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Idaeisches Licht


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Rezension von

Daniel Bigalke

Idaeisches Licht Empirisch-soziologische Untersuchungen sind oftmals an den Gesellschaftsstrukturen orientiert und haben die Form der Kulturkritik. Das Modell des zivilisatorischen Apparates einer LinearitĂ€t des Fortschrittes wird verworfen, indem man sich auf die griechische Mythologie mit ihrem linearen Geschichtsbild beruft, um den mentalen Progressismus der Moderne ĂŒber die klassische LinearitĂ€t zu kompensieren. Diese Haltung möchte heraustreten aus dem Fortschrittsglauben, dem Chiliasmus und der Utopie. Sie bezieht sich oft auf das Denken der mediterranen SphĂ€re, in der Geschichtlichkeit oft als eigenstĂ€ndiger Vorgang betrachtet wird, der kein Ende hat. Sie steht der Annahme des Progressismus entgegen, dessen Vorstellung postuliert, dass die Geschichte einen absoluten Beginn und ein notwendiges Ende besitzt. MediterranitĂ€t und Zivilisationskritik am unbegrenzten Fortschritt korrelieren also, um zu verhindern, daß die Wertbestimmung des Menschen nur in der Fassade der reinen, leeren Funktionsbestimmung erfolgt. So wies auch der Soziologe Arnold Gehlen auf den Leerraum hin, der sich in der komplexen modernen Zivilisation zwischen dem, was einer tut, und dem, wovon er abhĂ€ngt, öffnet. FrĂŒhere politische Systeme der mediterranen Antike, so etwa Platons Werke, hoben den Menschen hervor. Jetzt ist dieser nur noch in Kategorien und Tarifen dem System eingepasst und scheinbar zur PassivitĂ€t verdammt. Dieses Buch nun ist ein Hymnus auf die mediterrane Kultur mit ihrem ganz eigenen, oft beschriebenen, Licht. Auf einer Reise nach Sparta, Kreta und die Kykladen wĂŒrdigt der Autor Landschaft und Pflanzenwelt, Mythos und Kunst, Lebenswelt und Sensus unter dem Himmel des Zeus. Die Überhöhung einer großen Vergangenheit trifft sich mit der beschriebenen vernichtenden Kritik der Moderne und mit dem Ergebnis einer LiebeserklĂ€rung an den lakonischen Ethos. Es ist die Aufgabe des Dichters, diese Anklage zu erheben – unabhĂ€ngig, felsenfest und ĂŒberzeugt. Der Dichter weiß, daß die Kultur den Geist nach der herrschenden Ideologie formt und man auf die Struktur der politischen Macht Einfluss ausĂŒben kann, indem man auf den Überbau der Kultur und der Ideen beispielsweise lyrisch einwirkt. SuggestibilitĂ€t und Beeinflussung bedeuten dem Dichter nichts, sondern nur die verstĂ€rkte Selbstwahrnehmung und SelbstreflexivitĂ€t. Es ist das Dilemma des leidenden Dichters zwischen weltlicher Abseitigkeit und potentiellem Ruhm, an dem Hölderlin zerbrach und dem Lammla hier treffliche Verse zukommen lĂ€ĂŸt. So kommt er im „Polemos“ nur folgerichtig zu dem Schluß: „Verwahre dein Herz dem Gemeinen Und halte Dein SpĂ€heraug blank, Und hĂŒt dich vor solchen, die meinen, Sie schuldeten Göttern nicht Dank.“

Empirisch-soziologische Untersuchungen sind oftmals an den Gesellschaftsstrukturen orientiert und haben die Form der Kulturkritik. Das Modell des zivilisatorischen Apparates einer LinearitĂ€t des Fortschrittes wird verworfen, indem man sich auf die griechische Mythologie mit ihrem linearen Geschichtsbild beruft, um den mentalen Progressismus der Moderne ĂŒber die klassische LinearitĂ€t zu kompensieren. Diese Haltung möchte heraustreten aus dem Fortschrittsglauben, dem Chiliasmus und der Utopie. Sie bezieht sich oft auf das Denken der mediterranen SphĂ€re, in der Geschichtlichkeit oft als eigenstĂ€ndiger Vorgang betrachtet wird, der kein Ende hat. Sie steht der Annahme des Progressismus entgegen, dessen Vorstellung postuliert, dass die Geschichte einen absoluten Beginn und ein notwendiges Ende besitzt.

MediterranitĂ€t und Zivilisationskritik am unbegrenzten Fortschritt korrelieren also, um zu verhindern, daß die Wertbestimmung des Menschen nur in der Fassade der reinen, leeren Funktionsbestimmung erfolgt. So wies auch der Soziologe Arnold Gehlen auf den Leerraum hin, der sich in der komplexen modernen Zivilisation zwischen dem, was einer tut, und dem, wovon er abhĂ€ngt, öffnet. FrĂŒhere politische Systeme der mediterranen Antike, so etwa Platons Werke, hoben den Menschen hervor. Jetzt ist dieser nur noch in Kategorien und Tarifen dem System eingepasst und scheinbar zur PassivitĂ€t verdammt.

Dieses Buch nun ist ein Hymnus auf die mediterrane Kultur mit ihrem ganz eigenen, oft beschriebenen, Licht. Auf einer Reise nach Sparta, Kreta und die Kykladen wĂŒrdigt der Autor Landschaft und Pflanzenwelt, Mythos und Kunst, Lebenswelt und Sensus unter dem Himmel des Zeus. Die Überhöhung einer großen Vergangenheit trifft sich mit der beschriebenen vernichtenden Kritik der Moderne und mit dem Ergebnis einer LiebeserklĂ€rung an den lakonischen Ethos. Es ist die Aufgabe des Dichters, diese Anklage zu erheben – unabhĂ€ngig, felsenfest und ĂŒberzeugt.

Der Dichter weiß, daß die Kultur den Geist nach der herrschenden Ideologie formt und man auf die Struktur der politischen Macht Einfluss ausĂŒben kann, indem man auf den Überbau der Kultur und der Ideen beispielsweise lyrisch einwirkt. SuggestibilitĂ€t und Beeinflussung bedeuten dem Dichter nichts, sondern nur die verstĂ€rkte Selbstwahrnehmung und SelbstreflexivitĂ€t. Es ist das Dilemma des leidenden Dichters zwischen weltlicher Abseitigkeit und potentiellem Ruhm, an dem Hölderlin zerbrach und dem Lammla hier treffliche Verse zukommen lĂ€ĂŸt. So kommt er im „Polemos“ nur folgerichtig zu dem Schluß:

„Verwahre dein Herz dem Gemeinen

Und halte Dein SpÀheraug blank,

Und hĂŒt dich vor solchen, die meinen,

Sie schuldeten Göttern nicht Dank.“

geschrieben am 01.04.2009 | 380 Wörter | 2356 Zeichen

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