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Loveless: Blutrache


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Rezension von

Frank Drehmel

Blutrache Nachdem die Konföderation den Krieg gegen die Yankees verloren hat, kehren Wes Cutter und seine Frau Ruth als Kriegsverlierer nach Blackwater zurück, um ihre verlassene Farm wieder zu bewirtschaften. Doch die alten Freunde aus Vorkriegszeiten erweisen sich als abweisend geradezu feindselig und das Land wurde von der Union konfisziert. Cutter, den der Krieg hart und kompromisslos gemacht hat, kann sich mit dieser Situation nicht abfinden und vertreibt die fremden Besatzer zunächst von “seinem” Land. Der Statthalter der Union vor Ort, Jeremiah Trotter, ist um der nationalen Einheit Willen an einer friedlichen Beilegung des Konfliktes interessiert, da nach wie vor tiefe Gräben die beiden Bürgerkriegslager trennen und die Situation vor Ort einem Pulverfass gleicht: Versprengte Gruppen Konföderierter ziehen marodierend durchs Land, weil sie sich mit der Niederlage nicht abfinden wollen, und die unionstreuen Schwarzen erkennen, dass ihre Freiheit auch unter dem neuen Regime nur relativ ist. Nachdem während der Verhandlungen über die Zukunft der Farm der Unterhändler der Union vor seinen Augen aus dem Hinterhalt erschossen wurde, sagt der sich ebenfalls nach Frieden sehnende Cutter Trotter seine Hilfe bei der Ergreifung der Mörder zu, auch wenn das bedeutet, sich gegen seine alten Freunde zu stellen und die Gräueltaten zu vergessen, die Unionisten seiner Frau angetan haben. Der Sezessionskrieg von 1860 bis 1865, in dem die Staaten der Union die Konföderation in die Knie zwangen und der im historischen Gedächtnis der Amerikaner auch nach rund 150 Jahren nach wie vor sehr lebendig ist, bildet nicht zum ersten Mal den Hintergrund einer Comic-Serie des DC-Verlags. Vor Wes Cutter durfte Jonah Hex die Rolle des seelisch wie körperlichen vernarbten, zynischen Anti-Helden spielen, und wie Cutter stand auch Hex auf der Seite der Verlierer des “Civil War” - der Konföderation. Ein zentraler Unterschied zwischen beiden Serien ist, dass sich spätestens mit der 1993er-Miniserie “Two-Gun Mojo”, die übrigens wie “Loveless” unter dem Vertigo-Imprint von DC erschien, der Fokus der “Jonah Hex”-Autoren zunehmend auf metaphysischen Horror richtete, während das Grauen in Azzarello Geschichte grundsätzlich aus dem Krieg und den Menschen selbst erwächst und natürlich aus dem eindringlichem Artwork. Frusins Figuren - die Unionisten mehr als die Konföderierten, die Schwarzen mehr als die Weißen - strahlen eine geradezu dämonische, bösartige Präsenz aus, die Deformation ihrer Seelen spiegelt sich in ihren Physiognomien und Körperhaltungen wider. Darüber hinaus versteht sich Frusin meisterhaft auf die Kunst der Reduktion, die Beschränkung auf atmosphärisch relevante Details, sodass sein Bilder niemals verspielt wirken, sondern immer strukturiert und explizit. Mulivills auf gedeckten Tönen basierende und auf grelle Buntfarben verzichtende, flächig angelegte Koloration tut ein Übriges, um die bedrückende Klarheit der Bilder zu unterstreichen. Obgleich dem europäischen Durchschnittsleser der ur-amerikanische Hintergrund der Geschichte zu wenig vertraut sein wird, als dass ein patriotischer Teil der Leserseele zum Schwingen gebracht wird, funktioniert Azzarellos spannende und düstere Geschichte dennoch, allerdings - ohne den historischen Ballast - auf einer vordergründigeren Ebene. Eine Schwäche des Tradepaperbacks betrifft die Charakterisierung der Figuren: Wes Cutter nimmt man seine Friedenssehnsucht und sein ehemaliges Farmerdasein zu keinem Zeitpunkt ab, da er von Beginn an brutal, skrupellos und zynisch agiert bzw. reagiert und sich als wahrer Meister des Revolvers erweist. Die Bedeutung seiner Frau Ruth innerhalb der Geschichte beschränkt sich hingegen darauf, einen Teil der Motivation ihres Mannes für sein Tun zu erklären, ohne dabei tatsächlich einen eigenen aktiven Beitrag zum Fortgang der Handlung zu leisten. Fazit: Ein knallharter Western mit zynischen Charakteren und einen eindringlich-düsteren Artwork. Für Eastwood- und/oder Leone-Fans unter den Comic-Lesern geht kein Weg daran vorbei

Nachdem die Konföderation den Krieg gegen die Yankees verloren hat, kehren Wes Cutter und seine Frau Ruth als Kriegsverlierer nach Blackwater zurück, um ihre verlassene Farm wieder zu bewirtschaften.

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#
rezensiert seit
Buchtitel
1
18.02.2018
4
18.02.2018
5
18.02.2018

Doch die alten Freunde aus Vorkriegszeiten erweisen sich als abweisend geradezu feindselig und das Land wurde von der Union konfisziert. Cutter, den der Krieg hart und kompromisslos gemacht hat, kann sich mit dieser Situation nicht abfinden und vertreibt die fremden Besatzer zunächst von “seinem” Land.

Der Statthalter der Union vor Ort, Jeremiah Trotter, ist um der nationalen Einheit Willen an einer friedlichen Beilegung des Konfliktes interessiert, da nach wie vor tiefe Gräben die beiden Bürgerkriegslager trennen und die Situation vor Ort einem Pulverfass gleicht: Versprengte Gruppen Konföderierter ziehen marodierend durchs Land, weil sie sich mit der Niederlage nicht abfinden wollen, und die unionstreuen Schwarzen erkennen, dass ihre Freiheit auch unter dem neuen Regime nur relativ ist.

Nachdem während der Verhandlungen über die Zukunft der Farm der Unterhändler der Union vor seinen Augen aus dem Hinterhalt erschossen wurde, sagt der sich ebenfalls nach Frieden sehnende Cutter Trotter seine Hilfe bei der Ergreifung der Mörder zu, auch wenn das bedeutet, sich gegen seine alten Freunde zu stellen und die Gräueltaten zu vergessen, die Unionisten seiner Frau angetan haben.

Der Sezessionskrieg von 1860 bis 1865, in dem die Staaten der Union die Konföderation in die Knie zwangen und der im historischen Gedächtnis der Amerikaner auch nach rund 150 Jahren nach wie vor sehr lebendig ist, bildet nicht zum ersten Mal den Hintergrund einer Comic-Serie des DC-Verlags. Vor Wes Cutter durfte Jonah Hex die Rolle des seelisch wie körperlichen vernarbten, zynischen Anti-Helden spielen, und wie Cutter stand auch Hex auf der Seite der Verlierer des “Civil War” - der Konföderation.

Ein zentraler Unterschied zwischen beiden Serien ist, dass sich spätestens mit der 1993er-Miniserie “Two-Gun Mojo”, die übrigens wie “Loveless” unter dem Vertigo-Imprint von DC erschien, der Fokus der “Jonah Hex”-Autoren zunehmend auf metaphysischen Horror richtete, während das Grauen in Azzarello Geschichte grundsätzlich aus dem Krieg und den Menschen selbst erwächst und natürlich aus dem eindringlichem Artwork.

Frusins Figuren - die Unionisten mehr als die Konföderierten, die Schwarzen mehr als die Weißen - strahlen eine geradezu dämonische, bösartige Präsenz aus, die Deformation ihrer Seelen spiegelt sich in ihren Physiognomien und Körperhaltungen wider.

Darüber hinaus versteht sich Frusin meisterhaft auf die Kunst der Reduktion, die Beschränkung auf atmosphärisch relevante Details, sodass sein Bilder niemals verspielt wirken, sondern immer strukturiert und explizit. Mulivills auf gedeckten Tönen basierende und auf grelle Buntfarben verzichtende, flächig angelegte Koloration tut ein Übriges, um die bedrückende Klarheit der Bilder zu unterstreichen.

Obgleich dem europäischen Durchschnittsleser der ur-amerikanische Hintergrund der Geschichte zu wenig vertraut sein wird, als dass ein patriotischer Teil der Leserseele zum Schwingen gebracht wird, funktioniert Azzarellos spannende und düstere Geschichte dennoch, allerdings - ohne den historischen Ballast - auf einer vordergründigeren Ebene.

Eine Schwäche des Tradepaperbacks betrifft die Charakterisierung der Figuren: Wes Cutter nimmt man seine Friedenssehnsucht und sein ehemaliges Farmerdasein zu keinem Zeitpunkt ab, da er von Beginn an brutal, skrupellos und zynisch agiert bzw. reagiert und sich als wahrer Meister des Revolvers erweist.

Die Bedeutung seiner Frau Ruth innerhalb der Geschichte beschränkt sich hingegen darauf, einen Teil der Motivation ihres Mannes für sein Tun zu erklären, ohne dabei tatsächlich einen eigenen aktiven Beitrag zum Fortgang der Handlung zu leisten.

Fazit: Ein knallharter Western mit zynischen Charakteren und einen eindringlich-düsteren Artwork. Für Eastwood- und/oder Leone-Fans unter den Comic-Lesern geht kein Weg daran vorbei

geschrieben am 16.08.2008 | 568 Wörter | 3461 Zeichen

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