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Moana


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Rezension von

Martina Meier

Moana Nach einer monatelangen Seereise kommt der junge hoffnungsvolle Pianist Adam Landmann endlich mit seiner Frau Moana in Deutschland an. Beide hatten nach ihrer Hochzeit, die weder von Moanas Vater König Mata`fa noch von Adams Eltern, dem Pastorenehepaar Landmann, gut geheißen worden war, die Insel schnell verlassen müssen. Moana war sogar von ihrer Familie verstoßen, ihr Lebensbaum gefällt worden. In Berlin, wohin die Reise schließlich führt, soll Adams Onkel den beiden zunächst unter die Arme greifen. Doch schon bei seiner Ankunft muss Adam erfahren, dass der Onkel wenige Tage zuvor verstorben ist. Doch er hat dem jungen Pianisten ein kleines Haus vererbt und eine Summe Geld, so dass das Ehepaar Landmann einen sorglosen Anfang wagen kann. Freund und Helfer wird in dieser Zeit Professor Krieger, Adams alter Professor von der Musikhochschule. Er erkennt schnell das große Talent des Pianisten, der durch seine Muse Moana, seine geliebte Frau, zu wahren musikalischen Höchstleistungen findet. Schon bald kann Adam auf Tournee gehen, doch Moana muss zu Hause bleiben. Für beide ein schrecklicher Gedanke! Doch es geht nicht anders. Nach Adams Abreise überstürzen sich die Dinge. Moana hat kaum noch Lust, für sich zu sorgen, verfällt in eine Depression, die durch den plötzlichen Tod ihres Vaters, der ihr ihre Flucht bis dato nicht verziehen hat, noch verstärkt wird. Irgendwann bricht die junge Frau vollkommen entkräftet zusammen und wird in die Obhut eines ehrgeizigen Arztes gegeben, der sich der Psychologie und deren neuesten Methoden verschrieben hat. Doktor Feldkamp erkennt bald, dass er aus Moanas Krankheit Kapital und wissenschaftliche Ehren schöpfen kann und hält die „Südseeschönheit“ durch Medikamente in einem Zustand zwischen wach sein und Schlaf. So gelingt es ihm gemeinsam mit seinem Freund Dr. Gropius, einem Sprachwissenschaftler mit Spezialauftrag, eine Geheimsprache zu entwickeln, die für die Auslandsspionage wichtig ist. Moanas samoanische Bildersprache ist der Schlüssel dazu. Unterdessen sitzt Adam mit seiner Kollegin, einer erfolgreichen Geigerin, auf einer Insel im Mittelmeer fest, weil die politische Situation in Europa so undurchschaubar geworden ist. Er kann seiner Frau nicht helfen. Ja, er weiß nicht einmal etwas von ihrem schrecklichen Schicksal. Waldtraut Lewins Romane sind Geschichtsunterricht, wie man ihn sich wünscht. Ansprechend, mit menschlichen Schicksalen durchwoben, aber niemals oberflächlich oder gar kitschig. Dem Leser wird schnell bewusst, welch schwieriges Leben die dunkelhäutige Moana Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland gelebt haben muss. Wie Menschen mit Fingern auf sie zeigten und Mitglieder ihres oder anderer, fremder Völker in beleidigenden „Völkerschauen“ hinter Glas ausgestellt wurden. Nicht als Menschen sah man sie an, sondern als Exoten, als Ausstellungsstücke und wenn auch die Sklavenhaltung in Europa verboten war, etwas anderes als Sklaven waren diese Menschen oft nicht. Moana zerbricht schließlich an sich selbst. An ihrer inneren Zerrissenheit. Samoanerin ist sie nicht mehr, denn der Vater hat durch das Fällen ihres Lebensbaums auf der Insel ihre Wurzel gekappt, aber Deutsche ist sie auch nicht. Ohne ihren Mann Adam an ihrer Seite, so wird ihr bald klar, ist sie noch nicht einmal mehr ein halber Mensch in einer Gesellschaft, die mit dem Fremden nicht umzugehen vermag. Manchmal stellt man sich bei der Lektüre des Buches die Frage: „Und wie ist es heute in Deutschland?“ Sicher, Menschenschauen gibt es nicht mehr, aber das Ausgegrenzt sein ist für Fremde sicher immer noch spürbar. So kann man über die Lektüre dieses Werkes von Waldtraut Lewin sicher eine lebhafte Diskussion um das Leben von Ausländern in Deutschland entfachen – gestern wie heute.

Nach einer monatelangen Seereise kommt der junge hoffnungsvolle Pianist Adam Landmann endlich mit seiner Frau Moana in Deutschland an. Beide hatten nach ihrer Hochzeit, die weder von Moanas Vater König Mata`fa noch von Adams Eltern, dem Pastorenehepaar Landmann, gut geheißen worden war, die Insel schnell verlassen müssen. Moana war sogar von ihrer Familie verstoßen, ihr Lebensbaum gefällt worden.

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In Berlin, wohin die Reise schließlich führt, soll Adams Onkel den beiden zunächst unter die Arme greifen. Doch schon bei seiner Ankunft muss Adam erfahren, dass der Onkel wenige Tage zuvor verstorben ist. Doch er hat dem jungen Pianisten ein kleines Haus vererbt und eine Summe Geld, so dass das Ehepaar Landmann einen sorglosen Anfang wagen kann.

Freund und Helfer wird in dieser Zeit Professor Krieger, Adams alter Professor von der Musikhochschule. Er erkennt schnell das große Talent des Pianisten, der durch seine Muse Moana, seine geliebte Frau, zu wahren musikalischen Höchstleistungen findet. Schon bald kann Adam auf Tournee gehen, doch Moana muss zu Hause bleiben. Für beide ein schrecklicher Gedanke! Doch es geht nicht anders.

Nach Adams Abreise überstürzen sich die Dinge. Moana hat kaum noch Lust, für sich zu sorgen, verfällt in eine Depression, die durch den plötzlichen Tod ihres Vaters, der ihr ihre Flucht bis dato nicht verziehen hat, noch verstärkt wird. Irgendwann bricht die junge Frau vollkommen entkräftet zusammen und wird in die Obhut eines ehrgeizigen Arztes gegeben, der sich der Psychologie und deren neuesten Methoden verschrieben hat.

Doktor Feldkamp erkennt bald, dass er aus Moanas Krankheit Kapital und wissenschaftliche Ehren schöpfen kann und hält die „Südseeschönheit“ durch Medikamente in einem Zustand zwischen wach sein und Schlaf. So gelingt es ihm gemeinsam mit seinem Freund Dr. Gropius, einem Sprachwissenschaftler mit Spezialauftrag, eine Geheimsprache zu entwickeln, die für die Auslandsspionage wichtig ist. Moanas samoanische Bildersprache ist der Schlüssel dazu.

Unterdessen sitzt Adam mit seiner Kollegin, einer erfolgreichen Geigerin, auf einer Insel im Mittelmeer fest, weil die politische Situation in Europa so undurchschaubar geworden ist. Er kann seiner Frau nicht helfen. Ja, er weiß nicht einmal etwas von ihrem schrecklichen Schicksal.

Waldtraut Lewins Romane sind Geschichtsunterricht, wie man ihn sich wünscht. Ansprechend, mit menschlichen Schicksalen durchwoben, aber niemals oberflächlich oder gar kitschig. Dem Leser wird schnell bewusst, welch schwieriges Leben die dunkelhäutige Moana Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland gelebt haben muss. Wie Menschen mit Fingern auf sie zeigten und Mitglieder ihres oder anderer, fremder Völker in beleidigenden „Völkerschauen“ hinter Glas ausgestellt wurden. Nicht als Menschen sah man sie an, sondern als Exoten, als Ausstellungsstücke und wenn auch die Sklavenhaltung in Europa verboten war, etwas anderes als Sklaven waren diese Menschen oft nicht.

Moana zerbricht schließlich an sich selbst. An ihrer inneren Zerrissenheit. Samoanerin ist sie nicht mehr, denn der Vater hat durch das Fällen ihres Lebensbaums auf der Insel ihre Wurzel gekappt, aber Deutsche ist sie auch nicht. Ohne ihren Mann Adam an ihrer Seite, so wird ihr bald klar, ist sie noch nicht einmal mehr ein halber Mensch in einer Gesellschaft, die mit dem Fremden nicht umzugehen vermag.

Manchmal stellt man sich bei der Lektüre des Buches die Frage: „Und wie ist es heute in Deutschland?“ Sicher, Menschenschauen gibt es nicht mehr, aber das Ausgegrenzt sein ist für Fremde sicher immer noch spürbar. So kann man über die Lektüre dieses Werkes von Waldtraut Lewin sicher eine lebhafte Diskussion um das Leben von Ausländern in Deutschland entfachen – gestern wie heute.

geschrieben am 18.01.2007 | 562 Wörter | 3192 Zeichen

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