ISBN | 381143621X | |
Autoren | Hans Achenbach , Andreas Ransiek | |
Verlag | Müller (C.F.jur) Heidelberg | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 1303 | |
Erscheinungsjahr | 2008 | |
Extras | - |
Nach fast vier Jahren ist eines der wenigen Standardwerke zum Wirtschaftsstrafrecht endlich in zweiter Auflage erschienen. Knapp über 1300 Seiten erwarten den Leser zum einen zu Themen des Strafrechts und des Ordnungswidrigkeitenrechts sowie andererseits zu Bezügen zum Zivil- und Verwaltungsrecht, um die Komplexität der wirtschaftsrechtlichen Beziehungen voll zu erfassen.
Die Gestaltung des Handbuchs ist angenehm, beinhaltet allerdings keine graphischen Überraschungen. Die gut untergliederten Einzelkapitel werden von einem umfassenden Fußnotenapparat unterstützt und den Fließtext zieren effektiv eingesetzte Hervorhebungen. Nicht enthalten sind Schaubilder, Prüfungsvorschläge, Muster, prozessuale oder taktische Hinweise.
Positiv hervorzuheben ist die gute Autorenauswahl gerade aus Ausbildungssicht. Hellmann und Nordemann beispielsweise haben durch ihre eigenen Lehrbücher zur jeweils bearbeiteten Thematik bereits Standpunkte gesetzt und können ihr Wissen in diesem Handbuch nun vertieft offerieren. Ebenso sind aus der Studienliteratur bekannte Namen wie Joecks oder Zieschang ein gutes Zeichen für Studenten, die Beteiligung von Heghmanns ein Signal für Referendare, die dessen Namen aus dem Handbuch für staatsanwaltliche Tätigkeit kennen sollten. Generell ist die Mischung aus Praxis und Lehre, Justiz, Verwaltung und Anwaltschaft gelungen.
Die Darstellung beginnt mit einem Überblick zu Sanktionen gegen Unternehmen und der Zurechnung unternehmensbezogenen Handelns. Anschließend wird der Leser über strafrechtliche Produkthaftung samt der schwierigen Beweisführung auf einen Verantwortlichen informiert. Ein erster Schwerpunkt wird mit den Delikten gegen den Wettbewerb gesetzt, wobei UWG und GWB sowie das nationale und europäische Kartellrecht eindrucksvoll gegenübergestellt werden. Spannend liest sich auch das Unterkapitel zur Wirtschaftskorruption. Ebenfalls beeindruckende Lektüre stellt der Abschnitt zum Kriegswaffenkontrollgesetz im Kapitel zu Delikten gegen die staatliche Wirtschaftslenkung dar, welches des Weiteren das Wirtschaftsstrafgesetz oder auch Subventionsbetrug thematisiert. Allgemeinen strafrechtlichen Normen mit strikter Bezugnahme auf wirtschaftsrechtliche Sachverhalte begegnet der Leser im Kapitel zu den Vermögensdelikten und den enthaltenen Erläuterungen zu Betrug, Untreue und Wucher. Gerade hier sind einige der für die Ausbildung wichtigsten Passagen des Buches zu finden, wenn nämlich die Differenzierungen der Untreue im Spiegel der Entscheidungen der letzten Jahre aufbereitet sind.
Kleinere Kapitel widmen sich sodann den Datendelikten, lesenswert vor allem das Unterkapitel zum Internetstrafrecht mit der Anwendung des Tatortprinzips sowie der pragmatisch aufgeführten Strafbarkeit von Internetteilnehmern, sowie den Insolvenzdelikten. Letztere können ohne betriebswirtschaftliche Kenntnisse gar nicht richtig nachvollzogen werden, sodass den Grundbegriffen wie Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit zu Recht eine deutliche Beachtung innerhalb der Ausführungen zuteil wurde. Nach einem Kapitel zu Bilanz- und anderen Delikten findet der Leser im Kapitel zu Delikten mit Bezug zum Zahlungsverkehr gut erläuterte Anwendungsprobleme im Zusammenhang mit Zahlungskarten, wobei man dieses Kapitel gerne noch größer ausgearbeitet lesen würde. Beeindruckend ist sodann das Kapitel zu den Kapitalmarktdelikten samt Tatbeständen im KWG oder im WpHG. Die Ausführungen sind in dieser Detailliertheit auch angebracht, gibt es doch eigens zum Kapitalmarktstrafrecht schon eigene Kommentare.
Im Folgenden kann sich der Leser zu Verletzungen des Urheberrechts und anderer gewerblicher Schutzrechte informieren, anschaulich sind hier die Einzelheiten zur Produktpiraterie. Wiederum praktisch bis in die Ebene des Strafrichters relevant sind die im nächsten Kapitel zu Delikten auf dem Gebiet des Arbeitslebens zu findenden Darstellungen zur Veruntreuung von Sozialversicherungsbeträgen oder zur Schwarzarbeit. Dass der Geldwäsche ein eigenes Kapitel zugewiesen wurde, ist berechtigt und die überzeugenden Erklärungen etwa zur Verdachtsmeldepflicht zeigen die Komplexität der Thematik für die Beteiligten auf. Die prozessual verbesserten Institutionen der Vermögensabschöpfung und Rückgewinnungshilfe werden ebenfalls in einem eigenen Abschnitt vorgestellt und den Schlusspunkt des Werks setzt das Kapitel zu privaten Ermittlungen mit kritischer Würdigung von Zulässigkeit und Rechtmäßigkeit einzelner Handlungen, lesenswert die Unterabschnitte zur Auswertung von Emails und mitgehörten Informationen.
Die Komposition des Handbuchs überzeugt ebenso wie die inhaltliche Ausgestaltung. Die ausgewogene Mischung zwischen thematischer Vielfalt und Detaildichte sorgt für eine Eignung des Buches zum wissenschaftlichen wie zum praktischen Arbeiten. Gerade die effektiv mögliche Nutzung des Buches während des Studiums bei entsprechender Schwerpunktsetzung im Wirtschaftsrecht macht die Lektüreempfehlung leicht. Hinzu kommt eine hervorragende Eignung des Werks für Referendare bei entsprechend gewählten Ausbildungsstationen, etwa bei einer Wirtschaftsstrafkammer oder einer Wirtschaftsstaatsanwaltschaft. Insgesamt ist diese Neuauflage eine echte Bereicherung für den Buchmarkt.
geschrieben am 13.02.2010 | 640 Wörter | 4633 Zeichen
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