ISBN | 186230291X | |
Autor | Markus Zusak | |
Verlag | Definitions | |
Sprache | englisch | |
Seiten | 592 | |
Erscheinungsjahr | 2008 | |
Extras | broschierte Ausgabe |
Daß ein Kinderbuch auch für Erwachsene geeignet ist, wissen wir spätestens seit Harry Potter. Daß ein Buch, das erst für Erwachsene konzipiert war aber auch für Jugendliche gedacht ist, ist hingegen eher ungewöhnlich. Dies ist jedoch der Fall bei Zusaks Roman The Book Thief, der zuerst in Australien als Roman für Erwachsene erschien und anschließend in den USA als Buch für Jugendliche veröffentlicht wurde. Er spricht beide Gruppen an, und das aus gutem Grund.
Die Geschichte spielt im Deutschland der Nazi-Zeit – auch das ist nichts Neues, allerdings hat Zusak einen neuen Blickwinkel gefunden, aus dem das Kapitel des zweiten Weltkrieges hier beleuchtet wird. Der Tod spielt zweifelsohne eine große Rolle, wie man es zur Kriegszeit erwarten kann. Daß der Tod jedoch die Geschichte erzählt ist neu. Noch ungewöhnlicher ist, daß selbst der Tod die Grausamkeit der Menschen nicht ertragen kann, ohne sich beim Aufsammeln der Toten abzulenken. Dabei konzentriert er sich auf Farben und andere Details, Dinge, die schön sind. Zufällig und trotz besserem Wissens, läßt er sich ablenken und verfolgt die Geschichte der Bücherdiebin. Ihre Geschichte zeigt die Gutmütigkeit der Menschen während des Krieges auf und beschreibt auch hier die Kleinigkeiten, die das Leben lebenswert machen. Gleichzeitig sind es auch große Dinge, wie das Verstecken eines Juden, die das Gute der Gegner Hitlers hervorbringen. Kleine Kämpfe, kleine Siege, große Verluste und Gefahren ziehen sich durch die gesamte Geschichte.
Sowohl dadurch, als auch durch die Erzählweise des Todes ist das Buch nicht nur für Erwachsene geeignet. Weil der Tod die menschlichen Grausamkeiten selbst nicht ertragen kann, erzählt er meist nur am Rande von ihnen. Noch dazu bereitet er die Leser auf Trauriges oder Erschreckendes vor, so daß sich der Schock in Grenzen hält. Auch das Sterben ist liebevoll, sogar poetisch beschrieben anstatt brutal und grausam. Der Text is klar strukturiert, wobei der Tod die wichtigen Punkte oftmals hervorhebt. Dadurch wird nicht nur klar, was geschieht, sondern auch, was die betroffenen Figuren oder Geschehnisse so besonders macht.
Die Kraft, die aus Büchern und von Worten allgemein hervorgeht, machen Liesel zur Diebin. Das Lesen eröffnet ihr nicht nur neue Welten, sondern ermöglicht ihr ein vertieftes Verständnis von Menschen und Ereignissen. Ob es gestohlene, selbstgemachte oder von einem versteckten Juden illustrierte Bücher sind – alle erzählene eine Geschichte, der Liesel nicht widerstehen kann. Gleichzeitig sind Worte ihre Erlösung – im Luftschutzbunker oder auch als sie beginnt, ihre Geschichte aufzuschreiben. Auch der Tod wird durch die Macht der Worte gefangen, erzählt er doch Liesels Geschichte anhand ihres eigenen Buches.
Markus Zusacks Roman, zuerst als Novelle gedacht, geriet nach und nach zu einem über 500-seitigen Roman, dessen Ursprung die Erinnerungen seiner Eltern aus der Kriegszeit in München und Wien ist. Daraus entstand ein Roman gefüllt mit lebendigen Figuren und kleinen Siegen, jede einzigartig auf ihre eigene Weise.
geschrieben am 11.04.2008 | 463 Wörter | 2638 Zeichen
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