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Eine Zukunft


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Eine Zukunft Ein Büchlein, gerade einmal 144 Seiten stark, und doch von einer so subtilen Wucht, dass man ohne Umschweife in die Geschichte hineingezogen wird. Mit wenigen Federstrichen öffnet die Autorin dem Leser sowohl Gegenwart als auch Vergangenheit des Protagonisten Paul. Man erfährt genug, um emotional berührt zu werden, aber ausreichend wenig, als dass man sich schlimmstenfalls im Uninteressanten zu verlieren droht. Auf diese Weise bleibt vieles offen und man ist mehr Beobachter, gleichsam stiller Gefährte von Paul, ohne dass an weltlichen Grundfesten gerüttelt oder Erkenntnisse und Weisheiten emporsteigen müssen. Paul hat einen Zwillingsbruder, Odd, der ihm nach Paris eine Nachricht zukommen lässt, dass er das ländlich gelegene Elternhaus verlassen hätte und Paul, der Ingenieur nach dem Rechten sehen solle, insbesondere wegen eines tropfenden Wasserhahns. Trotz unwirtlicher winterlicher Straßenverhältnisse macht sich der grippeerkrankte Paul auf den Weg, muss sich mit dem langsam verfallenden und ungemütlichen riesigen Landhaus regelrecht auseinandersetzen und beginnt in Erinnerungen zu kramen, sich geistig mit seiner Familiengeschichte zu konfrontieren. Dies geschieht teilweise in fieberhaft anmutenden Traumsequenzen, teils in Rekapitulationen und Spekulationen, etwa über den frühen Tod der Mutter, den Wahnsinn der jüngsten Schwester, die Entfremdung des Vaters, die Kaltherzigkeit des kapitalistisch gesinnten ältesten Bruders und die wunderliche Karriere der beiden ältesten Schwestern samt spontaner Heirat und neuem Leben in Monaco. Bei einem Ausflug ins Dorf schlägt ihm Abneigung entgegen, weil man ihn für den verschrobenen Odd hält, und auch außerhalb des Hauses holen ihn Erinnerungen an früher ein, reflektiert er das Schicksal der Familie und seiner Geschwister. Hinzu kommen etliche aber letztlich unvollendet bleibende Hinweise auf die eigene gescheiterte Ehe. Zwar bleibt er als Gestalt vage und verschlossen, vermittelt aber das Erdrückende und Hoffnungslose des elterlichen Hauses eindringlich. Als sich Odd dann doch bei ihm meldet und mitteilt, dass er seit drei Tagen ziellos am Flughafen herumlaufe, beordert Paul ihn umgehend in seine Wohnung nach Paris, um den Bruder dem fortlaufenden Scheitern, aber noch mehr dem schicksalhaften Elternhaus zu entziehen. Mit der Entzündung des Hauses setzt Paul einen fulminanten Schlusspunkt. Ist es noch eine Novelle, ist es schon ein Roman - man mag es nicht entscheiden. Man wird jedenfalls mit Leichtigkeit in ein komplexes Persönlichkeits- und Personenmuster hineingezogen und kann das Bedrückende so gut nachempfinden, dass am Ende die Erleichterung Pauls beherzt geteilt wird. Ein kleines, feines Stück Erzählkunst.

Ein Büchlein, gerade einmal 144 Seiten stark, und doch von einer so subtilen Wucht, dass man ohne Umschweife in die Geschichte hineingezogen wird. Mit wenigen Federstrichen öffnet die Autorin dem Leser sowohl Gegenwart als auch Vergangenheit des Protagonisten Paul. Man erfährt genug, um emotional berührt zu werden, aber ausreichend wenig, als dass man sich schlimmstenfalls im Uninteressanten zu verlieren droht. Auf diese Weise bleibt vieles offen und man ist mehr Beobachter, gleichsam stiller Gefährte von Paul, ohne dass an weltlichen Grundfesten gerüttelt oder Erkenntnisse und Weisheiten emporsteigen müssen.

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Paul hat einen Zwillingsbruder, Odd, der ihm nach Paris eine Nachricht zukommen lässt, dass er das ländlich gelegene Elternhaus verlassen hätte und Paul, der Ingenieur nach dem Rechten sehen solle, insbesondere wegen eines tropfenden Wasserhahns. Trotz unwirtlicher winterlicher Straßenverhältnisse macht sich der grippeerkrankte Paul auf den Weg, muss sich mit dem langsam verfallenden und ungemütlichen riesigen Landhaus regelrecht auseinandersetzen und beginnt in Erinnerungen zu kramen, sich geistig mit seiner Familiengeschichte zu konfrontieren. Dies geschieht teilweise in fieberhaft anmutenden Traumsequenzen, teils in Rekapitulationen und Spekulationen, etwa über den frühen Tod der Mutter, den Wahnsinn der jüngsten Schwester, die Entfremdung des Vaters, die Kaltherzigkeit des kapitalistisch gesinnten ältesten Bruders und die wunderliche Karriere der beiden ältesten Schwestern samt spontaner Heirat und neuem Leben in Monaco. Bei einem Ausflug ins Dorf schlägt ihm Abneigung entgegen, weil man ihn für den verschrobenen Odd hält, und auch außerhalb des Hauses holen ihn Erinnerungen an früher ein, reflektiert er das Schicksal der Familie und seiner Geschwister. Hinzu kommen etliche aber letztlich unvollendet bleibende Hinweise auf die eigene gescheiterte Ehe. Zwar bleibt er als Gestalt vage und verschlossen, vermittelt aber das Erdrückende und Hoffnungslose des elterlichen Hauses eindringlich. Als sich Odd dann doch bei ihm meldet und mitteilt, dass er seit drei Tagen ziellos am Flughafen herumlaufe, beordert Paul ihn umgehend in seine Wohnung nach Paris, um den Bruder dem fortlaufenden Scheitern, aber noch mehr dem schicksalhaften Elternhaus zu entziehen. Mit der Entzündung des Hauses setzt Paul einen fulminanten Schlusspunkt.

Ist es noch eine Novelle, ist es schon ein Roman - man mag es nicht entscheiden. Man wird jedenfalls mit Leichtigkeit in ein komplexes Persönlichkeits- und Personenmuster hineingezogen und kann das Bedrückende so gut nachempfinden, dass am Ende die Erleichterung Pauls beherzt geteilt wird. Ein kleines, feines Stück Erzählkunst.

geschrieben am 29.10.2012 | 379 Wörter | 2321 Zeichen

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