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Generation Doof


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Rezension von

Yvonne Joosten

Generation Doof „Grazile Models, deren Gehirn anscheinend so schlank ist wie ihr Körper, und Schüler, die hart auf eine Hartz-IV-Karriere hinarbeiten, sind nur die Ausläufer einer großen Intelligenzschmelze. (…) Weil es immer mehr geistige Totalschäden gibt, ist dieses Buch längst überfällig“, schreiben die beiden Autoren Stefan Bonner und Anne Weiss auf den ersten Seiten ihres Buches. Dem kann ich nur zustimmen – nicht wegen der geistigen Totalschäden, sondern wegen des Buches. Es wirft ein Schlaglicht auf die Gegenwart – und dass im O-Ton. Gut geschrieben, sorgfältig recherchiert und gewürzt mit passenden Zitaten fehlte so etwas bislang in der Tat in unserer Buchlandschaft. Die Generation Doof umfasst, laut Definition der Autoren, die heute 15- bis 45-Jährigen. Und sie selbst gehören mit dazu: „Dies berichten zwei, die es wissen müssen. Wir, die beiden Autoren, sind Experten in Sachen Dummheit. Denn wir stammen aus der Mitte der Generation Doof.“ Als Insider nehmen sie sich die Freiheit, schärfer Kritik zu üben, als es einem Außenstehenden je erlaubt wäre. „Wir sind die Wohlstandskinder, die erste Nachkriegsgeneration, der es nie an etwas gefehlt hat. Im Gegenteil, alles war immer im Überfluss vorhanden: Strom kam aus der Steckdose, Sprudel aus dem Kasten, und wenn mal etwas kaputtging, gab es gleich Ersatz.“ „Für die Generation Doof ist Spaß ein Ziel erster Güte. Auf der Suche nach diesem Glück ist uns jedes Mittel recht: Junge Menschen kippen sich am helllichten Tag ungezügelt Alkohol in den Schlund, während halb Deutschland bei einem Kaffeebohnendiscounter Funktionsunterwäsche kauft, die eigentlich nicht mehr kann als andere Wäsche auch.“ Bei aller Scharfzüngigkeit bleiben sie stets witzig, mit einer großen Portion Selbstironie: Sie halten sich und den Lesern einen Spiegel vor. Dabei beleuchten sie die verschiedene zentrale Lebensbereiche wie Ausbildung, Beruf, Freizeitgestaltung, Liebe und sogar Kindererziehung. Kritik üben sie quer durch alle Bildungsschichten. Jungakademiker werden genausowenig verschont wie Null-Bock-Hauptschüler. „Dass wir den PISA-Fragen nicht gewachsen waren, wurmte uns schon ein wenig. Uns beschlich der Verdacht, dass die Lehrer uns Deppen das Abitur- und Masterzeugnis nur überreicht hatten, um uns endlich loszuwerden, und weil es sonst mangels intelligenen Nachwuchses überhaupt keine Akademiker mehr in Deutschland gäbe – was der Wirklichkeit leider sehr nahekommt.“ Nicht jedem wird gefallen, was er in diesem Spiegel sieht. Es wäre interessant zu beobachten, wie viel Humor und Selbstironie denn die Leser besitzen.

„Grazile Models, deren Gehirn anscheinend so schlank ist wie ihr Körper, und Schüler, die hart auf eine Hartz-IV-Karriere hinarbeiten, sind nur die Ausläufer einer großen Intelligenzschmelze. (…) Weil es immer mehr geistige Totalschäden gibt, ist dieses Buch längst überfällig“, schreiben die beiden Autoren Stefan Bonner und Anne Weiss auf den ersten Seiten ihres Buches.

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Dem kann ich nur zustimmen – nicht wegen der geistigen Totalschäden, sondern wegen des Buches. Es wirft ein Schlaglicht auf die Gegenwart – und dass im O-Ton. Gut geschrieben, sorgfältig recherchiert und gewürzt mit passenden Zitaten fehlte so etwas bislang in der Tat in unserer Buchlandschaft.

Die Generation Doof umfasst, laut Definition der Autoren, die heute 15- bis 45-Jährigen. Und sie selbst gehören mit dazu: „Dies berichten zwei, die es wissen müssen. Wir, die beiden Autoren, sind Experten in Sachen Dummheit. Denn wir stammen aus der Mitte der Generation Doof.“ Als Insider nehmen sie sich die Freiheit, schärfer Kritik zu üben, als es einem Außenstehenden je erlaubt wäre.

„Wir sind die Wohlstandskinder, die erste Nachkriegsgeneration, der es nie an etwas gefehlt hat. Im Gegenteil, alles war immer im Überfluss vorhanden: Strom kam aus der Steckdose, Sprudel aus dem Kasten, und wenn mal etwas kaputtging, gab es gleich Ersatz.“

„Für die Generation Doof ist Spaß ein Ziel erster Güte. Auf der Suche nach diesem Glück ist uns jedes Mittel recht: Junge Menschen kippen sich am helllichten Tag ungezügelt Alkohol in den Schlund, während halb Deutschland bei einem Kaffeebohnendiscounter Funktionsunterwäsche kauft, die eigentlich nicht mehr kann als andere Wäsche auch.“

Bei aller Scharfzüngigkeit bleiben sie stets witzig, mit einer großen Portion Selbstironie: Sie halten sich und den Lesern einen Spiegel vor. Dabei beleuchten sie die verschiedene zentrale Lebensbereiche wie Ausbildung, Beruf, Freizeitgestaltung, Liebe und sogar Kindererziehung. Kritik üben sie quer durch alle Bildungsschichten. Jungakademiker werden genausowenig verschont wie Null-Bock-Hauptschüler.

„Dass wir den PISA-Fragen nicht gewachsen waren, wurmte uns schon ein wenig. Uns beschlich der Verdacht, dass die Lehrer uns Deppen das Abitur- und Masterzeugnis nur überreicht hatten, um uns endlich loszuwerden, und weil es sonst mangels intelligenen Nachwuchses überhaupt keine Akademiker mehr in Deutschland gäbe – was der Wirklichkeit leider sehr nahekommt.“

Nicht jedem wird gefallen, was er in diesem Spiegel sieht. Es wäre interessant zu beobachten, wie viel Humor und Selbstironie denn die Leser besitzen.

geschrieben am 01.04.2008 | 378 Wörter | 2196 Zeichen

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Rezension von

Jens Schaffratth

Generation Doof Die Autoren dieses Buches haben sich nach ihren Möglichkeiten bemüht uns ein interessantes und auch wichtiges Problem unserer Zeit zu verdeutlichen. Sie beschreiben offen den realen Zustand unserer Gesellschaft. Mehr leider auch nicht. Man erkennt schon nach wenigen Seiten, das dieses Buch von Doofen für Doofe geschrieben wurde. Leider mangelt es den Schreibern zur Beurteilung von Situationen und Personen, erheblich an dem hierfür nötigen Sachverstand. Immer wieder und eigentlich viel zu oft wird ein, von den Verfassern auserkorener Delinquent für seine Doofheit selbst verantwortlich gemacht und als kleine Zugabe auf doch recht primitive Art und Weise diskreditiert und dies, ohne die leider doch recht offenkundigen Ursachen hierfür zu benennen. Der sich am Schluss des Buches selbst als „doof“ erkannte und hilflos dastehende Tor, ist nun an dieser Stelle genau so klug als wie zuvor. Die Frage, ob es möglicherweise die spezielle Eigenart unseres kranken Systems ist in dem wir leben, welches das gemeine Volk zu Konsumkaspern dressiert und es mit Hilfe einer ganzen Armee von Volksverdummungsmedien je nach belieben parkt, belügt und manipuliert, wird in diesem Zusammenhang leider komplett außer acht gelassen. Kann sich diesem Tun wirklich noch irgend jemand ganzheitlich entziehen? Viele Menschen von denen, welche in der Gesellschaft so gut wie keine Mitbestimmungsrechte erfahren und vom System eh nur als Leistungserbringer ausgepresst, als Konsumenten missbraucht und danach wie Abfall weggeworfen werden, resignieren eben mit der Zeit und degenerieren leider zur einer „Generation doof“ mit all in diesem Buch sehr gut beschrieben Besonderheiten. Sicher ist die, bereits im freiem Fall entschwindende Wohlstandsgesellschaft ebenfalls ein Grund für die Verdummung unserer Generation, aber eben nicht der Primäre. Hauptursache dieses Dilemmas ist die nicht vorhandene Demokratie in unserem Land. Hierzu noch ein Zitat am Ende, Quelle Wikipedia, von Hans Herbert von Arnim: „Jeder Deutsche hat die Freiheit, Gesetzen zu gehorchen, denen er niemals zugestimmt hat; er darf die Erhabenheit des Grundgesetzes bewundern, dessen Geltung er nie legitimiert hat; er ist frei, Politikern zu huldigen, die kein Bürger je gewählt hat, und sie üppig zu versorgen – mit seinen Steuergeldern, über deren Verwendung er niemals befragt wurde. Insgesamt sind Staat und Politik in einem Zustand, von dem nur noch Berufsoptimisten oder Heuchler behaupten können, er sei aus dem Willen der Bürger hervorgegangen.“ (in: das System, 2001)

Die Autoren dieses Buches haben sich nach ihren Möglichkeiten bemüht uns ein interessantes und auch wichtiges Problem unserer Zeit zu verdeutlichen. Sie beschreiben offen den realen Zustand unserer Gesellschaft. Mehr leider auch nicht.

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1
01.04.2008

Man erkennt schon nach wenigen Seiten, das dieses Buch von Doofen für Doofe geschrieben wurde. Leider mangelt es den Schreibern zur Beurteilung von Situationen und Personen, erheblich an dem hierfür nötigen Sachverstand. Immer wieder und eigentlich viel zu oft wird ein, von den Verfassern auserkorener Delinquent für seine Doofheit selbst verantwortlich gemacht und als kleine Zugabe auf doch recht primitive Art und Weise diskreditiert und dies, ohne die leider doch recht offenkundigen Ursachen hierfür zu benennen.

Der sich am Schluss des Buches selbst als „doof“ erkannte und hilflos dastehende Tor, ist nun an dieser Stelle genau so klug als wie zuvor.

Die Frage, ob es möglicherweise die spezielle Eigenart unseres kranken Systems ist in dem wir leben, welches das gemeine Volk zu Konsumkaspern dressiert und es mit Hilfe einer ganzen Armee von Volksverdummungsmedien je nach belieben parkt, belügt und manipuliert, wird in diesem Zusammenhang leider komplett außer acht gelassen.

Kann sich diesem Tun wirklich noch irgend jemand ganzheitlich entziehen?

Viele Menschen von denen, welche in der Gesellschaft so gut wie keine Mitbestimmungsrechte erfahren und vom System eh nur als Leistungserbringer ausgepresst, als Konsumenten missbraucht und danach wie Abfall weggeworfen werden, resignieren eben mit der Zeit und degenerieren leider zur einer „Generation doof“ mit all in diesem Buch sehr gut beschrieben Besonderheiten.

Sicher ist die, bereits im freiem Fall entschwindende Wohlstandsgesellschaft ebenfalls ein Grund für die Verdummung unserer Generation, aber eben nicht der Primäre. Hauptursache dieses Dilemmas ist die nicht vorhandene Demokratie in unserem Land.

Hierzu noch ein Zitat am Ende, Quelle Wikipedia, von Hans Herbert von Arnim:

„Jeder Deutsche hat die Freiheit, Gesetzen zu gehorchen, denen er niemals zugestimmt hat; er darf die Erhabenheit des Grundgesetzes bewundern, dessen Geltung er nie legitimiert hat; er ist frei, Politikern zu huldigen, die kein Bürger je gewählt hat, und sie üppig zu versorgen – mit seinen Steuergeldern, über deren Verwendung er niemals befragt wurde. Insgesamt sind Staat und Politik in einem Zustand, von dem nur noch Berufsoptimisten oder Heuchler behaupten können, er sei aus dem Willen der Bürger hervorgegangen.“ (in: das System, 2001)

geschrieben am 15.03.2009 | 373 Wörter | 2162 Zeichen

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Rezension von

Phil Geller

Generation Doof Ich habe das Buch mit hohen Erwartungen gelesen und wurde leider enttäuscht. Es gäbe zig Wege, sich dem Thema zu nähern, aber die waren den Autoren - typisch \"Generation Doof\"? - wohl zu anstrengend. So beschränken sich die Beiden überall da, wo\'s konkret werden soll, aufs Zitieren anderer (\"bauchfrei ist gefährlich für die Nieren, mach Sachen...\") - wo\'s schwammig-beliebig bleibt, bringen sie ihre eigenen Gedanken an. Auf eine Art, die wohl witzig sein soll, aber irgendwie ist das Humor aus dem Tchibo Shop, dem vielgeschmähten. Das wäre nicht weiter schlimm, denn schliesslich erwartet niemand von Lektoren, kreativ zu sein. Lektoren leben von den Fehlern, die die anderen machen, und das gelingt den Autoren sicher gut, Website und Tournee inklusive. Aber der intellektuelle Hochmut, der aus jeder Seite tropft, verhindert Objektivität, und so ist das Ganze eben nur noch Polemik, schlechte Satire, nicht witzige Schnurre. Sehr anstrengend, denn schlechte Comedians haben wir in Deutschland schon genug. Die bemühten Selbstbezichtigungen (wir gehören ja dazu, wir waren auch mal doof) nehme ich Ihnen sogar ab, denn dafür sprechen viele Dinge - nicht zuletzt die Annahme, in ein Buch gehörten unbedingt lustige bunte Cliparts. Das nenne ich mal einen veritablen Schuss ins eigene Knie... Mal ne kurze Liste der Dinge, mit denen ich als denkender Mensch nicht einverstanden sein kann: Musikgeschmack ist KEIN Hinweis auf mangelnde Intelligenz. Mode ist schon immer und zu allen Zeiten in ihren Extremen lächerlich gewesen. Dass in jeder Aufzählung, die Doofheit belegen soll, \"bauchfreie T-Shirts\" an spätestens dritter Stelle stehen...na, wenns weiter nichts ist. Kleine Anmerkung für die Autoren: Puccini hören und Chord Ellbogen am Tweed Jacket machen auch nicht schlau, da könnt Ihr so lange um \"angemessene KLeidung\" greinen wie Ihr wollt. Dass eine 80jährige Schillers \"Glocke\" runterrattern kann wie nix - schon wahr, schliesslich wurde ihr solange auf die Finger gehauen, bis sie\'s intus hatte - sowas vergisst man nicht (jaja, die gute alte Art wie \"Wissen seit 100 Jahren transferiert\" wird). Trotzdem weigert sie sich heute, Zeitung zu lesen, und sei\'s nur die BILD. Ein Zeichen von Intelligenz? Übrigens wird einige Seiten später genau diese \"lebensfremde\" Art von Bildung (oder bereitet die \"Glocke\" aufs Berufsleben vor..?) in Stücke gerissen. Daß die Leute nicht mehr selber kochen hat nicht wenig mit der Tiefkühl Hysterie der 50er (also unserer Vorgängergeneration) zu tun, daß immer mehr Tiefkühlprodukte verkauft werden evtl. auch mit der inzwischen flächendeckenden Verbreitung entsprechender Geräte? Daß die Verantwortung für Klingelton Downloads bei Eltern (wer hat denn das Handy besorgt) und den Kindern (die müssen dreimal mit \"JA\" bestätigen) liegt - noch dämlicher kann man der Marketing Strategie moderner Telekommunikations Unternehmen nicht auf den Leim gehen. Versucht doch einfach mal, ein Handy OHNE Kamera, MP3 Player etc. zu kaufen. Schwer zu finden? Ach was Ihr nicht sagt. Und daß mir jemand als leuchtendes Vorbild dienen soll, der mit 18 Jahren Vorstandsvorsitzender seiner eigenen erfolgreichen Firma ist und nen eigenen Learjet hat - danke, nein. Wenn wir also alle erfolgreiche Manager mit unheimlich viel Kohle sind, dann ist alles gut, ist das die Quintessenz? Dann lasst Euch mal gesagt sein: Nicht wenige der gegenwärtig erfolgreichsten Manager weltweit leben von Zielgruppen unter 40 über 14, und zwar indem diesen aufs Allerperfideste Bedürfnisse und Notwendigkeiten suggeriert werden, die nur einem Ziel dienen: Konsum zu erzeugen, völlig sinnfrei. Die Leute die davon profitieren, die Programmdirektoren bei Pro7, die Marketing Strategen bei Sony, die Produktdesigner bei Nike, die Macher von \"Jamba\" - das sind also die leuchtenden Vorbilder, auf die wir hoffen dürfen. Aha. Die Liste ist beliebig erweiterbar. Der Gerechtigkeit halber muss ich allerdings sagen, daß ich auch mit einigen Sachen (so der Analyse der Bildungspolitik in Deutschland) einverstanden war. Mir kommt das vor, wie das wiedergekäute Aufgewärmte dessen, was zwei Akademiker Kinder ihr Leben lang von ihren Eltern gehört haben - verpackt in das, was Einserschüler für \"lockeren, zeitgemässen Stil\" halten. Ich habs fertig gelesen, ab der Hälfte allerdings als das, was es ist - seeeehr leichte, seichte Unterhaltung, voll auf Privat TV Niveau. Die Tour wird sicher ein Erfolg. http://braindead.shark-pool.de/?p=28

Ich habe das Buch mit hohen Erwartungen gelesen und wurde leider enttäuscht. Es gäbe zig Wege, sich dem Thema zu nähern, aber die waren den Autoren - typisch \"Generation Doof\"? - wohl zu anstrengend. So beschränken sich die Beiden überall da, wo\'s konkret werden soll, aufs Zitieren anderer (\"bauchfrei ist gefährlich für die Nieren, mach Sachen...\") - wo\'s schwammig-beliebig bleibt, bringen sie ihre eigenen Gedanken an. Auf eine Art, die wohl witzig sein soll, aber irgendwie ist das Humor aus dem Tchibo Shop, dem vielgeschmähten. Das wäre nicht weiter schlimm, denn schliesslich erwartet niemand von Lektoren, kreativ zu sein. Lektoren leben von den Fehlern, die die anderen machen, und das gelingt den Autoren sicher gut, Website und Tournee inklusive.

weitere Rezensionen von Phil Geller

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rezensiert seit
Buchtitel
1
01.04.2008

Aber der intellektuelle Hochmut, der aus jeder Seite tropft, verhindert Objektivität, und so ist das Ganze eben nur noch Polemik, schlechte Satire, nicht witzige Schnurre. Sehr anstrengend, denn schlechte Comedians haben wir in Deutschland schon genug.

Die bemühten Selbstbezichtigungen (wir gehören ja dazu, wir waren auch mal doof) nehme ich Ihnen sogar ab, denn dafür sprechen viele Dinge - nicht zuletzt die Annahme, in ein Buch gehörten unbedingt lustige bunte Cliparts. Das nenne ich mal einen veritablen Schuss ins eigene Knie...

Mal ne kurze Liste der Dinge, mit denen ich als denkender Mensch nicht einverstanden sein kann:

Musikgeschmack ist KEIN Hinweis auf mangelnde Intelligenz.

Mode ist schon immer und zu allen Zeiten in ihren Extremen lächerlich gewesen. Dass in jeder Aufzählung, die Doofheit belegen soll, \"bauchfreie T-Shirts\" an spätestens dritter Stelle stehen...na, wenns weiter nichts ist. Kleine Anmerkung für die Autoren: Puccini hören und Chord Ellbogen am Tweed Jacket machen auch nicht schlau, da könnt Ihr so lange um \"angemessene KLeidung\" greinen wie Ihr wollt.

Dass eine 80jährige Schillers \"Glocke\" runterrattern kann wie nix - schon wahr, schliesslich wurde ihr solange auf die Finger gehauen, bis sie\'s intus hatte - sowas vergisst man nicht (jaja, die gute alte Art wie \"Wissen seit 100 Jahren transferiert\" wird). Trotzdem weigert sie sich heute, Zeitung zu lesen, und sei\'s nur die BILD. Ein Zeichen von Intelligenz? Übrigens wird einige Seiten später genau diese \"lebensfremde\" Art von Bildung (oder bereitet die \"Glocke\" aufs Berufsleben vor..?) in Stücke gerissen.

Daß die Leute nicht mehr selber kochen hat nicht wenig mit der Tiefkühl Hysterie der 50er (also unserer Vorgängergeneration) zu tun, daß immer mehr Tiefkühlprodukte verkauft werden evtl. auch mit der inzwischen flächendeckenden Verbreitung entsprechender Geräte?

Daß die Verantwortung für Klingelton Downloads bei Eltern (wer hat denn das Handy besorgt) und den Kindern (die müssen dreimal mit \"JA\" bestätigen) liegt - noch dämlicher kann man der Marketing Strategie moderner Telekommunikations Unternehmen nicht auf den Leim gehen. Versucht doch einfach mal, ein Handy OHNE Kamera, MP3 Player etc. zu kaufen. Schwer zu finden? Ach was Ihr nicht sagt.

Und daß mir jemand als leuchtendes Vorbild dienen soll, der mit 18 Jahren Vorstandsvorsitzender seiner eigenen erfolgreichen Firma ist und nen eigenen Learjet hat - danke, nein. Wenn wir also alle erfolgreiche Manager mit unheimlich viel Kohle sind, dann ist alles gut, ist das die Quintessenz? Dann lasst Euch mal gesagt sein: Nicht wenige der gegenwärtig erfolgreichsten Manager weltweit leben von Zielgruppen unter 40 über 14, und zwar indem diesen aufs Allerperfideste Bedürfnisse und Notwendigkeiten suggeriert werden, die nur einem Ziel dienen: Konsum zu erzeugen, völlig sinnfrei. Die Leute die davon profitieren, die Programmdirektoren bei Pro7, die Marketing Strategen bei Sony, die Produktdesigner bei Nike, die Macher von \"Jamba\" - das sind also die leuchtenden Vorbilder, auf die wir hoffen dürfen. Aha.

Die Liste ist beliebig erweiterbar. Der Gerechtigkeit halber muss ich allerdings sagen, daß ich auch mit einigen Sachen (so der Analyse der Bildungspolitik in Deutschland) einverstanden war.

Mir kommt das vor, wie das wiedergekäute Aufgewärmte dessen, was zwei Akademiker Kinder ihr Leben lang von ihren Eltern gehört haben - verpackt in das, was Einserschüler für \"lockeren, zeitgemässen Stil\" halten.

Ich habs fertig gelesen, ab der Hälfte allerdings als das, was es ist - seeeehr leichte, seichte Unterhaltung, voll auf Privat TV Niveau. Die Tour wird sicher ein Erfolg.

http://braindead.shark-pool.de/?p=28

geschrieben am 13.10.2010 | 660 Wörter | 3799 Zeichen

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