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Jenseits der Zeit


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Christopher Bünte

Jenseits der Zeit Gute Freunde tun manchmal etwas merkwĂŒrdige Dinge: Mutproben, Doktorspielchen, den Nachbarn Ă€rgern... Vielleicht haben auch Georges Abolin und Oliver Pont solche Sachen gemacht. Seit ihrer Kindheit in SĂŒdfrankreich hat sich einiges verĂ€ndert, doch die gemeinsame Leidenschaft fĂŒr Comics ist geblieben. Im vergangenen Jahr erschien im Verlag Dargaud die jĂŒngste Produktion der beiden, der Comic-Roman Jenseits der Zeit, in Deutschland seit kurzem bei Carlsen erhĂ€ltlich. Darin geht es - Wen wundert’s? - um Freundschaft. William fĂŒhlt sich noch nicht so richtig wohl in seinem neuen Zuhause. Die Leute aus dem kleinen Dorf Barellito sind eigenartig und nicht besonders freundlich. Noch kennt er hier niemanden. Zwar ist das Wetter in Italien besser als in London, aber ihm fehlen seine alten Freunde. Das Anwesen, das seine Eltern geerbt haben, ist alt und baufĂ€llig, ĂŒberall liegt Staub, und es riecht komisch. Allerdings ist die Aussicht gut und man kann jederzeit im Meer schwimmen gehen. Zu dem Haus gehört ein Landungssteg. Dort soll bald ein prĂ€chtiges Dampfschiff anlegen, mit dem sein Vater losfahren und viele Fische fangen will. Zum GlĂŒck gibt es Lisa. Sie ist auch nicht von hier. Seit einigen Jahren lebt das schwarzhaarige MĂ€dchen gemeinsam mit ihrem Vater nebenan, auf dem NachbargrundstĂŒck. Sie ist ein wenig verrĂŒckt, aber freundlich und humorvoll. Zusammen erkunden William und Lisa die SteilkĂŒste, gehen schwimmen und beobachten heimlich die Dorfbewohner. Ein bisschen ist William in sie verliebt, das muss er zugegeben. Neben dem schĂŒchternen Rotschopf gibt es in Lisas Leben noch zwei weitere Freunde, den pummeligen Nino und den halbstarken Paolo. Die Vier bilden bald eine feste Clique, albern herum und genießen den Sommer. Es scheint so, als hĂ€tte sie das Schicksal zusammengefĂŒhrt. So idyllisch das Leben an der KĂŒste von Barellito auf den ersten Blick erscheint, so gefĂ€hrlich sind auch seine Untiefen. Die alteingesessenen Fischer sehen die PlĂ€ne von Williams enthusiastischen Vater gar nicht gerne. Sie befĂŒrchten, dass er mit seinem Dampfschiff ihre FischbestĂ€nde plĂŒndert. Das VerhĂ€ltnis zwischen den Fremden und den Dorfbewohnern ist gespannt. Lisas Vater warnt Williams Vater, doch der ist gut gelaunt und glaubt, alles werde sich mit der Zeit einrenken. Jedoch lassen RĂŒpeleien, ein Überfall auf einen Fischtransporter und ein Anschlag auf das neue Schiff das Leben von Williams Familie immer mehr zur Qual werden. Als Paolo entdeckt, dass seine Schwester ein heimliches VerhĂ€ltnis mit Lisas Vater hat, spitzt sich die Situation zu. Die Fremden wissen, dass sie in Barellito nicht willkommen sind. Jenseits der Zeit gliedert sich in zwei große Abschnitte: Der erste Teil der Geschichte schildert das Kennenlernen der vier Freunde wĂ€hrend ihrer Kindheit, der zweite Teil beschreibt ihr Wiedersehen als Erwachsene. In Frankreich erschien Jenseits der Zeit in zwei separaten BĂ€nden unter dem Titel OĂč le regard ne porte pas. Bei der deutschen Veröffentlichung wurden die beiden Teile des Comic-Romans, Italien und Costa Rica, in einem Band zusammengefasst. Carlsen beschreitet mit dem hiesigen Produkt neue Wege, indem sich der Verlag von dem frankobelgischen Alben-Format verabschiedet. Das Album wird durch ein kleineres Format abgelöst, das an die GrĂ¶ĂŸe amerikanischer Hefte erinnert, allerdings nicht so hoch ist. Der Band liegt gut in der Hand. Schweres Papier, ein solider Einband, einhundert Prozent Farbe - da schlĂ€gt das Herz des BĂŒcherfreunds höher. Die Aufmachung wird den Zeichnungen von Olivier Pont und Jean-Jacques Chagnaud nur gerecht. Detailverliebte Bilder bei ruhiger Seitenaufteilung, ohne jedoch aufdringlich oder konform zu wirken, machen die eindrucksvolle Optik von Jenseits der Zeit aus. Die Geschichte erzĂ€hlt von Freundschaft, von der Magie der Kindheit und von den Wundern eines Sommers. Erstaunlich ist, dass die Handlung nie ins Kitschige oder Klischeehafte abdriftet. Immer gibt es harte, schwere Untertöne. Trotz aller Leichtigkeit vergisst der Leser nicht die Sorgen, Probleme und Spannungen, die ungelöst im Raum stehen. Manchem mag die Geschichte von William, Lisa, Nino und Paolo ein wenig zu ruhig und vertrĂ€umt sein. Wer auf der Suche nach einem Adrenalin-Schub ist, sollte von Jenseits der Zeit besser die Finger lassen. Wer hingegen eine kleine, zauberhafte ErzĂ€hlung sucht, die am Ende ein wenig ins Unwirkliche abhebt, ist gut beraten.

Gute Freunde tun manchmal etwas merkwĂŒrdige Dinge: Mutproben, Doktorspielchen, den Nachbarn Ă€rgern... Vielleicht haben auch Georges Abolin und Oliver Pont solche Sachen gemacht. Seit ihrer Kindheit in SĂŒdfrankreich hat sich einiges verĂ€ndert, doch die gemeinsame Leidenschaft fĂŒr Comics ist geblieben. Im vergangenen Jahr erschien im Verlag Dargaud die jĂŒngste Produktion der beiden, der Comic-Roman Jenseits der Zeit, in Deutschland seit kurzem bei Carlsen erhĂ€ltlich. Darin geht es - Wen wundert’s? - um Freundschaft.

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rezensiert seit
Buchtitel
4
31.10.2006
5
02.07.2006

William fĂŒhlt sich noch nicht so richtig wohl in seinem neuen Zuhause. Die Leute aus dem kleinen Dorf Barellito sind eigenartig und nicht besonders freundlich. Noch kennt er hier niemanden. Zwar ist das Wetter in Italien besser als in London, aber ihm fehlen seine alten Freunde. Das Anwesen, das seine Eltern geerbt haben, ist alt und baufĂ€llig, ĂŒberall liegt Staub, und es riecht komisch. Allerdings ist die Aussicht gut und man kann jederzeit im Meer schwimmen gehen. Zu dem Haus gehört ein Landungssteg. Dort soll bald ein prĂ€chtiges Dampfschiff anlegen, mit dem sein Vater losfahren und viele Fische fangen will.

Zum GlĂŒck gibt es Lisa. Sie ist auch nicht von hier. Seit einigen Jahren lebt das schwarzhaarige MĂ€dchen gemeinsam mit ihrem Vater nebenan, auf dem NachbargrundstĂŒck. Sie ist ein wenig verrĂŒckt, aber freundlich und humorvoll. Zusammen erkunden William und Lisa die SteilkĂŒste, gehen schwimmen und beobachten heimlich die Dorfbewohner. Ein bisschen ist William in sie verliebt, das muss er zugegeben. Neben dem schĂŒchternen Rotschopf gibt es in Lisas Leben noch zwei weitere Freunde, den pummeligen Nino und den halbstarken Paolo. Die Vier bilden bald eine feste Clique, albern herum und genießen den Sommer. Es scheint so, als hĂ€tte sie das Schicksal zusammengefĂŒhrt.

So idyllisch das Leben an der KĂŒste von Barellito auf den ersten Blick erscheint, so gefĂ€hrlich sind auch seine Untiefen. Die alteingesessenen Fischer sehen die PlĂ€ne von Williams enthusiastischen Vater gar nicht gerne. Sie befĂŒrchten, dass er mit seinem Dampfschiff ihre FischbestĂ€nde plĂŒndert. Das VerhĂ€ltnis zwischen den Fremden und den Dorfbewohnern ist gespannt. Lisas Vater warnt Williams Vater, doch der ist gut gelaunt und glaubt, alles werde sich mit der Zeit einrenken. Jedoch lassen RĂŒpeleien, ein Überfall auf einen Fischtransporter und ein Anschlag auf das neue Schiff das Leben von Williams Familie immer mehr zur Qual werden. Als Paolo entdeckt, dass seine Schwester ein heimliches VerhĂ€ltnis mit Lisas Vater hat, spitzt sich die Situation zu. Die Fremden wissen, dass sie in Barellito nicht willkommen sind.

Jenseits der Zeit gliedert sich in zwei große Abschnitte: Der erste Teil der Geschichte schildert das Kennenlernen der vier Freunde wĂ€hrend ihrer Kindheit, der zweite Teil beschreibt ihr Wiedersehen als Erwachsene. In Frankreich erschien Jenseits der Zeit in zwei separaten BĂ€nden unter dem Titel OĂč le regard ne porte pas. Bei der deutschen Veröffentlichung wurden die beiden Teile des Comic-Romans, Italien und Costa Rica, in einem Band zusammengefasst. Carlsen beschreitet mit dem hiesigen Produkt neue Wege, indem sich der Verlag von dem frankobelgischen Alben-Format verabschiedet. Das Album wird durch ein kleineres Format abgelöst, das an die GrĂ¶ĂŸe amerikanischer Hefte erinnert, allerdings nicht so hoch ist. Der Band liegt gut in der Hand. Schweres Papier, ein solider Einband, einhundert Prozent Farbe - da schlĂ€gt das Herz des BĂŒcherfreunds höher.

Die Aufmachung wird den Zeichnungen von Olivier Pont und Jean-Jacques Chagnaud nur gerecht. Detailverliebte Bilder bei ruhiger Seitenaufteilung, ohne jedoch aufdringlich oder konform zu wirken, machen die eindrucksvolle Optik von Jenseits der Zeit aus.

Die Geschichte erzÀhlt von Freundschaft, von der Magie der Kindheit und von den Wundern eines Sommers. Erstaunlich ist, dass die Handlung nie ins Kitschige oder Klischeehafte abdriftet. Immer gibt es harte, schwere Untertöne. Trotz aller Leichtigkeit vergisst der Leser nicht die Sorgen, Probleme und Spannungen, die ungelöst im Raum stehen. Manchem mag die Geschichte von William, Lisa, Nino und Paolo ein wenig zu ruhig und vertrÀumt sein. Wer auf der Suche nach einem Adrenalin-Schub ist, sollte von Jenseits der Zeit besser die Finger lassen. Wer hingegen eine kleine, zauberhafte ErzÀhlung sucht, die am Ende ein wenig ins Unwirkliche abhebt, ist gut beraten.

geschrieben am 20.08.2005 | 661 Wörter | 3792 Zeichen

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