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Bigfoot


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Rezension von

Frank Drehmel

Bigfoot 1974 muss der kleine William „Billy“ Fuller mit ansehen, wie auf einem Urlaubstrip in den Blackwood Mountain Nationalpark ein affenähnliches Wesen seine beiden Eltern niedermetzelt. Dreißig Jahre später wird Billy durch einen kleinen Zeitungsbericht über verschwundene Personen daran erinnert, dass er sich seiner Vergangenheit zu stellen hat, soll seine Seele Frieden finden. Den Kofferraum seines alten Autos voller Waffen macht er sich auf in den Nationalpark, um das Wesen, das weiterhin munter vor sich hin mordet, zu jagen und zu töten. Da den dortigen Deputys der waffenstarrende Mann nicht geheuer ist, landet Billy zunächst im Gefängnis. Dort gelingt es ihm, Sheriff Hicks – jenen Mann der vor 30 Jahren dazu beitrug, die Spuren des Mordes an Billys Eltern zu verwischen – durch einen Appell an dessen Gewissen zur Teilnahme an der Jagd zu bewegen. So machen sich die beiden ungleichen Männer auf die Jagd nach dem Menschenfresser. Nun denn! Drei Koryphäen ... oder nein .. nennen wir sie lieber drei Stars (ein „Super“ mag man sich dazu denken ... oder auch nicht) des trashigen Horrors haben sich zusammen getan, um einem alten amerikanischen Mythos, dem Bigfoot, ein buntes Bilder-Leben einzuhauchen: Steve Niles, der als Autor von „30 Days of Night“ und „Freaks of the Heartland“ (als deutsche Ausgabe bei Cross Cult erschienen) für Aufsehen sorgte, Rob Zombie, der vielbeschäftigte Künstler, dessen Name Programm ist, sowie der in die Jahre gekommene Richard Corben, der Russ Meyer der neunten Kunst. Das Ergebnis der Zusammenarbeit der zwei nicht mehr ganz jungen und sicher nicht ganz wilden Autoren mit dem Grand Senieur der großen Brüste und langen primären männlichen Geschlechtsteile lässt sich – wertfrei betrachtet - zwar sehen (von Individuen mit funktionierenden Augen), erfreuen wird die Abarbeitung einer ollen Kamelle jedoch nur konservative Trashaholics, die in der Aneinandereihung von Klischees bzw. Stereotypen einen Wert an sich zu erkennen vermögen. Niles und Zombies Story bietet dem horroraffinen Genrefan nichts, was er nicht schon in unzähligen Slasher-Filmen, Teeny-Horror-Soaps, Mystery-Serien, einschlägigen Comics und Romanen 100-fach gesehen oder gelesen hätte. Der Grundplot der vorhersehbaren, linearen, vollkommen unglaubwürdigen - ein großer Menschen fressender Affe, metzelt in einem County Touristen und Einheimische voller Elan nieder, verschafft sich nach getaner Arbeit in triumphierendem Gebrüll und Brustgetrommel Erleichterung, lufttrocknet Teile der toten Leute in einer Speisekammer und keiner der Eingeborenen scheint sich daran zu stören - Geschichte bietet weder eine einzige innovative Idee, noch stellt er eine neue, originelle Interpretation des Bigfoot-Mythos dar. Statt knackiger Frische gibt es Tütensuppe aus Genre-Versatzstücken, die so verstaubt und simpel daherkommt, dass man sich fragt, weshalb zwei Autoren damit beschäftigt gewesen sein sollen, wenn diese Story doch auch einer während der Wartezeit vor einer roten Ampel hätte schreiben können. Dass so gut wie keine bedrückende, unheimliche Atmosphäre aufkommen will, liegt nicht nur an der erzählerischen Inkonti... kompetenz der Autoren, sondern auch am Artwork Corbens. Es ist in der Tat ein Faszinosum: der Mann ist mit seinem unverwechselbaren grafischen Stil seit Jahrzehnten eine feste Größe in der französischen und amerikanischen Comicindustrie, sein thematischer Schwerpunkt liegt schon lange im Bereich der Fantasy sowie des pulpigen Horrors und dennoch gelingt es ihm nur selten – und dann auch eher zufällig - so etwas wie Grauen in seinen Zeichnungen zu transportieren, da seine Figuren trotz aller visuellen Voluminosität auf Grund der fitzeligen, buchhalterisch wirkenden Schraffuren und ihrer Proportionen – den übergroßen Köpfen, den länglichen Gesichtern, der extrovertierten Mimik und den teilweise unbeholfenen Posen - durchweg eine satirische Unernsthaftigkeit ausstrahlen, welche die eigentlichen Bildaussagen stets konterkarriert. Damit man mich nicht falsch versteht: ich liebe Corbens Stil; ich finde ihn interessant und amüsant, manchmal sogar düster; nur furchteinflößend sind seine Zeichnungen nicht. (Warum sagt das keiner dem alten Mann?) Die hervorragende Ausstattung des Hardcoverbandes wird durch ein Kurzinterview Corbens sowie ein 7-seitiges Essay Christian Endres über den Mythos „Bigfoot“ komplettiert, das spannender ist als die Comicgeschichte selbst. Fazit: Anspruchsreduzierte Pulp- und Trash-Fans kommen auf ihre Kosten. Leser mit gediegeneren Vorstellungen davon, was ein gutes Comic auszeichnet, werden angesichts der ausgelutschten, trivialen Story dicke Backen machen.

1974 muss der kleine William „Billy“ Fuller mit ansehen, wie auf einem Urlaubstrip in den Blackwood Mountain Nationalpark ein affenähnliches Wesen seine beiden Eltern niedermetzelt. Dreißig Jahre später wird Billy durch einen kleinen Zeitungsbericht über verschwundene Personen daran erinnert, dass er sich seiner Vergangenheit zu stellen hat, soll seine Seele Frieden finden.

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Den Kofferraum seines alten Autos voller Waffen macht er sich auf in den Nationalpark, um das Wesen, das weiterhin munter vor sich hin mordet, zu jagen und zu töten. Da den dortigen Deputys der waffenstarrende Mann nicht geheuer ist, landet Billy zunächst im Gefängnis. Dort gelingt es ihm, Sheriff Hicks – jenen Mann der vor 30 Jahren dazu beitrug, die Spuren des Mordes an Billys Eltern zu verwischen – durch einen Appell an dessen Gewissen zur Teilnahme an der Jagd zu bewegen. So machen sich die beiden ungleichen Männer auf die Jagd nach dem Menschenfresser.

Nun denn! Drei Koryphäen ... oder nein .. nennen wir sie lieber drei Stars (ein „Super“ mag man sich dazu denken ... oder auch nicht) des trashigen Horrors haben sich zusammen getan, um einem alten amerikanischen Mythos, dem Bigfoot, ein buntes Bilder-Leben einzuhauchen: Steve Niles, der als Autor von „30 Days of Night“ und „Freaks of the Heartland“ (als deutsche Ausgabe bei Cross Cult erschienen) für Aufsehen sorgte, Rob Zombie, der vielbeschäftigte Künstler, dessen Name Programm ist, sowie der in die Jahre gekommene Richard Corben, der Russ Meyer der neunten Kunst.

Das Ergebnis der Zusammenarbeit der zwei nicht mehr ganz jungen und sicher nicht ganz wilden Autoren mit dem Grand Senieur der großen Brüste und langen primären männlichen Geschlechtsteile lässt sich – wertfrei betrachtet - zwar sehen (von Individuen mit funktionierenden Augen), erfreuen wird die Abarbeitung einer ollen Kamelle jedoch nur konservative Trashaholics, die in der Aneinandereihung von Klischees bzw. Stereotypen einen Wert an sich zu erkennen vermögen.

Niles und Zombies Story bietet dem horroraffinen Genrefan nichts, was er nicht schon in unzähligen Slasher-Filmen, Teeny-Horror-Soaps, Mystery-Serien, einschlägigen Comics und Romanen 100-fach gesehen oder gelesen hätte. Der Grundplot der vorhersehbaren, linearen, vollkommen unglaubwürdigen - ein großer Menschen fressender Affe, metzelt in einem County Touristen und Einheimische voller Elan nieder, verschafft sich nach getaner Arbeit in triumphierendem Gebrüll und Brustgetrommel Erleichterung, lufttrocknet Teile der toten Leute in einer Speisekammer und keiner der Eingeborenen scheint sich daran zu stören - Geschichte bietet weder eine einzige innovative Idee, noch stellt er eine neue, originelle Interpretation des Bigfoot-Mythos dar. Statt knackiger Frische gibt es Tütensuppe aus Genre-Versatzstücken, die so verstaubt und simpel daherkommt, dass man sich fragt, weshalb zwei Autoren damit beschäftigt gewesen sein sollen, wenn diese Story doch auch einer während der Wartezeit vor einer roten Ampel hätte schreiben können.

Dass so gut wie keine bedrückende, unheimliche Atmosphäre aufkommen will, liegt nicht nur an der erzählerischen Inkonti... kompetenz der Autoren, sondern auch am Artwork Corbens. Es ist in der Tat ein Faszinosum: der Mann ist mit seinem unverwechselbaren grafischen Stil seit Jahrzehnten eine feste Größe in der französischen und amerikanischen Comicindustrie, sein thematischer Schwerpunkt liegt schon lange im Bereich der Fantasy sowie des pulpigen Horrors und dennoch gelingt es ihm nur selten – und dann auch eher zufällig - so etwas wie Grauen in seinen Zeichnungen zu transportieren, da seine Figuren trotz aller visuellen Voluminosität auf Grund der fitzeligen, buchhalterisch wirkenden Schraffuren und ihrer Proportionen – den übergroßen Köpfen, den länglichen Gesichtern, der extrovertierten Mimik und den teilweise unbeholfenen Posen - durchweg eine satirische Unernsthaftigkeit ausstrahlen, welche die eigentlichen Bildaussagen stets konterkarriert.

Damit man mich nicht falsch versteht: ich liebe Corbens Stil; ich finde ihn interessant und amüsant, manchmal sogar düster; nur furchteinflößend sind seine Zeichnungen nicht. (Warum sagt das keiner dem alten Mann?)

Die hervorragende Ausstattung des Hardcoverbandes wird durch ein Kurzinterview Corbens sowie ein 7-seitiges Essay Christian Endres über den Mythos „Bigfoot“ komplettiert, das spannender ist als die Comicgeschichte selbst.

Fazit: Anspruchsreduzierte Pulp- und Trash-Fans kommen auf ihre Kosten. Leser mit gediegeneren Vorstellungen davon, was ein gutes Comic auszeichnet, werden angesichts der ausgelutschten, trivialen Story dicke Backen machen.

geschrieben am 04.03.2009 | 655 Wörter | 4056 Zeichen

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