ISBN | 3940357227 | |
Autor | Emmanuel Bove | |
Verlag | Lilienfeld Verlag | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 444 | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Extras | - |
Obwohl sie im Buch ans Ende platziert wurde, sollte man die LektĂŒre der ErzĂ€hlungen von Emmanuel Bove erst beginnen, wenn man das Nachwort von Thomas Laux gelesen hat. Dieser hat die ErzĂ€hlungen nicht nur ĂŒbersetzt, sondern verschafft dem Leser im Nachwort auch den nötigen zeitlichen und stilistischen Kontext, zum einen um die Schaffensphasen Boves auseinanderhalten zu können, zum anderen um zwischen den bereits bekannten und den nun erstmals ĂŒbersetzten ErzĂ€hlungen zu differenzieren. Das vorliegende Buch ist eine Ăbersetzung der französischen Gesamtausgabe, die 1988 veröffentlicht wurde. Hier finden sich nun 24 ErzĂ€hlungen, von denen 9 aus dem Nachlass stammen und sogar 16 davon bisher nicht ins Deutsche ĂŒbersetzt waren. Bove schreibt dabei einerseits in der Tradition des französischen Romanciers, insbesondere was die Themen der ErzĂ€hlungen angeht (die Stellung des Protagonisten in der Gesellschaft, in Liebe und Ehe, aber auch der Kampf mit Hoffnungen und TrĂ€umen und das Fehlgehen derselben), andererseits aber prĂ€gt er einen ErzĂ€hlstil, der sich - scheinbar ganz im Gegensatz zu den schillernden extrovertierten Themen - oftmals ganz auf das Innere der handelnden Figuren kapriziert und damit in eine Detailliertheit erwĂ€chst - Laux spricht sogar von Atomisierung (S. 433) -, die die Geschichte scheinbar in Zeitlupe, um sich selbst kreisend wirken lĂ€sst. Kein Wunder also, dass auf der BuchrĂŒckseite eine Huldigung von Beckett zugunsten Boves abgedruckt ist, ist dieser doch auch ein Meister der zeitlichen Verschleppung in seinen StĂŒcken gewesen.
In den ErzĂ€hlungen kommt es nur allzu hĂ€ufig vor, dass der âHeldâ der Geschichte eigentlich als Anti-Held agiert, der von Geldknappheit und gescheiterten Beziehungen gepeinigt wird, aber auch - noch schlimmer - bisweilen erst im Laufe der Geschichte gnadenlos desillusioniert wird, insbesondere was die âMĂ€nnlichkeitâ seines Strebens betrifft. Dies kann das wechselseitige AbwĂ€gen mit einem mĂ€nnlichen Konkurrenten ebenso betreffen wie das vergebliche Werben um eine Frau, die am Ende den Protagonisten doch ĂŒbertölpelt. In dieser Weise kann man in den zahlreichen ErzĂ€hlungen viele Facetten und Nuancen entdecken, teilweise durchaus pittoresk und humoresk, die aber allesamt einen gemeinsamen Stil offenbaren. Davon ausgenommen sind allerdings, darauf weist auch Laux hin, die fĂŒnf kleineren Geschichten, die sich im Stil, aber leider auch ein wenig in der erzĂ€hlerischen QualitĂ€t von den ĂŒbrigen BeitrĂ€gen absondern. Aber das tut dem guten Gesamteindruck keinen Abbruch, es handelt sich ja um eine Gesamtschau und nicht um ein âbest ofâ.
Man braucht fĂŒr die LektĂŒre durchaus einen langen Atem, insbesondere weil man sich in den Stil Boves erst einfinden und sich davon auch erfassen lassen muss. Dann aber kann man das Ringen der Figuren, ihre Zweifel und Gedankenkreisel wunderbar nachvollziehen und sich an dieser beachtlichen literarischen Kompetenz Boves ergötzen.
geschrieben am 28.10.2013 | 425 Wörter | 2556 Zeichen
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