ISBN | 3430135877 | |
Autor | Rudolf Gross | |
Verlag | - | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 320 | |
Erscheinungsjahr | 1981 | |
Extras | - |
Farben sprechen unsere Empfindungen an, wecken Vorstellungen und besitzen Symbolcharakter. Im Wandel der Jahrtausende verband der Mensch mit ihnen höchst unterschiedliche Assoziationen, was zur Folge hatte, dass sich der Sinngehalt von Farbsymbolen immer wieder verÀnderte.
So gilt zum Beispiel Blau bei uns als Farbe der Treue, im ausgehenden Mittelalter stand sie fĂŒr das Gegenteil, also die Untreue. In den Niederlanden mussten im 15. Jahrhundert Ehebrecherinnen zur Strafe einen blauen Umhang tragen, die Schaube, ein Zeichen der Schande. âNoch im 19. Jahrhundert wird uns aus Luxemburg berichtet, dass der Ehepartner das Recht besaĂ, bei Abwesenheit von Frau oder Mann eine blaue SchĂŒrze oder Hose auszuhĂ€ngen; und zwar dann, wenn der fehlende Partner auf eine fremde Kirmes gegangen war und lĂ€nger als einen Tag vom Hause fernblieb.â Eine Farbbedeutung, die uns heute völlig fremd erscheint.
Rudolf Gross fĂŒhrt in seinem Buch ĂŒber die Farbsymbolik eine Vielzahl solcher Beispiele auf, die dem Leser bildhaft vor Augen fĂŒhren, wie Farben von uns wahrgenommen werden, wie sie auf uns wirken und wie sich ihre Bedeutung im Wandel der Zeit geĂ€ndert hat. Er erlĂ€utert, wie unterschiedlich, scheinbar widersprĂŒchlich Farbbedeutungen sein können und wie Farben von den verschiedenen Völkern empfunden wurden. âNicht bei allen Völkern war die Sonne ein âgutes Zeichenâ und mit ihr die Farben Gold und Rot. Dort, wo die Sonne alles ausdörrt und vertrocknen lĂ€sst â etwa in den WĂŒstengegenden -, gilt sie als böse und gefĂ€hrlich. So stellten die Ăgypter die Sonne als rote Scheibe dar: Rot gilt aber als Farbe der WĂŒste und ist die âböse Farbeâ.â
Was mir an dem Buch von Rudolf Gross gefĂ€llt, ist seine Art, komplexe ZusammenhĂ€nge gut verstĂ€ndlich zu schildern. Man hat beim Lesen eher das GefĂŒhl, einem umfassend gebildeten Menschen âzuzuhörenâ, der Spannendes ĂŒber Farben zu berichten weiĂ, als ein Sachbuch zu lesen. Gross verbindet Wissenswertes aus Volkskunde und Urgeschichte, Geschichte und Völkerkunde mit den Erkenntnissen aus Medizin und Psychologie zu einem Streifzug durch die Welt der Farbsymbole.
Warum die Liebe rot ist, will ich hier nicht verraten, sondern den Leser neugierig machen auf âDas RĂ€tsel des blauen Layrinthsâ, âDie schwarzen Vögel der Götterâ und âWeiĂe Riesenpferde in Englandâ. Ein Buch, das jedem empfohlen werden kann, der sich fĂŒr das Aussehen seiner Umwelt, die Art unserer Wahrnehmung und natĂŒrlich Farben interessiert und bereit ist, sich im besten Sinne des Wortes âdie Augen öffnenâ zu lassen.
geschrieben am 30.09.2006 | 388 Wörter | 2219 Zeichen
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