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Der Himmel über uns


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Der Himmel über uns Wann hat man das schon einmal, ein Roman, bei dem ein Schiff der eigentliche Hauptdarsteller ist? Wobei: dass Favel Parretts Werk „Der Himmel über uns“ ohne weiteres als Roman durchgeht, ist auf den ersten Blick gar nicht so klar. Denn nicht umsonst sind einige der Kapitel schon vorab als Kurzgeschichten veröffentlicht worden. Und genauso liest sich das Buch auch: als eine Reihe von inhaltlich zusammenhängenden kurzen Episoden, die für sich allein schon eine unglaubliche Kraft und Tiefe entfalten. Dass daraus dann als Gesamtkomposition auch ein gutes Werk entsteht, ist keineswegs gesichert, aber hier gelang es. Man muss sich aber als Leser darüber im Klaren sein, dass man hier keineswegs eine klassische Roman-Komposition vor sich hat, sondern eher eine Sammlung von Augenblicken, die unter dem Dach des Kunstbegriffs Roman zu einer Gesamtheit verschmelzen. Mir hat das sehr gefallen, aber es könnte auch Leser geben, die eine gewisse Stringenz oder Zielstrebigkeit vermissen. Denn insbesondere das Ende ist eher ungewöhnlich, aber dennoch sehr ergreifend. Worum geht es? Die Nella Dan ist ein Versorgungsschiff, das insbesondere die australischen Forschungsstationen in der Antarktis versorgt und auch die Polarstationen mit Material beliefert und die Besatzungen hin- bzw. forttransportiert. Auf dem Schiff ist die Besatzung in besonderer Weise untereinander verbunden, es herrscht ein richtiges Familiengefühl vor, weil viele schon lange Teil der Mannschaft sind. Umso schlimmer ist es für Bo, den jungen dänischen Schiffskoch, als bei einer Tour ins Packeis das Schiff von Eisbergen so getroffen und erschüttert wird, dass sein Freund und Mitkoch Sören, der ihn immer mit seiner Fröhlichkeit aufgemuntert hat, durch einen unglücklichen Unfall stirbt. Dies wird ihm fortan sein Leben lang im Geiste nachgehen, auch wenn er Sörens Lebensmut in Erinnerung und in Ehren hält, etwa durch die Lieder, die Sören so mochte. Die Nella Dan hat als regelmäßigen Anlaufhafen Hobart in Tasmanien. Dort trifft Bo auf das kleine Mädchen Isla, die eines Tages im Regen am Kai das ankommende Schiff beobachtet. Ohne dass man Genaueres erführe ist Bo während seiner Anlegezeiten in Hobart auf einmal Teil von Islas Familie, die noch aus ihrer jungen Mutter und Islas jüngerem Bruder besteht. In den schon beschriebenen szenenartigen Kapiteln erfährt man Dinge aus Islas Alltag in der für sie neuen Heimat Tasmanien, über ihren Schulalltag, die Armut, das Verhältnis zu ihrer Mutter und vor allem, wie gut ihr die Freundschaft mit Bo tut. Es ist herzergreifend beschrieben, wie schön es für Isla ist, dass Bo einfach nur da ist, sie mit ihm schweigen kann und er ihr mit seiner Freundlichkeit Kraft und Geborgenheit gibt, gerade wenn um Isla herum auch schlimme Dinge geschehen. Die Wende der Geschichte ergibt sich dann aus dem Kentern der Nella Dan während einer weiteren Versorgungsfahrt. Die Besatzung kann gerettet werden, aber das Schicksal der Nella Dan, mit der sich Bo und die anderen so verbunden fühlen, wird aus der Ferne besiegelt und das Schiff wird entgegen aller Hoffnung auf eine Reparatur versenkt. Dies beendet de facto auch Bos Anwesenheit in Tasmanien. Wie das Ganze von statten geht, wie Bo und Isla damit umgehen, muss man dann während der Lektüre selbst ergründen. Nur so viel sei gesagt: es ist trotz aller Dramatik und Tragik genauso einfühlsam und schön geschrieben wie die Kapitel zuvor. Auch wenn man sich ein alternatives Ende für vieles in diesem Buch gewünscht hätte. Erzählerisch ist es sehr spannend, dass die Perspektive mehrfach wechselt. Auch sind ein paar zeitliche Sprünge vorhanden, die man aber anhand der Log-Daten und anderer Umstände schnell realisieren kann. Ganz nebenbei werden auch in unscheinbaren Momenten in diesem Buch große Gefühle und tiefgründige Gedanken angesprochen. Man kommt nicht umhin, lange über die Geschichte und die darin handelnden Personen nachzudenken. Und sich am Ende vorzunehmen, deren Freundlichkeit und Lebensmut auch ein wenig für sich und seine Mitmenschen in die Tat umzusetzen. Ein wunderbares, einfühlsames Leseerlebnis.

Wann hat man das schon einmal, ein Roman, bei dem ein Schiff der eigentliche Hauptdarsteller ist? Wobei: dass Favel Parretts Werk „Der Himmel über uns“ ohne weiteres als Roman durchgeht, ist auf den ersten Blick gar nicht so klar. Denn nicht umsonst sind einige der Kapitel schon vorab als Kurzgeschichten veröffentlicht worden. Und genauso liest sich das Buch auch: als eine Reihe von inhaltlich zusammenhängenden kurzen Episoden, die für sich allein schon eine unglaubliche Kraft und Tiefe entfalten. Dass daraus dann als Gesamtkomposition auch ein gutes Werk entsteht, ist keineswegs gesichert, aber hier gelang es. Man muss sich aber als Leser darüber im Klaren sein, dass man hier keineswegs eine klassische Roman-Komposition vor sich hat, sondern eher eine Sammlung von Augenblicken, die unter dem Dach des Kunstbegriffs Roman zu einer Gesamtheit verschmelzen. Mir hat das sehr gefallen, aber es könnte auch Leser geben, die eine gewisse Stringenz oder Zielstrebigkeit vermissen. Denn insbesondere das Ende ist eher ungewöhnlich, aber dennoch sehr ergreifend.

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Worum geht es? Die Nella Dan ist ein Versorgungsschiff, das insbesondere die australischen Forschungsstationen in der Antarktis versorgt und auch die Polarstationen mit Material beliefert und die Besatzungen hin- bzw. forttransportiert. Auf dem Schiff ist die Besatzung in besonderer Weise untereinander verbunden, es herrscht ein richtiges Familiengefühl vor, weil viele schon lange Teil der Mannschaft sind. Umso schlimmer ist es für Bo, den jungen dänischen Schiffskoch, als bei einer Tour ins Packeis das Schiff von Eisbergen so getroffen und erschüttert wird, dass sein Freund und Mitkoch Sören, der ihn immer mit seiner Fröhlichkeit aufgemuntert hat, durch einen unglücklichen Unfall stirbt. Dies wird ihm fortan sein Leben lang im Geiste nachgehen, auch wenn er Sörens Lebensmut in Erinnerung und in Ehren hält, etwa durch die Lieder, die Sören so mochte.

Die Nella Dan hat als regelmäßigen Anlaufhafen Hobart in Tasmanien. Dort trifft Bo auf das kleine Mädchen Isla, die eines Tages im Regen am Kai das ankommende Schiff beobachtet. Ohne dass man Genaueres erführe ist Bo während seiner Anlegezeiten in Hobart auf einmal Teil von Islas Familie, die noch aus ihrer jungen Mutter und Islas jüngerem Bruder besteht. In den schon beschriebenen szenenartigen Kapiteln erfährt man Dinge aus Islas Alltag in der für sie neuen Heimat Tasmanien, über ihren Schulalltag, die Armut, das Verhältnis zu ihrer Mutter und vor allem, wie gut ihr die Freundschaft mit Bo tut. Es ist herzergreifend beschrieben, wie schön es für Isla ist, dass Bo einfach nur da ist, sie mit ihm schweigen kann und er ihr mit seiner Freundlichkeit Kraft und Geborgenheit gibt, gerade wenn um Isla herum auch schlimme Dinge geschehen.

Die Wende der Geschichte ergibt sich dann aus dem Kentern der Nella Dan während einer weiteren Versorgungsfahrt. Die Besatzung kann gerettet werden, aber das Schicksal der Nella Dan, mit der sich Bo und die anderen so verbunden fühlen, wird aus der Ferne besiegelt und das Schiff wird entgegen aller Hoffnung auf eine Reparatur versenkt. Dies beendet de facto auch Bos Anwesenheit in Tasmanien. Wie das Ganze von statten geht, wie Bo und Isla damit umgehen, muss man dann während der Lektüre selbst ergründen. Nur so viel sei gesagt: es ist trotz aller Dramatik und Tragik genauso einfühlsam und schön geschrieben wie die Kapitel zuvor. Auch wenn man sich ein alternatives Ende für vieles in diesem Buch gewünscht hätte.

Erzählerisch ist es sehr spannend, dass die Perspektive mehrfach wechselt. Auch sind ein paar zeitliche Sprünge vorhanden, die man aber anhand der Log-Daten und anderer Umstände schnell realisieren kann.

Ganz nebenbei werden auch in unscheinbaren Momenten in diesem Buch große Gefühle und tiefgründige Gedanken angesprochen. Man kommt nicht umhin, lange über die Geschichte und die darin handelnden Personen nachzudenken. Und sich am Ende vorzunehmen, deren Freundlichkeit und Lebensmut auch ein wenig für sich und seine Mitmenschen in die Tat umzusetzen. Ein wunderbares, einfühlsames Leseerlebnis.

geschrieben am 24.03.2015 | 630 Wörter | 3464 Zeichen

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