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Metronom, Bd. 1: Nulltoleranz


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Rezension von

Frank Drehmel

Nulltoleranz In einem nicht nĂ€her bezeichneten totalitĂ€ren Staat, in dem das Individuum in erster Linie als Kosten- und Produktionsfaktor gesehen wird, welcher sich ganz den durch eine Politikerelite definierten Zielen zu verschreiben hat, fristet Lynn Forester ein mehr oder weniger angepasstes Leben. Dieses Leben gerĂ€t außer Takt, als ihr Mann, der Astronaut Doug Forester wĂ€hrend einer Raummission spurlos verschwindet und man seine Gehaltszahlungen daraufhin einstellt. Lynns Schwester Lauren, die eine hohe Position im Ministerium bekleidet, kann der jungen Frau immerhin insofern weiter helfen, als sie Information ĂŒber Dougs Verschwinden liefert: wĂ€hrend des Routineflugs im All kann es zu einem nicht nĂ€her bezeichneten Vorfall, in dessen Folge sich nun sĂ€mtliche Mitglieder der Crew in QuarantĂ€ne befinden, und man seitens der politischen FĂŒhrung absolutes Stillschweigen befohlen hat. Floreal Linman arbeitet als Journalist fĂŒr die Zeitung "Vox Populi", welche einst durch seinen idealistischen Großvater gegrĂŒndet wurde, mittlerweile aber zur herausragenden Stimme des Ministeriums mutiert ist. Trotz seines nonkonformistischen Wesens und seiner kritischen Berichterstattung wird der Journalist wegen seiner Familiengeschichte noch vom neuen Herausgeber geduldet, allerdings fallen die Reportagen und Artikel Linmans regelmĂ€ĂŸig der ministerialen Zensur zum Opfer, sodass sein Einkommen kaum fĂŒr den Lebensunterhalt reicht. Lynns und Linmans Wege kreuzen sich zufĂ€llig im Wartesaal einer Behörde und nach einen kurzen Smalltalk bietet der Journalist der jungen Frau seine Hilfe an. Diese nimmt sie jedoch erst an, als sie spĂ€ter von ihrer Schwester vom Tod eines der Astronauten in der QuarantĂ€ne erfĂ€hrt. Mit Hilfe eines Freundes gelingt es dem Reporter tatsĂ€chlich, Kontakt zu Doug aufzunehmen und von dem Astronauten die Geschichte ihre Weltraumreise zu erfahren, eine Geschichte, in der eine unbekannte Lebensform eine zentrale Rolle spielt. Bevor er jedoch Lynn die komplette Story erzĂ€hlen kann, wird der Journalist von der Staatsmacht in Person Kommissar Radcliffs aus dem Verkehr gezogen, da man Linman mit einem fĂŒr subversiv befundenen MĂ€rchenbuch in Verbindung bringt, das ein Unbekannter dem PrĂ€sidenten des totalitĂ€ren Staates per Post sandte. Wer sich in der Comic-Kunst im Genre der Science Fiction umschaut, dem wird der Mangel an gehaltvollen gesellschaftskritischen Themen auffallen, denn aktuell wird der Markt von eher leichtgewichtigen Storys dominiert, mit denen Hard-SF-Konsumenten, Science-Fantasy-AnhĂ€nger, TV-Show- und Action-Junkies oder Superhelden-Fans bedient werden. "Metronom" nun ist der Versuch eines erfahrenen Comic-Autors, eine SF-Dystopie zu entwerfen, in der die gesellschaftlichen Gegebenheiten mehr als nur Beiwerk sind und den Handlungsverlauf entscheidend bestimmen, auch wenn das Wesen des totalitĂ€ren Regimes erzĂ€hlerisch zunĂ€chst primĂ€r durch "Off-Texte" illustriert wird, gleichsam durch eine "Hintergrundmelodie", in der die notwendige Abstimmung ĂŒber das Verbot von Selbstmord ausfĂŒhrlich propagandistisch makroökonomisch begrĂŒndet wird. Èric Corbeyrans erfindet zwar das Rad nicht neu, sodass ein kundiger Leser zahlreiche Motive aus belletristischen Klassikern wie "1984" oder "Fahrenheit 451" – um zwei der bekanntesten zu nennen – zu erkennen meint, aber durch die Einbindung der Raumfahrt und der mysteriösen Aliens setzt der Autor dennoch eigene Akzente. Das detailreiche Artwork Gruns ist bestechend und geht mit der Story eine nahezu perfekte Synthese ein. Der Zeichenduktus ist vergleichsweise leicht und diffizil, die aquarellierende Koloration bedient sich pastellener Farben, wobei Sepia-Nuancen die Außenszenen und Blautöne das Drinnen dominieren. Besonders erwĂ€hnenswert sind zwei bildinhaltliche Merkmale: zum einen orientiert sich der Zeichner insbesondere seinen grandiosen Außenszenen an der Ästhetik eines Albert Speers oder einer Leni Riefenstahl, zum zweiten zieht er eine relativ deutliche visuelle Grenze zwischen den nonkonformistischen Hauptprotagonisten – Linman, Lynn, Radcliff – und der konformistischen Masse, zu der auch Lynns Schwester gehört. WĂ€hrend erstere relativ modern durchgestylt sind und fast schon etwas Poserhaftes an sich haben, weisen die staatstragenden Figuren ein Äußeres auf, das an die "Heile Welt"-Darstellung der Werbefilme der 50er-Jahre angelehnt ist. Fazit: Ein gefĂ€llig erzĂ€hlte, Ă€ußerst stimmig und stimmungsvoll visualisierte SF-Dystopie, die das Genre zwar nicht neu definiert, die sich aber insbesondere durch die Einbindung von Raumfahrt und Aliens von ihren großen, klassischen Literatur-Vorbildern unterscheidet. Da im Comic-Bereich klassische Social Science Fiction aktuell eher Mangelware ist, sollte jeder interessierte SF-Fan zugreifen.

In einem nicht nĂ€her bezeichneten totalitĂ€ren Staat, in dem das Individuum in erster Linie als Kosten- und Produktionsfaktor gesehen wird, welcher sich ganz den durch eine Politikerelite definierten Zielen zu verschreiben hat, fristet Lynn Forester ein mehr oder weniger angepasstes Leben. Dieses Leben gerĂ€t außer Takt, als ihr Mann, der Astronaut Doug Forester wĂ€hrend einer Raummission spurlos verschwindet und man seine Gehaltszahlungen daraufhin einstellt.

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Lynns Schwester Lauren, die eine hohe Position im Ministerium bekleidet, kann der jungen Frau immerhin insofern weiter helfen, als sie Information ĂŒber Dougs Verschwinden liefert: wĂ€hrend des Routineflugs im All kann es zu einem nicht nĂ€her bezeichneten Vorfall, in dessen Folge sich nun sĂ€mtliche Mitglieder der Crew in QuarantĂ€ne befinden, und man seitens der politischen FĂŒhrung absolutes Stillschweigen befohlen hat.

Floreal Linman arbeitet als Journalist fĂŒr die Zeitung "Vox Populi", welche einst durch seinen idealistischen Großvater gegrĂŒndet wurde, mittlerweile aber zur herausragenden Stimme des Ministeriums mutiert ist. Trotz seines nonkonformistischen Wesens und seiner kritischen Berichterstattung wird der Journalist wegen seiner Familiengeschichte noch vom neuen Herausgeber geduldet, allerdings fallen die Reportagen und Artikel Linmans regelmĂ€ĂŸig der ministerialen Zensur zum Opfer, sodass sein Einkommen kaum fĂŒr den Lebensunterhalt reicht.

Lynns und Linmans Wege kreuzen sich zufÀllig im Wartesaal einer Behörde und nach einen kurzen Smalltalk bietet der Journalist der jungen Frau seine Hilfe an. Diese nimmt sie jedoch erst an, als sie spÀter von ihrer Schwester vom Tod eines der Astronauten in der QuarantÀne erfÀhrt. Mit Hilfe eines Freundes gelingt es dem Reporter tatsÀchlich, Kontakt zu Doug aufzunehmen und von dem Astronauten die Geschichte ihre Weltraumreise zu erfahren, eine Geschichte, in der eine unbekannte Lebensform eine zentrale Rolle spielt.

Bevor er jedoch Lynn die komplette Story erzĂ€hlen kann, wird der Journalist von der Staatsmacht in Person Kommissar Radcliffs aus dem Verkehr gezogen, da man Linman mit einem fĂŒr subversiv befundenen MĂ€rchenbuch in Verbindung bringt, das ein Unbekannter dem PrĂ€sidenten des totalitĂ€ren Staates per Post sandte.

Wer sich in der Comic-Kunst im Genre der Science Fiction umschaut, dem wird der Mangel an gehaltvollen gesellschaftskritischen Themen auffallen, denn aktuell wird der Markt von eher leichtgewichtigen Storys dominiert, mit denen Hard-SF-Konsumenten, Science-Fantasy-AnhÀnger, TV-Show- und Action-Junkies oder Superhelden-Fans bedient werden.

"Metronom" nun ist der Versuch eines erfahrenen Comic-Autors, eine SF-Dystopie zu entwerfen, in der die gesellschaftlichen Gegebenheiten mehr als nur Beiwerk sind und den Handlungsverlauf entscheidend bestimmen, auch wenn das Wesen des totalitĂ€ren Regimes erzĂ€hlerisch zunĂ€chst primĂ€r durch "Off-Texte" illustriert wird, gleichsam durch eine "Hintergrundmelodie", in der die notwendige Abstimmung ĂŒber das Verbot von Selbstmord ausfĂŒhrlich propagandistisch makroökonomisch begrĂŒndet wird.

Èric Corbeyrans erfindet zwar das Rad nicht neu, sodass ein kundiger Leser zahlreiche Motive aus belletristischen Klassikern wie "1984" oder "Fahrenheit 451" – um zwei der bekanntesten zu nennen – zu erkennen meint, aber durch die Einbindung der Raumfahrt und der mysteriösen Aliens setzt der Autor dennoch eigene Akzente.

Das detailreiche Artwork Gruns ist bestechend und geht mit der Story eine nahezu perfekte Synthese ein. Der Zeichenduktus ist vergleichsweise leicht und diffizil, die aquarellierende Koloration bedient sich pastellener Farben, wobei Sepia-Nuancen die Außenszenen und Blautöne das Drinnen dominieren.

Besonders erwĂ€hnenswert sind zwei bildinhaltliche Merkmale: zum einen orientiert sich der Zeichner insbesondere seinen grandiosen Außenszenen an der Ästhetik eines Albert Speers oder einer Leni Riefenstahl, zum zweiten zieht er eine relativ deutliche visuelle Grenze zwischen den nonkonformistischen Hauptprotagonisten – Linman, Lynn, Radcliff – und der konformistischen Masse, zu der auch Lynns Schwester gehört. WĂ€hrend erstere relativ modern durchgestylt sind und fast schon etwas Poserhaftes an sich haben, weisen die staatstragenden Figuren ein Äußeres auf, das an die "Heile Welt"-Darstellung der Werbefilme der 50er-Jahre angelehnt ist.

Fazit: Ein gefĂ€llig erzĂ€hlte, Ă€ußerst stimmig und stimmungsvoll visualisierte SF-Dystopie, die das Genre zwar nicht neu definiert, die sich aber insbesondere durch die Einbindung von Raumfahrt und Aliens von ihren großen, klassischen Literatur-Vorbildern unterscheidet. Da im Comic-Bereich klassische Social Science Fiction aktuell eher Mangelware ist, sollte jeder interessierte SF-Fan zugreifen.

geschrieben am 05.12.2010 | 642 Wörter | 4169 Zeichen

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