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Urban, Bd. 2: Die zum Sterben Verdammten


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Rezension von

Frank Drehmel

Die zum Sterben Verdammten Während Zach vom „Hasen“ medienwirksam zum Helden und Kämpfer wider den Attentäter, der nach wie vor die Straßen MYJOYs unsicher macht und auf dessen Konto der Tod des Superbullen Isham El Ghellab geht, hochstilisiert wird, sieht sich der Neuling mit einigen Problemen konfrontiert: nicht nur, dass mehrere Kollegen dem bärenstarken Mann nach wie vor nahezu feindselig gegenüberstehen – wohingegen andere ihm ihre Unterstützung zusichern -, auch seine zarte Liaison mit jener „Prostituierten“, die sich bisher als einzig freundliche Person auf MYJOY herausstellte, steht auf tönernen Füßen. Doch Zachs Sorgen sind nichts im Vergleich zu denen des kleinen Niels Colton, dem Spross einer reichen Familie, der davon gelaufen ist und sich jetzt in den Straßen der Metropole wiederfindet, übermüdet, hungrig, ohne Hilfe. Der Kleine lernt schnell die brutale Effizienz des Systems im „Umgang“ mit unerwünschten Subjekten kennen und schließt sich in seiner Hilflosigkeit dem Puppenspieler und Illusionisten Ronald Olif an, einem alten Mann, der seit Jahren auf der Straße lebt und der den Jungen in einige tödliche Geheimnisse MYJOYS einweiht, Geheimnisse, die die Ausgestoßenen, die Parias, die Armen buchstäblich keine Ruhe finden lassen. Und der kleine Junge wiederum lässt den Alten an dem Reichtum und den Vergnügungen partizipieren, die der Reichtum seiner Familie eröffnet. Doch selbst im Luxus findet sich kein Frieden, denn nach wie vor lauert der Attentäter in den Straßen des Vergnügungsplaneten. Flossen im ersten Album noch deutliche satirische Untertöne mit in die Geschichte ein, so tritt nun dieser Aspekt deutlich in den Hintergrund und Brunschwigs Story wandelt sich in eine reinrassige und düstere Dystopie. Schon im ersten Kapitel, einer Art Prolog, der auf der Erde angesiedelt ist, entwirft er das Bild eines ausbeuterischen System und einer desillusionierten Gesellschaft, einer kaputten Ökologie, die die zu tiefst erschöpften, müden Menschen unter riesige Glaskuppeln zwingt, von einer Versorgungsindustrie, die Assoziationen an Richard Fleischers Film „Soylent Green“ weckt, ohne jedoch dass Brunschwig seine Geschichte auf diese ethisch dunkle Spitze treibt. Unterstrichen wird der düstere Grundtenor dieser Szenen durch ein leicht raues Artwork, das in der Kolorierung ganz auf ein trübe, fast schon monochrome Farbgebung setzt. Die folgenden, auf MYJOY angesiedelten Kapitel, sind weniger durch die Tristesse eines freudlosen Malocher-Lebens – wobei Malocher durchaus auch Bürokraten und Staatsdiener einschließt – gekennzeichnet, als vielmehr durch die Brutalität und Gnadenlosigkeit eines Systems, das ganz auf Unterhaltung und die Befriedigung hedonistischer Triebe ausgerichtet ist, und in dem der einzelne Mensch zum Kunden degradiert wird, der seine Rechte – selbst das auf Leben – in dem Moment verliert, in dem er den geregelten Ablauf stört, sei es durch die bloße Anwesenheit, sei es durch den Verlust seines materiellen Besitzes, seiner Wohnung, seiner liquiden Mittel. Brunschwig stellt der Welt der Ausgestoßenen eine Welt des Luxus' gegenüber, wobei der Polizist Zach als eine Art Bindeglied nicht nur zwischen diesen beiden Welten fungiert, sondern als Repräsentant der Staatsgewalt auch für das gnadenlose System steht, das ihn zu instrumentalisieren versucht, dem er aber dennoch die Stirn bietet. Im Artwork finden diese verschiedenen Welten insbesondere durch eine unterschiedliche Kolorierung Ausdruck: während die Welt der Gassen, der Hinterhöfe, des Elends in eher trüben Braun- und Grüntönen gehalten ist und die Sphäre der Staatsgewalt von Grün und Blau dominiert wird, ist der Luxus in leichten, bunten Farben visualisiert. Fazit: Eine düstere und atmosphärisch eindringliche sowie markant gezeichnete und mit Bedacht kolorierte Dytsopie, die unwillkürlich ein Vers aus Brechts Dreigroschenoper in den Sinn ruft: Denn die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht 
 und man siehet die im Lichte 
 die im Dunkeln sieht man nicht.

Während Zach vom „Hasen“ medienwirksam zum Helden und Kämpfer wider den Attentäter, der nach wie vor die Straßen MYJOYs unsicher macht und auf dessen Konto der Tod des Superbullen Isham El Ghellab geht, hochstilisiert wird, sieht sich der Neuling mit einigen Problemen konfrontiert: nicht nur, dass mehrere Kollegen dem bärenstarken Mann nach wie vor nahezu feindselig gegenüberstehen – wohingegen andere ihm ihre Unterstützung zusichern -, auch seine zarte Liaison mit jener „Prostituierten“, die sich bisher als einzig freundliche Person auf MYJOY herausstellte, steht auf tönernen Füßen.

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Doch Zachs Sorgen sind nichts im Vergleich zu denen des kleinen Niels Colton, dem Spross einer reichen Familie, der davon gelaufen ist und sich jetzt in den Straßen der Metropole wiederfindet, übermüdet, hungrig, ohne Hilfe. Der Kleine lernt schnell die brutale Effizienz des Systems im „Umgang“ mit unerwünschten Subjekten kennen und schließt sich in seiner Hilflosigkeit dem Puppenspieler und Illusionisten Ronald Olif an, einem alten Mann, der seit Jahren auf der Straße lebt und der den Jungen in einige tödliche Geheimnisse MYJOYS einweiht, Geheimnisse, die die Ausgestoßenen, die Parias, die Armen buchstäblich keine Ruhe finden lassen. Und der kleine Junge wiederum lässt den Alten an dem Reichtum und den Vergnügungen partizipieren, die der Reichtum seiner Familie eröffnet. Doch selbst im Luxus findet sich kein Frieden, denn nach wie vor lauert der Attentäter in den Straßen des Vergnügungsplaneten.

Flossen im ersten Album noch deutliche satirische Untertöne mit in die Geschichte ein, so tritt nun dieser Aspekt deutlich in den Hintergrund und Brunschwigs Story wandelt sich in eine reinrassige und düstere Dystopie. Schon im ersten Kapitel, einer Art Prolog, der auf der Erde angesiedelt ist, entwirft er das Bild eines ausbeuterischen System und einer desillusionierten Gesellschaft, einer kaputten Ökologie, die die zu tiefst erschöpften, müden Menschen unter riesige Glaskuppeln zwingt, von einer Versorgungsindustrie, die Assoziationen an Richard Fleischers Film „Soylent Green“ weckt, ohne jedoch dass Brunschwig seine Geschichte auf diese ethisch dunkle Spitze treibt. Unterstrichen wird der düstere Grundtenor dieser Szenen durch ein leicht raues Artwork, das in der Kolorierung ganz auf ein trübe, fast schon monochrome Farbgebung setzt.

Die folgenden, auf MYJOY angesiedelten Kapitel, sind weniger durch die Tristesse eines freudlosen Malocher-Lebens – wobei Malocher durchaus auch Bürokraten und Staatsdiener einschließt – gekennzeichnet, als vielmehr durch die Brutalität und Gnadenlosigkeit eines Systems, das ganz auf Unterhaltung und die Befriedigung hedonistischer Triebe ausgerichtet ist, und in dem der einzelne Mensch zum Kunden degradiert wird, der seine Rechte – selbst das auf Leben – in dem Moment verliert, in dem er den geregelten Ablauf stört, sei es durch die bloße Anwesenheit, sei es durch den Verlust seines materiellen Besitzes, seiner Wohnung, seiner liquiden Mittel. Brunschwig stellt der Welt der Ausgestoßenen eine Welt des Luxus' gegenüber, wobei der Polizist Zach als eine Art Bindeglied nicht nur zwischen diesen beiden Welten fungiert, sondern als Repräsentant der Staatsgewalt auch für das gnadenlose System steht, das ihn zu instrumentalisieren versucht, dem er aber dennoch die Stirn bietet. Im Artwork finden diese verschiedenen Welten insbesondere durch eine unterschiedliche Kolorierung Ausdruck: während die Welt der Gassen, der Hinterhöfe, des Elends in eher trüben Braun- und Grüntönen gehalten ist und die Sphäre der Staatsgewalt von Grün und Blau dominiert wird, ist der Luxus in leichten, bunten Farben visualisiert.

Fazit: Eine düstere und atmosphärisch eindringliche sowie markant gezeichnete und mit Bedacht kolorierte Dytsopie, die unwillkürlich ein Vers aus Brechts Dreigroschenoper in den Sinn ruft:

Denn die einen sind im Dunkeln

und die andern sind im Licht 


und man siehet die im Lichte 


die im Dunkeln sieht man nicht.

geschrieben am 27.12.2015 | 584 Wörter | 3412 Zeichen

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