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Briefwechsel Gretha Jünger und Carl Schmitt (1934 – 1953)


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Rezension von

Matthias Pierre Lubinsky

Briefwechsel Gretha Jünger und Carl Schmitt (1934 – 1953) „Es tauchte in der Ferne auf: ein wehender Militärmantel, eine Reichswehrmütze, ein schleppender Säbel. Am Kragenausschnitt, weithin leuchtend: ein blauer Stern“, schildert Gretha Jünger, die unter ihrem ursprünglichen Namen Gretha von Jeinsen publizierte, ihre erste Begegnung mit dem Mann, der so in ihr Leben stolzierte und es entscheidend verändern sollte. Es begann der „eigentliche Abschnitt meines Lebens“, wie sie es selbst einschätzte. Obwohl Gretha Jünger mit ihren eigenen Erinnerungsbüchlein ‚Die Palette’ und ‚Silhoutten’ bewiesen hat, dass sie nicht nur ‚Perpetua’, wie Ernst Jünger seine erste Frau im Tagebuch nannte, war, sondern selbst schreiben konnte und etwas zu erzählen wusste, hatte man bisher von ihr kein plastisches Bild. Das ändert sich mit dem vom Berliner Akademie Verlag herausgegebenen Briefwechsel zwischen ihr und dem Staatsrechtler und politischen Philosophen Carl Schmitt. Schmitt, über Jahrzehnte mit Ernst Jünger in einer schwierig-fragilen, mehrmals unterbrochenen Freundschaft verbunden, zeigt sich auch gegenüber Gretha Jünger von keiner neuen, unerwarteten Seite. Auch in dem hier vorliegenden Briefverkehr sind die Bruchlinien deutlich, die ihn von Jünger trennten. Insbesondere nach 1945, als Schmitt vorübergehend inhaftiert war und sich subjektiv stärker als Jünger den Anfeindungen von Alliierten und Deutschen ausgeliefert sah, wird seine Distanz zu dem von ihm bewunderten Schriftsteller größer. Neid, dass dieser klüger gewesen ist und das Wesen der Nazis früher und deutlicher erkannt hatte, mag hierbei eine erhebliche Rolle gespielt haben. Erstaunlich ist Schmitts relative Offenheit gegenüber Jüngers Ehefrau, der er seine Enttäuschungen über den Weggefährten so manches Mal schildert. In einem Brief vom 27.8.1950 macht sich Schmitt Luft, wenn er ihr schreibt „Ernst Jünger hat genug mit sich selbst zu tun“. Und weiter. „Seine altruistische Kapazität ist seit 1945 nicht größer, sondern geringer geworden […] Nicht das Jahr 1933, sondern das Jahr 1945 hat die Menschen entscheidend gruppiert. Er [Jünger] klammert sich aber heute noch an die Gruppierung von 1933 und erregt dadurch den Eindruck als habe er sich den Interessenten des Zusammenbruchs von 1945 angeschlossen.“ Die Korrespondenz wird getragen von Privatem. Das ist nicht weiter verwunderlich, basierte die Freundschaft der Ehepaare Jünger und Schmitt auch auf der engen Beziehung, die Duschka Schmitt und Gretha Jünger hatten. So trugen die Jüngers Carl Schmitt die Patenschaft für ihren Sohn Carl Alexander an, und dieser nahm diese gerne an. Wirklich Neues gibt es in den Beziehungen zu Gerhard Nebel und vor allem Armin Mohler. Hier ist der Band eine wertvolle Ergänzung von bisher Veröffentlichtem und erweitert den Forschungsstand. Schmitts tagebuchähnliches ‚Glossarium’ und der Briefwechsel zwischen Carl Schmitt und Ernst Jünger finden eine Verbreiterung, die für deren Verständnis hilfreich ist. Mohler, zwischen 1949 und 1953 Privatsekretär Jüngers hatte jetzt offensichtlich werdende menschliche Schwierigkeiten zwischen den beiden großen Persönlichkeiten. Er war charakterlich seiner Position wohl nicht ganz gewachsen. Denn auch mit Schmitt war er praktisch befreundet; beide hat er als seine ersten intellektuellen Lehrmeister angesehen. Im Hause Jünger sorgte der junge und ehrgeizige Sekretär für eine Reihe von Irritationen. Die intelligente und feinfühlige, allerdings nicht opportunistische Dame des Hauses sagte Mohler die Wahrheit ins Gesicht. Besonders aufschlussreich für alle Leser Jüngers ist in diesem Zusammenhang ein im Anhang abgedruckter Brief Gretha Jüngers an Mohler vom Mai 1959, der an Offenheit nichts zu wünschen lässt. Nachdem Mohler ihren ersten Brief einfach ungeöffnet hat zurückgehen lassen, erinnert ihn Gretha Jünger an mehrere Verhalten, die Mohlers „Fähigkeit zur Intrigue beweisen“. Der Briefwechsel umfasst den Zeitraum von angehend zwei Jahrzehnten: von März 1934 bis Oktober 1953. Der letzte Brief von Gretha Jünger wurde von Schmitt nicht mehr beantwortet. Der Briefwechsel ist neben dem mit Corinna Sombart der einzige, den Schmitt mit einer Frau führte. Der Band enthält eine informative und ausführliche Einleitung der Herausgeberin Ingeborg Villinger, eine die Familien betreffende Zeittafel und einige Bilder und Faksimiles. Für die Freunde von Jüngers Werk eine bedeutende Quelle, die wie kaum eine zuvor Einblick in Privates des Hauses Jünger gewährt!

„Es tauchte in der Ferne auf: ein wehender Militärmantel, eine Reichswehrmütze, ein schleppender Säbel. Am Kragenausschnitt, weithin leuchtend: ein blauer Stern“, schildert Gretha Jünger, die unter ihrem ursprünglichen Namen Gretha von Jeinsen publizierte, ihre erste Begegnung mit dem Mann, der so in ihr Leben stolzierte und es entscheidend verändern sollte. Es begann der „eigentliche Abschnitt meines Lebens“, wie sie es selbst einschätzte.

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Obwohl Gretha Jünger mit ihren eigenen Erinnerungsbüchlein ‚Die Palette’ und ‚Silhoutten’ bewiesen hat, dass sie nicht nur ‚Perpetua’, wie Ernst Jünger seine erste Frau im Tagebuch nannte, war, sondern selbst schreiben konnte und etwas zu erzählen wusste, hatte man bisher von ihr kein plastisches Bild. Das ändert sich mit dem vom Berliner Akademie Verlag herausgegebenen Briefwechsel zwischen ihr und dem Staatsrechtler und politischen Philosophen Carl Schmitt.

Schmitt, über Jahrzehnte mit Ernst Jünger in einer schwierig-fragilen, mehrmals unterbrochenen Freundschaft verbunden, zeigt sich auch gegenüber Gretha Jünger von keiner neuen, unerwarteten Seite. Auch in dem hier vorliegenden Briefverkehr sind die Bruchlinien deutlich, die ihn von Jünger trennten. Insbesondere nach 1945, als Schmitt vorübergehend inhaftiert war und sich subjektiv stärker als Jünger den Anfeindungen von Alliierten und Deutschen ausgeliefert sah, wird seine Distanz zu dem von ihm bewunderten Schriftsteller größer. Neid, dass dieser klüger gewesen ist und das Wesen der Nazis früher und deutlicher erkannt hatte, mag hierbei eine erhebliche Rolle gespielt haben. Erstaunlich ist Schmitts relative Offenheit gegenüber Jüngers Ehefrau, der er seine Enttäuschungen über den Weggefährten so manches Mal schildert. In einem Brief vom 27.8.1950 macht sich Schmitt Luft, wenn er ihr schreibt „Ernst Jünger hat genug mit sich selbst zu tun“. Und weiter. „Seine altruistische Kapazität ist seit 1945 nicht größer, sondern geringer geworden […] Nicht das Jahr 1933, sondern das Jahr 1945 hat die Menschen entscheidend gruppiert. Er [Jünger] klammert sich aber heute noch an die Gruppierung von 1933 und erregt dadurch den Eindruck als habe er sich den Interessenten des Zusammenbruchs von 1945 angeschlossen.“

Die Korrespondenz wird getragen von Privatem. Das ist nicht weiter verwunderlich, basierte die Freundschaft der Ehepaare Jünger und Schmitt auch auf der engen Beziehung, die Duschka Schmitt und Gretha Jünger hatten. So trugen die Jüngers Carl Schmitt die Patenschaft für ihren Sohn Carl Alexander an, und dieser nahm diese gerne an.

Wirklich Neues gibt es in den Beziehungen zu Gerhard Nebel und vor allem Armin Mohler. Hier ist der Band eine wertvolle Ergänzung von bisher Veröffentlichtem und erweitert den Forschungsstand. Schmitts tagebuchähnliches ‚Glossarium’ und der Briefwechsel zwischen Carl Schmitt und Ernst Jünger finden eine Verbreiterung, die für deren Verständnis hilfreich ist. Mohler, zwischen 1949 und 1953 Privatsekretär Jüngers hatte jetzt offensichtlich werdende menschliche Schwierigkeiten zwischen den beiden großen Persönlichkeiten. Er war charakterlich seiner Position wohl nicht ganz gewachsen. Denn auch mit Schmitt war er praktisch befreundet; beide hat er als seine ersten intellektuellen Lehrmeister angesehen. Im Hause Jünger sorgte der junge und ehrgeizige Sekretär für eine Reihe von Irritationen. Die intelligente und feinfühlige, allerdings nicht opportunistische Dame des Hauses sagte Mohler die Wahrheit ins Gesicht. Besonders aufschlussreich für alle Leser Jüngers ist in diesem Zusammenhang ein im Anhang abgedruckter Brief Gretha Jüngers an Mohler vom Mai 1959, der an Offenheit nichts zu wünschen lässt. Nachdem Mohler ihren ersten Brief einfach ungeöffnet hat zurückgehen lassen, erinnert ihn Gretha Jünger an mehrere Verhalten, die Mohlers „Fähigkeit zur Intrigue beweisen“.

Der Briefwechsel umfasst den Zeitraum von angehend zwei Jahrzehnten: von März 1934 bis Oktober 1953. Der letzte Brief von Gretha Jünger wurde von Schmitt nicht mehr beantwortet. Der Briefwechsel ist neben dem mit Corinna Sombart der einzige, den Schmitt mit einer Frau führte. Der Band enthält eine informative und ausführliche Einleitung der Herausgeberin Ingeborg Villinger, eine die Familien betreffende Zeittafel und einige Bilder und Faksimiles.

Für die Freunde von Jüngers Werk eine bedeutende Quelle, die wie kaum eine zuvor Einblick in Privates des Hauses Jünger gewährt!

geschrieben am 16.04.2008 | 631 Wörter | 3905 Zeichen

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