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Lila, Lila


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Informationen zum Buch
  ISBN
  Autor
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

André Kesper

Lila, Lila Er hat immerhin „Ein perfekter Freund“ geschrieben und damit durchaus bemerkenswerte Belletristik geschaffen! Ich betone, jenes Buch mit grossem Vergnügen gelesen zu haben und möchte deshalb meine einleitende Aussage ohne jeden ironischen Unterton verstanden wissen! Dem „perfekten Freund“ lag eine faszinierende Idee zu Grunde, die nicht nur überraschte, sondern mich als Leser zunehmend in ihren Bann zog! Bis zur letzen Seite rätselte ich mit der Hauptfigur mit und war am Ende quasi mit ihr zusammen perplex. Es war eine im positiven Sinn anstrengende, mindestens aber anspruchsvolle Geschichte. Heute habe ich über ein neues Werk des gleichen Autors zu berichten, und ich weine dem alten dabei nicht von ungefähr ein paar Tränen nach! Martin Suters „Lila, Lila“ ist um Niveaustufen tiefer anzusiedeln als der erwähnte, letzte Roman. Unglaubwürdig kommt die Geschichte daher, zusammengesetzt aus einer äusserst unspektakulären Liebesaffäre und einer Reihe ungeschickt konstruierter Unmöglichkeiten. Schauplatz für die zweifelhafte Mär ist das literarische Milieu, das dem interessierten Leser dann und wann einen einigermassen interessanten Einblick in eine ziemlich fragwürdige Gesellschaft zu geben vermag. Ein junger Mann findet in der Schublade eines gekauften Nachttischchens das Manuskript eines verstorbenen Mannes, welches sich unter dem prüfenden Blick einer altgedienten Verlagsredaktorin als zukünftiger Bestseller ankündigt. Und siehe da: Der Roman wird zum grossen Renner, und der Protagonist kann sich mit fremden Federn schmücken. Unverdient erhält er grosse Publizität, und verliert allmählich die Kontrolle über die folgenden Ereignisse. Aus Angst, die geliebte Frau zu verlieren, kann sich der vermeintliche Schriftsteller nicht dazu durchdringen, sein Umfeld über den Irrtum aufzuklären, obwohl die Katastrophe unweigerlich naht. In diese einfache Geschichte mischt sich ein greiser Obdachloser, der sich als der wahre Urheber des Manuskripts ausgibt und sich zunächst äusserst gefrässig ins geschäftliche, allmählich aber auch ins private Leben des jungen David drängt. Zu Beginn des Romans macht uns Suter mit einer Reihe interessanter Figuren bekannt. Doch nachdem wir uns mit der Künstlerszene im In-Lokal angefreundet haben, verliert diese plötzlich jede weitere Bedeutung. Befremdend und schade, dass wir im Verlauf der Geschichte nicht mehr an diesen Ort zurückkehren dürfen, und dass keine der ausführlich vorgestellten Personen in der Hauptgeschichte mehr vorkommt. David und seine Freundin Marie bleiben dagegen in der ganzen Handlung seltsam unnahbar. Suter bringt es nicht fertig, uns richtig vertraut mit ihnen zu machen, und wir bleiben gezwungenermaßen auf Distanz. Sensible und tiefschürfende Charakterzeichnungen scheinen ohnehin nicht des Autors grosse Stärke zu sein. Er bleibt konsequent sachlich und nüchtern, manchmal auch etwas spröde. Mehr Wert als auf psychologische Feinheiten legt er auf die sprachlichen. In Suters Büchern werden Uhren nicht vom Nachttischchen genommen, sondern „geangelt“, und Magensäure schiesst „wie ein Lavastrom“ aus dem Magen, die Speiseröhre versengend. Damit die Geschichte nicht zu dünn gerät, macht uns Suter regelmässig detailgetreu mit den örtlichen Gegebenheiten bekannt: „Im Hinterhof roch es nach Essen. Auf vielen Balkons hing Wäsche, auf allen waren Satellitenschüsseln montiert.“ Als Suter seiner Leserschaft (unnötigerweise) veranschaulichen will, wie sich die Lage für den jungen Helden unheilvoll zuspitzt, baut er eine lächerliche Geschichte aus dessen Kindheit ein, in welcher er mit seinem Freund jeweils stundenlang auf einem Schienenstrang Spielzeuglokomotiven aufeinander zurasen liess. Peinlich! Und wie endet die leidige Geschichte? Als David sich entschlossen hat, seinen Peiniger vom Balkon zu werfen, stürzt dieser just selber von der Brüstung und stirbt bald darauf im Spital, natürlich nicht ohne das obligate Geständnis am Totenbett. Ein Happyend verwehrt uns Suter, indem er des Helden Geliebte auf der letzten Seite des Buches in die Arme eines attraktiven und strahlenden Medizinstudenten fallen lässt…. Wer Martin Suters Kolumnen regelmässig liest, braucht nicht an dessen literarischen Fähigkeiten zu zweifeln. Suter ist als ehemaliger Werbetexter, als Schriftsteller, wie auch als Drehbuchautor ein ebenso kreativer wie vielseitiger Künstler, und wohl eben deshalb kann diese wässerige, zwischen Insiderstory und Beziehungsdrama unentschlossen pendelnde Softnovelle einfach nur enttäuschen. Es könnte sich glatt um die Abschlussarbeit eines dreiwöchigen Schreibseminars für Hobbyautoren handeln, wenn sie nicht satte 350 Seiten breit wäre! Und wenn sich Suter am Schluss bei seiner Lektorin für das Bewahren „vor vielen kleinen Fehlern“ bedankt, so wünschten wir uns, die Dame hätte ihre Arbeit noch etwas gründlicher erledigt! Lieber Martin Suter, ich freue mich trotz dieser Enttäuschung auf eine weitere Geschichte, aber es eilt nicht! Lassen Sie sich Zeit, der Buchmarkt gibt genug her.

Er hat immerhin „Ein perfekter Freund“ geschrieben und damit durchaus bemerkenswerte Belletristik geschaffen!

weitere Rezensionen von André Kesper


Ich betone, jenes Buch mit grossem Vergnügen gelesen zu haben und möchte deshalb meine einleitende Aussage ohne jeden ironischen Unterton verstanden wissen! Dem „perfekten Freund“ lag eine faszinierende Idee zu Grunde, die nicht nur überraschte, sondern mich als Leser zunehmend in ihren Bann zog! Bis zur letzen Seite rätselte ich mit der Hauptfigur mit und war am Ende quasi mit ihr zusammen perplex. Es war eine im positiven Sinn anstrengende, mindestens aber anspruchsvolle Geschichte.

Heute habe ich über ein neues Werk des gleichen Autors zu berichten, und ich weine dem alten dabei nicht von ungefähr ein paar Tränen nach!

Martin Suters „Lila, Lila“ ist um Niveaustufen tiefer anzusiedeln als der erwähnte, letzte Roman. Unglaubwürdig kommt die Geschichte daher, zusammengesetzt aus einer äusserst unspektakulären Liebesaffäre und einer Reihe ungeschickt konstruierter Unmöglichkeiten.

Schauplatz für die zweifelhafte Mär ist das literarische Milieu, das dem interessierten Leser dann und wann einen einigermassen interessanten Einblick in eine ziemlich fragwürdige Gesellschaft zu geben vermag.

Ein junger Mann findet in der Schublade eines gekauften Nachttischchens das Manuskript eines verstorbenen Mannes, welches sich unter dem prüfenden Blick einer altgedienten Verlagsredaktorin als zukünftiger Bestseller ankündigt. Und siehe da: Der Roman wird zum grossen Renner, und der Protagonist kann sich mit fremden Federn schmücken. Unverdient erhält er grosse Publizität, und verliert allmählich die Kontrolle über die folgenden Ereignisse. Aus Angst, die geliebte Frau zu verlieren, kann sich der vermeintliche Schriftsteller nicht dazu durchdringen, sein Umfeld über den Irrtum aufzuklären, obwohl die Katastrophe unweigerlich naht. In diese einfache Geschichte mischt sich ein greiser Obdachloser, der sich als der wahre Urheber des Manuskripts ausgibt und sich zunächst äusserst gefrässig ins geschäftliche, allmählich aber auch ins private Leben des jungen David drängt.

Zu Beginn des Romans macht uns Suter mit einer Reihe interessanter Figuren bekannt. Doch nachdem wir uns mit der Künstlerszene im In-Lokal angefreundet haben, verliert diese plötzlich jede weitere Bedeutung. Befremdend und schade, dass wir im Verlauf der Geschichte nicht mehr an diesen Ort zurückkehren dürfen, und dass keine der ausführlich vorgestellten Personen in der Hauptgeschichte mehr vorkommt.

David und seine Freundin Marie bleiben dagegen in der ganzen Handlung seltsam unnahbar. Suter bringt es nicht fertig, uns richtig vertraut mit ihnen zu machen, und wir bleiben gezwungenermaßen auf Distanz. Sensible und tiefschürfende Charakterzeichnungen scheinen ohnehin nicht des Autors grosse Stärke zu sein. Er bleibt konsequent sachlich und nüchtern, manchmal auch etwas spröde.

Mehr Wert als auf psychologische Feinheiten legt er auf die sprachlichen. In Suters Büchern werden Uhren nicht vom Nachttischchen genommen, sondern „geangelt“, und Magensäure schiesst „wie ein Lavastrom“ aus dem Magen, die Speiseröhre versengend.

Damit die Geschichte nicht zu dünn gerät, macht uns Suter regelmässig detailgetreu mit den örtlichen Gegebenheiten bekannt: „Im Hinterhof roch es nach Essen. Auf vielen Balkons hing Wäsche, auf allen waren Satellitenschüsseln montiert.“

Als Suter seiner Leserschaft (unnötigerweise) veranschaulichen will, wie sich die Lage für den jungen Helden unheilvoll zuspitzt, baut er eine lächerliche Geschichte aus dessen Kindheit ein, in welcher er mit seinem Freund jeweils stundenlang auf einem Schienenstrang Spielzeuglokomotiven aufeinander zurasen liess. Peinlich!

Und wie endet die leidige Geschichte? Als David sich entschlossen hat, seinen Peiniger vom Balkon zu werfen, stürzt dieser just selber von der Brüstung und stirbt bald darauf im Spital, natürlich nicht ohne das obligate Geständnis am Totenbett.

Ein Happyend verwehrt uns Suter, indem er des Helden Geliebte auf der letzten Seite des Buches in die Arme eines attraktiven und strahlenden Medizinstudenten fallen lässt….

Wer Martin Suters Kolumnen regelmässig liest, braucht nicht an dessen literarischen Fähigkeiten zu zweifeln. Suter ist als ehemaliger Werbetexter, als Schriftsteller, wie auch als Drehbuchautor ein ebenso kreativer wie vielseitiger Künstler, und wohl eben deshalb kann diese wässerige, zwischen Insiderstory und Beziehungsdrama unentschlossen pendelnde Softnovelle einfach nur enttäuschen. Es könnte sich glatt um die Abschlussarbeit eines dreiwöchigen Schreibseminars für Hobbyautoren handeln, wenn sie nicht satte 350 Seiten breit wäre! Und wenn sich Suter am Schluss bei seiner Lektorin für das Bewahren „vor vielen kleinen Fehlern“ bedankt, so wünschten wir uns, die Dame hätte ihre Arbeit noch etwas gründlicher erledigt!

Lieber Martin Suter, ich freue mich trotz dieser Enttäuschung auf eine weitere Geschichte, aber es eilt nicht! Lassen Sie sich Zeit, der Buchmarkt gibt genug her.

geschrieben am 22.04.2004 | 702 Wörter | 4298 Zeichen

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