Navigation

Seiten der Rubrik "Bücher"


Google Anzeigen

Anzeigen

Bücher

Die Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts


Statistiken
  • 14259 Aufrufe

Informationen zum Buch
  ISBN
  Autor
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Nicolai Hannig

Die Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts Die Weltgeschichte hat in den letzten Jahren merklich an StĂ€rke und Reputation gewonnen. Lange Zeit umgab sie ein Schleier des Unseriösen, den vor allem die wissenschaftliche Zunft gewebt hatte. Mit einigen Mammutwerken von angesehenen Historikern oder neuen wissenschaftlichen Zeitschriften gewinnt das globale Geschichtspanorama nun wieder Teile seines alten Renommees zurĂŒck und holt damit eine Entwicklung nach, die sich in England oder Amerika schon lĂ€ngst vollzogen hat. Ein solches Großprojekt hat nun der Konstanzer Neuzeithistoriker JĂŒrgen Osterhammel realisiert und dabei mit dem 19. Jahrhundert die dynamische Epoche der kommunikativen Globalisierung, Verwissenschaftlichung und Industrialisierung, aber auch der politischen Ideologien, des Nationalismus und der imperialen Expansion Europas zum Gegenstand gewĂ€hlt. Dieses dichte Jahrhundert allein erstmal zu gliedern, ist schon eine enorme Herausforderung, auch wenn man dafĂŒr ein Format von mehr als 1500 Seiten wĂ€hlt. Osterhammel gelingt es aber, sich die Breite seines Themas auf bemerkenswerte Weise zurechtzulegen. Unter scheinbar allgemeinen Chiffren wie „Wissen“, „Netze“, „Hierarchien“, „Revolutionen“, „Frontiers“, „Lebensstandards“ oder „Zeit“ entschlĂŒsselt er die Strukturen seines weit mehr als 100 Jahre umfassenden Untersuchungszeitraumes. Dabei entpuppen sich seine Kategorien als die SchlĂŒsselbegriffe des 19. Jahrhunderts, mit denen sich viele der vermeintlich gegensĂ€tzlichen Entwicklungen der verschiedenen Kontinente zusammenfĂŒhren lassen. Jeden dieser Aspekte kann er somit in globaler Perspektive vergleichen, Transferbeziehungen kann er aufzeigen, Verflechtungen nachzeichnen. In SprĂŒngen von Kontinent zu Kontinent, von vorzeitlich anmutenden Dörfern zu hoch entwickelten urbanen Zentren, von Droschken zu Eisenbahnen zerlegt er fĂŒr den Leser die teils gewaltige Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. In vieler Hinsicht erscheinen die vielen Jahre vor dem Ersten Weltkrieg insbesondere in Europa, trotz ihres Krimkrieges, Italienischen, Deutsch-dĂ€nischen, Deutschen oder Deutsch-französischen Krieges, als eine recht friedliche Zeit, vergleicht man sie mit dem 20. Jahrhundert. Die Thesenbildung, ĂŒber die sich solche PhĂ€nomene prĂ€gnant erfassen ließen, gerĂ€t dabei manchmal etwas in den Hintergrund, so zum Beispiel wenn Osterhammel ĂŒber die Besonderheiten des westlichen Übergangs von stĂ€ndischen zu bĂŒrgerlichen Gesellschaften oder die Eigenarten japanischer Industrialisierung berichtet. Letztlich misslingt es der Narration aber nur an einigen wenigen Stellen, sich von den stets prĂ€senten unterschwellig betonten Besonderheiten Europas zu lösen und so den Rest der Welt zur Kontrastfolie zu degradieren. Der Leser kann damit in Osterhammels großem Wurf in jedem Fall das finden, was er finden möchte: Eine EnzyklopĂ€die, ein Handbuch, aber vor allem auch ein liebevolles Portrait wohl einer der aufregendsten Epochen der Menschheitsgeschichte.

Die Weltgeschichte hat in den letzten Jahren merklich an StĂ€rke und Reputation gewonnen. Lange Zeit umgab sie ein Schleier des Unseriösen, den vor allem die wissenschaftliche Zunft gewebt hatte. Mit einigen Mammutwerken von angesehenen Historikern oder neuen wissenschaftlichen Zeitschriften gewinnt das globale Geschichtspanorama nun wieder Teile seines alten Renommees zurĂŒck und holt damit eine Entwicklung nach, die sich in England oder Amerika schon lĂ€ngst vollzogen hat. Ein solches Großprojekt hat nun der Konstanzer Neuzeithistoriker JĂŒrgen Osterhammel realisiert und dabei mit dem 19. Jahrhundert die dynamische Epoche der kommunikativen Globalisierung, Verwissenschaftlichung und Industrialisierung, aber auch der politischen Ideologien, des Nationalismus und der imperialen Expansion Europas zum Gegenstand gewĂ€hlt.

Dieses dichte Jahrhundert allein erstmal zu gliedern, ist schon eine enorme Herausforderung, auch wenn man dafĂŒr ein Format von mehr als 1500 Seiten wĂ€hlt. Osterhammel gelingt es aber, sich die Breite seines Themas auf bemerkenswerte Weise zurechtzulegen. Unter scheinbar allgemeinen Chiffren wie „Wissen“, „Netze“, „Hierarchien“, „Revolutionen“, „Frontiers“, „Lebensstandards“ oder „Zeit“ entschlĂŒsselt er die Strukturen seines weit mehr als 100 Jahre umfassenden Untersuchungszeitraumes. Dabei entpuppen sich seine Kategorien als die SchlĂŒsselbegriffe des 19. Jahrhunderts, mit denen sich viele der vermeintlich gegensĂ€tzlichen Entwicklungen der verschiedenen Kontinente zusammenfĂŒhren lassen. Jeden dieser Aspekte kann er somit in globaler Perspektive vergleichen, Transferbeziehungen kann er aufzeigen, Verflechtungen nachzeichnen. In SprĂŒngen von Kontinent zu Kontinent, von vorzeitlich anmutenden Dörfern zu hoch entwickelten urbanen Zentren, von Droschken zu Eisenbahnen zerlegt er fĂŒr den Leser die teils gewaltige Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. In vieler Hinsicht erscheinen die vielen Jahre vor dem Ersten Weltkrieg insbesondere in Europa, trotz ihres Krimkrieges, Italienischen, Deutsch-dĂ€nischen, Deutschen oder Deutsch-französischen Krieges, als eine recht friedliche Zeit, vergleicht man sie mit dem 20. Jahrhundert.

Die Thesenbildung, ĂŒber die sich solche PhĂ€nomene prĂ€gnant erfassen ließen, gerĂ€t dabei manchmal etwas in den Hintergrund, so zum Beispiel wenn Osterhammel ĂŒber die Besonderheiten des westlichen Übergangs von stĂ€ndischen zu bĂŒrgerlichen Gesellschaften oder die Eigenarten japanischer Industrialisierung berichtet. Letztlich misslingt es der Narration aber nur an einigen wenigen Stellen, sich von den stets prĂ€senten unterschwellig betonten Besonderheiten Europas zu lösen und so den Rest der Welt zur Kontrastfolie zu degradieren. Der Leser kann damit in Osterhammels großem Wurf in jedem Fall das finden, was er finden möchte: Eine EnzyklopĂ€die, ein Handbuch, aber vor allem auch ein liebevolles Portrait wohl einer der aufregendsten Epochen der Menschheitsgeschichte.

geschrieben am 19.05.2009 | 380 Wörter | 2617 Zeichen

Kommentare lesen Kommentar schreiben

Kommentare zur Rezension (0)

Platz für Anregungen und Ergänzungen