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Conan: Der rote Priester


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Frank Drehmel

Der rote Priester Mit “Rogues in the House” haben sich Truman & Co. einer Conan-Geschichte angenommen, die zu den berĂŒhmtesten des Autors Robert E. Howard zĂ€hlt und die erstmals Anfang 1934 im “Weird Tales Magazin” erschien: Der Gundermann Nestor, die ehemalige Sklavin Jiara und Conan haben vorlĂ€ufig im Labyrinth, einem in der NĂ€he Zamoras gelegenen Stadtstaat, Unterschlupf gefunden und es zu bescheidenem Ruhm unter den Gesetzlosen, Hehlern sowie Aristokraten gebracht. Doch Verrat lautert auch hier: Jiara verkauft Nestor und Conan an einen örtlichen Emporkömmling. Nestor wird, weil er Conan die Flucht ermöglicht, gefangen genommen, gefoltert und schließlich hingerichtet. Außer sich vor Wut nimmt Conan grausame Rache an dem Hintermann des Komplottes, dem Priester von Anu, wird dann aber von Jiara erneut ans Messer geliefert und gerĂ€t selbst in Gefangenschaft. Als er in seiner dĂŒsteren Zelle auf den Henker wartet, erhĂ€lt er unerwarteten Besuch: Prinz Murilo selbst macht dem Barbaren seine Aufwartung, da er dessen Hilfe im Machtkampf mit dem Roten Priester, Nabonidus, benötigt. Als Entlohnung stellt er dem Cimmerier Freiheit und Gold in Aussicht. Conan wĂ€re nicht Conan, wĂŒrde er diese Offerte ablehnen; und so macht er sich auf in den Tempel des gefĂ€hrlichen Gegenspielers, nicht jedoch, ohne zuvor Jiara einen Besuch abzustatten. In den GĂ€ngen unter der Heimstatt des Priesters trifft er auf Murilo, der seinerseits den gefĂŒrchteten Widersacher ermorden will. Die beiden AttentĂ€ter beschließen daraufhin, gemeinsam zuzuschlagen. Eine unerwartete Entdeckung macht diesen Plan jedoch hinfĂ€llig: in einem Verlies finden sie den bewusstlosen Nabonidus. Das bedeutet, auf dem Thron des Intriganten sitzt ein Anderer, der nun die FĂ€den in der Hand hĂ€lt. Um dem Tod durch die Klinge des Cimmeriers zu entgehen und sich des Okkupanten zu entledigen, bietet der mittlerweile erwachte Nabonidus an, Murilo und Conan bei der Beseitigung des Feindes, der kein normaler Mensch ist, zu unterstĂŒtzen. Doch wie vetrauenswĂŒrdig ist schon ein Priester? Trumans Story bietet klassische, schnörkellose Sword & Sorcery ganz in der Tradition Howards, wobei zwei Aspekte erwĂ€hnenswert sind. Zum einen wird die Tragik in Conans Leben, die darin besteht, dass jeder Freund an seiner Seite ĂŒber kurz oder lang den Tod findet oder sich als VerrĂ€ter erweist, deutlicher als in den ersten BĂ€nden. Zum anderen findet die Abscheu des Cimmeriers gegenĂŒber Priestern und Magiern einmal mehr grausame Nahrung. Den Conan-Fan werden diese beiden Erkenntnisse allerdings genauso wenig ĂŒberraschen wie der Plot selbst, sodass unterm Strich und mit Ausnahme des bitteren Humors, der zuweilen durchklingt, zuwenig Originelles geboten wird, um einen Kenner wirklich fesseln zu können, zumal auch das Artwork leer und einfallslos wirkt. Dass ich mittlerweilewegen seines groben Stils sowie der Überbetonung der Figuren und trotz seiner dynamischen Perspektiven kein “Cary Nord”-Fan mehr bin, dĂŒrfte aus meinen Rezensionen zu den VorgĂ€ngerbĂ€nden ersichtlich geworden sein. Bisher war es aber immerhin so, dass Dave Stewart als Stamm-Kolorist der regulĂ€ren Serie die Comics in kĂŒnstlerischer Hinsicht qualitativ zwar nicht rausgerissen hat, aber wenigstens sein Bestes tat, um Nords amorphen Bildern Fleisch und Volumen zu verleihen. Diese Zeit gehört vorerst der Vergangenheit an, denn Stewart ist gegangen und Richard Isanove gekommen. ZunĂ€chst scheint alles zu den gewohnten Gang zu gehen: Nord zeichnet uninspiriert uninspirierend und der Kolorist repariert. Aus heiterem Himmel jedoch erfĂ€hrt Isanove eine Art degenerativer Entleuchtung und vollzieht einen geradezu radikalen Wechsel seines Stils: fortan modelliert er nicht mehr mit sanften FarbĂŒbergĂ€ngen, sondern versucht, durch mit vermeintlich leichtem Pinsel gemalten Strichen und Farbflecken Volumen sowie Körperlichkeit zu kreieren. Das Ganze erinnert - rein von der Technik - entfernt an eine Mischung aus Impressionismus und New Image Painting, stellt aber in der dargebotenen Form einen visuellen GAU dar. Es ist ja schön und gut, wenn ein KĂŒnstler seine eigene Handschrift sucht, allerdings sind Mainstreamcomics ein denkbar schlechter Platz fĂŒr “avantgardistische” Selbstfindungstrips. Ein zweiter negativer Aspekt des Artworks betrifft die Leere der Bilder: ganz auf die Figuren, welche oft in Close Up-Ansicht abgebildet sind, fixiert verliert der Hintergrund völlig an Bedeutung, wirkt in höchstem Maße beliebig. Wo man sich golden und lieblich glĂ€nzende StĂ€dte, mit Mauern, Tempeln, Kolonnaden und BogenbrĂŒcken aus geĂ€dertem Mamor, FontĂ€nen prismatischen SprĂŒhregens in silbernen Bassins auf weiten PlĂ€tzen und inmitten duftender GĂ€rten mit breiten Straßen wĂŒnschte [1], reduziert sich der Fantasy-Zauber bei Cary Nord auf einen halbnackten Barbaren, der in quasi nicht vorhandenen Umgebungen auf bekleidete Nicht-Barbaren eindrischt. “Sword & Sorcery”-Hardcore-Fans mag das reichen, ich empfinde es als visuell todlangweilg. Fazit: Die zwar klassische, allerdings wenig ĂŒberraschende Sword & Sorcery-Story und vor allem die im zweiten Teil indiskutabel schlechte Kolorierung machen dieses TPB höchstens fĂŒr Conan-Fanatiker interessant. [1] Vgl. H.P. Lovecraft, Die Katzen von Ulthar; S. 25; Frankfurt am Main; 1997

Mit “Rogues in the House” haben sich Truman & Co. einer Conan-Geschichte angenommen, die zu den berĂŒhmtesten des Autors Robert E. Howard zĂ€hlt und die erstmals Anfang 1934 im “Weird Tales Magazin” erschien:

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Der Gundermann Nestor, die ehemalige Sklavin Jiara und Conan haben vorlÀufig im Labyrinth, einem in der NÀhe Zamoras gelegenen Stadtstaat, Unterschlupf gefunden und es zu bescheidenem Ruhm unter den Gesetzlosen, Hehlern sowie Aristokraten gebracht.

Doch Verrat lautert auch hier: Jiara verkauft Nestor und Conan an einen örtlichen Emporkömmling. Nestor wird, weil er Conan die Flucht ermöglicht, gefangen genommen, gefoltert und schließlich hingerichtet.

Außer sich vor Wut nimmt Conan grausame Rache an dem Hintermann des Komplottes, dem Priester von Anu, wird dann aber von Jiara erneut ans Messer geliefert und gerĂ€t selbst in Gefangenschaft.

Als er in seiner dĂŒsteren Zelle auf den Henker wartet, erhĂ€lt er unerwarteten Besuch: Prinz Murilo selbst macht dem Barbaren seine Aufwartung, da er dessen Hilfe im Machtkampf mit dem Roten Priester, Nabonidus, benötigt. Als Entlohnung stellt er dem Cimmerier Freiheit und Gold in Aussicht. Conan wĂ€re nicht Conan, wĂŒrde er diese Offerte ablehnen; und so macht er sich auf in den Tempel des gefĂ€hrlichen Gegenspielers, nicht jedoch, ohne zuvor Jiara einen Besuch abzustatten.

In den GĂ€ngen unter der Heimstatt des Priesters trifft er auf Murilo, der seinerseits den gefĂŒrchteten Widersacher ermorden will. Die beiden AttentĂ€ter beschließen daraufhin, gemeinsam zuzuschlagen. Eine unerwartete Entdeckung macht diesen Plan jedoch hinfĂ€llig: in einem Verlies finden sie den bewusstlosen Nabonidus. Das bedeutet, auf dem Thron des Intriganten sitzt ein Anderer, der nun die FĂ€den in der Hand hĂ€lt.

Um dem Tod durch die Klinge des Cimmeriers zu entgehen und sich des Okkupanten zu entledigen, bietet der mittlerweile erwachte Nabonidus an, Murilo und Conan bei der Beseitigung des Feindes, der kein normaler Mensch ist, zu unterstĂŒtzen.

Doch wie vetrauenswĂŒrdig ist schon ein Priester?

Trumans Story bietet klassische, schnörkellose Sword & Sorcery ganz in der Tradition Howards, wobei zwei Aspekte erwÀhnenswert sind.

Zum einen wird die Tragik in Conans Leben, die darin besteht, dass jeder Freund an seiner Seite ĂŒber kurz oder lang den Tod findet oder sich als VerrĂ€ter erweist, deutlicher als in den ersten BĂ€nden. Zum anderen findet die Abscheu des Cimmeriers gegenĂŒber Priestern und Magiern einmal mehr grausame Nahrung. Den Conan-Fan werden diese beiden Erkenntnisse allerdings genauso wenig ĂŒberraschen wie der Plot selbst, sodass unterm Strich und mit Ausnahme des bitteren Humors, der zuweilen durchklingt, zuwenig Originelles geboten wird, um einen Kenner wirklich fesseln zu können, zumal auch das Artwork leer und einfallslos wirkt.

Dass ich mittlerweilewegen seines groben Stils sowie der Überbetonung der Figuren und trotz seiner dynamischen Perspektiven kein “Cary Nord”-Fan mehr bin, dĂŒrfte aus meinen Rezensionen zu den VorgĂ€ngerbĂ€nden ersichtlich geworden sein.

Bisher war es aber immerhin so, dass Dave Stewart als Stamm-Kolorist der regulĂ€ren Serie die Comics in kĂŒnstlerischer Hinsicht qualitativ zwar nicht rausgerissen hat, aber wenigstens sein Bestes tat, um Nords amorphen Bildern Fleisch und Volumen zu verleihen. Diese Zeit gehört vorerst der Vergangenheit an, denn Stewart ist gegangen und Richard Isanove gekommen.

ZunĂ€chst scheint alles zu den gewohnten Gang zu gehen: Nord zeichnet uninspiriert uninspirierend und der Kolorist repariert. Aus heiterem Himmel jedoch erfĂ€hrt Isanove eine Art degenerativer Entleuchtung und vollzieht einen geradezu radikalen Wechsel seines Stils: fortan modelliert er nicht mehr mit sanften FarbĂŒbergĂ€ngen, sondern versucht, durch mit vermeintlich leichtem Pinsel gemalten Strichen und Farbflecken Volumen sowie Körperlichkeit zu kreieren. Das Ganze erinnert - rein von der Technik - entfernt an eine Mischung aus Impressionismus und New Image Painting, stellt aber in der dargebotenen Form einen visuellen GAU dar. Es ist ja schön und gut, wenn ein KĂŒnstler seine eigene Handschrift sucht, allerdings sind Mainstreamcomics ein denkbar schlechter Platz fĂŒr “avantgardistische” Selbstfindungstrips.

Ein zweiter negativer Aspekt des Artworks betrifft die Leere der Bilder: ganz auf die Figuren, welche oft in Close Up-Ansicht abgebildet sind, fixiert verliert der Hintergrund völlig an Bedeutung, wirkt in höchstem Maße beliebig. Wo man sich golden und lieblich glĂ€nzende StĂ€dte, mit Mauern, Tempeln, Kolonnaden und BogenbrĂŒcken aus geĂ€dertem Mamor, FontĂ€nen prismatischen SprĂŒhregens in silbernen Bassins auf weiten PlĂ€tzen und inmitten duftender GĂ€rten mit breiten Straßen wĂŒnschte [1], reduziert sich der Fantasy-Zauber bei Cary Nord auf einen halbnackten Barbaren, der in quasi nicht vorhandenen Umgebungen auf bekleidete Nicht-Barbaren eindrischt. “Sword & Sorcery”-Hardcore-Fans mag das reichen, ich empfinde es als visuell todlangweilg.

Fazit: Die zwar klassische, allerdings wenig ĂŒberraschende Sword & Sorcery-Story und vor allem die im zweiten Teil indiskutabel schlechte Kolorierung machen dieses TPB höchstens fĂŒr Conan-Fanatiker interessant.

[1] Vgl. H.P. Lovecraft, Die Katzen von Ulthar; S. 25; Frankfurt am Main; 1997

geschrieben am 16.08.2008 | 749 Wörter | 4572 Zeichen

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