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Das Schloss in den Sternen, Bd. 1: Das Geheimnis des Äthers


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Frank Drehmel

Das Geheimnis des Äthers Wir schreiben das Jahr 1869: Seit vor über einem Jahr seine Mutter bei dem Versuch, mit einem Heißluftballon in über 12.000 m Höhe die sogenannte Ätherwand zu erreichen, verunglückte, lebt Seraphin nicht nur bei seinem Vater, Archibald, in Courrières in Frankreich, sondern hängt in der Schule und privat phantastischen Gedanken über Äthermaschinen und fremde Planeten nach, Gedanken, die nicht jeder nachvollziehen kann und will. Eines Tages erreicht Vater und Sohn eine telegrafische Einladung nach Bayern, in welcher ein Unbekannter behauptet, das verschollene Logbuch der verunglückten Mutter gefunden zu haben. Umgehend brechen die beiden auf, werden jedoch schon am Bahnhof von zwei zwielichtigen Männern bedroht, denen sie aber entkommen können. Als sie schließlich Schwanstein, das Schloss Ludwigs II, erreichen, sind Vater und insbesondere der Sohn vom gesamten Umfeld fasziniert, zumal Seraphin schnell zwei Freunde findet, während sich Archibald mit dem königlichen Architekten über die technischen Aspekte und Notwendigkeiten eines Luftschiffes austauscht, das den Äther erforschen können sollte. Allerdings dauert es nur wenige Tage, bevor die beiden Franzosen sich in einen politischen Konflikt wiederfinden, den Preußen und Bayern am Himmel austragen wollen, und bevor Seraphin und seine Freunde einen preußischen Spion an Hofe entdecken, den sie zwar nicht unschädlich machen können, den sie aber zumindest mit nutzlosen und falschen Daten und Informationen versorgen. Dennoch spitzt sich die Lage zu, als der König selbst zum Ziel der Intrige wird. Beginnen wir mit dem Positiven. Augenfällig ist zunächst die fast schon bibliophile Aufmachung des Albums: ein leinengeprägter, mit Drucklack veredelter Hardcover-Einband und ein umfangreicher Anhang mit zahlreichen Konzeptzeichnungen und Skizzen sowie ein informatives Interview mit Alex Alice über Inspiration und Projektgestaltung lassen keine Sammlerwünsche offen. So überzeugend wie die Aufmachung ist dann auch Alices Artwork: ein fast schon ephemerer Duktus, dessen Leichtigkeit dadurch unterstrichen wird, dass erstens oftmals die roten Linien der Skizzen sanft durchschimmern und zweitens die Sprechblasen ebenfalls einen weichen roten, anstellen das harten schwarzen Randes aufweisen. Die weiche, pastellene, transparent wirkende Direktkoloration unterstreicht den poetisch-fantastischen Ansatz des Comics. Weiß das Artwork vollends zu überzeugen, so ist die Story vergleichsweise zwiespältig. Alices Geschichte lebt zentral von ihrem historischen Bezug, von ihren Zitaten und den Auftritten historischer Persönlichkeiten. In diesem historischen Kontext ist auch die Äther-Theorie zu sehen, aus der sich die Motivation der Hauptprotagonisten speist. Im Jahre 1869 waren die Äther-Theorien zwar noch nicht vollständig obsolet bzw. widerlegt, doch neue wissenschaftliche Erkenntnisse ließen schon damals eine Theorie nach der anderen in sich zusammenbrechen. Da aus heutiger Sicht retrospektiv die Motivation von Seraphin & Co. zwar nachvollziehbar bleibt, aber letztlich als – man beachte das Wortspiel – substanzlos erweist, hat man als Leser Schwierigkeiten, dieser modernen Geschichte mit jener Unvoreingenommenheit und Nachsichtigkeit gegenüber zu treten, die man bspw. bei Jules Vernes literarischem Vermächtnis oder Eberhard Christian Kindermanns „Die Geschwinde Reise auf dem Lufft-Schiff nach der obern Welt, welche jüngsthin fünff Personen angestellet, um zu erfahren, ob es eine Wahrheit sey, daß der Planet Mars den 10. Jul. dieses Jahrs das erste mahl, so lange die Welt stehet, mit einem Trabanten oder Mond erschienen. Der untern Welt zu curieuser Gemüths-Ergötzung und Versicherung dieser Begebenheit mitgetheilet durch die allgemeine Fama.“ an den Tag legte, zumal geradezu ausufernd dargelegte technische Exkurse das – retrospektive - Nichts immer wieder in des Lesers Fokus rücken. Überhaupt erweist sich der Autor als Mann vieler Worte, denn der Comic ist an mehreren Stellen – freundlich ausgedrückt – sehr textlastig, ja geradezu schwafelig. Dennoch verbirgt sich unter dem ganzen plakativen, historisierenden und technischen Blabla eine gefällige Abenteuergeschichte, deren Simplizität allerdings eher etwas für Kinder ist, die sich mit den Hauptpersonen sofort identifizieren können, Hauptpersonen, die jenseits aller Äther-Obsession allerdings eindimensional bleiben. Fazit: Auch wenn Alex Alice unter anderem die deutsche Romantik und Hayao Miyasaki als Inspirationsquellen für sein Comic nennt, so mangelt es seiner Geschichte und seinen Figuren in erzählerischer Hinsicht einerseits an düsterer, romantischer Tiefe und anderseits am sympathischen zauberhaften „Sense of Wonder“. Da das Artwork jedoch genau diese beide Aspekte exzellent widerspiegelt, ist „Das Schloss in den Sternen“ unterm Strich durchaus empfehlenswert.

Wir schreiben das Jahr 1869: Seit vor über einem Jahr seine Mutter bei dem Versuch, mit einem Heißluftballon in über 12.000 m Höhe die sogenannte Ätherwand zu erreichen, verunglückte, lebt Seraphin nicht nur bei seinem Vater, Archibald, in Courrières in Frankreich, sondern hängt in der Schule und privat phantastischen Gedanken über Äthermaschinen und fremde Planeten nach, Gedanken, die nicht jeder nachvollziehen kann und will.

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Eines Tages erreicht Vater und Sohn eine telegrafische Einladung nach Bayern, in welcher ein Unbekannter behauptet, das verschollene Logbuch der verunglückten Mutter gefunden zu haben. Umgehend brechen die beiden auf, werden jedoch schon am Bahnhof von zwei zwielichtigen Männern bedroht, denen sie aber entkommen können.

Als sie schließlich Schwanstein, das Schloss Ludwigs II, erreichen, sind Vater und insbesondere der Sohn vom gesamten Umfeld fasziniert, zumal Seraphin schnell zwei Freunde findet, während sich Archibald mit dem königlichen Architekten über die technischen Aspekte und Notwendigkeiten eines Luftschiffes austauscht, das den Äther erforschen können sollte.

Allerdings dauert es nur wenige Tage, bevor die beiden Franzosen sich in einen politischen Konflikt wiederfinden, den Preußen und Bayern am Himmel austragen wollen, und bevor Seraphin und seine Freunde einen preußischen Spion an Hofe entdecken, den sie zwar nicht unschädlich machen können, den sie aber zumindest mit nutzlosen und falschen Daten und Informationen versorgen. Dennoch spitzt sich die Lage zu, als der König selbst zum Ziel der Intrige wird.

Beginnen wir mit dem Positiven. Augenfällig ist zunächst die fast schon bibliophile Aufmachung des Albums: ein leinengeprägter, mit Drucklack veredelter Hardcover-Einband und ein umfangreicher Anhang mit zahlreichen Konzeptzeichnungen und Skizzen sowie ein informatives Interview mit Alex Alice über Inspiration und Projektgestaltung lassen keine Sammlerwünsche offen. So überzeugend wie die Aufmachung ist dann auch Alices Artwork: ein fast schon ephemerer Duktus, dessen Leichtigkeit dadurch unterstrichen wird, dass erstens oftmals die roten Linien der Skizzen sanft durchschimmern und zweitens die Sprechblasen ebenfalls einen weichen roten, anstellen das harten schwarzen Randes aufweisen. Die weiche, pastellene, transparent wirkende Direktkoloration unterstreicht den poetisch-fantastischen Ansatz des Comics.

Weiß das Artwork vollends zu überzeugen, so ist die Story vergleichsweise zwiespältig. Alices Geschichte lebt zentral von ihrem historischen Bezug, von ihren Zitaten und den Auftritten historischer Persönlichkeiten. In diesem historischen Kontext ist auch die Äther-Theorie zu sehen, aus der sich die Motivation der Hauptprotagonisten speist. Im Jahre 1869 waren die Äther-Theorien zwar noch nicht vollständig obsolet bzw. widerlegt, doch neue wissenschaftliche Erkenntnisse ließen schon damals eine Theorie nach der anderen in sich zusammenbrechen. Da aus heutiger Sicht retrospektiv die Motivation von Seraphin & Co. zwar nachvollziehbar bleibt, aber letztlich als – man beachte das Wortspiel – substanzlos erweist, hat man als Leser Schwierigkeiten, dieser modernen Geschichte mit jener Unvoreingenommenheit und Nachsichtigkeit gegenüber zu treten, die man bspw. bei Jules Vernes literarischem Vermächtnis oder Eberhard Christian Kindermanns „Die Geschwinde Reise auf dem Lufft-Schiff nach der obern Welt, welche jüngsthin fünff Personen angestellet, um zu erfahren, ob es eine Wahrheit sey, daß der Planet Mars den 10. Jul. dieses Jahrs das erste mahl, so lange die Welt stehet, mit einem Trabanten oder Mond erschienen. Der untern Welt zu curieuser Gemüths-Ergötzung und Versicherung dieser Begebenheit mitgetheilet durch die allgemeine Fama.“ an den Tag legte, zumal geradezu ausufernd dargelegte technische Exkurse das – retrospektive - Nichts immer wieder in des Lesers Fokus rücken. Überhaupt erweist sich der Autor als Mann vieler Worte, denn der Comic ist an mehreren Stellen – freundlich ausgedrückt – sehr textlastig, ja geradezu schwafelig.

Dennoch verbirgt sich unter dem ganzen plakativen, historisierenden und technischen Blabla eine gefällige Abenteuergeschichte, deren Simplizität allerdings eher etwas für Kinder ist, die sich mit den Hauptpersonen sofort identifizieren können, Hauptpersonen, die jenseits aller Äther-Obsession allerdings eindimensional bleiben.

Fazit: Auch wenn Alex Alice unter anderem die deutsche Romantik und Hayao Miyasaki als Inspirationsquellen für sein Comic nennt, so mangelt es seiner Geschichte und seinen Figuren in erzählerischer Hinsicht einerseits an düsterer, romantischer Tiefe und anderseits am sympathischen zauberhaften „Sense of Wonder“. Da das Artwork jedoch genau diese beide Aspekte exzellent widerspiegelt, ist „Das Schloss in den Sternen“ unterm Strich durchaus empfehlenswert.

geschrieben am 23.08.2015 | 661 Wörter | 4241 Zeichen

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