ISBN | 3466309832 | |
Autor | Andreas Weber | |
Verlag | Kösel-Verlag | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 160 | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Extras | - |
Den Autor Andreas Weber kannte ich von seinen GEO-Artikeln und war deshalb sehr gespannt auf das Buch, das den amüsanten Titel „Quatsch-Matsch-Buch“ trug. Die Aufmachung außen hat mich dann aber erst einmal etwas ernüchtert, sie ist so künstlich auf „Do it yourself“ gebürstet, dass meiner Ansicht nach ein falscher Eindruck transportiert wird. Es ist nämlich trotz des Baumhaus-Bezuges keineswegs eine konkrete (Bau-)Anleitung für Stadteltern zur Rückgewinnung von Natur- und Freiheitserlebnissen für ihre Kinder - obwohl das auch ein großes Thema ist -, sondern es geht dem Autor vielmehr und primär um das Einreißen von Schranken in den Köpfen: der Eltern und der Kinder. Das Ausprobieren, Wagen, Mutmachen, Scheitern und Neubeginnen sind Themen, die Eltern und Kinder gemeinsam angehen, aber dann auf getrennten Wegen erfahren müssen.
Zu diesem Zweck kommen auch die beiden Kinder des Autors zu Wort und dürften zu den einzelnen Kapiteln ihre Meinung oder Erlebnisse zum Besten geben. Das ist nicht immer sonderlich glücklich, denn wenn der ältere Sohn einerseits den späteren Berufswunsch des Tierarztes angibt, andererseits propagiert, dass man schon einmal mit Pfeil und Bogen kleine Tiere getötet haben sollte, ist das nicht nur widersinnig und abstoßend, sondern sicher nicht kindgerecht.
Neben den vielen guten Ansätzen des Buches, zu denen ich unten noch kommen möchte, hat mich aber der Stil des Autors gestört, der an vielen Stellen viel zu selbstbezogen und uneinheitlich ist. Entweder er hätte dem ganzen einen Anstrich von echter Wissenschaftlichkeit gegeben, indem er mit Studien, belegbaren Ergebnissen und Drittquellen arbeitet, oder es bleibt bei einer pseudophilosophischen Sinnsuche eines erwachsenen Vaters, der sich nach den Freiheiten der eigenen Kindheit zurücksehnt und in heutigen Tagen in der zubetonierten Stadtwelt kleine Utopia-Landschaften kreieren möchte. Aber Weber macht eine bunte Mixtur daraus und deshalb kann ich viele seiner Ausführungen einfach nicht ernst nehmen, zumal er oft als einzige Quelle sich selbst benennt, das ist schlicht unzureichend, wenn man mit akademischem und pädagogischem Hintergrund die Lektüre des Buches betreibt.
Trotz dieser Kritikpunkte birgt das Buch viele gute Ansätze, aber auch anstrengende Aufgaben für Eltern, nämlich den eigenen Kindern Dinge zuzutrauen, sie Abenteuer erleben zu lassen, durchaus auch einmal mit dem Gesetz in Konflikt kommen zu lassen (Stichwort: Baumhaus oder Hütte im Stadtwald bauen) und sich eben mit einem Minus an Kontrolle zufrieden zu geben. Andererseits wird aber auch die Aufgabe der Eltern betont, sich einzumischen und zwar um Schutz- und gleichzeitig Entfaltungsräume für Kinder an all den öffentlichen Orten zu schaffen, die sich oftmals nur als Betonwüsten präsentieren: Vorstädte, Schulhöfe etc. Wenn man all diese Punkte ernst nimmt, kann man viel an Gemeinschaftssinn und Kreativität freisetzen, man kann aber auch bitter enttäuscht werden, insbesondere wenn die eigenen Kinder den Draußen-Enthusiasmus nicht teilen und lieber weiterhin Xbox spielen wollen.
Ich persönlich hätte mir mehr realisierbare Projektbeschreibungen gewünscht, die sich mit heutigen insbesondere städtischen Lebenswelten in kleinen Schritten leichter in Einklang bringen lassen. Für viele, die sich und ihre Kinder aber gar nicht mit der Natur im Alltag in Berührung bringen, kann das Buch eine echte (Einstiegs-)Hilfe für neue Erlebnismöglichkeiten sein.
geschrieben am 16.05.2014 | 498 Wörter | 3001 Zeichen
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