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Handbuch der Religionen


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Rezension von

Ragan Tanger

Handbuch der Religionen Göttliche Eingebungen Das wichtigste Standardwerk der Religionsgeschichte Wenn man ungewöhnliche, dennoch umso sinnvollere Zitate in modernen akademischen BĂŒchern findet, sollte man dies auch anderen Menschen mitteilen; vielleicht um sie zur Anschaffung des Buches zu animieren oder um Ihnen die große Bedeutung dieser Sentenz zu verdeutlichen. Im „Handbuch der Religionen“ findet sich unter dem Kapitel „Schamanismus“ eine solch nennenswerte Aussage: „Strenggenommen ist der Schamanismus keine Religion, sondern ein Ganzes von ekstatischen und therapeutischen Methoden, de alle das eine Ziel verfolgen, den Kontakt herzustellen zu jenem anderen parallel existierenden, jedoch unsichtbaren Universum der Geister.“ Ja, das passt, das ist kohĂ€rent, kenntnisreich und fernab jener, mehr als hĂ€ufigen, abschĂ€tzigen Meinung ĂŒber all das, was die Vernunft des aufgeklĂ€rten BĂŒrgers nicht versteht. Theologen und Religionswissenschaftler haben seit mehreren hundert Jahren ein christliches Stigma wie eine unliebsame Klette an ihren Überlegungen haften, mit der eine vorurteilsfreie Beschreibung anderer Glaubenssysteme so gut wie unmöglich ist. Mircea Eliade, der berĂŒhmte rumĂ€nische Wissenschaftler und Philosoph, machte da von Anfang an eine Ausnahme, noch heute beruft sich eine ganze Tradition parapsychologischer (um diesen fruchtbaren, aber leider so hĂ€ufig genutzten Begriff fĂŒr nicht mit der Vernunft zu erklĂ€rende PhĂ€nomene) Interessierter und Forscher auf diesen Mann. Neben wichtigen akademischen Leistungen, schrieb er auch Romane, die in Ă€hnlicher Weise auf das religiöse Thema zu sprechen kamen. Der nach dem Krieg in Paris und spĂ€ter in Chicago lebende und lehrende Vorzeigereligionswissenschaftler starb im April 1986 in Illinois. Seine letzte wissenschaftliche Leistung liegt in der Übereinkunft mit Ioan Petru Culianu, einem Landesgenossen, dem er die Zusage gab, Großteile seiner bisher veröffentlichen religionswissenschaftlichen Arbeiten in dem, just im Verlag der Weltreligionen wieder neu aufgelegten, „Handbuch der Religionen“ zu verwenden. So haben wir es hier also mir Elias Grundlagen und Culianus Umsetzung zu tun, einem Klassiker, der wahrscheinlich in jeder Bibliothek geisteswissenschaftlicher Akademiker steht. Alle Religionen, die denkbar und bekannt sind, sind nĂŒchtern und gewinnbringend vorgestellt, mit wichtigen Literaturhinweisen versehen und zumeist in der entsprechenden Weitsichtigkeit prĂ€sentiert, die im obigen Zitat deutlich wurde. Einzig die nicht ganz so fesselnde Darstellungskraft Culianus, der sich nach Eliades Tod fĂŒr das Redigieren verantwortlich zeigte, und die ĂŒberproportionale Seitenanzahl fĂŒr die Beschreibung von Juden- und Christentum im Vergleich zu allen andere Religionen stören, aber sind verglichen mit allen anderen Werken auf dem Markt, dennoch ein Segen – im wahrsten Sinne des Wortes. Zu dieser erhöhten Kraft und dem VerstĂ€ndnis des Magischen passt die rĂ€tselhafte Ermordung Culianus, der Eliades Lehrstuhl 1986 in Chicago ĂŒbernahm, nur fĂŒnf Jahre spĂ€ter. DarĂŒber gibt es eigens einen Roman, der eine kommunistische Verschwörung hinter dem Verbrechen sieht. Fest steht, dass beide Herausgeber, Eliade posthum und Culianu Zeit seines Lebens, ein verstĂ€ndnisvolles und kohĂ€rentes Weltbild glaubensgeschichtlicher Bilder gezeichnet haben, die in einer aufgeklĂ€rten, beschrĂ€nkten bĂŒrgerlichen Moderne so selten zu finden sind und umso mehr hervorgehoben werden sollten.

Göttliche Eingebungen

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Das wichtigste Standardwerk der Religionsgeschichte

Wenn man ungewöhnliche, dennoch umso sinnvollere Zitate in modernen akademischen BĂŒchern findet, sollte man dies auch anderen Menschen mitteilen; vielleicht um sie zur Anschaffung des Buches zu animieren oder um Ihnen die große Bedeutung dieser Sentenz zu verdeutlichen. Im „Handbuch der Religionen“ findet sich unter dem Kapitel „Schamanismus“ eine solch nennenswerte Aussage: „Strenggenommen ist der Schamanismus keine Religion, sondern ein Ganzes von ekstatischen und therapeutischen Methoden, de alle das eine Ziel verfolgen, den Kontakt herzustellen zu jenem anderen parallel existierenden, jedoch unsichtbaren Universum der Geister.“ Ja, das passt, das ist kohĂ€rent, kenntnisreich und fernab jener, mehr als hĂ€ufigen, abschĂ€tzigen Meinung ĂŒber all das, was die Vernunft des aufgeklĂ€rten BĂŒrgers nicht versteht.

Theologen und Religionswissenschaftler haben seit mehreren hundert Jahren ein christliches Stigma wie eine unliebsame Klette an ihren Überlegungen haften, mit der eine vorurteilsfreie Beschreibung anderer Glaubenssysteme so gut wie unmöglich ist. Mircea Eliade, der berĂŒhmte rumĂ€nische Wissenschaftler und Philosoph, machte da von Anfang an eine Ausnahme, noch heute beruft sich eine ganze Tradition parapsychologischer (um diesen fruchtbaren, aber leider so hĂ€ufig genutzten Begriff fĂŒr nicht mit der Vernunft zu erklĂ€rende PhĂ€nomene) Interessierter und Forscher auf diesen Mann. Neben wichtigen akademischen Leistungen, schrieb er auch Romane, die in Ă€hnlicher Weise auf das religiöse Thema zu sprechen kamen.

Der nach dem Krieg in Paris und spĂ€ter in Chicago lebende und lehrende Vorzeigereligionswissenschaftler starb im April 1986 in Illinois. Seine letzte wissenschaftliche Leistung liegt in der Übereinkunft mit Ioan Petru Culianu, einem Landesgenossen, dem er die Zusage gab, Großteile seiner bisher veröffentlichen religionswissenschaftlichen Arbeiten in dem, just im Verlag der Weltreligionen wieder neu aufgelegten, „Handbuch der Religionen“ zu verwenden. So haben wir es hier also mir Elias Grundlagen und Culianus Umsetzung zu tun, einem Klassiker, der wahrscheinlich in jeder Bibliothek geisteswissenschaftlicher Akademiker steht.

Alle Religionen, die denkbar und bekannt sind, sind nĂŒchtern und gewinnbringend vorgestellt, mit wichtigen Literaturhinweisen versehen und zumeist in der entsprechenden Weitsichtigkeit prĂ€sentiert, die im obigen Zitat deutlich wurde. Einzig die nicht ganz so fesselnde Darstellungskraft Culianus, der sich nach Eliades Tod fĂŒr das Redigieren verantwortlich zeigte, und die ĂŒberproportionale Seitenanzahl fĂŒr die Beschreibung von Juden- und Christentum im Vergleich zu allen andere Religionen stören, aber sind verglichen mit allen anderen Werken auf dem Markt, dennoch ein Segen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Zu dieser erhöhten Kraft und dem VerstĂ€ndnis des Magischen passt die rĂ€tselhafte Ermordung Culianus, der Eliades Lehrstuhl 1986 in Chicago ĂŒbernahm, nur fĂŒnf Jahre spĂ€ter. DarĂŒber gibt es eigens einen Roman, der eine kommunistische Verschwörung hinter dem Verbrechen sieht. Fest steht, dass beide Herausgeber, Eliade posthum und Culianu Zeit seines Lebens, ein verstĂ€ndnisvolles und kohĂ€rentes Weltbild glaubensgeschichtlicher Bilder gezeichnet haben, die in einer aufgeklĂ€rten, beschrĂ€nkten bĂŒrgerlichen Moderne so selten zu finden sind und umso mehr hervorgehoben werden sollten.

geschrieben am 12.07.2010 | 460 Wörter | 3030 Zeichen

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