kau´s besonders einfühlsamen und ausdrucksstarken Büchern geworden und sehe mit Spannung ihrem nächsten Buch entgegen. Eigentlich wollte ich "Angstfänger" in Häppchen lesen. Immer mal wieder eine Geschichte. Mal im Zug, mal im Wartezimmer, mal im Bett vor dem Schlafengehen. Einen kleinen Zeitvertreib, mehr hatte ich mir nicht versprochen. Jedoch musste, ja ich betone MUSSTE ich eine Geschichte nach der anderen lesen, jede einzigartig und spannend, bis ich schließlich die letzte Seite erreicht hatte....und nachdenklich, noch über Tage, zurückblieb.
Da hat die Welt ein Kleinod entdeckt, etwas außergewöhnliches, etwas spezielles. Eine Autorin, die mit wenigen worten mitten ins Herz trifft!