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Einsam lehnen am Bekannten: Kurze Prosa


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  • 7138 Aufrufe

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Rezension von

Daniel Bigalke

Einsam lehnen am Bekannten: Kurze Prosa Aggression, Selbstbehauptung, Überleben, Bedrohung, Sorge, Sehnen – den Alltag des Menschen bestimmen viele Gefühle, aber auch Ziele und emotionelle Grundeinstellungen. Der Mensch steht zwischen physischem und psychischem Erleben und versucht darin zu überleben. Er muss sein Gleichgewicht aufrechterhalten, wenn er funktionieren will. Er braucht Objekte der Verehrung, Werte, Ideale, Ahnen, Großväter und auch – Fußball. Von der Angst will er frei sein. Das beste Mittel dazu ist manchmal, aggressiv zu sein. Das Gefühl der Angst schwindet ibei aktiver Agresion. Es sind dies allgemeine Merkmale menschlichen Seins, die sich im Alltag oftmals beim Gegenüber zeigen und beobachtbar werden. Sie bilden Muster des Verhaltens, die zu beobachten eine optimale Aufgabe für den Schriftsteller ist. Die Autorin des vorliegenden Bandes ist eine solche Schriftstellerin. Sie ist bekannt im Theater und hat nunmehr ihre Rolle als Prosaautorin, und zwar mittels des Beschreibens des Alltags in Berlin, angenommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die schrägen, schönen, klugen Texte über die Schieflagen des Lebens, des Alltags, der Gegenwart, des Kunstschaffens und des Nichtstuns, die Beschreibung von Mitmenschen, der Versuch, sie zu durchschauen sowie die Sicht auf deren Leidenschaften – wie der Fußball – finden in diesem Buch auf originäre Weise ihre schriftstellerische Artikulation. Die Autorin definiert z.B. Kampftrinken neu und erwägt Kinderreichtum als alternative Lebensform. Sie liest Schnitzler im Cafe, predigt in Kneipen, sucht die Ruhe, wird beinahe überfahren („Wie ich einmal nicht überfahren worden bin“) und bemüht sich, den Ansprüchen an eine große Dichterin gerecht zu werden („Zunixkommen“). Felicia Zellers schwäbisch-berlinisch-phantastisch-analysierender Stil ist voller überraschender, witziger, erkenntnisreicher Wendungen, so etwa die Wiedergabe eines Gesprächs zwischen Berlinern: „Man muß es halt einfach mal machen. Ja wir haben auch gesagt, daß wir es mal machen. Man muß sich halt einfach mal die Zeit dazu nehmen. Sollte man auch mal machen. Ja. Sollte man.“ So stellt Zeller die typischen Ambitionen, Leiden und Sehnsüchte des normalen Menschen heraus. Zellers Texte gehen gegen den Strom. Sie sind so, als seien sie geradeaus gesprochen – gleichsam als hätte sie das futuristische Manifest für eine neue Prosa sich zueigen gemacht, wendet sie sich vom Duden-Deutsch ab, frönt ihrer eigenen Kunstsprache und ist damit eine Autorin eigenen Stils.Sier stellt Szenen dar, in denen viel getrunken und geraucht wird, Neukölln entdeckt wird und so manche Pointe sich am Ende der Beiträge eröffnet. – Deutsche Prosa der besonderen Art!

Aggression, Selbstbehauptung, Überleben, Bedrohung, Sorge, Sehnen – den Alltag des Menschen bestimmen viele Gefühle, aber auch Ziele und emotionelle Grundeinstellungen. Der Mensch steht zwischen physischem und psychischem Erleben und versucht darin zu überleben. Er muss sein Gleichgewicht aufrechterhalten, wenn er funktionieren will. Er braucht Objekte der Verehrung, Werte, Ideale, Ahnen, Großväter und auch – Fußball. Von der Angst will er frei sein. Das beste Mittel dazu ist manchmal, aggressiv zu sein. Das Gefühl der Angst schwindet ibei aktiver Agresion. Es sind dies allgemeine Merkmale menschlichen Seins, die sich im Alltag oftmals beim Gegenüber zeigen und beobachtbar werden. Sie bilden Muster des Verhaltens, die zu beobachten eine optimale Aufgabe für den Schriftsteller ist.

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Die Autorin des vorliegenden Bandes ist eine solche Schriftstellerin. Sie ist bekannt im Theater und hat nunmehr ihre Rolle als Prosaautorin, und zwar mittels des Beschreibens des Alltags in Berlin, angenommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die schrägen, schönen, klugen Texte über die Schieflagen des Lebens, des Alltags, der Gegenwart, des Kunstschaffens und des Nichtstuns, die Beschreibung von Mitmenschen, der Versuch, sie zu durchschauen sowie die Sicht auf deren Leidenschaften – wie der Fußball – finden in diesem Buch auf originäre Weise ihre schriftstellerische Artikulation. Die Autorin definiert z.B. Kampftrinken neu und erwägt Kinderreichtum als alternative Lebensform.

Sie liest Schnitzler im Cafe, predigt in Kneipen, sucht die Ruhe, wird beinahe überfahren („Wie ich einmal nicht überfahren worden bin“) und bemüht sich, den Ansprüchen an eine große Dichterin gerecht zu werden („Zunixkommen“). Felicia Zellers schwäbisch-berlinisch-phantastisch-analysierender Stil ist voller überraschender, witziger, erkenntnisreicher Wendungen, so etwa die Wiedergabe eines Gesprächs zwischen Berlinern:

„Man muß es halt einfach mal machen. Ja wir haben auch gesagt, daß wir es mal machen. Man muß sich halt einfach mal die Zeit dazu nehmen. Sollte man auch mal machen. Ja. Sollte man.“

So stellt Zeller die typischen Ambitionen, Leiden und Sehnsüchte des normalen Menschen heraus. Zellers Texte gehen gegen den Strom. Sie sind so, als seien sie geradeaus gesprochen – gleichsam als hätte sie das futuristische Manifest für eine neue Prosa sich zueigen gemacht, wendet sie sich vom Duden-Deutsch ab, frönt ihrer eigenen Kunstsprache und ist damit eine Autorin eigenen Stils.Sier stellt Szenen dar, in denen viel getrunken und geraucht wird, Neukölln entdeckt wird und so manche Pointe sich am Ende der Beiträge eröffnet. – Deutsche Prosa der besonderen Art!

geschrieben am 15.03.2009 | 385 Wörter | 2276 Zeichen

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