ISBN | 3866077726 | |
Buchreihe | Hellblazer | |
Autoren | Mike Carey , Leonardo Manco | |
Verlag | Panini Comics | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 160 | |
Erscheinungsjahr | 2009 | |
Extras | - |
Den Kampf um Milliarden von Menschen und Seelen hat John Constantine, der Meister des Okkulten, zwar ĂŒberlebt (vgl. Band 5; Das Tier ohne Namen), doch nun irrt er ohne Erinnerung daran, wer er ist und wer seine Feinde sind, durch London.
ZufĂ€llig begegnet er einem kleinen MĂ€dchen namens Rose, das am Ufer der Themse angelt, wĂ€hrend Leichen den Fluss hinunter treiben. Hilfe suchend und in Begleitung des Kindes wendet sich Constantine an Miles Bradshaw, den Leiter einer Nervenheilklinik, um mit seiner UnterstĂŒtzung das GedĂ€chtnis wieder zu erlangen.
In Bradshaws Institut begegnet er einem unheimlichen Schwarzen, der ĂŒber dĂ€monische FĂ€higkeiten verfĂŒgt und ihn massiv bedroht, der jedoch unverrichteter Dinge fliehen muss, als das Wachpersonal ihm in den Arm fĂ€llt. Unmittelbar darauf wird Bradshaw, nachdem er dem Mann ohne Erinnerung zumindest seinen Namen wiedergeben konnte, von Rose auf bestialische Weise ermordet. ĂberstĂŒrzt muss John fliehen, da alles auf ihn als TĂ€ter hindeutet.
Ohne Bleibe und immer noch ohne GedĂ€chtnis, jedoch von Visionen heimgesucht, ist Constantine gezwungen, auf der StraĂe unter Obdachlosen zu hausen und sich von AbfĂ€llen zu ernĂ€hren. Einer seiner Wege durch die Stadt fĂŒhrt ihn auf einen alten Friedhof, wo sich ihm das Wesen offenbart, das er als Rose kennen gelernt hat und das ihm sein Leben unter gewissen Bedingungen zurĂŒckgeben will. ĂberwĂ€ltigt von der dĂ€monischen PrĂ€senz lehnt John ab und verlĂ€sst ĂŒberstĂŒrzt den unheiligen Ort.
Kurz darauf taucht der dÀmonische Schwarze erneut auf, verschleppt Constantine in ein Haus, in dem er zuvor die dort wohnende Familie zu Gefangenen gemacht macht, und droht, diese Menschen bestialisch zu foltern und zu ermorden.
Wiederum kann John in die Tristesse der StraĂen Londons entkommen. In seiner Not scheinen die beiden MĂ€dchen, die ihm eines Tages ĂŒber den Weg laufen, ihm Obdach, Essen, ein heiĂes Bad und den Schutz ihrer christlichen Sekte bieten, wie ein Licht am Endes des Tunnels. Ohne zu zögern nimmt Constantine die Einladung an, merkt jedoch im Asyl schnell, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint, denn hinter den GlĂ€ubigen steht ein alter Feind der Familie, der nur allzu froh ist, John in seine Klauen zu bekommen.
Wenig spÀter findet sich der Meister des Okkulten - gefoltert und gebrochen - als Objekt einer perfiden Auktion wieder, das demjenigen Höllenwesen zugesprochen wird, das den besten Preis bietet.
Die Welt des John Constantine ist dreckig, brutal, erbarmungslos. Hinter menschlichen Fassaden schlummern Monster. ReligiositĂ€t ist der Kampf gegen das manifeste Böse, welches in den Tiefen einer realen Hölle lauert. Wen kann es Angesichts des alltĂ€glichen Wahnsinns und Grauens, das Wissen mit sich bringt, wundern, dass sich der Hauptprotagonist nach Frieden und Vergessen sehnt. Doch âHellblazerâ, diese dĂŒsterste aller Vertigo-Serien, wĂ€re nicht âHellblazerâ, wenn nicht John Constantine einmal mehr selbst mit diesem Anliegen scheitern wĂŒrde.
âStationen des Kreuzwegesâ wartet einmal mehr mit dem auf, was diese Mystery-Horror-Serie aus dem Einerlei des amerikanischen Massenmarktes wie einen Dorn aus der Krone des Gekreuzigten herausragen lĂ€sst: religiöse Symbolik, Grausamkeit, BrutalitĂ€t, Tristesse, Verzweiflung und â vor allem â ein wahrhaftiger, gebrochener Antihelden, dem in der vorliegenden Geschichte das Heft des Handels aus der Hand genommen wird.
Der Horror liegt dabei weniger in den mythischen, mystischen Figuren und Elementen als vielmehr in den AbgrĂŒnden, die Johns schwarzhĂ€utiger Gegenspieler in jeder menschlichen Seele zu entdecken vermag, sowie in dem fundamentalen Mangel an Rechtschaffenheit in Constantines Welt.
Das Artwork ist trotz deutlicher stilistischer Unterschiede einmal mehr exzellent, auch wenn Leonardo Manco verglichen mit Brunner oder Frusin und in Anbetracht eines Genres, das eher vom Weglassen als vom Zeigen lebt, trotz aller Schatten einen Deut zu explizit zeichnet und dadurch der Geschichte sowohl etwas AtmosphÀre als auch Kraft nimmt bzw. der Visualisierung der Gewalt einen leicht plakativen Anstrich verleiht.
Ăber jeden Zweifel erhaben ist hingegen die stimmige, dĂŒstere Koloration Lee Loughridges, der es versteht, die unterschiedlich Zeichenstile durch farbliche Einheitlichkeit zusammen zu halten.
Fazit: Der brutal inszenierte und dĂŒster visualisierte Leidensweg eines Antihelden. Faszinierend.
geschrieben am 01.06.2009 | 643 Wörter | 3801 Zeichen
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