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Pinocchio


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Rezension von

Frank Drehmel

Pinocchio Mit dem Buch „Le avventure di Pinocchio“, welches aus einer Reihe kleinerer Wochenzeitung-Fortsetzungsgeschichten heraus entstanden ist, schuf der italienische Autor Carlo Collodi im Jahre 1883 einen Kinderbuchklassiker voller Archetypen, Symbole und Deutungsmöglichkeiten. So nimmt es nicht Wunder, dass das Werk zahlreiche Kreative – vom Schriftsteller bis zum Theatermacher, vom AnimationskĂĽnstler bis zum Komponisten – inspirierte und dementsprechend groĂź ist die Anzahl der Adaptionen und Interpretationen in allen Bereichen dessen, was wir gemeinhin als Kunst bezeichnen, also auch in der sogenannten „Neunten Kunst“, dem Comic. Chauvel und McBurnies Adaption datiert zwar aus dem Jahre 2014 und gehört damit zu den jĂĽngsten Werken aus diesem Kanon, jedoch bemĂĽhen sich Autor wie Zeichner um eine vergleichsweise werknahe und historisch-authentische Umsetzung. FĂĽr diejenigen, denen die Rahmenhandlung der Geschichte nicht gegenwärtig ist, hier nochmals die Story im Schnelldurchlauf: der alte Holzschnitzer Geppetto schnitzt aus einem augenscheinlich verzauberten, beseelten Holzscheit eine kleine Puppe, einen hölzernen Jungen, dem er den Namen Pinocchio verleiht. Kaum auf der Welt versucht das kleine selbstbewusste Kerlchen, seinen eigenen Weg zu gehen und macht sich aus dem Staub, nur um kurze Zeit später und eine unerfreuliche Erfahrung reicher reumĂĽtig zu Geppetto zurĂĽckzukehren. Pinocchio beschlieĂźt, fortan ein braver Junge zu sein und seinem Papa durch den Besuch einer Schule alle Ehre zu machen. Doch die guten Vorsätze sind dahin, sobald er auf dem Schulweg am Marionetten-Theater des Direktors Feuerfresser vorbeikommt, eines groben Kerls, in dem ein weiches mitleidiges Herz schlägt. Das Verlassen des rechten Pfades hat Konsequenzen, die den hölzernen Bengel immer weiter vom Hause seines Papas fortfĂĽhren und ihm eine wahre Odyssee aufbĂĽrden, eine Reise, während der er Schurken – einen Fuchs und einen Kater – trifft, eine Reise, die ihn zur guten Fee fĂĽhrt, auf der er Freundschaften schlieĂźt und Menschen begegnet, die ihm Böses wollen, eine Reise, die mit guten Vorsätzen und Gedanken an Geppetto gepflastert ist, die ihn – nicht zuletzt dank der Magie, die in der Welt lebendig ist - aber immer weiter von seinem Vater fortfĂĽhrt. Und als sich Vater und Kind nach allerlei Abenteuern im Bauch eines Wals in den Armen liegen, hat Pinocchio Rechtschaffenheit, MitgefĂĽhl und Gehorsam gelernt, sodass seiner Verwandlung in einen Kind aus Fleisch und Blut nichts entgegen steht. Wer Disneys drolligen Pinocchio vor Augen hat oder die öffentlich-rechtliche, familienweichgespĂĽlte Anime-Serie „Pikorīno no bōken“ aus den späten 70'ern des letzten Jahrhunderts, dem sei gesagt: Chauvel & McBurnies Ansatz hat mit diesem (klein)kindgerechten Entertainment höchstens insoweit zu tun, als der Hauptprotagonist des Comics – unser kleiner Holzbua – tatsächlich visuell einen gewissen Knuddelfaktor aufweist. Das war es dann aber auch schon. Das Artwork insgesamt ist deutlich grimmig und dĂĽster, sowohl in Kolorierung als auch in den sehr klassischen Figuren-Konzepten, die eine fast schon antiquiert wirkende Spröde und Distanziertheit aufweisen - ähnlich den Figuren aus alten KinderbĂĽchern. McBurnies verzichtet weitgehend darauf, sich durch die Figuren beim Leser anzubiedern, sondern zeichnet sie mit und in jener Härte, die augenscheinlich ihr Leben bestimmt hat, ein Leben in einer ärmlichen, sĂĽdeuropäisch anmutenden Umgebung frei von Glitter und Tand. Die Geschichte selbst bemĂĽht sich um eine erstaunliche groĂźe Werktreue, wobei Straffungen und KĂĽrzungen zwar unvermeidlich sind, jedoch der Leser dennoch einen guten Eindruck von der Vielschichtigkeit und Komplexität des Originals bekommt, von den zahlreichen Dilemmata, in denen sich der kleine Held wiederfindet, den Gefahren und Versuchungen auf dem Weg seiner Menschwerdung, von der Grausamkeit der Mitgeschöpfe, aber auch von Humor, Mut und Hoffnung angesichts realer Tristesse. Fazit: Auch nach mehr als 100 Jahren eine wundervolle, poetische und anrĂĽhrende Geschichte ĂĽber das Erwachsenwerden und die Herausforderungen des Lebens. In Verbindung mit McBurnies unprätentiösem, authentisch-sprödem Artwork eine unbedingte Empfehlung eher fĂĽr erwachsene Leser, denn fĂĽr Kinder.

Mit dem Buch „Le avventure di Pinocchio“, welches aus einer Reihe kleinerer Wochenzeitung-Fortsetzungsgeschichten heraus entstanden ist, schuf der italienische Autor Carlo Collodi im Jahre 1883 einen Kinderbuchklassiker voller Archetypen, Symbole und Deutungsmöglichkeiten. So nimmt es nicht Wunder, dass das Werk zahlreiche Kreative – vom Schriftsteller bis zum Theatermacher, vom Animationskünstler bis zum Komponisten – inspirierte und dementsprechend groß ist die Anzahl der Adaptionen und Interpretationen in allen Bereichen dessen, was wir gemeinhin als Kunst bezeichnen, also auch in der sogenannten „Neunten Kunst“, dem Comic.

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18.02.2018
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Chauvel und McBurnies Adaption datiert zwar aus dem Jahre 2014 und gehört damit zu den jüngsten Werken aus diesem Kanon, jedoch bemühen sich Autor wie Zeichner um eine vergleichsweise werknahe und historisch-authentische Umsetzung.

Für diejenigen, denen die Rahmenhandlung der Geschichte nicht gegenwärtig ist, hier nochmals die Story im Schnelldurchlauf: der alte Holzschnitzer Geppetto schnitzt aus einem augenscheinlich verzauberten, beseelten Holzscheit eine kleine Puppe, einen hölzernen Jungen, dem er den Namen Pinocchio verleiht. Kaum auf der Welt versucht das kleine selbstbewusste Kerlchen, seinen eigenen Weg zu gehen und macht sich aus dem Staub, nur um kurze Zeit später und eine unerfreuliche Erfahrung reicher reumütig zu Geppetto zurückzukehren. Pinocchio beschließt, fortan ein braver Junge zu sein und seinem Papa durch den Besuch einer Schule alle Ehre zu machen. Doch die guten Vorsätze sind dahin, sobald er auf dem Schulweg am Marionetten-Theater des Direktors Feuerfresser vorbeikommt, eines groben Kerls, in dem ein weiches mitleidiges Herz schlägt.

Das Verlassen des rechten Pfades hat Konsequenzen, die den hölzernen Bengel immer weiter vom Hause seines Papas fortführen und ihm eine wahre Odyssee aufbürden, eine Reise, während der er Schurken – einen Fuchs und einen Kater – trifft, eine Reise, die ihn zur guten Fee führt, auf der er Freundschaften schließt und Menschen begegnet, die ihm Böses wollen, eine Reise, die mit guten Vorsätzen und Gedanken an Geppetto gepflastert ist, die ihn – nicht zuletzt dank der Magie, die in der Welt lebendig ist - aber immer weiter von seinem Vater fortführt. Und als sich Vater und Kind nach allerlei Abenteuern im Bauch eines Wals in den Armen liegen, hat Pinocchio Rechtschaffenheit, Mitgefühl und Gehorsam gelernt, sodass seiner Verwandlung in einen Kind aus Fleisch und Blut nichts entgegen steht.

Wer Disneys drolligen Pinocchio vor Augen hat oder die öffentlich-rechtliche, familienweichgespĂĽlte Anime-Serie „Pikorīno no bōken“ aus den späten 70'ern des letzten Jahrhunderts, dem sei gesagt: Chauvel & McBurnies Ansatz hat mit diesem (klein)kindgerechten Entertainment höchstens insoweit zu tun, als der Hauptprotagonist des Comics – unser kleiner Holzbua – tatsächlich visuell einen gewissen Knuddelfaktor aufweist. Das war es dann aber auch schon. Das Artwork insgesamt ist deutlich grimmig und dĂĽster, sowohl in Kolorierung als auch in den sehr klassischen Figuren-Konzepten, die eine fast schon antiquiert wirkende Spröde und Distanziertheit aufweisen - ähnlich den Figuren aus alten KinderbĂĽchern. McBurnies verzichtet weitgehend darauf, sich durch die Figuren beim Leser anzubiedern, sondern zeichnet sie mit und in jener Härte, die augenscheinlich ihr Leben bestimmt hat, ein Leben in einer ärmlichen, sĂĽdeuropäisch anmutenden Umgebung frei von Glitter und Tand.

Die Geschichte selbst bemüht sich um eine erstaunliche große Werktreue, wobei Straffungen und Kürzungen zwar unvermeidlich sind, jedoch der Leser dennoch einen guten Eindruck von der Vielschichtigkeit und Komplexität des Originals bekommt, von den zahlreichen Dilemmata, in denen sich der kleine Held wiederfindet, den Gefahren und Versuchungen auf dem Weg seiner Menschwerdung, von der Grausamkeit der Mitgeschöpfe, aber auch von Humor, Mut und Hoffnung angesichts realer Tristesse.

Fazit: Auch nach mehr als 100 Jahren eine wundervolle, poetische und anrührende Geschichte über das Erwachsenwerden und die Herausforderungen des Lebens. In Verbindung mit McBurnies unprätentiösem, authentisch-sprödem Artwork eine unbedingte Empfehlung eher für erwachsene Leser, denn für Kinder.

geschrieben am 11.09.2015 | 602 Wörter | 3741 Zeichen

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