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Invisibles: Revolution gefällig?


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Rezension von

Frank Drehmel

Revolution gefĂ€llig? Mit der “Invisibles Monster Edition Band 1” bietet der Panini-Verlag dem Leser ein schweres StĂŒck Unterhaltung. Das umfangreiche Tradepaperback enthĂ€lt die ersten zwölf Ausgaben der 1994er-VERTIGO-Serie in der gewohnt gelungenen Übersetzung Gerlinde Althoffs: Tote Beatles (Dead Beatles) Dieser erste Teil ist ein Prolog fĂŒr die beiden folgenden grĂ¶ĂŸeren Handlungsbögen: Die Rebellion des jungen, intelligenten Dane McGowans gegen “das System” - eine Schule, die ihn mit ihren stereotypen Fragen langweilt, und eine Mutter, der der nĂ€chste Liebhaber wichtiger ist als ihr eigener Sohn - Ă€ußerst sich in Gewalt, Zerstörung und Raub. Sein rĂŒcksichtsloser Weg endet zunĂ€chst in einer Umerziehungsanstalt fĂŒr jugendliche Verbrecher, Harmony House. Schnell findet Dane heraus, dass hier, verborgen hinter meterhohen ElektrozĂ€unen und Stacheldraht, Seltsames vorgeht. Aus heute noch aufrĂŒhrerischen Mitgefangenen werden am nĂ€chsten Tag antriebslose, lammfromme Menschen. Im allerletzten Moment rettet ein seltsamer Fremder, der sich King Mob nennt, Dane vor den ebenfalls seltsamen Kreaturen, die ĂŒber Harmony House herrschen. Fix und Fertig in Himmel und Hölle Teil 1 - 3; (Down and Out in Heaven and Hell Part 1 - 3) Dane McGowan lebt mittlerweile mittel- und obdachlos auf der Straße; seine jugendliche Überheblichkeit ist Resignation gewichen. King Mob jedoch hat es noch nicht aufgegeben, den Jungen fĂŒr die Invisibles zu rekrutieren. Allerdings bedarf es harter Arbeit, den Panzer aus Ablehnung und Egoismus zu zerbrechen, den Dane um sich gebildet hat. Der alte Tom, ein anscheinend verrĂŒckter Stadtstreicher, soll Dane an die Grenzen seiner und der der RealitĂ€t fĂŒhren. Daher erzĂ€hlt der verrĂŒckte Mann dem Jungen von den Geheimnissen der StĂ€dte und von einem uralten Krieg, er warnt ihn vor jenen JĂ€gern, die ihresgleichen zur Jagdbeute erkoren haben und schlussendlich springen beiden vom silbernen Turm, denn im Tod liegt die letzte Erkenntnis. Arkadien (Teil 1 - 4); (Arcadia Part 1 - 4) Unter einem neuen Namen, Jack Frost, gehört Dane McGowan nun zu den Invisibles. Unter King Mobs Leitung reist die Gruppe in Form “psychischer Konstrukte” zurĂŒck in die französische Vergangenheit, in die Zeit der französischen Revolution, um den Kopf von Johannes dem TĂ€ufer, der prophetische FĂ€higkeiten besitzen soll, in Rennes-Le-Chateau vor den Agenten der Gegenseite, den Myrmidonen, zu bergen. WĂ€hrend das Team in der Vergangenheit durch ein entfesseltes, hinrichtungsenthemmtes Frankreich reist und dabei quasi en passant den Marquis de Sade einsammelt, sind die Körper der Reisenden in der Gegenwart dem im Auftrag der Gegenseite operierenden Serienkiller Orlando ausgeliefert. Lediglich Dane und Lord Fanny gelingt die rechtzeitige RĂŒckkehr, sodass die beiden ungleichen GefĂ€hrten - der unerfahrene Junge und der Transvestit - einer Wesenheit gegenĂŒberstehen, die fast unsterblich ist. Den Abschluss des Tradepaperbacks bilden vier kĂŒrzere, mehr oder weniger abgeschlossene Storys - 23: Dinge, die zerfallen (23: Things Fall Apart), Zeit der Ghule (Season of Ghuls), Monster Royal (Royal Monsters) , Die Besten fallen (Best Man Fall) -, welche dem Universum der Invisibles mehr Substanz verleihen. Folgt man dem Vorwort von Peter Milligan, dann stecken Morrisons Invisible-Storys voller Metaphorik, die ergrĂŒndet sein will, damit sich ĂŒber den Leser ein wahres FĂŒllhorn der Erkenntnis und ĂŒppiger Vielfalt entleert. Nun ja, der Schreiber wird schon Recht haben (auch wenn das Vorwort Ă€ußerst beliebig, unspezifisch daherkommt), denn schließlich hat Milligan ja qua Beruf(ung) eine Antenne fĂŒr eher surreale Geschichten. Ich als durchschnittlich gebildeter KontinentaleuropĂ€er finde nicht immer Zugang zu Morrisons Gedanken bzw. sehe mich das eine oder andere Mal außerstande, die Intention hinter einzelnen Bildern, Szenen und ZusammenhĂ€ngen zu evaluieren. Dabei ist das Nicht-Verstehen sicher keine Funktion der Zeit oder der Wiederholungszahl der vergeblichen Versuche des Durchdringens des - wie es Milligan treffend bezeichnete - Weißen Rauschens von Morrisons Geschichten. Ein bisschen de Sade, gewĂŒrzt mit Shelley, angereichert mit Southey, Coleridge und Byron, garniert mit einem Hauch Kropotkin. Gereicht wird dazu ein dicker Porridgei aus Nonkonformismus, Subversion, Esoterik und Paranoia. Zweifellos geizt Morrison nicht mit großen Namen und Ideen - AnklĂ€nge an Kubricks “Uhrwerk Orange” oder Wilsons und Sheas “Illuminatus”-Trilogie mögen nicht ganz zufĂ€llig sein -, und wenn man lange genug in kontemplativer Versunkenheit ĂŒber den Bildern meditiert, mag sogar die eine oder andere Erleuchtung die geistige Dunkelheit vertreiben - ob von Morrison nun beabsichtigt oder nicht. Insgesamt jedoch empfinde ich gerade die zahlreichen “literarischen” Zwischenspiele, Reminiszenzen und Verweise als eher verschleiernd denn erhellend und wĂŒnschte mir eine klarere Struktur, mehr Stringenz und - gerade im Arkadien-Part - deutlichere Worte, denn der Grundansatz - das Philosophieren ĂŒber das VerhĂ€ltnis von Individuum zum “System”, von Freiheit zu gesellschaftlicher Verantwortung, ein mögliches Utopia - verdiente eine offenere und m.E. inhaltlich radikalere, weniger subversive Herangehensweise. Als rundum gelungen kann die Charakterisierung Dane McGowans angesehen werden. In ihm manifestieren sich - euphemistisch ausgedrĂŒckt - eine anarchistische UngestĂŒmheit der Jugend sowie das konsequente - weil gewalttĂ€tig-angstlose -, wĂŒtende und z.T. irrationale Aufbegehren gegen jene Konventionen, die seine Eltern als ReprĂ€sentanten des Systems etabliert haben. In Dane werden sich die meisten der zur Selbstreflextion fĂ€higen Leser zumindest zum Teil wiederfinden. Zugleich ist Dane aber ein Charakter, der wĂ€chst, der reift, der zur Einsicht in die Lehren der Anderen aus sich heraus fĂ€hig ist, ohne seine Wut, seine raues Wesen zu verleugnen. Der junge McGowan wirkt niemals wirklich sympathisch, aber immer duch und durch authentisch und das ist selbst fĂŒr VERTIGO-MaßstĂ€be schon etwas Besonderes. Die ĂŒbrigen Invisibles - Ragged Robin, Boy, King Mob, Lord Fanny - wirken in ihrer androgynen Unbestimmtheit deutlich kĂŒnstlicher, sind aber nichtsdestotrotz immer noch interessante Charaktere. Zum Artwork sollte ich, bevor ich mich in Rage schreibe, besser nicht allzuviel Worte verlieren. Steve Yeowells und Jill Thompsons grafische BeitrĂ€ge sind visuell todlangweilige, kontrastarme NullachtfĂŒnfzehn-Ware, ohne das Feuer, ohne die Ideen und Details, die das Auge zum Betrachten einladen. Hinzu kommt, dass Thompsons GespĂŒr fĂŒr Proportionen und Gesichter zeitweise außer Kraft gesetzt zu sein scheint. Ein wohlwollender Mensch mag die verzerrte Darstellung als Stilmittel identifizieren, ich jedoch fĂŒhre sie auf unsauberes Arbeiten zurĂŒck. Es scheint - Paranoia ick hör dir trapsen -, die Verantwortlichen und Morrison haben zu Beginn der Serie mit Bedacht KĂŒnstler gewĂ€hlt, deren kreativer und vor allem - positiver - Beitrag zum Gesamtkunstwerk “Invisibles” im Vergleich zu dem des Autors verschwindend gering ist, auf dass nichts den Ruhm des großen Morrison schmĂ€lere. Damit haben sie zweifellos Erfolg gehabt, denn niemand wird ernsthaft von Morrisons und Yeowells - oder Thompsons - “Invisibles” sprechen. Zwei der drei verbleibenden KĂŒnstler, Chris Weston, John Ridgway, mögen zwar nicht zur Creme de la Creme der Comic-Zeichner-Garde gehören, aber wenigstens wirken ihre Panels und Figuren lebendig, kontrastreich. Die Aufmachung des Tradepaperbacks ist gerade noch akzeptabel, auch wenn sich das Preis-LeistungsverhĂ€ltnis m.E. als schwach erweist. Insbesondere das einfache Papier und der nicht immer ganz satte Druck strahlen einen gewissen trashigen, anachronistischen, nonkonformistischen Charme aus. Unschön allerdings ist, dass sich der deutliche zu dĂŒnne Pappeinband schon nach kurzer Zeit nach außen zu biegen beginnt und auch ansonsten alles andere als “robust” ist. Kein VerstĂ€ndnis habe ich dafĂŒr, dass die dem gesamten TPB vorangestellten “Credits” eklatant unvollstĂ€ndig und sachlich falsch sind. So fehlen Chris Weston, John Ridgway, Steve Parkhouse völlig, wĂ€hrend Tuscher Dennis Cramer als Zeichner angefĂŒhrt wird. Zwar werden die Namen spĂ€ter innerhalb des Comics an den entsprechenden Stellen korrekt genannt, dennoch hinterlĂ€sst das Ganze einen dilettantischen, lieblosen Eindruck. Fazit: Eine komplexe Story, subversive Botschaften und ein unterdurchschnittliches Artwork mach diesen ersten Invisible-Band zu einer Empfehlung fĂŒr erwachsene Leser, die gleichermaßen mit Toleranz und Geduld gesegnet sind.

Mit der “Invisibles Monster Edition Band 1” bietet der Panini-Verlag dem Leser ein schweres StĂŒck Unterhaltung. Das umfangreiche Tradepaperback enthĂ€lt die ersten zwölf Ausgaben der 1994er-VERTIGO-Serie in der gewohnt gelungenen Übersetzung Gerlinde Althoffs:

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rezensiert seit
Buchtitel
1
18.02.2018
4
18.02.2018
5
18.02.2018

Tote Beatles (Dead Beatles)

Dieser erste Teil ist ein Prolog fĂŒr die beiden folgenden grĂ¶ĂŸeren Handlungsbögen: Die Rebellion des jungen, intelligenten Dane McGowans gegen “das System” - eine Schule, die ihn mit ihren stereotypen Fragen langweilt, und eine Mutter, der der nĂ€chste Liebhaber wichtiger ist als ihr eigener Sohn - Ă€ußerst sich in Gewalt, Zerstörung und Raub.

Sein rĂŒcksichtsloser Weg endet zunĂ€chst in einer Umerziehungsanstalt fĂŒr jugendliche Verbrecher, Harmony House. Schnell findet Dane heraus, dass hier, verborgen hinter meterhohen ElektrozĂ€unen und Stacheldraht, Seltsames vorgeht. Aus heute noch aufrĂŒhrerischen Mitgefangenen werden am nĂ€chsten Tag antriebslose, lammfromme Menschen. Im allerletzten Moment rettet ein seltsamer Fremder, der sich King Mob nennt, Dane vor den ebenfalls seltsamen Kreaturen, die ĂŒber Harmony House herrschen.

Fix und Fertig in Himmel und Hölle Teil 1 - 3; (Down and Out in Heaven and Hell Part 1 - 3)

Dane McGowan lebt mittlerweile mittel- und obdachlos auf der Straße; seine jugendliche Überheblichkeit ist Resignation gewichen. King Mob jedoch hat es noch nicht aufgegeben, den Jungen fĂŒr die Invisibles zu rekrutieren. Allerdings bedarf es harter Arbeit, den Panzer aus Ablehnung und Egoismus zu zerbrechen, den Dane um sich gebildet hat. Der alte Tom, ein anscheinend verrĂŒckter Stadtstreicher, soll Dane an die Grenzen seiner und der der RealitĂ€t fĂŒhren. Daher erzĂ€hlt der verrĂŒckte Mann dem Jungen von den Geheimnissen der StĂ€dte und von einem uralten Krieg, er warnt ihn vor jenen JĂ€gern, die ihresgleichen zur Jagdbeute erkoren haben und schlussendlich springen beiden vom silbernen Turm, denn im Tod liegt die letzte Erkenntnis.

Arkadien (Teil 1 - 4); (Arcadia Part 1 - 4)

Unter einem neuen Namen, Jack Frost, gehört Dane McGowan nun zu den Invisibles. Unter King Mobs Leitung reist die Gruppe in Form “psychischer Konstrukte” zurĂŒck in die französische Vergangenheit, in die Zeit der französischen Revolution, um den Kopf von Johannes dem TĂ€ufer, der prophetische FĂ€higkeiten besitzen soll, in Rennes-Le-Chateau vor den Agenten der Gegenseite, den Myrmidonen, zu bergen. WĂ€hrend das Team in der Vergangenheit durch ein entfesseltes, hinrichtungsenthemmtes Frankreich reist und dabei quasi en passant den Marquis de Sade einsammelt, sind die Körper der Reisenden in der Gegenwart dem im Auftrag der Gegenseite operierenden Serienkiller Orlando ausgeliefert.

Lediglich Dane und Lord Fanny gelingt die rechtzeitige RĂŒckkehr, sodass die beiden ungleichen GefĂ€hrten - der unerfahrene Junge und der Transvestit - einer Wesenheit gegenĂŒberstehen, die fast unsterblich ist.

Den Abschluss des Tradepaperbacks bilden vier kĂŒrzere, mehr oder weniger abgeschlossene Storys - 23: Dinge, die zerfallen (23: Things Fall Apart), Zeit der Ghule (Season of Ghuls), Monster Royal (Royal Monsters) , Die Besten fallen (Best Man Fall) -, welche dem Universum der Invisibles mehr Substanz verleihen.

Folgt man dem Vorwort von Peter Milligan, dann stecken Morrisons Invisible-Storys voller Metaphorik, die ergrĂŒndet sein will, damit sich ĂŒber den Leser ein wahres FĂŒllhorn der Erkenntnis und ĂŒppiger Vielfalt entleert. Nun ja, der Schreiber wird schon Recht haben (auch wenn das Vorwort Ă€ußerst beliebig, unspezifisch daherkommt), denn schließlich hat Milligan ja qua Beruf(ung) eine Antenne fĂŒr eher surreale Geschichten.

Ich als durchschnittlich gebildeter KontinentaleuropĂ€er finde nicht immer Zugang zu Morrisons Gedanken bzw. sehe mich das eine oder andere Mal außerstande, die Intention hinter einzelnen Bildern, Szenen und ZusammenhĂ€ngen zu evaluieren. Dabei ist das Nicht-Verstehen sicher keine Funktion der Zeit oder der Wiederholungszahl der vergeblichen Versuche des Durchdringens des - wie es Milligan treffend bezeichnete - Weißen Rauschens von Morrisons Geschichten.

Ein bisschen de Sade, gewĂŒrzt mit Shelley, angereichert mit Southey, Coleridge und Byron, garniert mit einem Hauch Kropotkin. Gereicht wird dazu ein dicker Porridgei aus Nonkonformismus, Subversion, Esoterik und Paranoia. Zweifellos geizt Morrison nicht mit großen Namen und Ideen - AnklĂ€nge an Kubricks “Uhrwerk Orange” oder Wilsons und Sheas “Illuminatus”-Trilogie mögen nicht ganz zufĂ€llig sein -, und wenn man lange genug in kontemplativer Versunkenheit ĂŒber den Bildern meditiert, mag sogar die eine oder andere Erleuchtung die geistige Dunkelheit vertreiben - ob von Morrison nun beabsichtigt oder nicht. Insgesamt jedoch empfinde ich gerade die zahlreichen “literarischen” Zwischenspiele, Reminiszenzen und Verweise als eher verschleiernd denn erhellend und wĂŒnschte mir eine klarere Struktur, mehr Stringenz und - gerade im Arkadien-Part - deutlichere Worte, denn der Grundansatz - das Philosophieren ĂŒber das VerhĂ€ltnis von Individuum zum “System”, von Freiheit zu gesellschaftlicher Verantwortung, ein mögliches Utopia - verdiente eine offenere und m.E. inhaltlich radikalere, weniger subversive Herangehensweise.

Als rundum gelungen kann die Charakterisierung Dane McGowans angesehen werden. In ihm manifestieren sich - euphemistisch ausgedrĂŒckt - eine anarchistische UngestĂŒmheit der Jugend sowie das konsequente - weil gewalttĂ€tig-angstlose -, wĂŒtende und z.T. irrationale Aufbegehren gegen jene Konventionen, die seine Eltern als ReprĂ€sentanten des Systems etabliert haben. In Dane werden sich die meisten der zur Selbstreflextion fĂ€higen Leser zumindest zum Teil wiederfinden. Zugleich ist Dane aber ein Charakter, der wĂ€chst, der reift, der zur Einsicht in die Lehren der Anderen aus sich heraus fĂ€hig ist, ohne seine Wut, seine raues Wesen zu verleugnen. Der junge McGowan wirkt niemals wirklich sympathisch, aber immer duch und durch authentisch und das ist selbst fĂŒr VERTIGO-MaßstĂ€be schon etwas Besonderes.

Die ĂŒbrigen Invisibles - Ragged Robin, Boy, King Mob, Lord Fanny - wirken in ihrer androgynen Unbestimmtheit deutlich kĂŒnstlicher, sind aber nichtsdestotrotz immer noch interessante Charaktere.

Zum Artwork sollte ich, bevor ich mich in Rage schreibe, besser nicht allzuviel Worte verlieren. Steve Yeowells und Jill Thompsons grafische BeitrĂ€ge sind visuell todlangweilige, kontrastarme NullachtfĂŒnfzehn-Ware, ohne das Feuer, ohne die Ideen und Details, die das Auge zum Betrachten einladen. Hinzu kommt, dass Thompsons GespĂŒr fĂŒr Proportionen und Gesichter zeitweise außer Kraft gesetzt zu sein scheint. Ein wohlwollender Mensch mag die verzerrte Darstellung als Stilmittel identifizieren, ich jedoch fĂŒhre sie auf unsauberes Arbeiten zurĂŒck.

Es scheint - Paranoia ick hör dir trapsen -, die Verantwortlichen und Morrison haben zu Beginn der Serie mit Bedacht KĂŒnstler gewĂ€hlt, deren kreativer und vor allem - positiver - Beitrag zum Gesamtkunstwerk “Invisibles” im Vergleich zu dem des Autors verschwindend gering ist, auf dass nichts den Ruhm des großen Morrison schmĂ€lere. Damit haben sie zweifellos Erfolg gehabt, denn niemand wird ernsthaft von Morrisons und Yeowells - oder Thompsons - “Invisibles” sprechen.

Zwei der drei verbleibenden KĂŒnstler, Chris Weston, John Ridgway, mögen zwar nicht zur Creme de la Creme der Comic-Zeichner-Garde gehören, aber wenigstens wirken ihre Panels und Figuren lebendig, kontrastreich.

Die Aufmachung des Tradepaperbacks ist gerade noch akzeptabel, auch wenn sich das Preis-LeistungsverhĂ€ltnis m.E. als schwach erweist. Insbesondere das einfache Papier und der nicht immer ganz satte Druck strahlen einen gewissen trashigen, anachronistischen, nonkonformistischen Charme aus. Unschön allerdings ist, dass sich der deutliche zu dĂŒnne Pappeinband schon nach kurzer Zeit nach außen zu biegen beginnt und auch ansonsten alles andere als “robust” ist.

Kein VerstĂ€ndnis habe ich dafĂŒr, dass die dem gesamten TPB vorangestellten “Credits” eklatant unvollstĂ€ndig und sachlich falsch sind. So fehlen Chris Weston, John Ridgway, Steve Parkhouse völlig, wĂ€hrend Tuscher Dennis Cramer als Zeichner angefĂŒhrt wird. Zwar werden die Namen spĂ€ter innerhalb des Comics an den entsprechenden Stellen korrekt genannt, dennoch hinterlĂ€sst das Ganze einen dilettantischen, lieblosen Eindruck.

Fazit: Eine komplexe Story, subversive Botschaften und ein unterdurchschnittliches Artwork mach diesen ersten Invisible-Band zu einer Empfehlung fĂŒr erwachsene Leser, die gleichermaßen mit Toleranz und Geduld gesegnet sind.

geschrieben am 27.07.2008 | 1174 Wörter | 7488 Zeichen

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