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LSD - mein Sorgenkind


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Rezension von

Matthias Pierre Lubinsky

LSD - mein Sorgenkind Umso mehr die Menschen sich auf sich selbst einlassen, desto weniger wird ihr Leben durch ‚Zufälle‘ bestimmt. Albert Hofmann, der im April 2008 mit 102 Jahren verstarb, ist exakt genauso alt geworden, wie sein Freund Ernst Jünger. Beide führten zusammen verschiedene Sitzungen durch, in denen sie die Wirkung verschiedener Rauschmittel testeten. Der Mitarbeiter des schweizerischen Chemiekonzerns Sandoz forschte 1938 nach einer Substanz, die den Kreislauf stimuliert. Hofmann synthetisierte aus Mutterkorn, einem Getreidepilz, das Lysergsäurediethylamid. Im Tierversuch enttäuschte das LSD. Hofmann und Sandoz verloren das Interesse und suchten in anderen Richtungen. Erst fünf Jahre später, am 16. April 1943 wiederholte Hofmann die Synthese von LSD. Dabei stieß er auf die erstaunliche, halluzinogene Wirkung der Substanz. - Hofmann muss wohl mit dem LSD in Berührung gekommen sein. Die Wirkung animierte ihn zu einem anschließenden Selbstversuch, um der Wirkung der Droge auf den Grund zu gehen. »Schwindel und Ohnmachtsgefühl wurden zeitweise so stark, daß ich mich nicht mehr aufrechthalten konnte und mich auf ein Sofa hinlegen mußte«, berichtet der Chemiker in seinem nun neu veröffentlichten Buch: LSD – mein Sorgenkind. »Meine Umgebung hatte sich nun in beängstigender Weise verwandelt. Alles im Raum drehte sich, und die vertrauten Gegenstände und Möbelstücke nahmen groteske, bedrohliche Formen an.« Hofmann erkannte seine vertraute Nachbarsfrau nicht mehr wieder: »Das war nicht mehr Frau R., sondern eine bösartige, heimtückische Hexe mit einer farbigen Fratze.« Schlimmer jedoch als alle Veränderungen im Äußeren, nahm der Schweizer die Veränderungen seiner Psyche war: »Alle Anstrengungen meines Willens, den Zerfall der äußeren Welt und die Auflösung meines Ich aufzuhalten, schienen vergeblich. Ein Dämon war in mich eingedrungen und hatte von meinem Körper, von meinen Sinnen und von meiner Seele Besitz ergriffen. Ich sprang auf und schrie, um mich von ihm zu befreien, sank dann aber wieder machtlos auf das Sofa. Die Substanz, mit der ich hatte experimentieren wollen, hatte mich besiegt. Sie war der Dämon, der höhnisch über meinen Willen triumphierte.« Das zuerst 1979 veröffentlichte Buch ist sowohl Erfahrungsbericht, wie auch eine Art von Forscher-Tagebuch. Hofmann beendet die Mär vom reinen Zufall, das LSD entdeckt zu haben. Er beschreibt, wie Sandoz ihn gezielt auf die Suche schickte. – Auch wenn das Entdecken der berauschenden und sinn-erweiternden Wirkungen dann ungeplant geschah. Hofmann sieht sich an mehreren Stellen des Buches veranlasst, vor einem leichtfertigen Umgang mit LSD zu warnen. So will er das Werk keinesfalls verstanden wissen als Aufforderung zum Drogenkonsum - wovon schon der Titel zeugt. Dennoch vermag das Buch, die Wirkungen verschiedener Rauschmittel ohne Verklärung zu beschreiben. 1962 nimmt Hofmann zusammen mit Ernst Jünger in dessen Wilflinger Oberförsterei Psilocybin ein, um den Unterschied zu LSD am eigenen Leib zu erfahren. Vorausgegangen waren dem ‚Psilocybinsymposion‘ umfangreiche wissenschaftliche und literarische Lektüren. »Je tiefer ich in den Rausch versank, desto fremdartiger wurde alles. Ich selbst wurde mir fremd. Unheimlich, kalt, sinnlos, menschenleer waren die in einem toten Licht daliegenden Stätten, die ich durchschritt, wenn ich die Augen schloß. Sinnentleert, gespenstisch erschien mir auch die Umgebung, wenn ich die Augen öffnete und versuchte, mich an die äußere Welt zu klammern. Die völlige Leere drohte mich ins absolute Nichts hinabzuziehen.« So kann es nicht verwundern, wie Albert Hofmanns noch heute erstaunliches Buch endet: Mit einem Aufruf, der Mensch möge in Einklang mit der Natur leben und nicht gegen sie. Heutige Umweltschutz-Maßnahmen blieben an der Oberfläche, weil es ihnen an der tieferen Einsicht mangele. »Heilung würde heißen: existentielles Erleben einer das Ich einschließenden tieferen Wirklichkeit.«

Umso mehr die Menschen sich auf sich selbst einlassen, desto weniger wird ihr Leben durch ‚Zufälle‘ bestimmt. Albert Hofmann, der im April 2008 mit 102 Jahren verstarb, ist exakt genauso alt geworden, wie sein Freund Ernst Jünger. Beide führten zusammen verschiedene Sitzungen durch, in denen sie die Wirkung verschiedener Rauschmittel testeten.

weitere Rezensionen von Matthias Pierre Lubinsky


Der Mitarbeiter des schweizerischen Chemiekonzerns Sandoz forschte 1938 nach einer Substanz, die den Kreislauf stimuliert. Hofmann synthetisierte aus Mutterkorn, einem Getreidepilz, das Lysergsäurediethylamid. Im Tierversuch enttäuschte das LSD. Hofmann und Sandoz verloren das Interesse und suchten in anderen Richtungen.

Erst fünf Jahre später, am 16. April 1943 wiederholte Hofmann die Synthese von LSD. Dabei stieß er auf die erstaunliche, halluzinogene Wirkung der Substanz. - Hofmann muss wohl mit dem LSD in Berührung gekommen sein. Die Wirkung animierte ihn zu einem anschließenden Selbstversuch, um der Wirkung der Droge auf den Grund zu gehen. »Schwindel und Ohnmachtsgefühl wurden zeitweise so stark, daß ich mich nicht mehr aufrechthalten konnte und mich auf ein Sofa hinlegen mußte«, berichtet der Chemiker in seinem nun neu veröffentlichten Buch: LSD – mein Sorgenkind. »Meine Umgebung hatte sich nun in beängstigender Weise verwandelt. Alles im Raum drehte sich, und die vertrauten Gegenstände und Möbelstücke nahmen groteske, bedrohliche Formen an.« Hofmann erkannte seine vertraute Nachbarsfrau nicht mehr wieder: »Das war nicht mehr Frau R., sondern eine bösartige, heimtückische Hexe mit einer farbigen Fratze.«

Schlimmer jedoch als alle Veränderungen im Äußeren, nahm der Schweizer die Veränderungen seiner Psyche war: »Alle Anstrengungen meines Willens, den Zerfall der äußeren Welt und die Auflösung meines Ich aufzuhalten, schienen vergeblich. Ein Dämon war in mich eingedrungen und hatte von meinem Körper, von meinen Sinnen und von meiner Seele Besitz ergriffen. Ich sprang auf und schrie, um mich von ihm zu befreien, sank dann aber wieder machtlos auf das Sofa. Die Substanz, mit der ich hatte experimentieren wollen, hatte mich besiegt. Sie war der Dämon, der höhnisch über meinen Willen triumphierte.«

Das zuerst 1979 veröffentlichte Buch ist sowohl Erfahrungsbericht, wie auch eine Art von Forscher-Tagebuch. Hofmann beendet die Mär vom reinen Zufall, das LSD entdeckt zu haben. Er beschreibt, wie Sandoz ihn gezielt auf die Suche schickte. – Auch wenn das Entdecken der berauschenden und sinn-erweiternden Wirkungen dann ungeplant geschah.

Hofmann sieht sich an mehreren Stellen des Buches veranlasst, vor einem leichtfertigen Umgang mit LSD zu warnen. So will er das Werk keinesfalls verstanden wissen als Aufforderung zum Drogenkonsum - wovon schon der Titel zeugt.

Dennoch vermag das Buch, die Wirkungen verschiedener Rauschmittel ohne Verklärung zu beschreiben. 1962 nimmt Hofmann zusammen mit Ernst Jünger in dessen Wilflinger Oberförsterei Psilocybin ein, um den Unterschied zu LSD am eigenen Leib zu erfahren. Vorausgegangen waren dem ‚Psilocybinsymposion‘ umfangreiche wissenschaftliche und literarische Lektüren. »Je tiefer ich in den Rausch versank, desto fremdartiger wurde alles. Ich selbst wurde mir fremd. Unheimlich, kalt, sinnlos, menschenleer waren die in einem toten Licht daliegenden Stätten, die ich durchschritt, wenn ich die Augen schloß. Sinnentleert, gespenstisch erschien mir auch die Umgebung, wenn ich die Augen öffnete und versuchte, mich an die äußere Welt zu klammern. Die völlige Leere drohte mich ins absolute Nichts hinabzuziehen.«

So kann es nicht verwundern, wie Albert Hofmanns noch heute erstaunliches Buch endet: Mit einem Aufruf, der Mensch möge in Einklang mit der Natur leben und nicht gegen sie. Heutige Umweltschutz-Maßnahmen blieben an der Oberfläche, weil es ihnen an der tieferen Einsicht mangele. »Heilung würde heißen: existentielles Erleben einer das Ich einschließenden tieferen Wirklichkeit.«

geschrieben am 29.09.2010 | 563 Wörter | 3356 Zeichen

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